Migros-Kulturprozent

Schweizer Organisation
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Das Migros-Kulturprozent ist das Kulturförderungsprogramm des Schweizer Detailhandelsunternehmens Migros, das Gottlieb Duttweiler und seine Ehefrau Adele Duttweiler-Bertschi 1957 in die Statuten der Migros aufnahmen. Es fördert Bildung, Kultur sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt und zielt dabei auf Qualität, Professionalität, Vielfalt und Breite ab.[1] Über die Hälfte der Fördergelder fliessen allerdings nicht in die Kultur, wie von der Migros immer wieder suggeriert, sondern in die Klubschule Migros.[2][3][4]

Gottlieb und Adele Duttweiler (1913)
Das Philharmonieorchester Tokio auf Besuch in der Schweiz auf Einladung des Migros-Kulturprozents (1960)

Funktion Bearbeiten

In Duttweilers Sinne verpflichten sich der Migros-Genossenschafts-Bund (MGB) und die regionalen Migros-Genossenschaften zu einem jährlichen Beitrag an das Migros-Kulturprozent. Dieser wird auf Grundlage des Umsatzes berechnet und auch bei rückläufigem Geschäftsgang im Detailhandel ausgerichtet.

Das Migros-Kulturprozent basiert auf 15 Thesen[5] von Adele und Gottlieb Duttweiler sowie den Statuten des MGB. Es ermöglicht der Bevölkerung einen breiten Zugang zu Kultur und Bildung. Tragende Säulen des Migros-Kulturprozents sind Institutionen in den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft. Das Migros-Kulturprozent setzt sich aus einem Prozent des Grosshandelsumsatzes des MGB und einem halben Prozent des Detailhandelsumsatzes der Genossenschaften zusammen.[6]

Geschichte Bearbeiten

An der Delegiertenversammlung vom 11. Mai 1957 wurden die revidierten Statuten des MGB und das neue Vertragswerk zwischen MGB und den Genossenschaften einstimmig genehmigt. Dadurch wurde eine neue Grundlage geschaffen, in der die ideellen, sozialen und kulturellen Vorstellungen von Gottlieb Duttweiler in der Migros-Gemeinschaft verankert sind. Das Vertragswerk umfasst neu die Verpflichtung auf das Ideengut der Migros, die Thesen der Stifter und das Kulturprozent. Hans Munz wurde zum Präsidenten der Verwaltung ernannt. An der Delegiertenversammlung 2018 wurde entschieden, dass künftig auch die Beiträge aus den Umsätzen der Online-Fachmärkte mit in das Kulturprozent einfliessen sollen.[7]

Einrichtungen Bearbeiten

Folgende Einrichtungen werden durch das Migros-Kulturprozent finanziert:[8]

Aktivitäten und Projekte Bearbeiten

Das Engagement umfasst Aktivitäten und Projekte in den folgenden Bereichen:

Kultur Bearbeiten

Darunter fallen Bildende Kunst, wie das Migros Museum für Gegenwartskunst; Kleinkunst, die Kleinkunstbühne im 4. Stock des Migros-Hochhauses; Arc, die internationale Künstler-Residenz; Musik, wie M4Music, Migros-Kulturprozent-Classics (ehemals Klubhaus-Konzerte), bandX, regionale Festivals für Nachwuchsbands; Neue Medien, wie Digitalbrainstorming, die Bücherreihe Edition Digital Culture, der Schweizer Medien- und Roboterwettbewerb bugnplay.ch; Tanz, wie das Tanzfestival Steps, IntegrArt, für die Integration von Künstlern mit Behinderung in Kunst und Gesellschaft, der Sommernachtsball im Zürcher Hauptbahnhof; Theater, wie der Nachwuchspreis Premio für Theater und Tanz, Projekt Try outs zur Förderung von Kinder- und Jugendtheater, das Residenz-Projekt watch & talk, für den Austausch zwischen Schweizer und internationalen Künstlern, Prairie, ein Koproduktionsmodell mit Theater- und Tanzcompagnien.

Gesellschaft Bearbeiten

Beispielsweise conTAKT, für Unterstützung und Projekte in den Bereichen Migration, Integration, Interkulturalität; freiwillig.engagiert, ein Zusammenschluss von national tätigen Organisationen im Bereich Freiwilligenarbeit; Freiwilligenmonitor, eine repräsentative quantitative Erhebung über das freiwillige und ehrenamtliche Engagement der Schweizer Bevölkerung; Generationenakademie, ein Netzwerk für Generationenprojekte; GiM – Generationen im Museum, eine Initiative zur Förderung von Generationenbegegnungen im Museum; Innovage, eine Plattform für pensionierte Führungs- und Fachkräfte, die ihr Wissen zur Verfügung stellen und weitere Projekte und Programme für ältere Menschen; meingleichgewicht, ein Gesundheitsförderungsprogramm für Menschen mit Behinderung; vitamin B, eine Fachstelle für Vereins- und Vorstandsarbeit; Work and Care Balance, für die Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung; x-hoch-herz, ein nationaler Schulwettbewerb für Klassen und Schulen, die sich für eine gute Sache einsetzten.

Bildung Bearbeiten

Darunter fallen Weiterbildung, wie die Klubschule Migros und der Gottlieb Duttweiler Lehrstuhl für Internationales Handelsmanagement; Zukunftsforschung, wie das GDI Gottlieb Duttweiler Institute; Kulturvermittlung, als Bestandteil der Kunstproduktion. Von 1956 bis 2018 gehörte auch die Stiftung Eurocentres für Sprachreisen zum Kulturprozent.[9]

Freizeit Bearbeiten

Beispielsweise WWF-Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche; NahReisen, Ausflüge in die Natur der Stadt; Ferrovia Monte Generoso; Parks im Grünen; Gartenkind, ein Projekt für Kinder im Primarschulalter.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Migros-Kulturprozent – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Migros-Genossenschafts-Bund. In: swissfoundations.ch. Abgerufen am 28. Januar 2020.
  2. Die jüngsten Kulturblüten von Gottlieb Duttweiler. In: swissinfo.ch. 19. April 2007, abgerufen am 6. September 2023.
  3. Was ist das Migros-Kulturprozent? In: derbund.ch. 16. Februar 2019, abgerufen am 6. September 2023.
  4. Beni Frenkel: Migros Kultur-Prozent? Eher Kultur-Promille. In: insideparadeplatz.ch. 6. September 2023, abgerufen am 6. September 2023.
  5. Die 15 Thesen von Gottlieb und Adele Duttweiler. Migros, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. April 2018; abgerufen am 14. April 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.migros.ch
  6. MGB-Statuten 2016. Migros, abgerufen am 14. April 2018.
  7. Die Migros erhöht ihre Aufwendungen für das Migros-Kulturprozent. In: lifepr.de. Abgerufen am 5. November 2018.
  8. Migros-Genossenschafts-Bund (Hrsg.): Chronik der Migros. Die Entwicklung der M-Gemeinschaft seit 1925. 3. Auflage. 2013, S. 128.
  9. Migros Lagebericht 2018. Migros-Genossenschafts-Bund, abgerufen am 18. April 2020.