Islay

südlichste Insel der Inneren Hebriden

Islay ([ˈaɪlə] englisch/?, schottisch-gälisch Ìle/?) ist die südlichste und fruchtbarste Insel der Inneren Hebriden und gehört zur Council Area Argyll and Bute. Sie ist vor allem für die dort produzierten Whiskys bekannt.

Islay (Ìle)
Topografische Karte von Islay
Topografische Karte von Islay
Gewässer Atlantischer Ozean
Inselgruppe Innere Hebriden
Geographische Lage 55° 47′ N, 6° 14′ WKoordinaten: 55° 47′ N, 6° 14′ W
Lage von Islay (Ìle)
Länge 40 km
Breite 32 km
Fläche 619,6 km²
Höchste Erhebung Beinn Bheigeir
491 m
Einwohner 3228 (2011)
5,2 Einw./km²
Hauptort Bowmore
Straßenkarte von Islay
Straßenkarte von Islay

Geographie Bearbeiten

Die Insel hat eine Größe von 619,6 km², ist etwa 40 km lang und hat eine maximale Breite von 32 km. Die höchste Erhebung ist 491 m hoch. Von Norden und Süden ragen die Meeresarme Loch Gruinart und Loch Indaal tief in das Innere der Insel. Die nach Südwesten ins Meer ragende Landzunge wird Rhinns of Islay genannt. Die im äußersten Süden der Insel gelegene Halbinsel heißt The Oa und ist eine felsige Region. Von der benachbarten Insel Jura trennt sie der Sound of Islay.

Auf Islay leben 3228 Einwohner (Stand: 2011).[1] Hauptort ist Bowmore mit 860 Einwohnern (Schätzung 2004).[2] Zu den weiteren Ortschaften zählen Port Ellen, Port Askaig und Port Charlotte.

Das Klima ist dank des Golfstroms recht mild.

Geschichte Bearbeiten

 
Historische Karte von Islay (ILA INSVLA)

Die ersten Siedler waren Jäger und Sammler, die während der Mittelsteinzeit nach Islay kamen. 1993 wurde ein Feuerstein gefunden, der vor 12.000 Jahren als Werkzeug benutzt worden war. Columban kam im 5. Jahrhundert auf seinem Weg von Irland nach Iona offenbar nach Islay. Die Insel war damals Teil des Königreichs Dalriada. Vom 14. bis 16. Jahrhundert regierten die Lords of the Isles die schottische Westküste. Sie hatten lange ihren Sitz auf Islay. 1408 wurde von ihnen die gälischsprachige Islay Charter unterzeichnet. 1726 wurde Islay von Daniel Campbell erworben. Bis 1853 blieb die Insel im Besitz seiner Familie, bevor sie an James Morrison verkauft wurde.

Bereits ab den 1830er Jahren begann die Bevölkerungszahl zu sinken. Grund waren wie in vielen Teilen Schottlands die Highland Clearances, durch die viele Bewohner zur Emigration gezwungen wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurde auf Islay ein Militärflugplatz gebaut, der seit Beendigung des Krieges als Islay Airport für zivile Zwecke genutzt wird. Anfang dieses Jahrtausends wurde auf Islay eine Zweigstelle des gälischsprachigen College Sabhal Mòr Ostaig eröffnet.

Linguistische und genetische Untersuchungen von 2022 deuten darauf hin, dass viele der alteingesessenen Familien von Wikingern aus dem heutigen Norwegen abstammen, die sich mit der Zeit sprachlich angepasst haben.[3]

Erster Weltkrieg Bearbeiten

Während des Ersten Weltkriegs sanken 1918 zwei Truppentransportschiffe innerhalb weniger Monate vor Islay. Das britische Passagierschiff SS Tuscania wurde am 5. Februar von SM UB-77 torpediert, wobei über 160 Menschen ums Leben kamen Das Wrack liegt in tiefem Wasser 6,4 km westlich des Mull of Oa. Am 6. Oktober wurde die HMS Otranto in einen Zusammenstoß mit der HMS Kaschmir bei schwerer See verwickelt, als sie Truppen aus New York kommend beförderte. Otranto verlor die Steuerung und trieb auf die Westküste der Rinns zu. Als Antwort auf ihr SOS ging der Zerstörer HMS Mounsey längsseits und konnte über 350 Mann retten. Dennoch sank die Otranto an der Küste in der Nähe der Machir Bay mit Verlust von insgesamt 431 Menschenleben. Das amerikanische Rote Kreuz errichtete nahe dem Südkap Oa ein Denkmal zum Gedenken an den Untergang dieser beiden Schiffe. In Kilchoman wurde ein Militärfriedhof angelegt, auf dem die Toten beider Nationen der letztgenannten Katastrophe begraben wurden (bis auf eine wurden später alle amerikanischen Leichen exhumiert und in die Heimat gebracht).[4][5]

Am 4. Mai 2018, 100 Jahre nach den Tragödien, fanden auf Islay verschiedene Gedenkfeiern statt. In Port Ellen nahm HRH Anne, Princess Royal an der Hauptveranstaltung teil. Von deutscher Seite waren u. a. die Geschäftsträgerin a. i. der Botschaft London, Gesandte Tania Freiin von Uslar-Gleichen, und Flottillenadmiral Jens Nemeyer anwesend.[6]

Flora und Fauna Bearbeiten

Auf der Insel findet man zahlreiche Vogelarten. Dazu zählen die Alpenkrähe, Kornweihe, Seeadler, Austernfischer, Kormorane und viele Watvogelarten. Im Februar finden sich viele Weißwangengänse auf Islay ein.

Auf Islay lebt eine Rotwild-Population von etwa 5000 Tieren, während ehemals hier heimische Bestände von Wölfen und Braunbären heute ausgerottet sind.[7]

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Der mit rund 4 Metern Höhe größte Menhir der Insel bei Ballinaby
 
Der Burnt Mound von Borichill

Die Clyde Tombs von Cragabus auf der Halbinsel The Oa, Cnoc an Altair, Frachdale und Nereabolls (Giant’s Grave oder Slochd Measach)[8] der Cairn von Carnduncan, der Steinkreis von Cultoon und die Achnacarranan Stones gehören neben der mittelalterlichen St. Ciaran’s Chapel mit ihrem Stein mit Cup-and-Ring-Markierungen ebenso zu den Sehenswürdigkeiten wie die Menhire von Carragh Bhan und Ballinaby oder das Hillfort Dun Nosbridge und die Keltenkreuze von Kildalton und Kilnave.

Das stark verwitterte frühchristliche Kreuz von Kilnave aus dem 5. Jahrhundert steht an der Nordküste westlich der Bucht von Gruinart auf der Halbinsel Ardnave vor der Ruine der gleichnamigen Kapelle. Kreuz und Kapelle sind im nationalen Denkmalregister verzeichnet.

In der Nähe der Bunnahabhain-Destillerie ist das Schiffswrack der Wyre Majestic zu sehen, die dort im Oktober 1974 auf Grund lief. Im Nordosten der Insel befinden sich auf einer Insel im Loch Finlaggan die Ruinen von Finlaggan Castle, dem einstigen Sitz der Lords of the Isles. Angeschlossen ist ein Heimatmuseum.

Wirtschaft und Verkehr Bearbeiten

Whisky Bearbeiten

 
Whiskybrennereien auf Islay

Eine wichtige Einnahmequelle der Insel ist neben der Landwirtschaft die Produktion von Whisky und der damit verknüpfte Tourismus. Anders als die anderen Inseln der Hebriden bildet Islay eine eigene Whiskyregion und wird weder zu den Islands noch zu den Highlands gerechnet.

Zurzeit sind neun Brennereien aktiv:

Der Plan, die Port-Charlotte-Brennerei wieder zu eröffnen, ist vorerst auf unbekannte Zeit verschoben worden.[9] Von 1825 bis 1929 hieß die Destillerie Lochindaal. So sollte die Destillerie auch nach dem Wiederaufbau heißen.[10]

Im Oktober 2018 hat Ardnahoe als neunte Destillerie der Insel den Betrieb aufgenommen.[11][12] Sie liegt zwischen den Brennereien Caol Ila und Bunnahabhain. Die 1983 geschlossene Port Ellen soll nach den Plänen von Diageo im Jahr 2020 wiedereröffnet werden.

Nicht mehr in Betrieb – neben Port Charlotte – sind[13][14][15]

  • Achenvoir (1816–1818)
  • Ardenistiel (1837–1868) auf dem Gelände von Laphroaig, auch als Kildalton (1849–1852) und Islay (1852–1866) bekannt
  • Ardmore (1817–1837), mit Lagavulin zusammengelegt
  • Bridgend (1818–1822)
  • Daill (1814–1834)
  • Freeport (–1847)
  • Glenavullen (1827–1832)
  • Killarow (–1766, 1821–1822)
  • Lossit (1821–1860), auch als Ballygrant (1821–1826) bekannt
  • Malt Mill (1908–1960) auf dem Gelände von Lagavulin
  • Mulindry (1826–1831)
  • Newton (1819–1837)
  • Octomore (1816–1852)
  • Octovullin (1816–1819)
  • Port Ellen (1825–1983)
  • Scarrabus (1817–1818)
  • Tallant (1821–1852)
  • Torrylin
  • Upper Cragabus

Stromerzeugung Bearbeiten

 
Wellenkraftwerk

1,3 Kilometer nordwestlich von Portnahaven an der Westküste befand sich das erste Wellenkraftwerk der Welt, das ins öffentliche Stromnetz speist. Die Anlage namens Limpet 500 wurde 2001 von der schottischen Firma Wavegen, einer hundertprozentigen Tochter der deutschen Voith Siemens Hydro Power Generation GmbH & Co. KG, gebaut und hatte eine Nennleistung von 0,5 MW.[16] Die Anlage ist inzwischen nicht mehr in Betrieb und wurde entkernt. Lediglich das Gebäude steht noch.

Es gibt Planungen für ein Gezeitenkraftwerk im Sound of Islay zwischen Islay und Jura, südlich von Port Askaig.[17][18]

Landwirtschaft Bearbeiten

Auf Islay gibt es rund 30.000 Schafe.

Verkehr Bearbeiten

 
Port Ellen

Es gibt zwei Fährhäfen, Port Ellen im Südosten und Port Askaig im Nordosten, die die Insel mit Kennacraig auf der Halbinsel Kintyre verbinden. Eine kurze Fährverbindung zur Insel Jura existiert von Port Askaig. Die A846 und die A847 sind die Hauptverkehrsstraßen der Insel.

Der Flughafen von Islay verbindet täglich mehrfach mit Glasgow.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Islay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Zensusdaten 2011
  2. General Register Office for Scotland: Mid-2004 Population Estimates for Settlements in Scotland (Memento vom 14. November 2012 im Internet Archive)
  3. Why the Vikings never left Scotland.In: bbc.com. 6. Juni 2022, abgerufen am 26. Juni 2023 (englisch).
  4. Glenn Campbell: The Scottish island that buried America's dead. In: BBC. 30. April 2018, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
  5. BRITISH, AMERICAN, FRENCH AND GERMAN NAVIES PAY THEIR RESPECTS ON ISLAY. 2. Mai 2018, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
  6. NATIONS GATHER ON ISLAY TO REMEMBER WW1 LOSSES. 2. Mai 2018, abgerufen am 22. November 2020 (englisch).
  7. GEO 360° „Das Whisky-Geheimnis von Islay“, arte 21. November 2010
  8. Giant’s Grave
  9. Wiedereröffnung der Port Charlotte nicht 2016 https://whiskyexperts.net/port-charlotte-wiedereroeffnung-nicht-2016/
  10. Blogartikel über Bruichladdich
  11. Ardnahoe (englisch)
  12. Our Story
  13. Ehemalige Whiskybrennereien (mit Bildern; engl.)
  14. Misako Udo: The Scottish Whisky Distilleries. The ultimate Companion for the Whisky Enthusiast. Black & White Publishing, Edinburgh 2006, ISBN 1-84502-130-4.
  15. The Lost Distilleries of Scotland (mit Bildern; engl.)
  16. Bericht auf 3sat.online (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive)
  17. Memorandum of understanding signed between Alstom and Scottish Power: renewables for tidal power devices. alstom.com (englisch), abgerufen am 17. September 2017
  18. Tidal energy project. islayenergytrust.org.uk (englisch), abgerufen am 17. September 2017