Hürtgenwald

Gemeinde in Nordrhein-Westfalen

Hürtgenwald ist eine Gemeinde in Nordrhein-Westfalen, die zum Kreis Düren gehört.

Wappen Deutschlandkarte
Hürtgenwald
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Hürtgenwald hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 50° 43′ N, 6° 23′ OKoordinaten: 50° 43′ N, 6° 23′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Köln
Kreis: Düren
Höhe: 380 m ü. NHN
Fläche: 88,05 km2
Einwohner: 8929 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner je km2
Postleitzahl: 52393
Vorwahl: 02429
Kfz-Kennzeichen: DN, JÜL, MON, SLE
Gemeindeschlüssel: 05 3 58 016
Gemeindegliederung: 13 Ortsteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
August-Scholl-Straße 5
52393 Hürtgenwald
Website: www.huertgenwald.de
Bürgermeister: Stephan Cranen
Lage der Gemeinde Hürtgenwald im Kreis Düren
KarteKreis DürenNordrhein-WestfalenRhein-Erft-KreisKreis EuskirchenRhein-Kreis NeussKreis HeinsbergStadt AachenStädteregion AachenBelgienHeimbachKreuzauNideggenVettweißDürenJülichLangerweheTitzMerzenichAldenhovenHürtgenwaldNörvenichIndenNiederzierLinnich
Karte

Geografie Bearbeiten

Lage Bearbeiten

Die Gemeinde liegt im Nationalpark Eifel in der Rureifel und im Naturpark Nordeifel. Der höchste Punkt im Gemeindegebiet ist am Forsthaus Jägerhaus am Langschoß auf 566 m ü. NHN, der niedrigste zwischen Gey und Birgel auf 170 m Höhe.

Nachbargemeinden Bearbeiten

Im Kreis Düren Bearbeiten

In der Städteregion Aachen Bearbeiten

Gemeindegliederung Bearbeiten

 
Rathaus in Kleinhau

Die Ortsteile Simonskall und Vossenack sind als Erholungsorte anerkannt.

Geschichte Bearbeiten

 
Krawutschketurm
 
Schweres Infanteriegeschütz der deutschen Streitkräfte im Hürtgenwald, 22. November 1944

Im Mittelalter stand beim Ortsteil Bergstein auf dem Burgberg die Reichsburg Burg Berenstein. Sie ist nur noch als Burgstall zu erkennen. Dort steht der Aussichtsturm Krawutschketurm.

Als Teil des Westwalls wurde hier ein Bunker gebaut. Vom 6. Oktober 1944 bis zum 10. Februar 1945 fand im Gemeindebereich um Vossenack und Hürtgen die Schlacht im Hürtgenwald statt. Trotz schwerster Kämpfe konnte keine Seite unmittelbare strategische Erfolge erzielen. Insgesamt gab es an die 24.000 Tote.

Der Name Hürtgenwald bezog sich bis zu diesen Kämpfen lediglich auf das staatliche Forstamt. Die US-amerikanische Bezeichnung des gesamten Gebietes mit „Huertgen Forest“ führte erst bei einer späteren Gebietsreform zum Namen „Hürtgenwald“.

Im September 2023 veröffentlichten Umwelt-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium in NRW eine Liste mit sechs potenziellen Gebieten, darunter dem Hürtgenwald, für einen zweiten Nationalpark in NRW. In einem Bewerbungsverfahren sollen bis Ende des ersten Quartals 2024 formale Bewerbungen für den neuen Nationalpark eingereicht werden.[2]

Entstehung/Eingemeindungen Bearbeiten

 
Fachwerkhaus von 1651 im Ortsteil Simonskall (Baudenkmal)

Aus dem im 19. Jahrhundert durch die Verschmelzung der Bürgermeistereien Straß und Bergstein entstandenen Amt Straß-Bergstein (Verwaltungssitz in Gey) ging am 1. Juli 1969 die Gemeinde Hürtgenwald hervor.[3]

Der § 9 des „Gesetzes zur Neugliederung von Gemeinden des Landkreises Düren vom 24. Juni 1969“ sagt: „Die Gemeinden Bergstein, Brandenberg, Gey, Großhau, Hürtgen, Kleinhau und Straß (Amt Straß-Bergstein) werden zu einer neuen Gemeinde zusammengeschlossen. Die Gemeinde erhält den Namen Hürtgenwald.“

Das Amt Straß-Bergstein umfasste die acht Gemeinden Bergstein (mit Zerkall), Brandenberg, Gey, Großhau, Hürtgen, Kleinhau, Straß-Langenbroich-Horm und Untermaubach-Bilstein.

Ab 1969 bestand das Amt Straß-Bergstein aus den Gemeinden Hürtgenwald und Untermaubach-Bilstein.

Am 1. Januar 1972 erfolgte die kommunale Neugliederung durch das Aachen-Gesetz, wobei die Gemeinde Hürtgenwald um die ehemalige Gemeinde Vossenack (Kreis Monschau) vergrößert wurde.[4]

Politik Bearbeiten

Kommunalwahl 2020
Wahlbeteiligung: 72,72 % (2014: 62,14 %)
 %
40
30
20
10
0
33,83 %
23,53 %
20,42 %
13,68 %
8,54 %
n. k. %
n. k. %
keine %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014[5]
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
−14,54 %p
+23,53 %p
−6,39 %p
+4,44 %p
+0,15 %p
−4,62 %p
−2,56 %p
−2,2 %p
Sitzverteilung im Gemeinderat
     
Insgesamt 30 Sitze

Gemeinderat Bearbeiten

Der Gemeinderat ist die kommunale Volksvertretung der Gemeinde Hürtgenwald. Über die Zusammensetzung entscheiden die Bürger alle fünf Jahre, zuletzt am 13. September 2020.[6]

Bürgermeister Bearbeiten

Bis 2020 war Axel Buch (* 1954) Bürgermeister der Gemeinde Hürtgenwald. Zu seinem Nachfolger wurde der parteilose Andreas Claßen gewählt, bei der Wahl 2020 erhielt er 61,06 % der Stimmen.[7] Jedoch stieß seine Amtsführung bei den Ratsfraktionen von FFH, SPD, Grünen und FDP, die ihn bei der Wahl zunächst unterstützten, auf Kritik, sodass diese im Februar 2022 ein Abwahlverfahren einleiteten. Diesem stimmten auch Abgeordnete der CDU zu, sodass am 15. Mai 2022 eine Abstimmung durchgeführt wurde.[8] Bei dieser stimmten 68,24 % der Abstimmenden für die Abwahl Claßens. Da diese zugleich mehr als 25 Prozent aller Wahlberechtigten ausmachten, wurde der Bürgermeister abgewählt.[9] Damit wird eine Neuwahl notwendig,[10] welche am 28. August 2022 stattfinden soll.[11] In der Neuwahl wurde Stephan Cranen zum Bürgermeister der Gemeinde mit 67,29 % der Stimmen gewählt. Laut eigener Aussage von Stephan Cranen will er das Amt zum 1. Oktober 2022 übernehmen.[12]

Wappen und Banner Bearbeiten

Der Gemeinde Hürtgenwald ist mit Urkunde des Innenministers des Landes Nordrhein-Westfalen vom 8. Dezember 1975 das Recht zur Führung eines Wappens, eines Siegels und einer Flagge verliehen worden.

Das Wappen ist ein dreigeteilter Schild: Auf grünem Grund ein goldgelber Göpel und je ein silberweißer Kiefernzapfen in den drei grünen Feldern.

Der Göpel teilt das Wappen auf, wodurch die Zusammensetzung von Hürtgenwald aus verschiedenen Ortschaften symbolisiert werden soll, die früher zu den Ämtern Straß, Bergstein und Simmerath gehörten. Die Zapfen verweisen auf die umliegenden Wälder, die das Landschaftsbild prägen.

Beschreibung des Banners: „Grün-Weiß-Grün im Verhältnis 1 : 4 : 1 längsgestreift mit dem etwas über die Mitte nach oben verschobenen Gemeindewappen.“[13]

Kultur und Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Kriegsgräberstätte Hürtgen
 
Blick von Brandenberg ostsüdostwärts zum Burgberg mit Turmspitze der Bergsteiner Kirche vor dem Berg und links befindenden Wohnturm der Burg Nideggen
 
Bergsteiner Pfarrkirche

Museen Bearbeiten

Ehrenfriedhöfe im Hürtgenwald Bearbeiten

Die beiden Ehrenfriedhöfe im „Hürtgenwald“ sind die Kriegsgräberstätte Vossenack bei Vossenack etwa 500 m hinter dem Ortsende an der Simonskaller Straße und die Kriegsgräberstätte Hürtgen bei Hürtgen etwa 500 m hinter dem Ortsende unmittelbar an der Bundesstraße 399, jeweils aus Richtung Düren gesehen.

Bauwerke Bearbeiten

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Maubacher Bleiberg Bearbeiten

Von 1948 bis 1968 wurde neben dem Ort Horm im Maubacher Bleiberg Erzabbau betrieben. Später befand sich hier die Mülldeponie für den Kreis Düren.

Verkehr Bearbeiten

Die Bundesstraße 399 durchzieht die Gemeinde von Nordosten nach Südwesten zwischen den Ortschaften Gey und Raffelsbrand, die Landesstraße 11 von Südosten nach Nordwesten zwischen den Gemeindeteilen Kleinhau und Zerkall.

Zerkall ist auch durch die Bahnstrecke Düren–Heimbach erschlossen.

Bildung Bearbeiten

Die Gemeinde Hürtgenwald verfügt über drei Grundschulen in den Ortsteilen Vossenack, Straß und Bergstein. Für Schüler mit Hauptschul-, Realschul- und Gymnasialempfehlung unterhält die Gemeinde Hürtgenwald die Sekundarschule Nordeifel im Ortsteil Kleinhau. Ein sich in kirchlicher Trägerschaft befindendes Gymnasium im Ortsteil Vossenack rundet das Angebot ab.

Persönlichkeiten Bearbeiten

  • Arnold Poll (1925–2016), römisch-katholischer Priester und von 1980 bis 2000 Präsident des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“.

Literatur Bearbeiten

  • Dieter Robert Bettinger, Hans-Josef Hansen, Daniel Lois: Der Westwall von Kleve bis Basel. Auf den Spuren deutscher Geschichte. Nebel Verlag, Eggolsheim, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2008, ISBN 978-3-89555-414-8.
  • Alexander Kuffner: Zeitreiseführer Eifel 1933–1945. Helios, Aachen 2007, ISBN 978-3-938208-42-7.
  • Hans-Josef Hansen (Hrsg.): Auf den Spuren des Westwalls. Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft Aachen, 2009, ISBN 3-925087-76-1.
  • Manfred Groß, Horst Rohde, Rudi Rolf: Der Westwall. Vom Denkmalwert des Unerfreulichen. Rheinland-Verlag GmbH Köln, 1997, ISBN 3-7927-1668-2.
  • Adolf Hohenstein und Wolfgang Trees: Hölle im Hürtgenwald. Triangel-Verlag, ISBN 3-922974-01-5.
  • Rainer Monnartz: Hürtgenwald 1944/45 – Militärgeschichtlicher Tourenplaner. Helios-Verlag, Aachen 2008, ISBN 978-3-938208-68-7.
  • Matthias Thömmes: Tod am Eifelhimmel. Helios Verlags- und Buchvertriebsgesellschaft Aachen, ISBN 3-933608-04-X.
  • Peter Többicke: Militärgeschichtlicher Reiseführer Hürtgenwald. Taschenbuch Verlag E. S. Mittler & Sohn GmbH Hamburg, ISBN 3-8132-0735-8.
  • Wolfgang Trees: Schlachtfeld zwischen Maas und Rhein. Triangel Verlag Aachen, ISBN 3-922974-05-8.
  • Robert Hellwig: „Gedenken und Mahnen“ Mahnmale in Hürtgenwald, Herausgeber: Geschichtsverein Hürtgenwald 2007 (38 Mahnmale mit Fotos und Text auf 56 Seiten).
  • Jobst C. Knigge: Hemingway und die Deutschen, Verlag Dr. Kovac Hamburg 2009, ISBN 978-3-8300-4707-0.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Hürtgenwald – Sammlung von Bildern
Wikivoyage: Hürtgenwald – Reiseführer

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2022 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 20. Juni 2023. (Hilfe dazu)
  2. Pläne für neuen Nationalpark sorgen für Skepsis. WDR am 13. September 2023, abgerufen am 19. November 2023.
  3. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970, S. 98.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 307.
  5. Gemeinde Hürtgenwald. Kommunalwahlen 2020. Abgerufen am 2. November 2020.
  6. Gemeinde Hürtgenwald. Europawahl / Kommunalwahlen 2020. Abgerufen am 4. November 2020.
  7. Wahl des Bürgermeisters - Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Hürtgenwald - Gesamtergebnis. Abgerufen am 2. November 2020.
  8. Michael Esser: Bürger können abstimmen: Bleibt Bürgermeister im Amt? Bericht des Westdeutschen Rundfunks vom 17. Februar 2022, abgerufen am 3. Juni 2022
  9. Gemeinde Hürtgenwald: Abstimmung über die Abwahl des Bürgermeisters – Gesamtergebnis
  10. Abwahl des Bürgermeisters: So geht es weiter in der Gemeinde Hürtgenwald Meldung aus: Aachener Zeitung (Online-Ausgabe) vom 16. Mai 2022, abgerufen am 3. Juni 2022
  11. Gemeinde Hürtgenwald: Bürgermeister-Neuwahl für den 28. August terminiert Meldung aus: Aachener Zeitung (Online-Ausgabe) vom 1. Juni 2022, abgerufen am 3. Juni 2022
  12. Sarah Maria Berners, Jörg Abels: Liveblog: Stephan Cranen von der FDP ist neuer Bürgermeister. 28. August 2022, abgerufen am 31. August 2022.
  13. Hauptsatzung der Gemeinde Hürtgenwald, § 2 Absatz 1. Abgerufen am 23. Januar 2018.