Lars Ricken

deutscher Fußballspieler

Lars Ricken (* 10. Juli 1976 in Dortmund) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler.

Lars Ricken
Lars Ricken (2006)
Personalia
Geburtstag 10. Juli 1976
Geburtsort DortmundDeutschland
Größe 178 cm
Position Mittelfeld, Sturm
Junioren
Jahre Station
1982–1986 TuS Eving-Lindenhorst
1986–1990 TSC Eintracht Dortmund
1990–1993 Borussia Dortmund
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1993–2007 Borussia Dortmund 301 (49)
1993–2009 Borussia Dortmund II 51 (14)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1990–1991 Deutschland U15 9 0(3)
1991–1992 Deutschland U16 13 0(5)
1992–1993 Deutschland U17 3 0(2)
1993–1994 Deutschland U18 9 0(5)
1994–1995 Deutschland U19 1 0(0)
1995–1998 Deutschland U21 17 0(8)
2000–2001 Deutschland A2 2 0(1)
1997–2002 Deutschland 16 0(1)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Er spielte von 1993 bis 2007 als Profi bei Borussia Dortmund, erzielte in 301 Bundesligaspielen für den Verein 49 Tore[1] und gab 28 Vorlagen. Ricken gewann drei deutsche Meisterschaften, die Champions League und den Fußball-Weltpokal 1997. 2002 wurde er Vize-Weltmeister. Er lief 16-mal für die deutsche Fußballnationalmannschaft auf[2] und erzielte dort am 13. Februar 2002 in Kaiserslautern im Freundschaftsspiel gegen Israel sein einziges Tor zum 7:1-Endstand.[3] Anfang 2009 beendete der ehemalige Offensivspieler nach knapp 16 Jahren seine aktive Karriere bei Borussia Dortmund. Zuletzt spielte er bei Borussias Amateuren in der Regionalliga West.[4]

Seit Juni 2014 war er Dortmunder Nachwuchskoordinator beim BVB, für den er anschließend zum 1. Januar 2021 die Leitung des vereinseigenen Nachwuchsleistungszentrums übernahm. Ab 1. Mai 2024 ist er Geschäftsführer Sport und somit Nachfolger von Hans-Joachim Watzke.[5]

Karriere Bearbeiten

Lars Ricken begann das Fußballspielen als Sechsjähriger beim TuS Eving-Lindenhorst, mit dem er dreimal hintereinander Sonderklassenmeister wurde.[6] Über den TSC Eintracht Dortmund kam er 1990 zu Borussia Dortmund. 1992 wurde er mit der deutschen U16-Auswahl auf Zypern Europameister.[7]

Unter Ottmar Hitzfeld rückte er zur Saison 1993/94 mit 17 Jahren in den Profikader auf. Nachdem er in der Hinrunde diverse Male ohne Einsatz zum Spieltagskader gezählt und Spielpraxis in der zweiten Mannschaft in der drittklassigen Oberliga Westfalen gesammelt hatte, debütierte er am 8. März 1994 als Einwechselspieler in der Bundesliga. Sein erster Bundesligatreffer gelang ihm drei Tage später bei seinem ersten Startelfeinsatz. Bis zum 26. November 2005, als der ebenfalls beim BVB spielende Mittelfeldspieler Nuri Şahin seinen ersten Bundesliga-Treffer erzielte, war Ricken der jüngste Torschütze in der Geschichte der Bundesliga.[8] Parallel zu seiner Profikarriere bei Borussia Dortmund schloss er außerdem das Gymnasium mit der Note 2,4 ab, leistete seinen Wehrdienst ab[9] und studierte anschließend Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität in Hagen.[10]

Ricken erzielte zu Beginn seiner Karriere mehrere wichtige Tore. Am 6. Dezember 1994 markierte er im Achtelfinal-Rückspiel des UEFA-Pokals 1994/95 gegen Deportivo La Coruña in der 118. Minute den Treffer zum entscheidenden 3:1. In der Champions-League-Saison 1996/97 erzielte er im Rückspiel des Viertel- bzw. Halbfinales gegen AJ Auxerre bzw. Manchester United jeweils den 1:0-Siegtreffer.[11] Im Finale am 28. Mai 1997 im Münchner Olympiastadion gegen Juventus Turin überwand er rund zehn Sekunden nach seiner Einwechslung in der 71. Minute mit seinem ersten Ballkontakt den weit vor dem Tor stehenden Turiner Torwart Angelo Peruzzi mit einer Bogenlampe aus 25 Metern zum spielentscheidenden 3:1.[12] Der Treffer war 1997 Tor des Jahres und wurde anlässlich der 100-Jahr-Feier von Borussia Dortmund von den Vereinsfans am 19. Dezember 2009 zum „BVB-Tor des Jahrhunderts“ gewählt.[13]

In den folgenden Jahren konnte Ricken jedoch nicht mehr an seine frühen Erfolge anknüpfen.[13] Auch in der Nationalmannschaft konnte er sich nicht durchsetzen. In der Hinrunde der Saison 2004/05 war er beim BVB sogar zeitweilig aussortiert, er wurde jedoch in der Rückrunde wieder Stammspieler. Am 14. November 2005 zog sich Ricken einen Kreuzbandriss zu[14] und fiel für den Rest der Spielzeit aus.

Im März 2007 wurde er vom damaligen Trainer Thomas Doll in die zweite Mannschaft versetzt, in der er die Kapitänsrolle übernahm. Endgültig aus dem Kader aussortiert wurde Ricken am 5. Juli 2007. Sein Profivertrag wurde schließlich zum 31. Dezember desselben Jahres aufgelöst. Im Februar 2009 beendete er seine Fußballerkarriere.[15]

Nach der Karriere Bearbeiten

 
Ricken beim Tag der Legenden 2014

Nach seiner aktiven Laufbahn strebte Ricken eine Funktion im Vereinsmanagement an.[16] Von Januar bis Juli 2008 war er Mitarbeiter der BVB-Geschäftsstelle, in der er ein durch alle Bereiche der Verwaltung führendes Trainee-Programm absolvierte, das am 30. Juni 2009 abgeschlossen sein sollte. Das Programm wurde vorzeitig beendet, als Ricken im Juli 2008 als Nachfolger von Edwin Boekamp zum Nachwuchskoordinator des BVB berufen wurde.[17]

Von Juli 2009 bis Juni 2011 war Ricken Experte für den Pay-TV-Sender Sky. Dort analysierte er Spiele der Bundesliga sowie der UEFA Europa League.

Im Juli 2014 wurde Rickens Vertrag als Nachwuchskoordinator bis zum 30. Juni 2017 verlängert[18] und im Mai 2016 noch einmal bis 2021.[19] Vor Ablauf der Frist wurde der Kontrakt im November 2020 bis Juni 2025 verlängert und Ricken darüber hinaus zum 1. Januar 2021 zum Direktor des Nachwuchsleistungszentrums befördert.[20] Unter seiner Verantwortung haben Jugendspieler regelmäßig den Sprung in die Bundesligamannschaft geschafft und auch für sie gespielt, darunter Jeremy Dudziak, Felix Passlack, Christian Pulisic, Jacob Bruun Larsen, Jadon Sancho oder Giovanni Reyna.

Am 21. April 2024 wurde bekannt gegeben, dass Ricken zum Geschäftsführer Sport beim BVB befördert wurde.[21]

Titel und Erfolge Bearbeiten

Nationalmannschaft:

Borussia Dortmund:

Sonstiges Bearbeiten

 
Ricken mit seiner damaligen Frau Andrea Kaiser beim Deutschen Fernsehpreis 2012

Für Aufsehen sorgte ein 1997 mit dem Sportausrüster Nike produzierter TV-Werbespot, der in der Fußballwelt teilweise Widerspruch hervorrief. Grund dafür war die in dem Spot geäußerte Kritik Rickens an der Nachwuchsförderung und dem Geschäftsgebaren vieler Fußballvereine. Zitat: „Ich sehe Vereine, die teure Profis kaufen, ohne den Nachwuchs zu fördern. Ich sehe Typen in Nadelstreifen, ich sehe Geschäftemacherei ohne Ende.“[23]

1998 wurde in Zusammenarbeit mit 1Live eine Musik-Compilation mit dem Titel Lars Ricken’s Hot Shots veröffentlicht, für deren zwei CDs der Fußballspieler Songs seiner Lieblingsbands (u. a. Die Ärzte, Kyuss, Life of Agony und Die Sterne) zusammenstellte.

Im April 2011 absolvierte Ricken mit weiteren ehemaligen Bundesligaprofis in der Sportschule Oberhaching einen Trainerlehrgang des DFB zum Erwerb der A- und B-Lizenz.[24]

Ricken war seit Anfang 2009 mit der Fernsehmoderatorin Andrea Kaiser liiert, die er im Juli 2010 heiratete.[25][26] Im August 2013 wurde berichtet, dass sich das Ehepaar getrennt habe.[27][28] Ricken heiratete im Mai 2016 seine neue Freundin. Noch im gleichen Monat wurde er Vater einer Tochter.[29]

Lars Ricken steht nach Angaben von Spiegel Online in einer Geschäftsbeziehung mit einer Firma, die Sportler berät, um Maximalerträge aus der Verletztenrente der Gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland zu erhalten.[30]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Lars Ricken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Matthias Arnhold: Lars Ricken – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 12. November 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  2. Matthias Arnhold: Lars Ricken – International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation, 12. November 2015, abgerufen am 17. November 2015.
  3. Spielbericht Deutschland-Israel 7:1 (Freundschaftsspiel 2002) auf Weltfussball.de.
  4. Kurzpässe: Ricken verabschiedet sich, Podolski vor Rückkehr. In: Spiegel Online. 16. Februar 2009, abgerufen am 18. Juni 2015.
  5. n-tv NACHRICHTEN: BVB befördert Lars Ricken überraschend zum Boss. Abgerufen am 22. April 2024.
  6. http://www.dfb.de/index.php?id=11152
  7. Sammer traut U17-Junioren den EM-Titel zu. In: Focus. 2. Mai 2007, abgerufen am 10. Juni 2015.
  8. Jüngster Torschütze auf transfermarkt.de.
  9. Berliner Zeitung vom 28. Mai 1997, abgerufen am 19. Februar 2016.
  10. Doppelrolle: Promi-Studium: Gar nicht dämlich Wirtschaftswoche, 23. Mai 2003.
  11. Freddie Röckenhaus: Der Botschafter hat keinen Stammplatz. In: Berliner Zeitung. 28. Mai 1997, abgerufen am 17. Juni 2015.
  12. Video des BVB
  13. a b Andreas Kötter: „Man hat zu viel von mir erwartet“. In: Spiegel Online. 8. März 2001, abgerufen am 10. Juni 2015.
  14. Lars Ricken erleidet Kreuzbandriss
  15. Lars Ricken beendet seine aktive Fussballkarriere
  16. Oliver Müller: Lars Ricken steigt in die Nadelstreifenfraktion ab. In: Die Welt. 13. November 2007, abgerufen am 10. Juni 2015.
  17. Lars Ricken neuer Nachwuchskoordinator bvb.de, 11. Juli 2008.
  18. Mit Lars Ricken bis ins Jahr 2017, in: echt – das Stadionmagazin, Heft 77 vom 23. August 2014, S. 83.
  19. BVB und Ricken gehen weiter gemeinsame Wege bvb.de, 17. Mai 2016.
  20. Borussia Dortmund befördert Ricken: „Bedeutung der NLZ wird weiter zunehmen“, transfermarkt.de, abgerufen am 10. November 2020
  21. Ricken wird Geschäftsführer Sport beim BVB - Mislintat-Rückkehr beschlossen. Abgerufen am 23. April 2024 (deutsch).
  22. Wahl zum Jahrhunderttor des BVB (Memento vom 12. Juni 2014 im Internet Archive)
  23. Udo Muras: Lars Ricken bleibt Borussia Dortmund ewig treu. In: Die Welt. 17. Februar 2009, abgerufen am 10. Juni 2015.
  24. Trainerschein für Bierhoff, Kahn und Lehmann. In: Focus. 26. Mai 2011, abgerufen am 10. Juni 2015.
  25. Traumhochzeit mit „ran“-Moderatorin
  26. Traumhochzeit mit „ran“-Moderatorin
  27. Liebes-Aus bei Lars Ricken und TV-Star Andrea Kaiser
  28. Ehe-Aus für Andrea Kaiser und Lars Ricken. In: Die Welt. 2. August 2013, abgerufen am 18. Juni 2015.
  29. Lars Ricken – Königsklasse, Kaiserjahre und ein Heber für die Ewigkeit. In: www.europapokal.de. Abgerufen am 1. Dezember 2016.
  30. Michael Fröhlingsdorf,: Gesetzliche Unfallversicherung: Wie Fußball-Weltmeister abkassieren. In: DER SPIEGEL. Abgerufen am 1. Januar 2021.