Kitagawa Utamaro

japanischer Künstler

Kitagawa Utamaro (jap. 喜多川 歌麿; * 1753; † 1806) war ein japanischer Künstler, der vor allem für seine Farbholzschnitte berühmt wurde.

Die drei Schönen des Tages

Leben und Wirken Bearbeiten

Utamaros Geburtsort ist nicht bekannt, auch das Geburtsjahr ist nicht sicher. In seiner Jugend studierte er unter einem Künstler der Kanō-Schule namens Toriyama Sekien und nannte sich Toyofusa, später Toyoaki. In dieser Periode war sein Stil beeinflusst von älteren Ukiyoe-Künstlern wie Katsukawa Shunchō, Torii Kiyonaga und Kitao Shigemasa. Aber in der Tenmei-Zeit (1781–89) löste er sich und entwickelte einen eigenen Stil mit eleganter Linienführung. Das war auch die Zeit, ab der er sich Utamaro nannte. Beispiele aus dieser Zeit sind die Alben mit brillanten Farbholzschnitten Ehon mushi erami, Shiohi no tsuto, Momo chidori. Diese Bücher wurden vom bekannten Verleger Tsutaya Jūzaburō herausgebracht.

Mit dem Beginn der Kansei-Zeit schuf er eine Anzahl von Porträts von Frauen, die als bijin ōkubi-e bekannt wurden, also Bilder, in denen die Köpfe der Porträtierten das Blatt einnehmen. Eine Reihe dieser Farbdrucke wurden auf Glimmer-Grund gedruckt. Die Frauen sind mit Detail-Reichtum dargestellt, sie umfassen verschiedene Temperamente, soziale Klassen, zeigen auch innere Zustände der Dargestellten – weit verschieden von den idealisierten, ausdruckslosen Schönheiten, die das Genre überflutet haben.

Utamaro hat verschiedene Serien mit den Schönen von Yoshiwara (hier Seirō – die „Grünen Häuser“ bzw. Hokkoku – „Nordland“ (Yoshiwara lag im Norden Edos)) geschaffen. Bekannt sind die Drucke der zu seiner Zeit besonders berühmten „Drei Schönen“, Naniwaya Okita, Toyoshima Ohisa und Tomimoto Toyohina. – Mehrfach parodierte Utamaro die Acht Ansichten des Biwa-Sees (Ōmi hakkei) bzw. deren Varianten, wobei er auch mal Ōmi (Provinz) durch ōmi (Liebende) und hakkei = Acht Ansichten mit dem gleichlautenden hakkei = Acht Gelöbnisse ersetzt.

Als sein Verleger Tsutaya 1797 starb, rissen sich andere Verleger um Utamaro. Er versuchte, der großen Nachfrage zu entsprechen, aber dabei verloren seine Bilder an Qualität. 1804 produzierte er einige Drucke, die auf dem historischen Werk Taitōki basierten, ein Werk, das von der Regierung verboten war. Er kam darauf hin drei Tage ins Gefängnis und musste 50 Tage Ketten an seinen Händen tragen. Er starb zwei Jahre später.

Seine Schüler Utamaro II (?–1831?), Tsukimaro (?–1830?), Hidemaru (Anfang 19. Jh.) und Bokusen (1736–1824) konnten nicht an seinen Erfolg anknüpfen.

Utamaro gehört zu den Künstlern, die in besonders nachhaltiger Weise die französischen Impressionisten beeindruckten.

Werk Bearbeiten

 
Landschaft mit Berg Fuji
 
Kirschblüten betrachten
  • Gemälde
  • Illustrierte Bücher (Beispiele)
    • Ehon mushi erami[Anm 1] (絵本虫選) (1787)
    • Shiohi no tsuto (潮干のつと)
    • Momo chidori (百千鳥)
  • Drucke als Serien (Beispiele)
    • Fujin sōgaku juttai (婦人相学拾躰), 1792–93
    • Fujo ninsō juppin (婦女人相十品), 1792–93
    • Uki-e Ōmi hakkei (浮絵近江八景), 1792–95
    • Mu-tamagawa (六玉川), 1793
    • Tōji san bijin (当時三美人), 1793
    • Kasen koi no bu (歌撰恋之部), 1793–94
    • Tōji zensei bijin-zoroe (当時全盛美人揃),
    • Seirō jūni toki tsuzuki (青楼十二時), 1794
    • Musume hi-dokei (娘日時計), 1795–95
    • Seirō nana Komachi (青楼七小町), 1794–95
    • Hokkoku goshiki-zumi (北国五色墨), 1794–95
    • Kōmei bijin mitate chūshingura (高名美人見たて忠臣蔵), 1794–95
    • Meisho koshikake hakkei (名所腰掛八景), 1995–96
    • ōmi hakkei (逢身八契), 1798–99[A 1]
    • Yamauba to Kintarō (山姥と金太郎), 1801
    • Kyōkun oya no megane (教訓親の日監), 1802
  • Zahlreiche Drucke als Einzelblätter

Bilder Bearbeiten

Rezeption Bearbeiten

Zur Feier des 40. Jahrestags ihres Bestehens gab die Führung der DDR einen hochwertigen Siebenfarbdruck des Kopfkissenbuchs (jap. Shunga) Utamaros bei Werner Klemke in Auftrag, der an internationale Gäste der Jubiläumsfeierlichkeiten verteilt werden sollte. Die Abbildungen zeigen explizite Darstellungen sexueller Vereinigungen. Der Druck wurde nicht mehr rechtzeitig ausgeliefert.

Die Performance-Künstlerin Dietmute Zlomke, die sich bereits 1990 für die Rettung auf Halde gelegter Papier- und Druckerzeugnisse des untergehenden Staates engagiert hatte, entdeckte in einem Berliner Antiquariat die gesamte Auflage der Reproduktion des Kopfkissenbuchs Utamaros, von der sie einige Exemplare erwerben konnte. Das Kopfkissenbuch und seine Geschichte wurden zum Ausgangspunkt für Zlomkes Installation/Performance „Kopfkissenbuch der Wiedervereinigung“[1], die von 2009 bis 2014 aufgeführt wurde.

Der Tübinger Maler Mark Krause ließ sich von den Darstellungen in Utamaros Kopfkissenbuch zur gleichnamigen Bilderserie inspirieren.[2]

Anmerkungen Bearbeiten

  1. „Ōmi Hakkei“ in der Bedeutung „Acht Liebesschwüre“ ist eine Anspielung auf die gleichlautenden „Ōmi Hakkei“ mit der üblichen Bedeutung „Acht Ansichten des Biwa-Sees“, die tatsächlich auch oben im Bild jeweils eingeblendet werden.

Ausstellungen Bearbeiten

Ausgaben Bearbeiten

  • Kitagawa Utamaro: Shunga. Das Kopfkissenbuch. Hrsg. von Brigitte Sellin und Werner Klemke. Berliner Verlag, Berlin 1989.

Literatur Bearbeiten

  • Shūgō Asano und Timothy Clark (Hrsg.): The Passionate Art of Kitagawa Utamaro. Asahi Shimbun, 1995 (Katalog)
    • Band 1: Text
    • Band 2: Tafeln
  • Inagaki Shinichi: Ukiyoe Nyumon. Kawade shobo shinsha, 1990. ISBN 4-309-72476-0. S. 58 ff
  • Yutaka Tazawa: Biographical Dictionara of Japanese Art. Kodansha International, 1981. ISBN 0-87011-488-3
  • Laurence P. Roberts: A Dictionary of Japanese Artists. Weatherhill, 1976. ISBN 0-8348-0113-2
  • S. Noma (Hrsg.): Utamaro. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1670.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kitagawa Utamaro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Auch die Lesung erabi ist korrekt.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Peter Ertle: Kuren mit Luise und Utamaro – Zlomkes Wunderkammern vergessener Anwendungen für Körper, Geist und Seele. In: Schwäbisches Tagblatt vom 8. Februar 2012
  2. Marie-Luise Abele: Das Kopfkissenbuch. In: Reutlinger Nachrichten vom 16. April 2011 (Memento vom 18. November 2015 im Internet Archive)
  3. Seite des Museums zur Ausstellung, abgerufen am 27. April 2014.