Internet Governance Forum

Organisation

Das Internet Governance Forum (IGF) ist eine Multi-Stakeholder-Gruppe für den politischen Dialog über Fragen der Internet Governance. Es bringt alle beteiligten Akteure – Regierungen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft, einschließlich der technischen und akademischen Gemeinschaft – gleichberechtigt und in einem offenen und integrativen Prozess zusammen.[1] Die Einrichtung des IGF wurde vom Generalsekretär der Vereinten Nationen im Juli 2006 offiziell angekündigt. Es wurde zum ersten Mal im Oktober/November 2006 einberufen und hat seitdem jährlich getagt.

Hintergrund Bearbeiten

Fragen der Internet Governance erhitzen seit einigen Jahren die Gemüter. Nachdem ein Prozess mit zwei konsekutiven Weltgipfeln der Vereinten Nationen zum Thema der Informationsgesellschaft sowie die monatelange Arbeit einer Expertengruppe (Working Group on Internet Governance – WGIG) keine Einigung über die konkrete zukünftige Ausgestaltung der Verwaltung des Internets brachte, einigte man sich auf dem zweiten Weltinformationsgipfel in Tunis auf den Kompromiss, das Internet Governance Forum ins Leben zu rufen, um eine Diskussionsplattform für die Themen der Internet Governance zu schaffen.

Die Delegierten aus 174 Staaten einigten sich darauf, im Konflikt zwischen den USA und anderen Staaten über die Verwaltung des Internets die Verantwortung des DNS nicht anzutasten, die derzeit durch die amerikanische gemeinnützige Gesellschaft ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers), früher unter Aufsicht durch das amerikanische Handelsministerium, seit Oktober 2016 unter Aufsicht der weltweiten Öffentlichkeit, durchgeführt wird. Hingegen soll, im Rahmen eines Multi-Stakeholder-Ansatzes, als Diskussionsplattform für diese und andere Fragen im internationalen öffentlichen Interesse – z. B. der Bekämpfung von Spam und Cybercrime oder auch einer Neuregelung des Systems der Interconnection-Entgelte – das IGF dienen.[2]

Zeitplan Bearbeiten

Einberufung des IGF Bearbeiten

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen gab am 18. Juli 2006 die Einberufung des IGF bekannt.

Treffen des IGF Bearbeiten

  • 2006: Athen – Die griechische Regierung war der Gastgeber der ersten Sitzung des IGF in der Zeit vom 30. Oktober bis 2. November 2006.
  • 2008: Hyderabad – Die indische Regierung hatte für das Jahr 2008 eingeladen, das IGF fand vom 3. bis 6. Dezember statt.[4]
  • 2010: Vilnius – Das IGF 2010 hat vom 14. bis 17. September in Litauen stattgefunden.
  • 2011: Nairobi – Das IGF 2011 fand vom 27. bis 30. September in Kenia statt.[6]
  • 2017: Genf – Das IGF 2017 fand 18. bis 21. Dezember 2017 in der Schweiz statt.[12]
  • 2018: Paris – Das IGF 2018 fand 12. bis 14. November in Frankreich statt.[13]
  • 2019: Berlin – Das IGF 2019 fand vom 25. bis 29. November in Deutschland statt.[14]
  • 2020: Online – Das IGF 2020 fand vom in zwei Phasen (2. bis 6. und 9. bis 17. November) erstmals ausschließlich online statt.[15]
  • 2021: Katowice – Das IGF 2021 fand vom 6. bis 10. Dezember in Polen statt.[16]
  • 2022: Addis Abeba – Das IGF 2022 fand vom 28. November bis 2. Dezember in Äthiopien statt.[17]
  • 2023: Kyoto – Das IGF 2023 fand vom 8. bis 12. Oktober in Japan statt.[18]
  • 2024: Riad – Das IGF 2024 findet vom 15. bis 19. Dezember in Saudi-Arabien statt.[19]

Aufgaben und Mandat Bearbeiten

Das Internet Governance Forum soll lediglich beratende Funktionen haben und Möglichkeiten zum Austausch zwischen den Interessenvertretern von Ländern, internationalen Organisationen, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft bieten, jedoch keine bindenden Befugnisse haben. Details zu den Aufgaben sind in dem Abschlussdokument Tunis Agenda for the Information Society, Absätze 29–82, (insbesondere Absätze 72–82) enthalten.[20] Absatz 72 beschreibt das Mandat des Forums. Dieses soll:

  • Themen im öffentlichen Interesse mit Bezug auf Kernelemente der Internet Governance diskutieren, mit dem Ziel, das Fortbestehen, die Robustheit, die Sicherheit, die Stabilität und die weitere Entwicklung des Internets zu unterstützen;
  • den Meinungsaustausch zwischen den Einrichtungen fördern, die sich mit verschiedenen übergreifenden internationalen öffentlichen Regelungen bezüglich des Internets befassen, sowie die Diskussion von Themen, die nicht in den Aufgabenbereich existierender Einrichtungen fallen;
  • Verbindungen aufnehmen mit den entsprechenden zwischenstaatlichen Organisationen und anderen Institutionen bezüglich der Themen, mit denen sie betraut sind;
  • den Informations- und Erfahrungsaustausch fördern, unter voller Nutzung der Expertise der akademischen, wissenschaftlichen und technischen Gemeinschaften;
  • alle Interessenvertreter beraten mit Vorschlägen zur Mittel und Wege über beschleunigten Bereitstellung und Bezahlbarkeit des Internets in den Entwicklungsländern;
  • das Engagement der Interessenvertreter in existierenden und zukünftigen Internet Governance Mechanismen stärken und verbessern, insbesondere für Vertreter der Entwicklungsländer;
  • neue Themen identifizieren, Aufmerksamkeit der relevanten Einrichtungen und der Öffentlichkeit wecken und, wenn sinnvoll, Empfehlungen erarbeiten;
  • einen Beitrag zur Verbesserung der Kenntnisse und Fähigkeiten über Internet Governance in Entwicklungsländern leisten, unter voller Nutzung von lokalen Quellen von Wissen und Expertise;
  • auf kontinuierliche Weise die Verkörperung der WSIS Prinzipien in Internet Governance Prozessen fördern und bewerten;
  • unter anderem auch die Fragen über kritische Internet Ressourcen diskutieren;
  • dazu beitragen, Lösungen zu finden zu den Fragen, die sich aus der Nutzung und dem Missbrauch des Internets, insbesondere für die Nutzer, ergeben; und
  • seine Verlaufsprotokolle veröffentlichen.

Themen Bearbeiten

Das IGF (2012) stand unter dem Motto: „Internet Governance for Sustainable Human, Economic and Social Development.“[21]

Programm für Athen Bearbeiten

Das Programm des ersten Internet Governance Forums sah vor, dass zunächst vier Schwerpunktthemen behandelt werden sollten:

  • Offenheit (Openness) – Freie Meinungsäußerung, freie Informations- und Wissensverbreitung, und Zugang zu Informationen und Wissen
  • Sicherheit (Security) – Schutz vor Viren, Spam und Phishing unter Beachtung von Datenschutz und der Privatsphäre
  • Verschiedenheit (Diversity) – Vielsprachenfähigkeit des Internets, Internationale Domainnamen, lokale Inhalte
  • Zugang (Access) – Kosten für Internetverbindungen, Interoperabilität und offene Standards

Alle Schwerpunkte sollte dabei das Querschnittsthema capacity building verbinden, damit sich bestimmte Akteure – beispielsweise Entwicklungsländer – überhaupt erst sinnvoll an der Diskussion beteiligen können.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. About Us | Internet Governance Forum. Abgerufen am 11. November 2021.
  2. intgovforum.org: The Mandate of the IGF (Memento des Originals vom 7. Januar 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intgovforum.org.
  3. http://www.igfbrazil2007.br
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Mai 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/igf2008.in
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 20. Juli 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/igf09.eg
  6. Archivlink (Memento des Originals vom 1. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/igf.or.ke
  7. http://www.intgovforum.org/cms/component/content/article/114-preparatory-process/927-igf-2012
  8. Archivlink (Memento des Originals vom 2. November 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intgovforum.org
  9. http://www.intgovforum.org/cms/igf-2014
  10. http://www.intgovforum.org/cms/2015-igf-joao-pessoa
  11. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 14. Januar 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.igf2016.mx
  12. http://www.intgovforum.org/multilingual/content/igf-2017
  13. http://www.intgovforum.org/multilingual/content/igf-2018
  14. IGF 2019. Abgerufen am 22. Januar 2022.
  15. IGF 2020. Abgerufen am 22. Januar 2022.
  16. IGF 2021. Abgerufen am 21. Januar 2022.
  17. IGF 2022 | Internet Governance Forum. Abgerufen am 12. Dezember 2022.
  18. IGF 2023 | Internet Governance Forum. Abgerufen am 27. Januar 2023.
  19. IGF 2024 | Internet Governance Forum. Abgerufen am 16. Januar 2024.
  20. http://www.itu.int/wsis/docs2/tunis/off/6rev1.html
  21. http://www.intgovforum.org/cms/component/content/article/114-preparatory-process/927-igf-2012
  22. Prof. Wolfgang Kleinwächter (Memento des Originals vom 12. September 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icann-studienkreis.net (Aarhus Universitet)