Königssee (Schönau am Königssee)

Ortsteil von Schönau am Königssee

Königssee ist ein Gemeindeteil und eine Gemarkung in der Gemeinde Schönau am Königssee im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land. Bis 1978 bestand die Gemeinde Königssee, deren Hauptort das namensgleiche Königssee war, das wiederum einem kleineren Bezirk innerhalb der Urgnotschaft Schönau entsprach.

Königssee
Wappen von Königssee
Koordinaten: 47° 35′ N, 12° 59′ OKoordinaten: 47° 35′ 22″ N, 12° 59′ 22″ O
Höhe: 632 (551–1156) m
Fläche: 7,51 km²
Einwohner: 2055 (25. Mai 1987)
Bevölkerungsdichte: 274 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 83471
Vorwahl: 08652
Gemeindegrenzkarte des einstigen Bezirksamtes Berchtesgaden mit Königssee als eigenständiger Gemeinde (1892)
Gemeindegrenzkarte des einstigen Bezirksamtes Berchtesgaden mit Königssee als eigenständiger Gemeinde (1892)

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Königssee liegt am nördlichen Ende des gleichnamigen Königssees und östlich des Abflusses in die Königsseer Ache.

Gliederung der ehemaligen Gemeinde Königssee Bearbeiten

Die Gemeinde Königssee gliederte sich von 1817 bis 1978 in die vier Ortsteile bzw. Gnotschaften:

Geschichte Bearbeiten

 
Teilansicht von Königssee (Gnotschaftsbezirk), dem namensgebenden Hauptort der ehemaligen Gemeinde Königssee

Teil einer Urgnotschaft des Berchtesgadener Landes Bearbeiten

Im Zuge des 1377 ausgestellten „Landbriefs“ von Propst Ulrich Wulp[2] wurde Schönau vermutlich schon ab Ende des 14. Jahrhunderts zu einer der acht „Urgnotschaften“ des Berchtesgadener Landes, dessen Gebietsfläche ab 1155 dem Kernland des Klosterstifts Berchtesgaden entsprach, das 1380 zur Reichsprälatur Berchtesgaden und 1559 zur reichsunmittelbaren Fürstpropstei Berchtesgaden erhoben worden war. Die Urgnotschaft Schönau samt ihren namenlosen bzw. lediglich durchnummerierten acht Gnotschaftsbezirken findet eine erste schriftliche Erwähnung im ersten Steuerbuch des Berchtesgadener Landes von 1456.[3][4] Aus dreien dieser Gnotschaftsbezirke wurde 1817 die Gemeinde Königssee gebildet.
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Geschichte in Fürstpropstei Berchtesgaden

Aufteilung der Urgnotschaft in die Gemeinden Schönau und Königssee Bearbeiten

Nach der Säkularisation von 1803 verlor das Berchtesgadener Land seine politische Eigenständigkeit als Fürstpropstei, darauf folgten kurz hintereinander drei Herrschaftswechsel. 1810 wurde das Berchtesgadener Land schließlich dem Königreich Bayern angegliedert[5] und 1817 die ehemalige Urgnotschaft Schönau in die Gemeinden Schönau mit fünf ehemaligen Gnotschaftsbezirken und Königssee mit den Gnotschaftsbezirken Königssee (vormals 1. Gnotschaftsbezirk), Schwöb (vormals 4. Gnotschaftsbezirk) und Faselsberg (vormals 8. Gnotschaftsbezirk) geteilt. Die bisherigen Gnotschaftsbezirke der „Urgnotschaft“ werden seither bis zum heutigen Tag als „Gnotschaften“ bezeichnet.
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Nach der Säkularisation in Fürstpropstei Berchtesgaden

Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten

Das für die Gemeinde Königssee zuständige Bezirksamt Berchtesgaden wurde 1939 in Landkreis Berchtesgaden mit gleichem Zuständigkeitsbereich umbenannt.

Nachkriegszeit Bearbeiten

Am 1. Juli 1972 ist die Gemeinde Königssee dem neuen und erweiterten Landkreis Bad Reichenhall angegliedert worden, der wiederum am 1. Mai 1973 in Landkreis Berchtesgadener Land umbenannt wurde.

Nachdem bereits der Gemeinderat von Schönau (westlich der Königsseer Ache) am 18. Dezember 1975 und der Gemeinderat von Königssee (östlich der Königsseer Ache einschließlich der separaten Gemarkung Forst St. Bartholomä) am 22. Dezember 1975 einem freiwilligen Zusammenschluss zugestimmt haben, wurde Ende März 1977 in beiden Gemeinden ein Anhörverfahren durchgeführt, bei dem sich 53 Prozent für den neuen Gemeindenamen „Schönau am Königssee“ aussprachen.[6] Am 1. Mai 1978 erfolgte dann schließlich die Zusammenlegung der beiden Gemeinden zur Gemeinde Schönau am Königssee.[6][7] Seither ist die ehemalige Gemeinde Königssee ein Ortsteil bzw. eine Gemarkung der Gemeinde Schönau am Königssee, deren Gebietsfläche samt ihren Gemeindeteilen bzw. Gnotschaftsbezirken wieder in etwa denen der Urgnotschaft Schönau entsprechen.

Verkehr Bearbeiten

 
Ehemaliger Bahnhof Königssee (Oberbay)

In Königssee, in unmittelbarer Nähe des gleichnamigen Sees, beginnt die B 20, die durch die Gemeinde Schönau am Königssee ins benachbarte Mittelzentrum Berchtesgaden führt. Sie ist die hochrangigste Straße im Gemeindegebiet und stellt weiter über Bad Reichenhall u a. zur Anschlussstelle in Piding die Anbindung an die Autobahn A 8 her.

Von 1909 bis 1965 war die Gemeinde Königssee durch die Königsseebahn an das Eisenbahnnetz angeschlossen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Bauwerke Bearbeiten

Hierunter werden soweit bekannt und relevant lediglich alle in der Gemarkung Königssee stehenden Bauwerke gelistet.

Profangebäude Bearbeiten

Das Empfangsgebäude des ehemaligen Bahnhof Königssee (Oberbay) an der einstigen Bahnstrecke Berchtesgaden–Königssee wurde 1908/09 im Heimatstil[8] erbaut. Es wird jetzt als Gaststätte sowie seit 2015 zusätzlich für eine Romy-Schneider-Ausstellung genutzt.

Sakralgebäude Bearbeiten

Die römisch-katholische Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard wurde am 11. September 1999 auf Kühroint eingeweiht.[9]

Weitere Kapellen der römisch-katholischen Pfarrei Unterstein / Schönau am Königssee in der Gemarkung sind:[10]

  • Brandner Kapelle (Jennerbahnstraße in Königssee)
  • Widlbrand-Kapelle (Richard-Voß-Straße in Königssee, erbaut 1928 von Georg Lenz, renoviert 1992 von Josef Lenz)
  • Grutschen-Kapelle (Holzlobstraße in Königssee, Grutschen-Kapelle, mit Walmdach, 18. Jh.; mit Ausstattung, aufgenommen als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste)
  • Spinnerlehen-Kapelle (Spinnerwinklweg 8, Hofkapelle eines landwirtschaftlichen Anwesens, Walmdach, wohl 18. Jh.; mit Ausstattung; alte Klaubstein-Feldmauern, aufgenommen als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste)

Sport und Sportvereine Bearbeiten

  • Der WSV Königssee, gegründet im Dezember 1951, ist ein Wintersportverein mit Abteilungen für Rennrodeln, Skeleton, Bobsport, Eisstockschießen, Snowboard und Ski Alpin. Aktuell (Stand November 2007) hat der Verein mehr als 950 Mitglieder, darunter mehr als 320 Kinder und Jugendliche. Der WSV ist einer der erfolgreichsten Wintersportvereine der Welt. Aus seinen Reihen gingen Olympiasieger, Weltmeister, Europameister, Weltcupsieger und deutsche Meister hervor. Der Verein hat bereits mehrere Großveranstaltungen (10 Welt-, 8 Europa- und bald 50 andere Veranstaltungen wie Deutsche Meisterschaften und Weltcuprennen) organisiert.

Politik Bearbeiten

Bürgermeister Bearbeiten

Die folgenden Personen waren von der Gemeindegründung 1819 bis zur Auflösung 1978 Gemeindevorsteher (bis 1869) bzw. Bürgermeister der ehemaligen Gemeinde Königssee.[11]

Zeitraum Bürgermeister Anmerkung
1819–1822 Josef Stangassinger
1822–1830 Michael Moderegger
1830–1833 Michael Hasenknopf
1833–1836 Anton Stocker
1836–1848 Jacob Hinterseer
1848–1854 Nikolaus Kurz
1854–1866 Georg Eder
1866–1869 Franz Wein
1869–1876 Simon Stocker
1876–1882 Andreas Hallinger
1882–1888 Sebastian Moderegger
1888–1894 Andreas Hallinger 2. Amtszeit
1894–1906 Georg Eder Ehrenbürger
1906–1912 Josef Aschauer
1912–1920 Nikolaus Kurz
1920–1925 Josef Stocker
1925–1933 Josef Moderegger
1933–1944 Josef Größwang
1944–1945 Michael Brandner
1945 Georg Lenz
1945 Sebastian Brandner
1945–1948 Josef Aschauer
1948–1951 Johann Eder
1951–1957 Michael Brandner 2. Amtszeit
1957–1966 Nepomuk Beer
1966–1978 Georg Eder

Wappen Bearbeiten

 

Blasonierung: In Blau aus einem gewellten, blauen Schildfuß wachsend die Kapelle St. Bartholomä, die aus drei silbernen Rundbauten mit roten Kuppeldächern besteht, darauf je eine goldene Kugel, und von einem silbernen Türmchen mit rotem Kuppeldach und goldenem Kreuz überhöht ist.[12]

Begründung: Das Wahrzeichen der ehemaligen Gemeinde Königssee, die seit dem 12. Jahrhundert bekannte Kirche St. Bartholomä, dient als Symbol für Vergangenheit und Gegenwart der Gemeinde. Die hauptsächlichen Wappenfarben spiegeln die bayerischen Landesfarben wider. Der Schildfuß bezeichnet den Königssee und den Gemeindenamen. Das Wappen wurde der damaligen Gemeinde Königssee 1964 verliehen.[12]

Ehrenbürger Bearbeiten

Den folgenden Personen wurde bis zur Auflösung der Gemeinde Königssee die Ehrenbürgerwürde zuteil.[13]

Beschluss Name Lebensdaten Beruf / Wirken
22. Mai 1910 Hans Hohenadel 1851–1933 königlicher Förster
22. Mai 1910 Max Sollacher 1861–1924 königlicher Förster
23. August 1914 Richard Voß 1851–1918 Schriftsteller
30. Juni 1918 Karl Florian 1865–1933 Hauptlehrer
26. Juni 1920 Emma Haldy 1855–1945 Gutsbesitzerin
10. Juli 1926 Georg Eder 1846–1926 Bürgermeister
14. November 1936 Wolfgang Rasp 1847–1939 Austragsbauer, Spielzeugmacher

Literatur Bearbeiten

  • Hellmut Schöner (Hrsg.): Das Berchtesgadener Land im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes, Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982, ISBN 3-87490-528-4; S. 227, 235–243.
  • Königssee in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 24. Juli 2022.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 53 (Digitalisat).
  2. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, ab S. 27 f.
  3. Zu „Urgnotschaften“ und Steuerbuch siehe Manfred Feulner: Maria Gern – Gnotschaft und Gemeinde im Auftrag der Blaskapelle Maria Gern. Literatur und Quellen: berchtesgadeninfo.de, Marktarchiv Berchtesgaden, Abt. Maria Gern.
  4. Dieter Albrecht: Fürstpropstei Berchtesgaden - Statistische Übersicht nach dem Stand von 1698. I. Land- und Pfleggericht Berchtesgaden. Kapitel: Gnotschaft Schönau In: Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern, Heft 7, München 1954, S. 28 u. 29
  5. Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 3, ab S. 121 f.
  6. a b Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit – Ergänzungsband I. S. 227.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 597.
  8. Gemeinde Schönau a.Königssee, Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, PDF, online unter geodaten.bayern.de, abgerufen am 23. Juli 2021
  9. erzbistum-muenchen.de (Memento des Originals vom 5. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erzbistum-muenchen.de Zur Geschichte der Bergopfer-Gedenkkapelle St. Bernhard
  10. erzbistum-muenchen.de (Memento des Originals vom 5. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.erzbistum-muenchen.de Zu den Kapellen der römisch-katholischen Pfarrei Unterstein / Schönau am Königssee
  11. Adam Maltan: Chronik der Gemeinde Schönau am Königssee. Hrsg.: Gemeinde Schönau am Königssee. Schönau am Königssee 1985, DNB 1127546260, S. 48–50.
  12. a b Adam Maltan: Chronik der Gemeinde Schönau am Königssee. 1985, S. 53.
  13. Adam Maltan: Chronik der Gemeinde Schönau am Königssee. 1985, S. 51 f.