Hallbergmoos

Gemeinde in Deutschland

Hallbergmoos ist eine Gemeinde im oberbayerischen Landkreis Freising. Sie liegt etwa 25 km nördlich von München in unmittelbarer Nähe des 1992 eröffneten Flughafen München. Ein Teil des Flughafengeländes liegt auf dem Gebiet der Gemeinde.

Wappen Deutschlandkarte
Hallbergmoos
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hallbergmoos hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 19′ N, 11° 45′ OKoordinaten: 48° 19′ N, 11° 45′ O
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Freising
Höhe: 460 m ü. NHN
Fläche: 35,09 km2
Einwohner: 11.662 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 332 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 85399, 85737
Vorwahlen: 0811, 089, früher 08169Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: FS
Gemeindeschlüssel: 09 1 78 130
Gemeindegliederung: 9 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 1
85399 Hallbergmoos
Website: hallbergmoos.de
Bürgermeister: Josef Niedermair (CSU)
Lage der Gemeinde Hallbergmoos im Landkreis Freising
KarteLandkreis DachauLandkreis ErdingLandkreis KelheimLandshutLandkreis LandshutLandkreis MünchenLandkreis Pfaffenhofen an der IlmAllershausenAttenkirchenAu in der HallertauEching (Landkreis Freising)FahrenzhausenFreisingGammelsdorfHaag an der AmperHallbergmoosHörgertshausenHohenkammerKirchdorf an der AmperKranzbergLangenbach (Oberbayern)MarzlingMauernMoosburg an der IsarNandlstadtNeufahrn bei FreisingRudelzhausenWang (Oberbayern)WolfersdorfPaunzhausenZolling
Karte
Luftbild von Hallbergmoos

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Das Gemeindegebiet liegt im Bereich des Erdinger Mooses. Im Westen verläuft die Isar. Von Süden nach Norden durchquert die Goldach das Gemeindegebiet. Der größte Teil der nicht bebauten Flächen wird als Äcker und Wiesen landwirtschaftlich genutzt. Nur entlang der Isar gibt es größere Waldgebiete. Darüber hinaus befinden sich auch Teile des Naturwaldes Auwälder an der mittleren Isar innerhalb oder in der Nähe der Gemeinde.[2]

Gemeindegliederung Bearbeiten

Es gibt neun Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[3][4]

Nachbargemeinden Bearbeiten

Die folgenden Gemeinden grenzen an Hallbergmoos: Im Norden Freising, im Osten die Gemeindeteile Schwaig, Oberding und Notzing, die zur Verwaltungsgemeinschaft Oberding gehören, im Süden die Moosinninger Gemeindeteile Eichenried und Zengermoos, der Ismaninger Gemeindeteil Fischerhäuser und im Westen die Gemeinden Eching und Neufahrn bei Freising.

Geschichte Bearbeiten

Bis zur Gemeindegründung Bearbeiten

Das Gemeindegebiet war bis zur Säkularisation 1803 Territorium des Hochstifts Freising. Aus dieser Zeit sind von den Freisinger Fürstbischöfen noch Schloss Birkeneck und Schloss Erching erhalten. Reichsfreiherr Theodor von Hallberg-Broich aus dem Adelsgeschlecht Hallberg kaufte 1825 Schloss Birkeneck mit 921 Tagwerk Grund (entsprechend 3,138 km²). Seinem Unternehmungsgeist ist die Entwässerung der Umgebung und die Ortsgründung zu verdanken. 1831 wurde die Siedlung eine selbständige Gemeinde.

19. Jahrhundert Bearbeiten

Um 1833 errichtete der Architekt Joseph Daniel Ohlmüller die Theresienkirche in italienischem Stil.

Südlich von Hallbergmoos waren ab 1865 etwa 20 Häuser erbaut worden. Die neue Ansiedlung wurde dem Namen des Baches entsprechend Goldach genannt.

20. Jahrhundert Bearbeiten

Nach 1945 wuchs die Einwohnerzahl von Hallbergmoos und Goldach durch den Zuzug vieler Heimatvertriebener auf rund 2600 an und blieb bis 1970 fast unverändert. 1953 nahm der Sender Stimme Amerikas in Erching einen 1000 Kilowatt starken Langwellensender in Betrieb. Als Sendemast nutzte er einen 256 Meter hohen, gegen Erde isolierten abgespannten Stahlfachwerkmast. 1973 wurde diese Anlage, über die auch der RIAS zeitweise sendete, im Zuge der Entspannungspolitik stillgelegt. Die Reaktivierung erfolgte 1979 für eine Nutzung durch den Deutschlandfunk. Am 1. Januar 1989 wurde der Sender Erching nach Fertigstellung des Senders Aholming stillgelegt und kurz darauf wurden die Sendeeinrichtungen demontiert.

Eingemeindungen Bearbeiten

Die erste Eingemeindung erfolgte zum 1. April 1934 mit dem Gemeindeteil Mariabrunn mit 75 Einwohnern, der bis dahin zu Oberding gehörte. Im Zuge der Gebietsreform erfolgte am 1. Mai 1978 die Eingliederung des Gemeindeteils Goldach der aufgelösten Gemeinde Notzing und der Brandau aus der Stadt Freising.[5]

Einwohnerentwicklung Bearbeiten

Seit der Eröffnung des Flughafens in direkter Nachbarschaft entwickelte sich die Gemeinde rasant und wurde zur am schnellsten wachsenden Gemeinde im Landkreis Freising. Von 1988 bis 2008 wuchs die Gemeinde um 107 % auf über 9.000 Einwohner an. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 4.367 auf 10.953 Einwohner bzw. um 150,8 % – der zweithöchste prozentuale Zuwachs aller bayerischen Gemeinden.

Einwohnerzahlen am 31. Dezember
Jahr 1960 1970 1980 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020
Einwohner 2.771 2.903 3.534 4.822 6.141 7.287 8.341 9.266 10.524 11.148

Im Jahr 2005 lebten weitere 759 Einwohner, im Jahr 2010 674 Einwohner in Nebenwohnsitzen.

Politik Bearbeiten

Gemeinderatswahl 2020[6]
Wahlbeteiligung: 57,5 %
 %
40
30
20
10
0
38,0 %
24,2 %
15,1 %
7,9 %
14,8 %
Einigkeit
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
+5,3 %p
−0,1 %p
−3,3 %p
−7,4 %p
+5,5 %p
Einigkeit

Gemeinderat Bearbeiten

Die Kommunalwahlen 2002, 2008, 2014 und 2020 führten zu den folgenden Ergebnissen:

Sitzverteilung
Partei / Wählergruppe 2020 2014 2008 2002
% Sitze % Sitze % Sitze Sitze
CSU 38,0 9 32,7 6 28,7 6 4
Freie Wähler 24,2 6 24,3 5 35,4 7 11
Einigkeit Hallbergmoos/Goldach 15,1 4 18,4 4 14,4 3 3
Grüne 14,8 3 09,3 2 05,7 1
SPD 07,9 2 15,3 3 15,8 3 2
Gesamt 100 24 100 20 10 20 20

Bürgermeister Bearbeiten

In der Stichwahl am 30. März 2014 wurde Harald Reents von der CSU mit 60 % der Stimmen zum Ersten Bürgermeister gewählt. Bei der Kommunalwahl 2020 wurde er mit 56,1 % der gültigen Stimmen im Amt bestätigt. Am 14. Dezember 2020 wurde er tot in seiner Wohnung aufgefunden.[7]

Am 18. April 2021 wurde bei der Neuwahl, die wegen der Corona-Pandemie als reine Briefwahl durchgeführt wurde, Josef Niedermair von der CSU mit 88,8 %[8] der Stimmen zum Bürgermeister gewählt. Er war der einzige Kandidat; die Wahlbeteiligung betrug 35,28 %.[9] 2. Bürgermeister ist seit 2020 Helmut Ecker von der "Wählergruppe Einigkeit".

NordAllianz Bearbeiten

Hallbergmoos ist Mitglied in der NordAllianz – Metropolregion München Nord.

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Hallbergmoos
Blasonierung: „In Silber auf grünem Boden ein grüner Eichbaum, beseitet von je einem schwebenden grünen Rohrstängel mit schwarzem Kolben“[10]
Wappenbegründung: Der Eichbaum stammt aus dem Familienwappen des Ortsgründers, des Reichsfreiherrn Karl Theodor von Hallberg-Broich, der 1825 das Schloss Birkeneck erwarb und auf den dazugehörenden über 900 Tagwerk Grund seit 1829 Moorkolonisten ansiedeln ließ. Aus der bescheidenen Torfstechersiedlung entwickelte sich ein florierender Wirtschaftsstandort am Flughafen München. Die Rohrkolben, in sumpfigem Gelände gedeihende Pflanzen, beziehen sich auf die Lage der Gemeinde am Erdinger Moos und auf den zweiten Teil des Gemeindenamens.

Dieses Wappen wird seit 1965 geführt.

Gemeindepartnerschaften Bearbeiten

Baudenkmäler Bearbeiten

Bodendenkmäler Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Hallbergmoos ist die erste Gemeinde in Deutschland, die im Jahr 2002 ihre kommunale Haushaltsführung von der Kameralistik auf die kaufmännische Buchhaltung (Doppik) umgestellt hat.

Gemeindesteuern Bearbeiten

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2017 rund 41,9 Millionen €, davon waren 29,9 Millionen € (netto) Gewerbesteuereinnahmen. Hallbergmoos liegt in der Steuerkraft weit über dem Landesdurchschnitt, die Gemeinde ist schuldenfrei (2017).

Arbeitsplätze Bearbeiten

In der Gemeinde gab es 2017 11.517 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze und damit mehr als Einwohner. Von diesen waren 41 in der Land- und Forstwirtschaft, 1.990 im produzierenden Gewerbe, 4.425 im Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe, 4.274 bei den Unternehmensdienstleistern und 787 bei öffentlichen und privaten Dienstleistern. Der Pendlersaldo (Einpendler abzüglich Auspendler) betrug 5.813.

Ansässige Unternehmen Bearbeiten

Das ursprünglich bäuerlich geprägte Dorf mit 900 Einwohnern ist heute, bedingt durch die Nähe des Flughafens, ein Hochtechnologie-Standort mit dem großen Gewerbegebiet Munich Airport Business Park.

 
Luftbild von CISCO Systems GmbH im Munich Airport Business Park

Ehemals ansässige Unternehmen Bearbeiten

Bildung Bearbeiten

In Hallbergmoos gibt es

  • die Grundschule Hallbergmoos mit 23 Lehrkräften und 456 Schülern (Schuljahr 2019/2020)[12]
  • die Mittelschule Hallbergmoos (seit dem Schuljahr 2008/2009) mit 17 Lehrkräften und 210 Schülern (Schuljahr 2019/2020)[13]
  • die Private Heimschule, Förderzentrum des Jugendwerks Birkeneck mit zwölf Lehrkräften und 39 Schülern (Schuljahr 2019/2020)[14]
  • die Private Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung des Jugendwerks Birkeneck mit vier Lehrkräften und 41 Schülern (Schuljahr 2019/2020)[15]
  • elf Kindertageseinrichtungen (Krippen, Kindergärten und Horte) mit zusammen 910 Plätzen und 800 betreuten Kindern (Stand: 1. März 2019)
  • eine Musikschule (zusammen mit Neufahrn; Eröffnung im September 2019)[16]

Die Volkshochschulen der Gemeinden Hallbergmoos, Neufahrn bei Freising, Eching und Allershausen veröffentlichen zweimal im Jahr ein gemeinsames Kursprogramm.

Verkehr Bearbeiten

Durch die Gemeinde oder in unmittelbarer Nähe verlaufen die Bundesstraßen B301, B388 und B11 sowie die A92. Teilweise auf dem Gemeindegebiet liegt der Flughafen München.

 
S-Bahnhof von Hallbergmoos

Hallbergmoos ist durch die S-Bahn-Linie S8 des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes (MVV) mit Herrsching, der Landeshauptstadt München und dem Münchner Flughafen verbunden. Die S8 benötigt vom Münchner Hauptbahnhof (Richtung Flughafen) zum Bahnhof Hallbergmoos etwa 30 Minuten und verkehrt zwischen München und dem Münchner Flughafen im 20-Minuten-Takt.

Da der Haltepunkt Hallbergmoos der S8 an der Bahnstrecke München Ost–München Flughafen über einen Kilometer von der Ortschaft Hallbergmoos entfernt liegt, besteht eine Verbindung durch die Bus-Ringlinie 698 (MVV-Tarif, Betreiber DB Busverkehr Bayern), deren Abfahrtszeiten auf die S-Bahn abgestimmt ist. Die MVV-Buslinie 691 verkehrt von Freising über Hallbergmoos nach Neufahrn (jeweils S-Bahn-Anschluss). Die MVV-Buslinie 515 führt vom S-Bahnhof Hallbergmoos (S8) über Hallbergmoos (Südwest) und Goldach zum S-Bahnhof Erding (S2).

Sport Bearbeiten

Seit 2001 ringen die Ringer des SV Siegfried Hallbergmoos in der 1. Bundesliga. In der Bundesligasaison 2005/2006 wurden sie Vizemeister.

Das ortsansässige Baseballteam trägt den Namen Hallbergmoos Red Sharks.

Im Jahr 2014 feierte der Budo-Sportverein Hallbergmoos e. V. sein 20-jähriges Bestehen.

Die Fußballer des VfB Hallbergmoos spielen 2021/22 zum ersten Mal in der fünftklassigen Bayernliga Süd.

Im Frühling 2024 soll das O2 Surftown Muc eröffnen, ein Surfpark fürs Wellenreiten mit Strand, Restaurant und Eventbereich.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Reichsfreiherr Theodor von Hallberg-Broich (1768–1862) war der Gründer von Hallbergmoos in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
  • Der exilrussische Journalist und Kirchenhistoriker Gleb Rahr (1922–2006) lebte von 1991 bis 2000 im Gemeindeteil Goldach und von 2000 bis zu seinem Tode in Hallbergmoos.[17]
  • Der Popsänger Joey Heindle (* 1993) wuchs in Hallbergmoos auf.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hallbergmoos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. BayernAtlas. Abgerufen am 21. Oktober 2023.
  3. Gemeinde Hallbergmoos in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 11. September 2019.
  4. Gemeinde Hallbergmoos, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 14. Dezember 2021.
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 573.
  6. Gemeinde Hallbergmoos, Ergebnis der Gemeinderatswahl 2020, abgerufen am 23. Juni 2020
  7. Trauer in Hallbergmoos, idowa online, abgerufen am 14. Dezember 2020
  8. https://www.hallbergmoos.de/wahlen/bgm2021/index.html
  9. Süddeutsche Zeitung Nr. 89 vom 19. April 2021; Seite R5
  10. Eintrag zum Wappen von Hallbergmoos in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  11. Anlagenhersteller HEKUMA baut neue Unternehmenszentrale am Munich Airport Business Park (MABP) - openPR. Abgerufen am 26. September 2021.
  12. Grundschule Hallbergmoos in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  13. Mittelschule Hallbergmoos in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  14. Private Heimschule Hallbergmoos in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  15. Private Berufsschule Hallbergmoos in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  16. Musikschule Hallbergmoos-Neufarn. Abgerufen am 2. Juli 2019: „Der Unterricht startet im September 2019.“
  17. Das russische München. Verlag Mir e. V., München 2010. ISBN 978-3-98-05300-9-5