Gyromitrin ist eine giftige und vermutlich karzinogene chemische Verbindung.

Strukturformel
Struktur von Gyromitrin
Allgemeines
Name Gyromitrin
Andere Namen
  • N-Methyl-N-formylacetaldehydhydrazon
  • N′-Ethyliden-N-methylformhydrazid
Summenformel C4H8N2O
Kurzbeschreibung

farblose Kristalle bzw. Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 16568-02-8
PubChem 9548611
ChemSpider 7827534
Wikidata Q423839
Eigenschaften
Molare Masse 100,2 g·mol−1
Aggregatzustand

fest bis flüssig

Dichte

1,05 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

19,5 °C[1]

Siedepunkt

143 °C[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[2]
Toxikologische Daten

20 mg·kg−1 (LDLoMenschoral)[3]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Vorkommen Bearbeiten

 
Frühjahrslorchel (Gyromitra esculenta) – enthält Gyromitrin

Gyromitrin ist unter anderem in der Frühjahrslorchel, einem in Europa und Nordamerika heimischen Giftpilz, enthalten.[4]

Eigenschaften Bearbeiten

Gyromitrin ist flüchtig und wasserlöslich. Die Verbindung ist schon oberhalb von −25 °C sehr oxidationsempfindlich und hydrolysiert leicht in Gegenwart von Säuren und Basen.[1]

Wirkungen Bearbeiten

Im menschlichen Körper wird Gyromitrin zu Monomethylhydrazin umgewandelt.

 
Metabolisierung von Gyromitrin

Anfangssymptome nach Aufnahme des Stoffes sind Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühle. In großen Mengen, wie sie in der Regel bereits in einer einzigen Frühjahrslorchel vorkommen, führt Gyromitrin zunächst zu Leberversagen und schließlich zum Tod. Die letale Dosis für den Menschen liegt bei 30 bis 50 mg Gyromitrin pro Kilogramm Körpergewicht. Aufgrund der Flüchtigkeit von Gyromitrin reicht schon die bloße Präsenz der Giftpilze in einem schlecht gelüfteten Raum aus, um eine Vergiftung über die Atemwege hervorzurufen.

Die Therapie bei oralen Gyromitrinvergiftungen besteht aus der Gabe von Aktivkohle, um Reste der giftstoffhaltigen Nahrung aus dem Organismus zu entfernen, sowie Vitamin B6 als Antidot.

Es gibt Anzeichen aus der Forschung, dass bereits kleine Dosen von Gyromitrin eine kumulative krebserregende Wirkung haben können. Im Tierversuch mit Mäusen wurden Adenokarzinome der Lunge und der Vorhaut nach subkutaner Injektion induziert.[5]

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gyromitrin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c d e Eintrag zu Gyromitrin. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Juni 2013.
  2. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  3. Mitteilungen aus dem Gebiete der Lebensmitteluntersuchung und Hygiene. 65(453), 1974.
  4. Jiří Patočka, René Pita, Kamil Kuča: GYROMITRIN, MUSHROOM TOXIN OF GYROMITRA SPP. In: Military Medical Science Letters. Band 81, Nr. 2, 8. Juni 2012, S. 61–67, doi:10.31482/mmsl.2012.008 (mmsl.cz [abgerufen am 6. Juni 2023]).
  5. B. Toth, K. Patil: Gyromitrin as a tumor inducer. In: Neoplasma. Band 28, Nr. 5, 1981, S. 559–564, PMID 7198186.