Herold ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Thum im Erzgebirgskreis.

Herold
Stadt Thum
Koordinaten: 50° 41′ N, 12° 59′ OKoordinaten: 50° 40′ 43″ N, 12° 58′ 47″ O
Höhe: 449 m
Fläche: 3,25 km²
Einwohner: 1124 (9. Mai 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 345 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1999
Postleitzahl: 09419
Vorwahl: 037297
Herold (Sachsen)
Herold (Sachsen)

Lage von Herold in Sachsen

Geografie Bearbeiten

 
Gemeindeamt Herold

Lage Bearbeiten

Herold liegt etwa 3 Kilometer nördlich von Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich über etwa 2,5 Kilometer beiderseits der Wilisch, einem Nebenfluss der Zschopau. Ein kleiner Siedlungsteil zieht sich an der Straße nach Drebach ein kurzes Stück den Hang hinauf.
Durch den Ort führt die Staatsstraße 232 WeißbachBundesstraße 95, von ihr zweigen innerhalb der Ortslage die S 233 nach Dorfchemnitz sowie die Kreisstraße 8106 ins benachbarte Drebach ab.

Nachbarorte Bearbeiten

Gelenau Spinnerei Venusberg
Thum   Drebach
Ehrenfriedersdorf

Geschichte Bearbeiten

 
Hauptgebäude und Kalköfen des ehemaligen Kalkwerks Herold
 
Kirche zum heiligen Kreuz Herold
 
Bahnhof Herold (Erzgeb), Empfangsgebäude (2016)

Die erste urkundliche Erwähnung als Herult datiert auf den 8. April 1386. Markgraf Wilhelm I. von Meißen wies der Witwe Anargs von Waldenburg die Herrschaft Scharfenstein mit dazugehörigen Dörfern, darunter Herold, als Witwensitz zu.[2][3] August Schumann nennt 1817 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Herold betreffend u. a.:

„Es hat 43 Häuser […] und 273 Einwohner. Das Dorf gehört zum neuschriftsässigen Rittergute Thum und ist nach Drebach eingepfarrt. Unter den Gebäuden ist die herrschaftl. Schenke mit dem Brau- und Tuchhause, der zugleich Accise-Einnehmer ist; eine Mahlmühle mit 2 Gängen und Oelmühle in Oberherold, (welche am 15ten Oktober 1810 abbrannte) und eine Mahlmühle mit 1 Gange und Schneidemühle in Nieder-Herold, wo auch das herrschaftl. Kalkbruchhaus sich befindet. Unter den Einwohnern sind 12 Bauern, alles Viertelhüfner, zu Ober-Herold und 25 Häusler zu Ober-, so wie 3 Häusler zu Nieder-Herold. Der Ort hat einen Mahlrichter mit 2 Schöppen, 1 Kirchenvorsteher in Drebach und 2 Gemeindevorsteher. Die Einwohner besitzen 4 Pferde, 14 Ochsen und 36 Kühe; sie sind belegt mit 175 gangbaren Schocken, 3 Magazin-, 3 Spann-, 4½ Marsch- und 4½ Kirchenhufen. Laut einem Privilegium des Kurfürsten Johann Georg vom 21sten Januar 1684 hat der Ort das Recht, jährlich am 15ten Oktober (oder Montags nach Burkhard) einen Jahrmarkt zu halten. […] Er ist ansehnlich und wird stark frequentiert. […] In Nieder-Herold sind verschiedene herrschaftliche Kalkbrüche mit zwei Kalköfen. Die vorigen Kalkbrüche dieses Ortes waren sehr berühmt, sind aber in neuern Zeiten eingegangen. Die neuentdeckten ersetzen sie aber vollkommen. In den ältesten Zeiten hat Herold auch einige Erzgruben gehabt, die aber aus Mangel an Gewerkschaft liegen bleiben. Dermalen bestehet die Handarbeit der Einwohner in Garnspinnen zu Klöppelzwirn für die Verleger in Drebach.“[4]

1862 begann der Bau der Kirche „Zum Heiligen Kreuz“, welche 1864 geweiht wurde. Der Entwurf stammte vom Brandversicherungsinspektor Karl Friedrich Emil Gutwasser aus Zwickau. Die drei Glasfenster, die Christus, Paulus und Petrus zeigen, schuf Paul Händler. Kirchbau und Eigenständigkeit der Herolder Kirchgemeinde waren vor allen Dingen durch den Aufschwung der Baumwollspinnerei in Venusberg und dem damit verbundenen Bevölkerungswachstum möglich. Seit 1949 befinden sich zwei Glocken aus Stahl und eine kleine Glocke aus Bronze von 1864 im Turm. Die Orgel wurde zwischen 1865 und 1869 durch den Orgelbaumeister Carl Eduard Schubert gebaut, in den 1980er Jahren erhielt diese eine umfassende Sanierung.[5][6]

Mit dem Bau und Eröffnung der Schmalspurbahn Wilischthal–Thum erhielt Herold mit den Stationen „Unter-“, „Mittel-“ und „Oberherold“ Eisenbahnanschluss. Oberherold war bis 1906 Ausgangspunkt einer Stichstrecke nach Ehrenfriedersdorf, am 4. Mai 1942 erfolgte die Umbenennung in „Herold (Erzgeb)“. Am 29. Mai 1972 wurde der Betrieb auf dieser Strecke eingestellt, die Gleisanlagen später rückgebaut. In Oberherold existieren von baulichen Anlagen noch Empfangsgebäude, Güterschuppen, Lokschuppen und ein hölzerner Freiabtritt.[7] Die „IG Schmalspurbahn Thumer Netz“ e. V. bemüht sich um den Erhalt dieser Zeitzeugen.

Zum 1. Januar 1999 erfolgte der Zusammenschluss der bis dahin eigenständigen Gemeinden Herold und Jahnsbach mit der Stadt Thum.[8]

Entwicklung der Einwohnerzahl Bearbeiten

Jahr Einwohnerzahl[3]
1551 12 besessene Mann, 39 Inwohner
1764 12 besessene Mann, 7 Gärtner, 13 Häusler, 3 Hufen
1834 479
1871 802
1890 1566
Jahr Einwohnerzahl
1910 1738
1925 1687
1939 1872
1946 1896
1950 2070
Jahr Einwohnerzahl
1964 1855
1990 1443
1998 1362

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Herold. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 17–19.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Herold – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Herold im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt für Thum, Stadt. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, abgerufen am 30. Januar 2015.
  2. Gerhard Reuter, Hermann Pährisch: Eine Urkunde aus dem Jahre 1386. In: Erzgebirgische Heimatblätter 2012/1, S. 16–18.
  3. a b vgl. Herold im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
  4. vgl. Herold. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 4. Band. Schumann, Zwickau 1817, S. 18 f.
  5. Kirche zum Heiligen Kreuz, abgerufen am 17. Februar 2011.
  6. Informationen zur Orgel auf Organ index. Abgerufen am 17. Februar 2022.
  7. Eisenbahnstationen in Sachsen, abgerufen am 17. Februar 2011.
  8. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1999 bis 31. Dezember 1999 auf der Internetpräsenz des Statistischen Landesamts des Freistaats Sachsen, S. 2 (PDF; 39 kB), abgerufen am 15. Februar 2011.