Kesswil

Gemeinde im Kanton Thurgau in der Schweiz

Kesswil ist eine politische Gemeinde und eine Ortschaft[6] im Bezirk Arbon des Schweizer Kantons Thurgau. Sie liegt zwischen Romanshorn und Kreuzlingen am Bodensee.

Kesswil
Wappen von Kesswil
Wappen von Kesswil
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Thurgau Thurgau (TG)
Bezirk: Arbon
BFS-Nr.: 4426i1f3f4
Postleitzahl: 8593
Koordinaten: 741249 / 272910Koordinaten: 47° 35′ 30″ N, 9° 19′ 0″ O; CH1903: 741249 / 272910
Höhe: 412 m ü. M.
Höhenbereich: 395–476 m ü. M.[1]
Fläche: 4,47 km²[2]
Einwohner: 1007 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 225 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
18,5 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website: www.kesswil.ch
Gemeindehaus und zentraler Kreisel
Gemeindehaus und zentraler Kreisel

Gemeindehaus und zentraler Kreisel

Lage der Gemeinde
Karte von KesswilEmerzer WeierBiesshofer WeierSchlossweier SGBodenseeKanton St. GallenKanton St. GallenBezirk KreuzlingenBezirk WeinfeldenAmriswilArbonDozwilEgnachHefenhofenHorn TGKesswilRoggwil TGRomanshornSalmsachSommeriUttwil
Karte von Kesswil
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Bis 2002 war Kesswil eine Einheitsgemeinde.[7]

Geschichte Bearbeiten

 
Kesswil im Jahr 1957

Kesswil wurde 817 erstmals erwähnt als Chezzinwillare erwähnt. Im 9. Jahrhundert verfügte das Kloster St. Gallen in Kesswil über Grundbesitz. Im 13. Jahrhundert erlangte auch das Kloster Münsterlingen Grund- und Herrschaftsrechte im Ort. Vom Spätmittelalter bis 1798 war Kesswil ein äbtisch-sankt-gallisches Malefizgericht, das vom Romanshorneramt aus verwaltet wurde.[8]

1429 erlaubte das Kloster Münsterlingen den Bau einer Kapelle. 1451 ist eine Messpfründe bezeugt. 1529 trat die Pfarrei, die auch Dozwil umfasste, zur Reformation über. Der Pfarrer betreute ab 1588 auch Uttwil, dass ab 1618 den Status einer Filialkirche innehatte. Von 1816 an bildete Kesswil eine sich territorial mit der Ortsgemeinde deckende Munizipalgemeinde, weshalb die beiden Gemeinden 1870 zur sogenannten Einheitsgemeinde vereinigt wurden.[8]

Im 19. Jahrhundert wurde in Kesswil Ackerbau, Rebbau und Fischerei betrieben, daneben hatten sich eine Weberei, Handel und Kleingewerbe angesiedelt. Mit dem Übergang zur Vieh- und Milchwirtschaft – 1859 wurde eine Käsereingesellschaft gegründet – wurde der Feldobstbau intensiviert. Die 1871 eröffnete Seelinie brachte dem Dorf zunächst keinen wirtschaftlichen Aufschwung. Um 1900 gab es in Kesswil einige Stickereilokale. Anfang des 21. Jahrhunderts boten die Nussbaum Matzingen (vor 2003 Tubenfabrik Pressta) im Jahr 2005 85 Arbeitsplätze an. Weitere Arbeitsmöglichkeiten sind in der Landwirtschaft mit Obst- und Beerenbau und in der Baumschule Roth Pflanzen zu finden. Mit den nach 1980 entstandenen Einfamilienhäusern und Wohnbauten entwickelte sich Kesswil zur ländlichen Wohngemeinde.[8]

Wappen Bearbeiten

 

Blasonierung: Geteilt von Weiss mit schreitendem roten Löwen und Grün.[7]

Das Wappen der Gemeinde Kesswil geht auf die Herren von Kesswil zurück.[7]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Kesswil[9]
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Bevölkerungsentwicklung der Orts- und Einheitsgemeinde[9]
Jahr 1850 1888 1900 1910 1941 1950 1980 2000 2010 2018
Einwohner 522 572 529 576 454 494 596 850 985 989

Von den insgesamt 989 Einwohnern der Gemeinde Kesswil im Jahr 2018 waren 184 bzw. 18,6 % ausländische Staatsbürger.[6]

Wirtschaft Bearbeiten

Im Jahr 2016 bot Kesswil 372 Personen Arbeit (umgerechnet auf Vollzeitstellen). Davon waren 29,7 % in der Land- und Forstwirtschaft, 41,5 % in Industrie, Gewerbe und Bau sowie 28,8 % im Dienstleistungssektor tätig.[5]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Im Dorfkern sind Fachwerkhäuser (Riegelhäuser) aus dem 17. Jahrhundert erhalten geblieben.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Paul Häberlin (1878–1960), Philosoph, Psychologe und Pädagoge, wurde am 17. Februar 1878 in Kesswil geboren.
  • Carl Gustav Jung (1875–1961), Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie, wurde am 26. Juli 1875 in Kesswil als Sohn des Pfarrers geboren.
  • August Künzler (1901–1983), Farmer in Afrika, wurde am 20. November 1901 in Kesswil geboren.[10]
  • August Roth (1894–1954), Jurist und Politiker, Nationalrat, wurde am 22. Februar 1894 in Kesswil geboren.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Kesswil – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. a b Thurgau in Zahlen 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (PDF-Datei; 1,8 MB), abgerufen am 28. April 2020.
  6. a b Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019. Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau (Excel-Tabelle; 0,1 MB), abgerufen am 20. Juni 2022.
  7. a b c Gemeindewappen. Auf der Webseite des Staatsarchivs des Kantons Thurgau, abgerufen am 8. Dezember 2019
  8. a b c Verena Rothenbühler: Kesswil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäss den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  9. a b Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden. Kanton Thurgau, 1850–2000 (Excel-Tabelle; 0,1 MB),
    Wohnbevölkerung – Wohnbevölkerung der Gemeinden 1990, 2000, 2010 und 2011 (PDF; 1,3 MB) und
    Ortschaften und ihre Wohnbevölkerung. Ausgabe 2019 (Excel-Tabelle; 0,1 MB). Auf der Website der Dienststelle für Statistik des Kantons Thurgau, abgerufen am 20. Juni 2022.
  10. Verena Rothenbühler: Künzler, August. In: Historisches Lexikon der Schweiz.