Jan Hammer

tschechisch-amerikanischer Jazzmusiker und Filmkomponist

Jan Hammer (* 17. April 1948 in Prag als Jan Hamr) ist ein tschechisch-amerikanischer Jazz-Pianist und -Keyboarder. Als Filmmusiker erreichte er vor allem mit seinen Kompositionen zur Fernsehserie Miami Vice große Bekanntheit.

Jan Hammer (1977)

Leben Bearbeiten

Jan Hammer ist der Sohn der tschechischen Sängerin Vlasta Průchová und des Kardiologen und Jazzmusikers Jan Hammer senior (* 5. September 1919, † 2. Mai 1989). Andrea Hammer (* 1953) ist seine Schwester. Bereits im Alter von vier Jahren begann er mit dem Klavierspielen. Als Schüler gründete er im Alter von vierzehn Jahren ein Jazz-Trio und spielte in vielen Ländern Osteuropas. Er studierte an der Prager Musikhochschule bei Emil Hlobil,[1] bis er seine Studienzeit nach dem Prager Frühling vorzeitig beenden musste. Kurz danach zog er in die USA, wo er ein Stipendium am Berklee College of Music in Boston erhielt.[2]

Er ist Vater eines Sohnes.[3]

Werk Bearbeiten

Frühwerk Filmmusik Bearbeiten

Jan Hammer verfasste die Musik für den 1968 erschienenen tschechoslowakischen Märchenfilm "Die wahnsinnig traurige Prinzessin" (Originaltitel "Šíleně smutná princezna"), die von den Hauptfiguren im Film interpretiert wird.[4]

Mahavishnu Orchestra Bearbeiten

Hammer war von 1971 bis 1973 Mitglied des Mahavishnu Orchestra und spielte gemeinsam mit John McLaughlin (Gitarre), Jerry Goodman (Violine), Rick Laird (Bass) und Billy Cobham (Schlagzeug) die viel beachteten Fusion-Platten The Inner Mounting Flame, Birds of Fire und Between Nothingness and Eternity ein. Bis zu ihrem Abschiedskonzert am 30. Dezember 1973 traten sie bei 530 Konzerten auf. Die von ihm anschließend gegründete Jan Hammer Group erhielt großartige Kritiken, sowohl aus dem Jazz- wie auch aus dem Rockbereich. Das im Juni 1974 entstandene Album Timeless des Gitarristen John Abercrombie ist eine der seltenen Gelegenheiten, Jan Hammer als Pianisten zu hören.[5]

Hammer Bearbeiten

Im Jahre 1978 nahm er das Album Black Sheep auf, auf dem er jedes Instrument selbst spielte. Aus dieser Arbeit heraus entstand die Gruppe Hammer. In diesem Jahr schrieb er außerdem drei Songs für das neue Album There and Back von Jeff Beck, das im Jahr 1980 erschien. Der von ihm geschriebene Song Star Cycle wurde zur Erkennungsmelodie der erfolgreichen britischen Fernsehserie The Tube. Als Minimoog-Spieler wirkte er 1979 beim Album Mingus von Joni Mitchell mit.[6]

Die frühen 1980er Jahre Bearbeiten

Ende der 1970er bis in die frühen 1980er Jahre nahm Jan Hammer mit Al Di Meola die Alben Elegant Gypsy, Casino, Splendido Hotel und Electric Rendezvous auf. Zur selben Zeit tourte Jan Hammer mit dem Journey-Gitarristen Neal Schon unter dem Namen Schon & Hammer. Unter diesem veröffentlichte man die Alben Untold Passion (1981) und Here to Stay (1982).[7] In den Jahren 1982 und 1983 war die Jan Hammer Band mit Carsten Bohn, Jack Bruce und Colin Hodgkinson auf Tournee in den USA und Europa. Im Dezember 1983 spielte Hammer zusammen mit Jeff Beck bei neuen Benefiz-Konzerten in den USA für Ronnie Lanes A.R.M.S. (Action Research into Multiple Sclerosis), woran auch Jimmy Page, Eric Clapton, Joe Cocker und viele andere teilnahmen. 1984 wirkte er am ersten Solo-Album City Slicker von James Young (Styx) als Produzent und Co-Autor mit. Auch an Mick Jaggers Album She’s the Boss war er beteiligt.

Miami Vice Bearbeiten

Jan Hammer hatte bereits drei Soundtracks für Kinofilme und Musik für zahlreiche Dokumentationen sowie Werbespots komponiert, doch wirklich bekannt als Komponist wurde er erst durch Miami Vice.

Im Jahre 1984 erhielt er den Auftrag, das Titelthema und die Hintergrundmusik für eine neue amerikanische Krimiserie zu schreiben. Am 2. November 1985 stürmte der Miami-Vice-Soundtrack an die Spitze der Billboard-Charts. Mit mehr als vier Millionen verkaufter Kopien erhielt das Album viermal Platin in den USA.[8]

Bei den Grammy Awards im Februar des Jahres 1986 erhielt das Miami Vice Theme zwei Preise:[9] einen für „Beste Instrumentaldarbietung im Bereich Pop“ und einen zweiten für „Beste Instrumentalkomposition“. Außerdem erhielt Jan Hammer zwei Emmy-Nominierungen in den Jahren 1985 und 1986. Zum Jahresende 1986 wurde Jan Hammer von den Lesern der Zeitschrift Keyboard Magazine zum „Best Studio Synthesist“ gewählt.[10]

1988 komponierte Jan Hammer die Titelmusik für die europäische Fernsehserie Eurocops.[11]

Ab den 1990er Jahren Bearbeiten

In den 1990er Jahren legte Jan Hammer sein Augenmerk erneut auf Film- und Fernsehmusiken (unter anderem mit I Come in Peace, Curiosity Kills, ein Fernsehspot für Amnesty International, Knight Rider 2000, The Taking of Beverly Hills und Sunset Heat). 1995 schuf er den Soundtrack für den Pilotfilm und die dreizehn Folgen der Serie Vanishing Son. 1996 folgte die Filmmusik für A Modern Affair und In the Kingdom of the Blind the Man with One Eye Is King. Von 1996 bis 2000 schrieb er außerdem die gesamte Musik für den Sender TV Nova,[12] den ersten kommerziellen Fernsehsender der Tschechischen Republik. 1997 komponierte er den Soundtrack für das Computerspiel Outlaw Racers (MegaMedia), 2003 bearbeitete Jan Hammer sein 1975 erschienenes Debütalbum im Auftrag von Sony Records neu und veröffentlichte eine remasterte Version davon. Im Jahre 2006 wurde er von Rapper Terrance Quaites für eine Neuaufnahme des Liedes Crockett’s Theme gewonnen. In dieser Version erreichte das Lied in Deutschland zum zweiten Mal die Charts.[13]

2018, nach einer längeren Plattenpause, unterschrieb er bei 7Jazz, bei dem er das Album Seasons Pt. 1 veröffentlichte. Als erste Single-Auskopplung daraus wurde der Titel Miami – Night erwählt. Die Titel darauf knüpften stilistisch an seine Filmmusiken aus den 1980er Jahren an. Mit dem 2020 erschienenen Album Sketches in Jazz, das er auf seinem eigenen Label ausschließlich digital veröffentlichte, wollte er zurück zu seinen musikalischen Wurzeln gehen, die im klassischen Modern Jazz liegen.[14]

Diskografie Bearbeiten

Alben Bearbeiten

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[15][16]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK   US
1975 Like Children US150
(3 Wo.)US
1977 Jeff Beck with the Jan Hammer Group Live US23
 
Gold

(15 Wo.)US
1981 Untold Passion US115
(8 Wo.)US
mit Neal Schon als Schon & Hammer
1983 Here to Stay US122
(12 Wo.)US
mit Neal Schon als Schon & Hammer
1987 Escape from Television DE14
 
Gold

(23 Wo.)DE
UK34
 
Gold

(12 Wo.)UK
1989 Snapshots DE44
(4 Wo.)DE
CH24
(2 Wo.)CH

grau schraffiert: keine Chartdaten aus diesem Jahr verfügbar

Weitere Alben

  • 1968: Maliny Maliny (Jan Hammer Trio mit George Mraz und Cees See; als MPS-Platte auch als Make Love)
  • 1974: Mourners Rhapsody (mit Czesław-Niemen-Band, Rick Laird, John Abercrombie und anderen)
  • 1975: Timeless (mit John Abercrombie und Jack DeJohnette)
  • 1975: Jazz 2000 (Elvin Jones mit Jan Hammer, Frank Tusa, Terry Clarke, David Liebman und Gene Perla)
  • 1975: Is “On the Mountain” (Elvin Jones mit Jan Hammer und Gene Perla)
  • 1975: The First Seven Days
  • 1976: Make Love
  • 1976: Oh, Yeah? (Jan Hammer Group)
  • 1977: Melodies (Jan Hammer Group)
  • 1978: Live (Jan Hammer Group)
  • 1979: Hammer (Hammer)
  • 1979: Black Sheep (Hammer)
  • 1980: Hip Address (mit David Earle Johnson)
  • 1980: I Giganti del Jazz Vol. 15 (mit Jeremy Steig, Don Alias und Eddie Gomez)
  • 1981: Finger Dancing (Yoshiaki Masuo mit Jan Hammer)
  • 1983: The Midweek Blues (mit David Earle Johnson und John Abercrombie)
  • 1985: City Slicker (James Young mit Jan Hammer)
  • 1986: Fania All Stars Featuring Jan Hammer (Fania All Stars feat. Jan Hammer)
  • 1993: Beyond the Mind’s Eye
  • 1994: Drive
  • 2000: Snapshots 1.2
  • 2006: Police Quest 3 (The Kindred Soundtrack) (28 MP3-Dateien)
  • 2007: Turtles – Live at Domicile 1968 (Jan Hammer Trio und Olaf Kübler)
  • 2010: Live in Berlin (Stone Alliance Special Guest Jan Hammer)
  • 2018: Seasons Pt. 1
  • 2020: Sketches in Jazz (nur digital)

Kompilationen Bearbeiten

  • 1986: The Early Years
  • 1998: No More Lies – The Neal Schon & Jan Hammer Collection (Schon & Hammer)
  • 2002: Miami Vice: The Complete Collection (2 CDs)
  • 2004: The Best of Miami Vice
  • 2005: Black Sheep / Hammer (2 CDs)
  • 2006: The Best of Miami Vice
  • 2013: Šíleně Smutná (mit Helena Vondráčková und Václav Neckář)

Singles Bearbeiten

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[15][16]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH   UK   US
1985 Miami Vice Theme
Escape from Television
DE5
(23 Wo.)DE
AT4
(10 Wo.)AT
CH8
(9 Wo.)CH
UK5
 
Silber

(11 Wo.)UK
US1
(22 Wo.)US
Erstveröffentlichung: August 1985
1987 Crockett’s Theme
Escape from Television
DE4
(23 Wo.)DE
AT29
(4 Wo.)AT
CH9
(11 Wo.)CH
UK2
 
Silber

(12 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: April 1987
Tubbs and Valerie
Escape from Television
DE34
(10 Wo.)DE
UK84
(3 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: September 1987
1988 Forever Tonight
Escape from Television
DE62
(4 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: Januar 1988
The Runner
Snapshots
UK93
(4 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Dezember 1988
1991 Crockett’s Theme (Remix)
UK47
(6 Wo.)UK
Erstveröffentlichung: Mai 1991
Jan Hammer remixed by Il Nitro
2006 Crockett’s Theme
DE52
(9 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: August 2006
Jan Hammer Project feat. TQ

Weitere Singles

  • 1976: Oh, Yeah?
  • 1977: Darkness / Earth in Search of a Sun (Instrumental) / Earth (Still Our Only Home) (Track 3 mit Jerry Goodman)
  • 1977: Don’t You Know (Jan Hammer Group)
  • 1979: Oh, Pretty Woman
  • 1983: No More Lies (mit Neal Schon)
  • 1985: Finale
  • 1985: Airport Swap / Golden Triangle
  • 1987: Shadow in the Dark (Miami Vice, Halloween 1986)
  • 1989: Too Much to Lose
  • 1989: Eurocops
  • 1990: Chancer (Theme from the Central Television Series)
  • 1993: Seeds of Life
  • 1993: Midnight
  • 2010: Fairlight EP (Junkie XL feat. Jan Hammer)
  • 2018: Miami – Night
  • 2020: First Light
  • 2021: April (2021 Cut)

Videoalben Bearbeiten

  • 1992: Beyond the Mind’s Eye (US:  ×3Dreifachplatin )

Literatur Bearbeiten

  • Brigitte Tast, Hans-Jürgen Tast: be bop – Die Wilhelmshöhe rockt. Disco und Konzerte in der Hölle. Verlag Gebrüder Gerstenberg GmbH & Co. KG, Hildesheim, ISBN 978-3-8067-8589-0.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Ed Tracey: An Interview With GRAMMY Winner Jan Hammer. In: Miss Music Nerd. 18. Mai 2011, abgerufen am 15. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
  2. Grande Dame des Jazz gestorben. 22. Juni 2006, abgerufen am 16. Oktober 2023.
  3. Jan Hammer in der Notable Names Database (englisch, abgerufen am 16. Februar 2021)
  4. Die wahnsinnig traurige Prinzessin. In: prisma. Abgerufen am 24. Januar 2021.
  5. Ollie: John Abercrombie - Timeless. 5. Dezember 2020, abgerufen am 16. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Besprechung des Albums Mingus von Lindsay Planer bei AllMusic (englisch). Abgerufen am 15. Januar 2022.
  7. Schon & Hammer bei Discogs
  8. Prof Christoph Spendel: Jan Hammer: Keyboardgigant der Fusion-Ära. 25. Mai 2020, abgerufen am 16. Oktober 2023 (deutsch).
  9. Jan Hammer Songs, Albums, Reviews, Bio & More. Abgerufen am 15. Dezember 2021 (englisch).
  10. Introduction to Jan Hammer | Mental Itch. 11. Mai 2016, abgerufen am 16. Oktober 2023 (amerikanisches Englisch).
  11. Jan Hammer - Eurocops. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  12. Biography. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  13. Chartsurfer.de: Crockett's Theme von Jan Hammer. Abgerufen am 16. Oktober 2023.
  14. Sketches of Jazz - Interview mit Miami-Vice-Filmkomponist Jan Hammer. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. Oktober 2023.
  15. a b Chartquellen: Singles Alben UK US / The Billboard Albums von Joel Whitburn, 6th Edition, Record Research 2006, ISBN 0-89820-166-7.
  16. a b Gold-/Platin-Datenbanken: DE UK US