Jakob Erbar

deutscher Schriftsetzer, Typograf und Lehrer

Jakob Erbar (* 2. August 1878 in Düsseldorf; † 1. Juli 1935 in Köln) war ein deutscher Schriftsetzer, Schriftgestalter und Lehrer.

Leben Bearbeiten

 
Erbars Schriften.

Jakob Erbar lernte Schriftsetzer in Düsseldorf und besuchte dort Schriftkurse bei Fritz Helmuth Ehmcke und Anna Simons an der Kunstgewerbeschule. Er arbeitete bis 1908 in Köln in der Druckerei M. DuMont Schauberg als Akzidenzsetzer und danach als Lehrer an der städtischen Berufsschule. 1920 wurde er von Martin Elsaesser an die Kunstgewerbeschule Köln berufen und war dann – ab 1926 bis zu seinem Tode 1935 – Technischer Lehrer für Schrift-Satz-Buchdruck bei Richard Riemerschmid an den Kölner Werkschulen (eine der Vorgängereinrichtungen der heutigen Fachhochschule Köln).

Schriftentwürfe Bearbeiten

Zwischen 1910 und 1936 schuf Erbar eine Reihe von Schriften. Als sein bekanntester Schriftentwurf gilt die nach ihm benannte „Erbar-Grotesk“ in mehreren Schriftschnitten. Die bereits 1922[1] entworfene Erbar-Grotesk diente dem Typografen Paul Renner als Vorbild[2] für die Futura. Es gab im Gussprogramm verschiedene Buchstabenvarianten u. a. beim gemeinen „a“ die „Antiqua-Form“ oder die konstruierte „Grotesk-Form“.

Kurz nachdem die Frankfurter Schriftgießerei Ludwig & Mayer im Herbst 1926 die ersten drei Schnitte der „Erbar-Grotesk“ herausgebracht hatte, setzte sie Willi Baumeister bei seinen vielfältigen Arbeiten als Typograf und Werbegrafiker im Rahmen der 1927 an verschiedenen Stellen Stuttgarts durchgeführten Werkbundausstellung „Die Wohnung“ (mit der Weißenhofsiedlung im Norden der Stadt) erstmals ein, dies bereits bei der Satzgestaltung der von Ludwig Hilberseimer verfassten Denkschrift der Ausstellung, die im Dezember 1926 gedruckt vorlag und sogleich verbreitet wurde.[3]

Die „Candida“, eine weitere von ihm entwickelte Schriftart, ist inzwischen in verschiedenen Textverarbeitungsprogrammen standardmäßig installiert. Alle Schriftarten von Jakob Erbar wurden von der ehemaligen Frankfurter Schriftgießerei Ludwig & Mayer hergestellt, deren Schriftkollektion 1984 die spanische Firma Neufville Digital übernahm.

Verzeichnis der veröffentlichten Schriften von Jakob Erbar Bearbeiten

Schriftname Erstguss Schriftgießerei
Candida mager 1936 Ludwig & Mayer
Candida fett 1951 Ludwig & Mayer
Candida halbfett 1937 Ludwig & Mayer
Candida Kursiv 1937 Ludwig & Mayer
Candida Kursiv fett 1957 Ludwig & Mayer
Candida schmalhalbfett 1949 Ludwig & Mayer
Candida schmalmager 1957 Ludwig & Mayer
Candida Werkschrift 1945 Ludwig & Mayer
Erbar-Fraktur 1936 Ludwig & Mayer
Erbar-Fraktur fett 1938 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk Auszeichnung 19?? Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk fett 1926 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk halbfett 1929 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk kräftig 1926 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk Kursiv fett 1929 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk Kursiv kräftig 1927 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk leicht 1927 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk schmalhalbfett 1929 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk schmalmager 1929 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk Werkschrift 1960 Ludwig & Mayer
Erbar-Grotesk Russisch Kräftig und fett 1931 (um) Linotypematrizen
Erbar-Grotesk Russisch Kursiv leicht und leicht 1931 (um) Linotypematrizen
Erbar-Kanzlei 1913 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval 1913 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval Kursiv 1914 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval halbfett 1913 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval Kursiv halbfett 1920 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval lichtfett 1922 Ludwig & Mayer
Erbar-Mediæval Versalien licht 19?? Ludwig & Mayer
Erbar-Initialen 19?? Ludwig & Mayer
Erbar-Kursiv 1913 Ludwig & Mayer
Erbar-Unziale 19?? Ludwig & Mayer
Erbar-Unziale halbfett 19?? Ludwig & Mayer
Feder-Grotesk 1909 Ludwig & Mayer
Feder-Grotesk halbfett 1910 Ludwig & Mayer
Feder-Grotesk Kursiv 1925 Ludwig & Mayer
Grotesk lichtfett 1923 (vor) Ludwig & Mayer
Koloss 1924 Ludwig & Mayer
Lautsprecher 1931 Ludwig & Mayer
Lucina 1926 Ludwig & Mayer
Lumina 1928 Ludwig & Mayer
Lux 1929 Ludwig & Mayer

[4][5][6]

Schriftschnitte der Erbar-Grotesk Bearbeiten

Schriften Bearbeiten

  • mit Friedrich Bartels: Zur Förderung des Handwerks eine Gewerbeeinheitsschule für Köln. Köln 1919.

Quellen Bearbeiten

  1. Linotype, Jakob Erbar, Works and Samples (siehe Weblinks)
  2. Ulrich Stiehl: Erbar-Grotesk – Eine vergessene Serifenlose. Heidelberg 2006.
  3. Wolfgang Kermer: Willi Baumeister – Typographie und Reklamegestaltung. Edition Cantz, Stuttgart 1989 ISBN 3-89322-145-X, S. 71–82
  4. Handbuch der Schriftarten. Eine Zusammenstellung der Schriften der Schriftgießereien deutscher Zunge nach Gattungen geordnet. Seemann Verlag, Leipzig 1926 und Nachtrag 1931/32
  5. VDS-Kartei (Verein Deutscher Schriftgießereien)
  6. Schriftkartei nach DIN 16507, Ludwig & Mayer

Literatur Bearbeiten

  • Gunter Beissert: Jakob Erbar und die Grotesk. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik. Jg. 73, H. 12, Beilage.
  • Willi Mengel: Jakob Erbar: Schriftkünstler, Lehrer und Schulreformer. um 1956, OCLC 65844168.

Weblinks Bearbeiten