Kraichtal ist eine Stadt im Nordosten des Landkreises Karlsruhe in Baden-Württemberg, die 1971 aus der Vereinigung von neun kleineren Städten und Gemeinden entstand. Die nächsten größeren Städte sind im Süden Bretten, im Osten Eppingen im Landkreis Heilbronn und im Westen Bruchsal. Die nächsten Großstädte sind Karlsruhe, Pforzheim und Heilbronn.

Wappen Deutschlandkarte
Kraichtal
Deutschlandkarte, Position der Stadt Kraichtal hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 8′ N, 8° 44′ OKoordinaten: 49° 8′ N, 8° 44′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Karlsruhe
Höhe: 188 m ü. NHN
Fläche: 80,59 km2
Einwohner: 14.699 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 182 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76703
Vorwahlen: 07250, 07251, 07258, 07259
Kfz-Kennzeichen: KA
Gemeindeschlüssel: 08 2 15 097
Stadtgliederung: 9 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Rathausstraße 30
76703 Kraichtal
Website: www.kraichtal.de
Bürgermeister: Tobias Borho (SPD)
Lage der Stadt Kraichtal im Landkreis Karlsruhe
KarteKarlsdorf-NeuthardMalsch (Landkreis Karlsruhe)Malsch (Landkreis Karlsruhe)BrettenBruchsalBruchsalEttlingenForst (Baden)GondelsheimHambrückenKronauKürnbachMarxzellOberderdingenÖstringenPhilippsburgSulzfeld (Baden)Ubstadt-WeiherWalzbachtalWeingarten (Baden)ZaisenhausenKarlsbad (Baden)KraichtalGraben-NeudorfBad SchönbornPfinztalEggenstein-LeopoldshafenLinkenheim-HochstettenWaghäuselOberhausen-RheinhausenRheinstettenStutenseeWaldbronnDettenheim
Karte

Geographie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Die Stadt Kraichtal liegt im westlichen Kraichgau, einer Hügellandschaft zwischen Schwarzwald und Odenwald, sowie der Oberrheinischen Tiefebene und dem Neckar (bei Heilbronn). Das Stadtgebiet wird vom Kraichbach, gelegentlich auch „die Kraich“ genannt, durchflossen, der bei Sternenfels im Enzkreis entspringt, nach Eintritt in das Gebiet des Landkreises Karlsruhe zunächst Kürnbach und Flehingen durchfließt, anschließend die Kraichtaler Stadtteile Gochsheim, Münzesheim, Oberöwisheim und Unteröwisheim und dann mehrere Gemeinden des nördlichen Landkreises Karlsruhe und des südlichen Rhein-Neckar-Kreises und schließlich bei Ketsch in den Rhein mündet.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Folgende Städte und Gemeinden grenzen an die Stadt Kraichtal, sie werden im Uhrzeigersinn beginnend im Osten genannt: Eppingen (Landkreis Heilbronn) sowie Zaisenhausen, Oberderdingen, Bretten, Bruchsal, Ubstadt-Weiher und Östringen (alle Landkreis Karlsruhe).

Stadtgliederung Bearbeiten

Das Stadtgebiet Kraichtals besteht aus neun Stadtteilen Bahnbrücken, Gochsheim, Landshausen, Menzingen, Münzesheim, Neuenbürg, Oberacker, Oberöwisheim und Unteröwisheim. Zum Stadtteil Gochsheim gehört die Stadt Gochsheim. Zum Stadtteil Menzingen gehören das Dorf Menzingen und das Haus Waldmühle. Zu den anderen Stadtteilen gehören jeweils nur die gleichnamigen Dörfer.

Im Stadtteil Gochsheim liegen die Wüstungen Giegelberg und Pfaffenbrunnen.[2]

Einwohner in den Stadtteilen[3]
Stadtteil Einwohner 30.09.2018
Bahnbrücken 677
Gochsheim 1661
Landshausen 970
Menzingen 2117
Münzesheim 2822
Neuenbürg 502
Oberacker 650
Oberöwisheim 2008
Unteröwisheim 3414

Geschichte Bearbeiten

Die Stadt Kraichtal entstand am 1. September 1971 durch die Vereinigung der Städte Gochsheim und Unteröwisheim sowie den Gemeinden Bahnbrücken, Landshausen, Menzingen, Münzesheim, Neuenbürg, Oberacker und Oberöwisheim[4], die außer Landshausen damals alle zum Landkreis Bruchsal gehörten. Landshausen gehörte seinerzeit zum Landkreis Sinsheim und wurde somit am 1. September 1971 in den Landkreis Bruchsal umgegliedert. Namensgeber der neuen Kommune wurde der Kraichbach, daher wurde anfangs auch der Name Kraichbachtal in Erwägung gezogen. Die Stadt Kraichtal hatte bei ihrer Gründung ca. 12.600 Einwohner. Sie erhielt die neue Postleitzahl 7527. Durch die Stadtrechte von Gochsheim und Unteröwisheim wurde die Bezeichnung „Stadt“ auf die neue Kommune übertragen, so dass eine Neuverleihung der Bezeichnung „Stadt“ nicht erforderlich war. Der Stadtgründung vorausgegangen war die Vertragsunterzeichnung der neun Bürgermeister der ehemals selbstständigen Gemeinden am 14. Juli 1971 in der Turnhalle in Münzesheim.

Mit der Kreisreform zum 1. Januar 1973 kam die Stadt Kraichtal mit dem gesamten Landkreis Bruchsal zum Landkreis Karlsruhe.

Im Januar 1977 wurde das neu erbaute Rathaus der Stadt Kraichtal in Münzesheim bezogen. Zuvor waren die städtischen Ämter in den Rathäusern der früheren Gemeinden untergebracht.

Religionen Bearbeiten

Die Bevölkerung Kraichtals ist mehrheitlich evangelisch, da die meisten Stadtteile früher zu Württemberg gehörten und von dort ab 1534 die Reformation eingeführt wurde. Seit 1806 gehören die Orte zum Großherzogtum, später Freistaat Baden und kamen mit diesem 1952 zu Baden-Württemberg. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts gehören die evangelischen Kirchengemeinden zum Kirchenbezirk Bretten der Evangelischen Landeskirche in Baden. Es sind dies die Kirchengemeinden Bahnbrücken, Gochsheim (Baden), Menzingen (Baden), Münzesheim, Oberacker, Oberöwisheim und Unteröwisheim. Daneben gibt es auch Bewohner, die Glieder einer Freikirche sind. Hierzu gehören die Evangelisch-methodistische Kirche (mit der Elim-Kirche in Menzingen, der Friedenskirche in Münzesheim und der Kirche Eben-Ezer in Unteröwisheim) und die Christliche Gemeinschaft Gochsheim, die zum Mülheimer Verband Freikirchlich-Evangelischer Gemeinden (MV) gehört. Ferner ist auch die Liebenzeller Gemeinschaft in Oberöwisheim und Unteröwisheim ansässig. Auch die Neuapostolische Kirche ist im Stadtteil Unteröwisheim vertreten.

Römisch-katholische Pfarreien gibt es in den ehemals zum Fürstbistum Speyer, seit 1803/06 zum Großherzogtum Baden und somit zur späteren Erzdiözese Freiburg gehörigen Orten Landshausen (später mit Filiale Menzingen), Neuenbürg (Baden) und Oberöwisheim sowie in Münzesheim, wobei die letztgenannte Kirchengemeinde relativ jung ist. Sie alle bilden zusammen mit der Kirchengemeinde Elsenz (Stadt Eppingen) die Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist Kraichtal-Elsenz[5].

Politik Bearbeiten

 
Rathaus von Kraichtal im Stadtteil Münzesheim

Die Stadt Kraichtal wird wie alle Kommunen in Baden-Württemberg von einem Gemeinderat und einem Bürgermeister verwaltet. Der Gemeinderat wird von der Bevölkerung auf fünf Jahre, der Bürgermeister auf acht Jahre gewählt.

Bürgermeister Bearbeiten

Der erste Bürgermeister der jungen Stadt war Berthold Zimmermann. Dieser wurde am 12. Dezember 1971 im 2. Wahlgang gewählt und trat sein neues Amt am 14. Februar 1972 an. Nach 16 Amtsjahren verzichtete Zimmermann auf eine weitere Kandidatur. Am 13. Dezember 1987 wurde Horst Kochendörfer (1947–2004) als neuer Bürgermeister gewählt. Er trat am 13. Februar 1988 sein Amt an und wurde zweimal wiedergewählt. Während seiner dritten Amtszeit starb Kochendörfer am 27. November 2004 völlig unerwartet nach kurzer Krankheit. 2005 wurde Ulrich Hintermayer, bis dato Bürgermeister von Illingen (Württemberg), zum neuen Bürgermeister gewählt. Am 3. Februar 2013 konnte er das Amt mit einem Stimmenanteil von 54,8 % erfolgreich verteidigen.[6] Am 28. März 2021 wurde Tobias Borho (SPD) in der Stichwahl zum neuen Bürgermeister gewählt.[7]

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat hat normalerweise 23 ehrenamtliche Mitglieder, die für fünf Jahre gewählt werden. Die Gemeinderäte führen die Bezeichnung Stadtrat.[8] Die Zahl der Gemeinderäte kann sich durch Ausgleichssitze erhöhen (gesamt 2019: 30 Sitze; 2014: 27). Hinzu kommt der Bürgermeister als stimmberechtigter Gemeinderatsvorsitzender.

Durch die Unechte Teilortswahl ist den Ortsteilen eine festgelegte Anzahl von Sitzen garantiert: Aus Unteröwisheim kommen mindestens fünf, aus Münzesheim mindestens vier Ratsmitglieder, Gochsheim, Menzingen und Oberöwisheim stellen jeweils mindestens drei, Landshausen mindestens zwei Gemeinderäte, Bahnbrücken, Neuenbürg und Oberacker haben jeweils mindestens einen Sitz im Gemeinderat.[9]

Die Kommunalwahl 2019 führte zu folgendem Ergebnis (in Klammern: Unterschied zu 2014):[10]

Gemeinderat 2019
Partei / Liste Stimmenanteil Sitze
CDU 36,6 % (−6,4) 11 (±0)
Freie Wähler 22,4 % (+1,6) 7 (+1)
SPD 22,1 % (−3,4) 7 (±0)
Grüne 17,4 % (+6,7) 5 (+2)
Wahlbeteiligung: 60,8 % (+8,2)

Wappen Bearbeiten

 
Banner der Stadt Kraichtal.

Das Wappen der Stadt Kraichtal zeigt in Gold einen rotbewehrten und rot bezungten schwarzen Doppeladler, belegt mit einem silbernen Brustschild, darin eine neunblättrige, grünbesaumte rote Rose mit grünen Kelchblättern. Die Stadtflagge ist Rot – Weiß. Das Wappen wurde der Stadt am 12. Januar 1973 durch das Innenministerium Baden-Württemberg verliehen.

Der Kraichgau war einst die am meisten von kleineren ritterschaftlichen Adelsherrschaften bestimmte Landschaft. Die Reichsritterschaft des Kraichgaus war seit dem Ende des Mittelalters im Ritterkanton Kraichgau zusammengeschlossen. Dieser Kanton führte den doppelköpfigen Reichsadler mit einem Brustschild, der einen Esel als Zeichen der mittelalterlichen Turniergesellschaft „Mit dem Esel“ enthält. Dieses Wappen diente als Grundlage für das neue Wappen der Stadt Kraichtal. An die Stelle des Esels wurde die ebersteinische Rose gesetzt. Die Grafen von Eberstein, eine der bedeutendsten Familien im mittelbadischen Raum, hatten im hohen Mittelalter Besitz, Rechte oder die Lehnshoheit in sieben der heute zur Stadt Kraichtal gehörenden Orte.

Die Stadtteile Gochsheim und Oberacker führten bereits die Rose in ihren Wappen. Im Hinblick auf die Zahl der Stadtteile wurde die eigentlich fünfblättrige Rose in eine neunblättrige Rose umgewandelt. Die Stadtfarben Rot-Weiß leiten sich aus dem Brustschild ab, Bild (rote Rose) vor Feld (silber = weiß).

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Die Stadt hat keine offiziellen Städtepartnerschaften, jedoch bestehen freundschaftliche Beziehungen zur etwa 4300 Einwohner zählenden Gemeinde Menzingen im Kanton Zug in der Schweiz.

Die Feuerwehr von Neuenbürg unterhält freundschaftliche Beziehungen zu Murakeresztür (Ungarn), so wurden auch schon Geschenke ausgetauscht.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Innenhof des Graf-Eberstein-Schlosses
 
Schloss Unteröwisheim

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

  • Das Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim ist die ehemalige Sommerresidenz der Grafen von Eberstein.
  • Das Wasserschloss Menzingen war ein Hauptsitz der Herren von Mentzingen im Stil der Renaissance und galt zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch als eine der authentischsten Wasserschlösser im Kraichgau, wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört und ist lediglich als Ruine erhalten.
  • Die Schwanenburg in Menzingen ist ein weiterer Herrensitz im Stadtteil Menzingen.
  • Das Schloss Unteröwisheim, ehemaliger Pfleghof des Klosters Maulbronn, ist heute Lebenshaus des CVJM.
  • In mehreren Stadtteilen gibt es einen reichen Bestand an historischen Fachwerkhäusern, vor allem in Gochsheim, Münzesheim (Alte Schmiede) sowie in Menzingen im Bereich von Oberer und Unterer Schloßstraße. Außerdem gibt es zahlreiche historische und zeitgenössische Ortsbrunnen.

Museen Bearbeiten

 
Badisches Bäckereimuseum
  • Badisches Bäckerei- und Deutsches Zuckerbäckermuseum im Stadtteil Gochsheim
  • Museum der Stadt Kraichtal im Graf-Eberstein-Schloss im Stadtteil Gochsheim. Das Graf-Eberstein-Schloss präsentiert rund 100 Werke des 1979 verstorbenen Karlsruher Künstlers Karl Hubbuch. Im Obergeschoss lässt sich die mit 1300 Exemplaren weltgrößte Bügeleisenausstellung des Sammlers Heinrich Sommer bestaunen. Hier befindet sich auch die Krieger-Stiftung mit Werken des Theologen, Volkskundlers und Malers Dr. Carl Krieger sowie zahlreichen Rohrfederzeichnungen der Künstlerin Margarethe Krieger. Abgerundet wird das Museum durch die Präsentation der Küfer- und Schmiedewerkstätten.

Gedenkstätten Bearbeiten

Grabstätten und eine Gedenktafel auf dem Friedhof des Ortsteiles Neuenbürg erinnern an sieben von 500 typhuskranken Häftlingen des KZ Vaihingen, eines Außenlagers des KZ Natzweiler-Struthof, die nach der Befreiung durch französische Truppen 1945 zur Genesung untergebracht waren und hier verstarben.[11]

Kirchen Bearbeiten

 
Evangelische Kirche Oberöwisheim
 
Evangelische Kirche in Menzingen

Durch das Vorhandensein von neun Stadtteilen mit langer eigener Geschichte gibt es zahlreiche, teils historische Kirchengebäude in Kraichtal, oft auch mit historischen Pfarrhäusern.

  • St. Sebastians-Kirche Bahnbrücken (evangelisch): geht auf eine im 15. Jahrhundert erbaute Kapelle zurück, wurde 1811 und 1929 erweitert. Im Inneren sind Wandmalereien aus dem 15. Jahrhundert erhalten.
  • St. Martins-Kirche Gochsheim (evangelisch): nach Stadtbrand 1703 neu erbaut, im 18. Jahrhundert erweitert; Westturm im Kern aus dem 13. Jahrhundert
  • St. Martin Landshausen (katholisch): Pfarrkirche 1331 erstmals erwähnt, heutige Kirche jedoch 1751 erbaut und 1911 umgebaut
  • Evangelische Kirche Menzingen: eine Nazariuskirche wird 770 erwähnt; heutige Kirche jedoch an anderer Stelle 1848 erbaut. Ihr gegenüber befindet sich das historische Pfarrhaus.
  • St. Anna Menzingen (katholisch): Filialkirche von Landshausen, erbaut 1958/59
  • Martinskirche Münzesheim (evangelisch): die alte Kirche unterstand schon im 13. Jahrhundert dem Patronat der Grafen von Eberstein; die heutige Kirche wurde jedoch 1856 neu erbaut.
  • St. Andreas Münzesheim (katholisch): erbaut 1963/65
  • St. Lukas Neuenbürg (katholisch): Als Marienkapelle im Schloss Neuenbürg erbaut (vom restlichen Schloss ist aber kaum etwas mehr erhalten), 1468 zur Pfarrkirche erhoben und 1892 umgebaut. Der Glockenturm ist der ehemalige Burgturm.
  • St. Andreas-Kirche Oberacker (evangelisch): Chorturmkirche aus dem 14. Jahrhundert mit Langhaus von 1775/76
  • Evangelische Kirche Oberöwisheim: ursprünglich Mauritiuskirche, die nach der Reformation beiden Konfessionen diente; 1876 erbauten sich die Katholiken ihre eigene Kirche. Die bisherige gehörte fortan den Evangelischen; 1970 wurde das Kirchenschiff abgebrochen und neu erbaut. Der gotische Westturm blieb erhalten.
  • St. Mauritius Oberöwisheim (katholisch): 1876 neu erbaut; zuvor nutzten beide Konfessionen die alte Kirche
  • Kreuzkirche Unteröwisheim (evangelisch): eine alte Kirche zu Ehren der Dreifaltigkeit, Allerheiligen und des Hl. Kreuzes wird 1426 erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1825 neu erbaut.

Regelmäßige Veranstaltungen Bearbeiten

  • Kraichtaler Kirchenmusiktage jährlich im Frühjahr
  • Museumsfest im Stadtteil Gochsheim
  • Schlosskonzerte im Stadtteil Gochsheim
  • Kunstausstellungen im Stadtteil Oberöwisheim
  • Anti-Fruschd Open Air alle zwei Jahre in Oberacker
  • Historischer Dorfmarkt Oberacker
  • Rathaussturm, sowie im Stadtteil Unteröwisheim die „Uneroiser Prunksitzung“
  • Altstadtfest in Gochsheim im Turnus von zwei Jahren.
  • Weihnachtsmarkt im Graf Eberstein Schloss Gochsheim

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Die Stadtteile Kraichtals waren lange Zeit überwiegend von der Landwirtschaft geprägt. Heute werden die Felder nur noch von sehr wenigen Landwirten bewirtschaftet. Kraichtal ist Wohngemeinde für Pendler in die umliegenden Städte und Gemeinden (Bruchsal, Karlsruhe, Bretten, Oberderdingen und Östringen). Mittelständische Industriebetriebe in Kraichtal sind insbesondere in den Stadtteilen Münzesheim, Menzingen und Gochsheim.

Verkehr Bearbeiten

 
Bahnhof Menzingen

Durch die Stadt führen weder Autobahnen noch Bundesstraßen. Das Stadtgebiet wird daher nur durch Landesstraßen und Kreisstraßen erschlossen. Die nächsten Autobahnanschlüsse sind Bruchsal (ca. 17 km) auf die Bundesautobahn 5 (Karlsruhe–Frankfurt), Sinsheim bzw. Sinsheim-Steinsfurt (ca. 24 km) auf die A 6 (Mannheim–Heilbronn) und Pforzheim-Nord (ca. 30 km) auf die A 8 (Karlsruhe–Stuttgart).

Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird vor allem durch die Kraichtalbahn (von Menzingen nach Bruchsal) bedient, auf der die S32 nach Karlsruhe verkehrt. Diese Linie erreicht in ca. 30–40 Minuten den Karlsruher Hauptbahnhof. Stationen im Stadtgebiet sind Menzingen, Bahnbrücken, Gochsheim, Münzesheim Ost, Münzesheim Bahnhof, Oberöwisheim, Unteröwisheim Bahnhof und Unteröwisheim Martin-Luther-Straße. In den Stadtteilen Landshausen, Neuenbürg und Oberacker gibt es Zubringer-Buslinien. Die Eisenbahn-Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart führt durch das Stadtgebiet.

Bildung Bearbeiten

In Münzesheim gibt es die Markgrafen - Gemeinschaftsschule. Sie umfasst eine Ganztagsgrundschule wie auch eine weiterführende Ganztagesschule mit der Möglichkeit des erwerbs eines Haupt- oder Realschulsabschlusses. Seit dem Schuljahr 2022/2023 wurde der Schulstandort um eine Ganztagesgrundschule erweitert. Unteröwisheim ist mit der Mönchswaldschule, einem Sonderpädagogisches Bildungs und Beratungszentrum Lernen (SBBZ), sowie der Eisenhut-Grundschule, Schulstandort zweier Schulen. Weitere Grundschulen gibt es in Gochsheim (Graf-Eberstein-Schule), Menzingen (Schule am Wasserschloss) und Oberöwisheim (Burggarten-Schule). Letztere ist seit dem Schuljahr 2023/2024 Außenstelle der Eisenhutschule Unteröwisheim.

Feuerwehr Bearbeiten

 
HLF20/16 der Abteilung Menzingen

Die Freiwillige Feuerwehr Stadt Kraichtal ist eine öffentlich-rechtliche Feuerwehr, die für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe sorgt. In ihr sind die Abteilungen der neun Stadtteile zusammengefasst. Die Feuerwehr ist integriert in den Kreisfeuerwehrverband Landkreis Karlsruhe, ein Zusammenschluss aller Werk-, Betriebs- und Freiwilliger Feuerwehren im Landkreis.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet die Abteilung Menzingen. Zusammen mit Fachpersonal der Abteilung Münzesheim ist die Abteilung Bestandteil im Gefahrgutzug Karlsruhe Land-Nord. Aus diesem Grund sind, neben der Ausstattung auf dem in Menzingen stationierten Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 20/16, Chemikalienschutzanzüge (CSA), Messgeräte und umfangreiches Nachschlagewerk (Hommel), speziell für den Gefahrguteinsatz untergebracht.

Die neun Stadtteilwehren sind entsprechend der Ausrückebereiche in Zug West (Feuerwehren Unteröwisheim, Oberöwisheim und Neuenbürg), Mitte (Feuerwehren Münzesheim, Gochsheim und Oberacker) und Ost (Feuerwehren Menzingen, Bahnbrücken und Landshausen) aufgeteilt.

Im Alarmcode Rettungssatz sind die Abteilungen Menzingen und Unteröwisheim zusammengefasst und kommen bei Verkehrsunfällen und Einsätzen technischer Hilfeleistung im gesamten Stadtgebiet zum Einsatz. Im Ausrückebereich von Zug Mitte sind unter anderem Industriebetriebe angesiedelt. Mit der umfangreichen Ausstattung und Vorhaltung von Sonderlöschmitteln (Pulver, CO2 und Schaum) auf diversen Anhängern ist hier der Schwerpunkt Brandbekämpfung fokussiert.

Im Herbst 2009 konnte nach über zehnjähriger Planungsphase ein neues Feuerwehrhaus mit Vereinsheim im Stadtteil Münzesheim übergeben werden. Das funktionelle Gebäude beherbergt die Fahrzeuge der Gesamtwehr (Einsatzleitwagen, Mehrzweckfahrzeug, Gerätewagen-Transport) und die Fahrzeuge und Anhänger der Abteilung Münzesheim. Der Gerätewagen-Transport (GW-T) wird untertags von der Tagesalarmgruppe besetzt.[12] Die Tagesalarmgruppe setzt sich aus städtischen Mitarbeitern aus dem Bereich der Stadtwerke/Verwaltung zusammen. Bei nicht zeitkritischen Einsätzen wie beispielsweise dem Beseitigen einer Ölspur entlastet diese Gruppe die ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte. Die bis dato einmalige Einrichtung im Landkreis Karlsruhe führte zu interessierten Anfragen aus anderen Gemeinden.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Ehrenbürger Bearbeiten

Am 26. August 1978 wurde die bereits 1971 von der damaligen Stadt Gochsheim verliehene Ehrenbürgerwürde an den Heimat- und Familienforscher Rudolf Herzer (* 8. Januar 1905 in Gochsheim; † 12. Juni 1990 in Freiburg) auf die Stadt Kraichtal übertragen. Herzer war damit der erste Ehrenbürger Kraichtals. Anlässlich seines 100. Geburtstages und 15. Todestages wurde im Dezember 2005 der Platz vor den beiden Museen im Stadtteil Gochsheim nach Rudolf Herzer benannt. Herzer war seit 1983 auch Träger des Bundesverdienstkreuzes und der städtischen Verdienstmedaille. Er gab unter anderem 1968 das Ortssippenbuch Gochsheim heraus und war auch Mitverfasser des Ortssippenbuchs Oberacker.

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

  • Johannes VIII. Entenfuß († 1525), Zisterziensermönch und von 1512 bis 1518 Abt des Klosters Maulbronn. Er ließ dort u. a. das Winterrefektorium, die heute so genannte Abt-Entenfuß-Halle und die berühmte Brunnenkapelle errichten. Im 18. Jahrhundert und in der Zeit der Romantik wurde dem Abt eine Verbindung mit Johann Georg Faust zugeschrieben. Joseph Victor von Scheffel hat ihn in seinem Studentenlied, der Maulbronner Fuge (Im Winterrefektorium) verewigt.[13]
  • Nathan Chyträus (1543–1598), Theologe, Poet und Philologe
  • Rupertus Meldenius (1582–1651), eigentlich Peter Meiderlin, lutherischer Theologe
  • Julius Schickard (ca. 1650–nach 1723), württembergischer Stabspfleger
  • Friedrich Konrad Hiller (1651–1726), Dichter, der unter anderem das bekannte Kirchenlied „Ich lobe dich von ganzer Seelen“ dichtete.
  • Sigmund Jacob Haeckher (ca. 1720–1772), Architekt
  • Johann Christoph Ludwig Mieg (1731–1807), geboren in Unteröwisheim, Generalsuperintendent und Prälat von Maulbronn
  • Alois Dessauer (1763–1850), Bankier
  • Karl Benjamin Friedrich Scholl (* 5. August 1792; † 30. Oktober 1867 in Karlsruhe) war von 1835 bis 1861 Direktor der Staatlichen Amortisationskasse in Karlsruhe und Gründer verschiedener sozialer und karitativer Organisationen. Seit 1833 war er Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe.
  • Karl von Waechter-Spittler (1798–1874), Jurist, Beamter und Politiker
  • Albert Helbing (1837–1914), evangelischer Theologe sowie Prälat (1900 bis 1903) und Präsident des Oberkirchenrats (1904 bis 1914) der Evangelischen Landeskirche in Baden.
  • Friedrich von Mentzingen (1858–1922), Botschafter
  • Johann Wild (1858–1903), geboren in Oberacker, badischer Oberamtmann
  • Bernhard Böhle (1866–1939), Politiker (SPD)
  • Ludwig Schüttler (1905–1992), Ehrenmitglied des Deutschen Weinbauverbandes, ein eifriger Organisator und Förderer des nordbadischen Weinanbaus, Mitbegründer des Badischen und Deutschen Weinbauverbandes.
  • Karl Dummler (1921–2010), geboren in Gochsheim, Direktor des Oberkirchenrats
  • Gunter Schweikhart (1939–1997), geboren in Gochsheim, Kunsthistoriker, Hochschullehrer
  • Traugott Glöckler (* 1944), geboren in Gochsheim, Kugelstoßer, Olympiateilnehmer
  • Heinz Fenrich (* 1945), geboren in Unteröwisheim, Politiker (CDU), 1998–2013 Oberbürgermeister von Karlsruhe

Literatur zu Kraichtal Bearbeiten

  • Kraichtal – Jahrbuch 1974, hrsg. von der Stadtverwaltung Kraichtal.
  • Kraichtal – Jahrbuch 1978, hrsg. von der Stadtverwaltung Kraichtal.
  • Gedichte aus Kraichtal, hrsg. vom Therapiezentrum Münzesheim in Zusammenarbeit mit der Stadt Kraichtal, 1988.
  • Kraichtal und seine Stadtteile zwischen vorgestern und gestern (Bildband), 1986–1995 (mehrere Auflagen).
  • Stadt Kraichtal – Im Herzen des Kraichgauer Hügellandes (Bildband), 1991 und 1994.
  • Stadt Kraichtal – Einheit und Vielfalt (Bildband), 1996.
  • Stadt Kraichtal – Einheit und Vielfalt in einer Landschaft zum Durchatmen (Bildband), 2002.
  • Informationsbroschüren der Stadt Kraichtal, 1979–2002 (mehrere Auflagen).
  • Walter Schmid: Kraichtaler Mundart, hrsg. vom Heimat- und Museumsverein Kraichtal, Verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher.
  • Joyce Filsinger: Wir in Kraichtal, hrsg. Kraichtal Hilft e.V., Verlag Regionalkultur, Erscheinungstermin: 2. September 2020, 128 Seiten.[14]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kraichtal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Kraichtal – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 96–100
  3. Stadt Kraichtal – Daten & Fakten. In: www.kraichtal.de. Abgerufen am 25. Februar 2019.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 473.
  5. Kath. Kirchengemeinde Heilig Geist Kraichtal-Elsenz katholische Kirche Kraichtal. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  6. Ulrich Hintermayer setzt sich durch (Memento vom 22. November 2013 im Internet Archive)
  7. Bürgermeisterwahl in Kraichtal: Tobias Borho gewinnt im zweiten Wahlgang. 28. März 2021, abgerufen am 28. März 2021.
  8. Stadt Kraichtal: Hauptsatzung, §3; abgerufen am 11. Juli 2019.
  9. Stadt Kraichtal: Hauptsatzung, §13; abgerufen am 11. Juli 2019.
  10. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Gemeinderatswahl 2019, Stadt Kraichtal; Stadt Kraichtal: Gemeinderatswahl 2019 und Gemeinderatswahl 2014; abgerufen am 11. Juli 2019.
  11. Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 53, ISBN 3-89331-208-0
  12. Übergabe des Gerätewagen-Transport (GW-T) an die Feuerwehr Kraichtal. Feuerwehr Kraichtal, 31. Mai 2011, abgerufen am 23. Februar 2015.
  13. Günther Mahal: Fragen an einen lustigen Namens-Träger. Der Maulbronner Abt Johann Entenfuß, ein „Collega“ des historischen [Johann Georg] Faust? In: Suevica 9 (2001/2002). Stuttgart 2004 [2005], S. 33–42.
  14. Joyce Filsinger: Wir in Kraichtal. Ubstadt-Weiher 2020, ISBN 978-3-95505-183-9.