Die Isländische Küstenwache (Landhelgisgæsla Íslands oder Landhelgisgæslan) ist die nationale Küstenwache Islands. Sie untersteht dem Justizministerium Islands.

Isländische Küstenwache
Landhelgisgæsla Íslands

Aufstellung 1. Juli 1926[1]
Staat Island Island
Typ Küstenwache
Stärke 250 Mitglieder[2]
Unterstellung Isländisches Justizministerium
Motto Við erum til taks (deut. "Wir sind vorbereitet")
Kriege Kabeljaukrieg
Website https://www.lhg.is/english/
Leitung
Direktor Georg Kr. Lárusson
Insignien
Insignien
Gösch

Geschichte Bearbeiten

 
Ehemalige Schiffe der isländischen Küstenwache in den 80er Jahren

Die Ursprünge der Isländischen Küstenwache können bis ins Jahr 1859 zurückverfolgt werden, als die Korvette Ørnen mit Patrouillen in isländischen Gewässern begann. Im Jahre 1906 kam das erste eigens für diesen Zweck gebaute Patrouillenboot Islands Falk nach Island. Die Verteidigung des eigenen Hoheitsgebietes auf See begann ungefähr 1920. Offiziell wurde die Isländische Küstenwache am 1. Juli 1926 gegründet. Eine entscheidende Rolle spielte die Isländische Küstenwache in der Zeit der Kabeljaukriege mit England und weiteren europäischen Fischereinationen zwischen 1958 und 1975 um Fischereirechte in den Gewässern um Island. 1954 übernahm die Landhelgisgæslan ein früheres Flugboot der United States Navy, eine Consolidated PBY-6A Catalina, das 1962 von einer mit Radar und Suchscheinwerfern ausgestatteten Douglas C-54 Skymaster abgelöst wurde. Ab 1969 erledigten zwei Flugboote Grumman HU-16C Albatros deren Aufgaben. Eine frühere Fokker F-27-200 von All Nippon Airways löste diese 1972 ab, bevor 1976 die fabrikneue Überwachungsmaschine TF-SYN des gleichen Fokker-Typs angeschafft wurde. 1985 und 1986 folgten dann die ersten beiden Helikopter Aérospatiale AS 350B Ecureuil (TF-GRO) und AS 365N Dauphin (TF-SIF). 1995 wurde noch ein Aérospatiale AS 332L2 Super Puma beschafft.

Aufgaben Bearbeiten

Schutz der Fischereigrenzen Bearbeiten

Wichtigste Aufgabe ist der Schutz der Fischereigrenzen. Der Kabeljaukriege mit England und weiteren europäischen Fischereinationen zwischen 1958 und 1975 um Fischereirechte in den Gewässern um Island sah einen massiven Einsatz der Küstenwache auch gegen ausländische Fischerei- und Kriegsschiffe. Die Isländer zerstörten die Fanggeräte fremder Fischerboote, die sich innerhalb der beanspruchten Schutzzone befanden. Es kam auch zu einer Reihe von Zwischenfällen, bei denen britische und isländische Schiffe einander rammten. Das kleine und militärlose Island konnte seine Interessen am Ende durchsetzen.[3] Der Schutz der Fischereigrenzen ist aber weiterhin aktuell, so hatte z. B. Mitte Juni 2006 die Landhelgisgæslan mit Hilfe eines Aufklärungshelikopters und einer Entermannschaft einen Trawler der Färöer-Inseln aufgebracht, der in der isländischen Fischereizone auf Fang war.

Küstensicherung nach Abzug der Amerikaner Bearbeiten

Über Jahre hatte Island die Fischereizonen rund um die Insel vergrößert und als NATO-Mitglied von den Vereinigten Staaten überwachen lassen. 2006 wurde der Stützpunkt Keflavík geschlossen, nachdem die Amerikaner von Island abzogen. Mit dem Rückzug der Amerikaner ist das Land für die Küstensicherung selbst verantwortlich, was Island vor große Probleme stellt, da die vorhandenen Kräfte der Landhelgisgæslan gering sind. Zuletzt hatte die unabhängige 85th Group als Teil der United States European Command die Iceland Defense Force (IDF) gebildet und stand unter dem Kommando des USAF-Colonels Philip Gibbons. Ihm waren sieben Geschwader mit rund 700 amerikanischen und mehr als 700 isländischen Zivilbeschäftigten unterstellt. Die kampfstarke Komponente der 85th Operations Squadron mit McDonnell Douglas F-15, F-18, Lockheed HC-130, Orion und Boeing KC-135 konnte nicht gleichwertig ersetzt werden. Die Aufgaben der 56th Rescue Squadron der Amerikaner mit luftbetankungsfähigen Sikorsky HH-60G Pavehawk-Helikoptern, die bis dato permanent im Nordatlantik stationiert war, um Rettungs- (SAR) und Kampfrettungseinsätze (CSAR) zu fliegen, muss seitdem die Landhelgisgæslan übernehmen.

Radarüberwachung Bearbeiten

 
Der isländische Luftraum (Türkis) und die Überwachungszone der Radare (Blau).

Zur Küstenwache gehört auch das isländische Luftraumüberwachungssystem (isländisch Íslenska loftvarnakerfið), welches an vier Standorten aufgestellt ist und nahezu den gesamten Luftraum von Island überwacht. Das Luftverteidigungssystem ist Teil der NATO und wurde auch größtenteils von der Organisation finanziert. Das Kontrollzentrum befindet sich auf dem Flughafen Keflavík, die anderen Systeme sind über das Land verteilt.[4]

Das System besteht aus vier AN/FPS-117 Radaren die von Lockheed Martin geliefert wurden. Im Jahr 2020 wurde bekannt, dass die NATO die Systeme modernisieren lassen will.[5]

Bekannte Offiziere Bearbeiten

Unter den bekannten Offizieren der Isländischen Küstenwache, die sich bei der Verteidigung der isländischen ausschließlichen Wirtschaftszone vor dem britischen Eindringen während der Kabeljaukriege auszeichneten, zählen Helgi Hallvarðsson, Pétur Sigurðsson (der die Technik des Netzabschneidens entwickelte) und Eiríkur Kristófersson.

Ausrüstung Bearbeiten

Aktueller Schiffsbestand Bearbeiten

Name Bild Funktion Werft Auslieferung Stationierung
Freyja   Patrouillenboot SeKwang, Südkorea 2021 Siglufjörður[6]
Thor   Patrouillenboot ASMAR, Chile 2011 Reykjavik[6]
Baldur   Forschungsschiff, Patrouillenboot Vélsmiðja Seyðisfjarðar, Island 1991 Reykjavik[7]
Óðinn[8] Spezialboot Rafnar, Island 2015

Ausgemusterte Schiffe Bearbeiten

Luftfahrzeuge Bearbeiten

 
Seefernaufklärer DHC-8

Die Isländische Küstenwache verfügt über eine De Havilland DHC-8-300, welche zur Seefernaufklärerung dient. Des Weiteren hat die Küstenwache drei Airbus Helicopters H225 geleast.[2]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Isländische Küstenwache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. The Icelandic Coast Guard. (PDF) Icelandic Coast Guard, abgerufen am 31. März 2024 (englisch).
  2. a b International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2024. 124. Auflage. Taylor & Francis, 2024, ISBN 978-1-03-278004-7, S. 104–105.
  3. Großer Coup. In: Der Spiegel. 19. Oktober 1975, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. März 2022]).
  4. Íslenska loftvarnakerfið. In: www.lhg.is. Abgerufen am 1. April 2024 (isländisch).
  5. Gareth Jennings: Iceland to upgrade long-range air surveillance radars. Janes Defense, 15. Oktober 2020, abgerufen am 1. April 2024 (englisch).
  6. a b Benjamin Felton: Icelandic Coast Guard’s Latest Vessel Arrives Home. In: www.overtdefense.com. 16. November 2021, abgerufen am 30. März 2024 (englisch).
  7. ICGV Baldur - IMO 9002661. In: www.shipspotting.com. Abgerufen am 30. März 2024.
  8. Óðinn. In: www.lhg.is. Abgerufen am 30. März 2024 (isländisch).
  9. Óðinn Coast Guard Vessel. In: reykjavikcitymuseum.is. 19. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2021 (englisch).
  10. Coast Guard Patrol Vessel For Sale. In: grapevine.is. 3. November 2020, abgerufen am 30. März 2024 (englisch).
  11. Alexander Elliott: Historied Icelandic coastguard ship retires. In: www.ruv.is. 16. November 2021, abgerufen am 30. März 2024 (englisch).