Känguru der Mathematik

Mathematikwettbewerb für Schüler

Känguru der Mathematik ist der größte Wettbewerb für Schüler in der Welt, an dem über 50 Länder teilnehmen. Der Mathematik-Wettbewerb für Schüler der 3. bis 13. Jahrgangsstufe wird seit 1995 international ausgerichtet und findet jeweils jährlich am dritten Donnerstag im März statt. Im Vordergrund steht dabei nach Angaben der Veranstalter die Fähigkeit, logisch zu kombinieren, „plumpes Auswendiglernen“ von Formeln sei nicht hilfreich. Im Jahr 2019 nahmen in Deutschland 968.000 Schüler teil.[1]

Schüler während des Kängurus 2006

Geschichte Bearbeiten

 
Die Mitglieder der association Kangourou Sans Frontières bei Ihrem Jahrestreffen in Chicago im Jahr 2019
 
Weltweite Anzahl der Teilnehmer am Känguru der Mathematik 1995 bis 2020

Die Idee für den Multiple-Choice-Mathematik-Wettbewerb stammt von Peter O’Holloran, einem Mathematiklehrer aus Sydney. 1978 startete der Test in Australien gleich mit 120.000 Schülern, die Auswertung erfolgte computergestützt. Nach wenigen Jahren nahmen auch viele Länder aus der Südpazifikregion teil.

Anfang der 90er Jahre stießen die französischen Mathematiklehrer André Deledicq und Jean Pierre Boudine auf den Test und beschlossen, auch in Frankreich einen solchen Wettbewerb zu veranstalten. Den australischen Erfindern zu Ehren wurde der Test Kangourou de Mathématique getauft. Da die Zahl der teilnehmenden Länder stetig wuchs, wurde im Sommer 1994 der internationale Verein Kangourou sans frontieres (Känguru ohne Grenzen) von Delegierten aus zehn Ländern mit Sitz in Paris gegründet. Er befasst sich seitdem mit der internationalen Koordinierung und vor allem der Vorbereitung der Aufgaben.

1995 wurde der Wettbewerb in Frankreich, den Niederlanden, Polen, Deutschland, Weißrussland, Tschechien, Ungarn, Moldawien, Nord-Mazedonien, Rumänien, Russland und Spanien ausgetragen. 1996 folgten das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland, 1997 Italien, Slowenien, die Slowakei und die Ukraine, 1999 Österreich, Schweden und Kroatien, 2002 Venezuela, 2003 die Schweiz, 2004 die Vereinigten Staaten von Amerika und Kasachstan, 2007 Kanada, 2009 Brasilien, 2015 Dänemark, 2017 Saudi-Arabien, 2019 China und Australien. Obwohl der Wettbewerb auf einen Mathematik-Wettbewerb in Australien zurückgeht, nimmt das Land erst seit 2019 am internationalen „Känguru der Mathematik“ teil.

In Deutschland wird der Wettbewerb von dem Verein Mathematikwettbewerb Känguru e. V. organisiert, der am Institut für Mathematik der Humboldt-Universität zu Berlin beheimatet ist.

Im Jahr 2020 konnte der Wettbewerb in Deutschland wegen der COVID-19-Pandemie nur eingeschränkt stattfinden. Er wurde durch schulinterne Festlegungen statt zentraler Vorgaben durchgeführt.[2] Wegen ungleicher Wettbewerbsbedingungen wurden keine 1., 2. oder 3. Preise vergeben.

Durchführung Bearbeiten

 
Früherer „Antwortzettel“: Hier wurden Schulnummer, Name und Klasse sowie die Antworten des Schülers für die spätere maschinelle Auswertung vermerkt.

Der Wettbewerb wird einheitlich am 3. Donnerstag im März als 75-minütige Klausur durchgeführt. In Österreich wird er an einem beliebigen Donnerstag im März durchgeführt.

Die Aufgaben sind so konstruiert, dass eine Verwendung eines Taschenrechners weder nötig noch gestattet ist, um das problemlösende Denken zu fördern. Die Teilnehmer erhalten ab der 7. Jahrgangsstufe 30 Aufgaben, bei jüngeren Jahrgängen sind es nur 24 Aufgaben, wobei jede Aufgabe 3 bis 5 Punkte erzielt. Bei jeder Frage gibt es fünf Antwortmöglichkeiten. Wie bei Multiple-Choice-Test-Bewertungen üblich, erhält man die angegebene Anzahl an Punkten bei korrekter Beantwortung und bei falscher Antwort wird ein Viertel der möglichen Punkte abgezogen. Unbeantwortete Fragen verändern die Punktzahl nicht. Die maximale Punktezahl beträgt 120 bzw. 150.

 
Aufgabenzettel im Jahre 2019

In Deutschland wurden bis 2011 die Ergebniszettel von den Schulen eingeschickt und zentral in Berlin maschinell ausgewertet, In der Schweiz wird bis heute so verfahren. In Österreich und Deutschland erfolgt die Abgabe der Ergebnisse und die Auswertung dagegen digital über das Internet. In Österreich erhält auf diesem Weg jede Schule sofort das schulinterne Ergebnis. Die Landes- und Bundessieger werden zwei bis drei Wochen später veröffentlicht. In Deutschland werden die Schulergebnisse nach etwa einer Woche mitgeteilt und die Preise nach ein bis zwei Monaten verliehen.[3]

Preise Bearbeiten

In Deutschland erhält jeder Teilnehmer eine Urkunde mit Name, Klasse und erreichter Punktzahl sowie eine Aufgaben-und-Lösungen-Broschüre und einen sogenannten „Preis für alle“ (im Jahr 2012 etwa ein Kubra)[4]. Etwa 5 bis 6 % der Teilnehmer erhalten einen 1., 2. oder 3. Preis. Diese Schüler werden mit Logik-Spielen, Büchern oder sonstigen Preisen prämiert. Für den „weitesten Känguru-Sprung“ (d. h. die größte Anzahl aufeinanderfolgender richtig gelöster Aufgaben) bekommt jeweils der Schulsieger ein T-Shirt. Des Weiteren werden die erfolgreichsten Schüler der Klassen 9 und 10 in internationale Mathecamps eingeladen.

In Österreich gibt es neben schulinternen Preisen Siegerehrungen auf Landes- und Bundesebene. Bei diesen werden die fünf Besten jeder Schulstufe mit Sach- und Geldpreisen, Urkunden und Pokalen ausgezeichnet.

Association Kangourou Sans Frontières Bearbeiten

Die Vereinigung Kangourou sans Frontières ist ein in Frankreich gegründeter internationaler Verein, der von Mathematikliebhabern aus der ganzen Welt gebildet wird. Motiviert von der Wichtigkeit der Mathematik in der modernen Welt, hat er sich zur Aufgabe gesetzt, die Freude an der Mathematik, die Unterstützung mathematischer Bildung an Schulen und positive Wahrnehmung der Mathematik in der Gesellschaft zu fördern. Die Hauptaktivität von Kangourou sans Frontières ist die Durchführung des jährlichen Känguru-Wettbewerbs und dessen Koordination auf internationaler Ebene. Die Organisation des Wettbewerbs in den einzelnen Ländern obliegt den Mitgliedern von Kangourou sans Frontières.

Jahrestreffen Bearbeiten

# Jahr Land Stadt Datum Mitglieder
31 2023 Armenien  Armenien Jerevan Unbekannt
30 2022 Italien  Italien Cervia 5.–9.10.
29 2021 Belgien  Belgien Antwerpen 3.–7.11.
28 2020 Schweiz  Schweiz virtuell 14.–18.10. 78
27 2019 Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten Chicago 16.–20.10. 77
26 2018 Litauen  Litauen Vilnius 10.–14.10. 74
25 2017 Schweiz  Schweiz Luzern 11.–15.10. 70
24 2016 Ukraine  Ukraine Lemberg 26.–30.10. 65
23 2015 Schweden  Schweden Göteborg 14.–18.10. 63
22 2014 Puerto Rico  Puerto Rico San Juan 12.–16.11. 61
21 2013 Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich Edinburgh 31.10.–2.11. 60
20 2012 Zypern Republik  Zypern Protaras 31.10.–4.11. 57
19 2011 Slowenien  Slowenien Bled 19.–23.10. 51
18 2010 Georgien  Georgien Tbilissi 13.–16.10. 50
17 2009 Belarus  Belarus Minsk 29.–31.10. 47
16 2008 Deutschland  Deutschland Berlin 16.–19.10. 46
15 2007 Osterreich  Österreich Graz 18.–21.10. 43
14 2006 Spanien  Spanien Barcelona 11.–15.11. 41
13 2005 Bulgarien  Bulgarien Borovetz 2.–6.11. 36
12 2004 Deutschland  Deutschland Berlin 13.–17.11. 34
11 2003 Frankreich  Frankreich Paris 6.–9.11. 34
10 2002 Italien  Italien Rimini 17.–20.11. 31
9 2001 Rumänien  Rumänien Sinaia 8.–11.11. 31
8 2000 Tschechien  Tschechien Tschelakowitz 19.–22.11. 26
7 1999 Spanien  Spanien Valladolid 22.–24.11. 25
6 1998 Slowenien  Slowenien Laibach 6.–8.11. 23
5 1997 Ungarn  Ungarn Budapest 6.–9.11. 20
4 1996 Polen  Polen Thorn 14.–15.12. 18
3 1995 Niederlande  Niederlande Eindhoven 9.–10.12. 13
2 1995 Polen  Polen Thorn 11.–12.11. 9
1 1995 Frankreich  Frankreich Paris 14.–15.1. 10
1994 Frankreich  Frankreich Straßburg 13.–15.6. 10
1993 Frankreich  Frankreich Paris 13.–15.5. 0


Im Jahr 1994 trafen sich Mathematiker aus 10 Ländern in Straßburg und gründeten die association Kangourou Sans Frontières, die am 17. Januar 1995 in Paris registriert wurde. Von da wuchs der Verein und hat im Jahr 2019 Mitglieder in 75 Ländern. Das Wachstum wurde durch eine höhere Professionalisierung und Digitalisierung der Vereinigung erreicht. Präsidentin der Vereinigung ist Meike Akveld (ETH Zürich, Schweiz).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Känguru der Mathematik e.V. : Teilnehmerzahlen der Wettbewerbe. In: mathe-kaenguru.de. Mathematikwettbewerb Känguru e.V., abgerufen am 28. April 2020.
  2. Känguru der Mathematik dieses Jahr online bei Snappet | Chronik | Packstories. In: mathe-kaenguru.de. Abgerufen am 28. April 2020.
  3. Känguru der Mathematik e.V. | Chronik | Packstories. In: mathe-kaenguru.de. Mathematikwettbewerb Känguru e.V., abgerufen am 4. September 2018.
  4. Känguru der Mathematik e.V.: Preise. In: mathe-kaenguru.de. Abgerufen am 14. September 2020.