Ivan Branislav Zoch

slowakischer Pädagoge und kroatischer Enzyklopädist

Ivan Branislav Zoch (serbisch: Иван Бранислав Зох; * 24. Juni 1843 in Jasenová; † 27. Dezember 1921 in Modra) war ein slowakischer Physiker und Gymnasiallehrer.

Ivan Branislav Zoch

Leben Bearbeiten

Der Sohn eines evangelisch-lutherischen Pastors besuchte die Schulen in Neusohl, Teschen, Ödenburg und Levoča (Abitur 1862). Ausgestattet mit einem Staatsstipendium von 600 Gulden für evangelische Lehramtskandidaten[1] studierte er anschließend Physik am k. k. polytechnischen Institut Wien und den Universitäten Heidelberg und Erlangen. Auf eigene Initiative hörte er auch Vorlesungen in Chemie (bei Gorup-Besanez), Geologie, Geographie und Medizin. 1866 verteidigte er seine Dissertation auf dem Gebiet der Akustik. Sein Gerät zur Messung der Schallausbreitungsgeschwindigkeit wurde 1867 auf der Weltausstellung in Paris ausgestellt.

Bereits am 25. Juni 1866 wurde er Lehrer am 1862 gegründeten slowakischsprachigen evangelisch-lutherischen Untergymnasium (4 Klassen) in Großrauschenbach, das ab 1867 zum Obergymnasium mit 8 Klassen aufgestockt wurde. Zusätzlich wurde ab 1868 an der Schule ein Lehrerseminar für Volksschullehrer betrieben.[2] Er lehrte dort neben Physik, Mathematik und Naturwissenschaften auch Singen, Schreiben und Gymnastik. Anfang 1867 wurden er und der Stadtnotar Stefancok im Anschluss an eine politische Unterhaltung in einem Nachbarort verhört und einige Tage darauf beide kurzzeitig verhaftet, wobei Zoch (entgegen den Tatsachen) vorgeworfen wurde, russische Rubel hätten ihm das Doktorat und die akademische Laufbahn ermöglicht.[3] Als die Schule im Jahr 1875 (im Zuge der Magyarisierung) vom ungarischen Unterrichtsminister Ágoston Trefort[4] geschlossen wurde, verdiente Zoch (bis zum Konkurs der Firma) einige Zeit seinen Lebensunterhalt als Werkstattleiter bei der Herstellung von Fässern.

In höchster Not verschaffte Bischof Strossmayer ihm eine Stelle als Lehrbeauftragter am Gymnasium in Osijek (Slawonien), das um diese Zeit zur kroatischen Unterrichtssprache wechselte. Er unterrichtete zunächst noch auf Deutsch, wurde jedoch schon im September 1877 (nach Ablegung einer Prüfung in der kroatischen Sprache) zum Gymnasialprofessor ernannt.[5]

 
Jahresbericht des k. k. Realgymnasiums in Sarajevo zum Ende des dritten Schuljahres 1881/82

Nach der Okkupation von Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn (aufgrund des Berliner Kongresses) schickte ihn die Regierung 1879 nach Sarajevo, wo er als provisorischer Direktor das k. k. Realgymnasiums begründete.[6]

Nach wenigen Jahren (ca. 1882) kehrte er für sieben Jahre nach Osijek zurück, wurde dann Direktor des Realgymnasiums in Petrinja (Kroatien), wo er bis zur Pensionierung im Jahre 1908 wirkte. Stattdessen war er offenbar im Jahre 1889 von der kroatischen Landesregierung bereits zum Gymnasialdirektor in Belovar ernannt, wogegen das erzbischöfliche Konsistorium in Agram (offensichtlich erfolgreich) protestiert hatte.[7]

Nach seiner Pensionierung übersiedelte Zoch zu seinem Bruder nach Modra, wo er auch starb und ruht auf dem dortigen Friedhof, wenige Meter vom Grab von Ľudovít Štúr.

Würdigung Bearbeiten

Zochs größte Arbeit ist die Erste kroatische Enzyklopädie (es erschienen in Osijek 1887 und 1890 zwei von den sechs geplanten Bänden mit den Buchstaben A–G). Zuvor hatte er slowakischsprachige Gymnasiallehrbücher für Physik (1869), Psychologie (1871, im Manuskript) und eine kurze Einführung für den Unterricht in Leibeserziehung (1873) verfasst, wofür er auch die Terminologie erst weitgehend neu hatte schaffen müssen.

Ivan Zoch komponierte auch einige Lieder, lehrte Musik, Gesang und Flötenspiel.

Werke Bearbeiten

siehe auch Ivan Branislav Zoch auf Wikisource für deutschsprachige Aufsätze

  • Slovár vedeckého slovenského názvoslovia (Wörterbuch der slowakischen wissenschaftlichen Terminologie; deutsch-slowakisch). Nur der erste Teil Mathematika (Mathematik) erschienen in: Letopis matice slovenskej, 8 (1868), S. 14–24 (A–L) Volltext in der Google-Buchsuche , S. 99–109 (M–Z) Volltext in der Google-Buchsuche
  • Niečo o výžive človeka a zvierat, s dodatkom o Liebigovej poliovke pre nemluvniatka (Über die Ernährung von Mensch und Tier, mit einem Zusatz über Liebigs Säuglingssuppe[8]). In: Letopis matice slovenskej, 9 (1869), S. 31–47 Volltext in der Google-Buchsuche
  • Physica (Physik; slowakisch). Skalica 1869
  • Počiatky názornej merby pre nižšie gymnázia a semeniská (Die Anfänge der anschaulichen Geometrie für die Unterstufe des Gymnasiums und den Kindergarten; slowakisch). 1873
  • Krátky návod k vyučovaniu v telocviku (Eine kurze Unterrichtsanleitung für die Turnhalle; slowakisch). Veľká Revúca 1873
  • Hrvatska enciklopedija. Priručni rječnik sveobčega znanja (Kroatische Enzyklopädie. Handwörterbuch des allgemeinen Wissens; 2 Bände [A–G]; kroatisch). Osijek 1887–1890
  • Kakovo će biti vrijeme (Wie wird das Wetter werden; serbokroatisch). Petrinja 1891
  • Načela Pedagogike po Naegelsbachu osobito za srednje škole (Grundlagen der Pädagogik nach Nägelsbach, besonders für Mittelschulen; serbokroatisch). Osijek 1896
  • Metodika nastave u ljepopisu (Methodenlehre des Schönschreibens; serbokroatisch). Sarajevo 1896

Literatur Bearbeiten

  • Dr. Ivan Branislav Zoch. In: Dom i sviet 19 (1906), broj 22 (15. November 1906), S. 438 = S. 18 dieser Nummer (kroatisch; Digitalisat auf Wikimedia Commons)
  • Hedviga Kubišová: Polyhistor Ivan Branislav Zoch v slovenskom, chorvátskom a srbskom kultúrnom kontexte (Der Polyhistor Ivan Branislav Zoch im slowakischen, kroatischen und serbischen Kulturkontext). In: Зборник Матице Српске за славистику (latinica: Zbornik Matice Srpske za slavistiku), Novi Sad, YU ISSN 0352-5007, 74 (2008), S. 253–258 (slowakisch); Volltext (PDF; 1,7 MB) auf der Seite des serbischen Kulturvereins Matica srpska
  • Denis Njari: Prva hrvatska enciklopedija - osječki doprinos hrvatskoj enciklopedistici (Die erste kroatische Enzyklopädie - Osijeks Beitrag zur kroatischen Enzyklopädistik). In: Hrvatistika, 3 (2009), S. 99–106 (kroatisch; Volltext (PDF) auf Hrcak Portal of scientific journals of Croatia)

Weblinks Bearbeiten

Wikisource: Ivan Branislav Zoch – Quellen und Volltexte
Commons: Ivan Branislav Zoch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Verhaftungen. In: Neuigkeiten (Brünn) 14. Februar 1867, S. 3
  2. Vladimír Michalička, Martina Kočí: The First Slovak grammar school in Revuca and its influence on slovak national identity (Memento vom 8. Juli 2009 im Internet Archive) (PDF der Präsentation) sowie Grammar School in Revuca (Memento vom 8. Juli 2009 im Internet Archive) (PDF des Abstracts). Auf: Abstracts and manuscripts (The 12th International Symposium for Museums of School Life and School History Collections, Bergen 27.–30. Juni 2007; englisch)
  3. Verhaftungen. In: Neuigkeiten (Brünn) 14. Februar 1867, S. 3
  4. vgl. Ágoston Trefort in der englischen Wikipedia
  5. Odredbe pogledom na srednja učilišta (Bestimmungen hinsichtlich der Mittelschulen). In: Primorac, 5 (1877), broj 144 (23. rujna (September) 1877)
  6. Srećko Matko Džaja: Bosnien-Herzegowina in der österreichisch-ungarischen Epoche 1878–1918. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1994, ISBN 3486560794 (= Südosteuropäische Arbeiten 93), S. 118 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche )
  7. vgl.: Evangelische Kirchen-Zeitung für Oesterreich. Band 6, 1889, S. 158 in der Google-Buchsuche-USA . Erzbischof von Agram war 1871–1890 Josip Mihalović.
  8. Justus von Liebig: Eine neue Suppe für Kinder. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Band 133 (1865), Heft 3, S. 374–383 Volltext in der Google-Buchsuche ; Nachtrag zu meiner Suppe für Säuglinge. ebd. Band 138 (1866), Heft 1, S. 97–108 Volltext in der Google-Buchsuche
  9. Gemeinschaftsprojekt Technischer Museen aus Slowenien (sl:Tehniški muzej Slovenije; siehe auch die Homepage www.tms.si), Österreich (Technisches Museum Wien), Tschechien (Technisches Museum in Brünn), Ungarn (Hungarian Museum of Science, Technology and Transport, Budapest), Slowakei (en:Slovak Technical Museum, Košice) und Polen (en:Muzeum Inżynierii Miejskiej w Krakowie). Neben einem Kinderspiel finden sich dort auch im „Lexicon“ je Land ca. 50 Biographien bedeutender Personen.