Isobutanal

organische Verbindung, Aldehyd, Zwischenprodukt

Isobutanal (nach IUPAC-Nomenklatur: 2-Methylpropanal, auch als Isobutyraldehyd bekannt) ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Aldehyde. Neben dem verzweigten Isobutanal existiert noch die isomere Verbindung Butanal (Butyraldehyd). Isobutanal ist ein Zwischenprodukt der chemischen Industrie.

Strukturformel
Strukturformel von Isobutanal
Allgemeines
Name Isobutanal
Andere Namen
  • 2-Methylpropionaldehyd
  • Isobutyraldehyd
  • 2-METHYLPROPANAL (INCI)[1]
Summenformel C4H8O
Kurzbeschreibung

farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 78-84-2
EG-Nummer 201-149-6
ECHA-InfoCard 100.001.045
PubChem 6561
ChemSpider 6313
Wikidata Q418164
Eigenschaften
Molare Masse 72,11 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig[2]

Dichte

0,79 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

−65 °C[2]

Siedepunkt

64 °C[2]

Dampfdruck
  • 184 hPa (20 °C)[2]
  • 285 hPa (30 °C)[2]
  • 428 hPa (40 °C)[2]
  • 623 hPa (50 °C)[2]
Löslichkeit

mäßig in Wasser (75 g·l−1 bei 20 °C)[2]

Brechungsindex

1,374 (20 °C)[3]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 225​‐​319
P: 210​‐​305+351+338[2]
Toxikologische Daten
Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−247,3 kJ/mol[4]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Vorkommen Bearbeiten

 
Bananen enthalten natürlicherweise Isobutanal

Isobutanal ist u. a. ein natürlicher Bestandteil in Bananen.[5] Daneben kommt Isobutanal als Aromastoff in Honig vor.

Gewinnung und Darstellung Bearbeiten

Großtechnisch wird Isobutyraldehyd durch Hydroformylierung von Propen mithilfe metallorganischer Cobalt- oder Rhodiumverbindungen als Katalysator bei Temperaturen von 130 – 160 °C und Drücken von 100 – 200 bar hergestellt.[6][7]

 
Synthese von Isobutanal

Darüber hinaus kann es durch Oxidation von Isobutanol (2-Methylpropan-1-ol) synthetisiert werden. Diese Methode findet jedoch keine Anwendung, da Isobutanol technisch erst durch Reduktion (Hydrierung) von Isobutanal hergestellt wird. Isobutanal entsteht außerdem bei der thermischen Zersetzung von Isobutylidendiharnstoff.

Eigenschaften Bearbeiten

Physikalische Eigenschaften Bearbeiten

Isobutanal ist eine leicht flüchtige, lichtempfindliche, luftempfindliche, leichtentzündliche, farblose Flüssigkeit mit stechendem Geruch, welche mäßig löslich in Wasser ist. Sie siedet bei Normaldruck bei 64 °C.[2] Die molare Verdampfungsenthalpie beträgt am Siedepunkt 33,4 kJ·mol−1.[8] Die Dampfdruckfunktion ergibt sich nach Antoine entsprechend log10(P) = A−(B/(T+C)) (P in bar, T in K) mit A = 3,87395, B = 1060,141 und C = −63,196 im Temperaturbereich von 286 bis 336 K.[9] Sie besitzt eine dynamische Viskosität von 0,5 mPa·s.[2]

Sicherheitstechnische Kenngrößen Bearbeiten

Isobutanal bildet leicht entzündliche Dampf-Luft-Gemische. Die Verbindung hat einen Flammpunkt bei −24 °C.[2][10] Der Explosionsbereich liegt zwischen 1,6 Vol.‑% (47 g/m3) als untere Explosionsgrenze (UEG) und 11 Vol.‑% (330 g/m3) als obere Explosionsgrenze (OEG).)[2] Die Grenzspaltweite wurde mit 0,92 mm bestimmt.[2][10] Es resultiert damit eine Zuordnung in die Explosionsgruppe IIA.[2] Die Zündtemperatur beträgt 165 °C.[2][10] Der Stoff fällt somit in die Temperaturklasse T4.

Verwendung Bearbeiten

Isobutanal ist ein Ausgangsmaterial zur Herstellung von Valin durch die Strecker-Synthese:

 
 
Isobutanal reagiert mit Ammoniak und Cyanwasserstoff zu Valin und Wasser.

sowie von Neopentylglycol über eine Cannizzaro-Reaktion. Außerdem kann es bei der Knoevenagel-Reaktion eingesetzt werden.

Weiterhin ist es ein Zwischenprodukt für Arzneistoffe (z. B. D-Penicillamin[11]) und von Schädlingsbekämpfungsmitteln.

Ein großer Teil wird auch durch katalytische Hydrierung zu Isobutanol weiterverarbeitet.[6]

Abgeleitete Verbindungen Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eintrag zu 2-METHYLPROPANAL in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 19. Mai 2021.
  2. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Eintrag zu Isobutyraldehyd in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 15. Dezember 2018. (JavaScript erforderlich)
  3. Datenblatt Isobutyraldehyde bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. September 2010 (PDF).
  4. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-26.
  5. R. Tressl, F. Drawert, W. Heimann, R. Emberger: Notizen: Gaschromatographische Bestandsaufnahme von Bananen-Aromastoffen. In: Zeitschrift für Naturforschung B. 24, 1969, S. 781–783 (online).
  6. a b Eintrag zu Butyraldehyde. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. November 2018.
  7. Eintrag zu ISOBUTYRALDEHYDE in der Hazardous Substances Data Bank (via PubChem), abgerufen am 7. Februar 2019.
  8. Wojtasinski, J.G.: Measurement of Total Pressures for Determining Liquid-Vapor Equilibrium Relations of the Binary System Isobutyraldehyde n-Butyraldehyde in J. Chem. Eng. Data 8 (1963) 381–385, doi:10.1021/je60018a028.
  9. Seprakova, M.; Paulech, J.; Dykyj, J.: Dampfdruck der Butyraldehyde in Chem. Zvesti 13 (1959) 313–316.
  10. a b c E. Brandes, W. Möller: Sicherheitstechnische Kenngrößen. Band 1: Brennbare Flüssigkeiten und Gase. Wirtschaftsverlag NW – Verlag für neue Wissenschaft, Bremerhaven 2003.
  11. Wolfgang M. Weigert, Heribert Offermanns und Paul Scherberich: D-Penicillamine – Production and Properties. In: Angewandte Chemie International Edition in English. 14, 1975, S. 330–336, doi:10.1002/anie.197503301. PMID 808979.