Das Kogarasu-Maru (jap. 小烏丸, dt. „Schwert der kleinen Krähe“) ist ein zur Sammlung des japanischen Kaisers gehörendes japanisches Schwert (Tachi).

Kogarasu-maru und Koshirae

Geschichte Bearbeiten

Das Kogarasu-maru soll der Legende nach von dem Schwertschmied Amakuni Anfang des 8. Jahrhunderts nach Christus gefertigt worden sein.[1] Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Klinge gegen Ende des 8. Jahrhunderts bzw. Anfang des 9. Jahrhunderts von einem Schwertschmied in der Provinz Yamato geschmiedet wurde.[2] Vermutungen zufolge soll es sich bei der Klinge um eine gekürzte Naginata- oder Yari-Klinge handeln, die in Form eines Tachi umgearbeitet wurde. Diese Vermutung beruht auf der ungewöhnlichen Form des Kogarasu-maru, welche eher für Stangenwaffen als für Schwerter typisch ist. Ungeachtet dessen bestehen keine Anhaltspunkte dafür, dass die Klinge tatsächlich gekürzt wurde. Es spricht daher vieles dafür, dass die Klinge bewusst in der Form eines Kissaki-moroha-zukuri geschmiedet wurde, weshalb auch die Bezeichnung Kogarasu-zukuri für diese Klingenform verbreitet ist. Das Kogarasu-Maru wäre danach eine Übergangsform von dem zweischneidigen Tsurugi hin zum traditionellen einschneidigen japanischen Tachi und Katana. Hierfür sprechen auch zwei weitere Klingenfunde dieser Art sowie nicht weniger als 54 Tachi, die aus derselben Zeitperiode stammen und ähnliche Charakteristika aufweisen.[3]

Lange Zeit befand sich das Kogarasu-maru im Familienbesitz der Taira, bis es als Geschenk an den Tennō Teil der Sammlung des japanischen Kaiserhauses wurde.

Beschreibung Bearbeiten

Das Kogarasu-maru hat eine Klingenlänge von ca. 62,8 cm. Die Klinge ist gekrümmt und weist ein Sori von 1,2 cm auf. An ihrer Spitze ist sie im Stil Kissaki-moroha-zukuri zweischneidig gestaltet. Die Schneide am Klingenrücken endet allerdings anders als beim Ken oder europäischen Schwertern üblich ca. 20 cm vor der Nakago. Der restliche Klingenrücken ist im Stil Iori-Mune gehalten. Auf beiden Seiten der Klinge befindet sich zudem eine Hohlkehle. Die Härtelinie ist gerade und jeweils parallel zum Klingengrat gearbeitet, sog. Suguha Hamon. Die Nakago weist keinerlei erkennbare Veränderungen auf, ist also im Originalzustand (Ubu) erhalten und besitzt lediglich ein Dübelloch (Mekugi Ana), was für Klingen dieses Alters ungewöhnlich ist.

Trivia Bearbeiten

Im japanischen Manga und Anime Tokyo Underground ist „Kogarasu-Maru“ der Name des Schwerts der Hauptfigur Rumina Asagi. In einem weiteren japanischen Manga Air Gear ist „Kogarasumaru“ der Name des von der Hauptfigur Minami „Ikki“ Itsuki gegründeten Teams.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Sebastian Izzard (Hrsg.): One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton. 1992, S. 39.
  2. Nagayama Kōkan: TO-KEN KANTEI DOKUHON – The Honnami School’s Guide to Japanese Sword Appreciation. s. a., S. 24.
  3. Sebastian Izzard (Hrsg.): One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton. 1992, S. 40.

Literatur Bearbeiten

  • Sebastian Izzard (Hrsg.): One Hundred Masterpieces from the Collection of Dr. Walter A. Compton. Japanese swords, sword fittings, and other accoutrements. Catalogue by Robert Haynes and D. Martin Lober. Christie, Manson & Woods International, New York NY 1992, ISBN 1-880907-00-3, S. 38 ff.
  • Nagayama Kōkan: The Connoisseur’s Book of Japanese Swords. Kodansha International, Tokio u. a. 1998, ISBN 4-7700-2071-6, S. 14 f., 54, 128, 342.
  • Nagayama Kōkan: TO-KEN KANTEI DOKUHON – The Honnami School’s Guide to Japanese Sword Appreciation. A To-ken Society of Great Britain Publication, s. l. n. a., S. 24 f.
  • Kanzan Satō: The Japanese Sword. A Comprehensive Guide (= Japanese arts library. Band 12). Translated and adapted by Joe Earle. Kodansha International, Tokio u. a. 1983, ISBN 0-87011-562-6, S. 32.
  • Tamio Tsuchiko: The New Generation of Japanese Swordsmiths. Translated by Kenji Mishina. Kodansha International, Tokio 2002, ISBN 4-7700-2854-7, S. 19.
  • John M. Yumoto: Das Samuraischwert. Ein Handbuch. Ordonnanz-Verlag Strebel, Wiesbaden 2004, ISBN 3-931425-00-2, S. 27.