Golzow (Oderbruch)

Gemeinde im Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg, Deutschland

Golzow [ˈgɔltsoː] ist eine Gemeinde im Landkreis Märkisch-Oderland. Sie ist Sitz der Amtsverwaltung des Amtes Golzow. Seit dem 21. Januar 2014 führt die Gemeinde offiziell, auch auf den Ortseingangsschildern, die Zusatzbezeichnung „Ort der Kinder von Golzow“.[2]

Wappen Deutschlandkarte
Golzow (Oderbruch)
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Golzow hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 34′ N, 14° 30′ OKoordinaten: 52° 34′ N, 14° 30′ O
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Märkisch-Oderland
Amt: Golzow
Höhe: 10 m ü. NHN
Fläche: 17,43 km2
Einwohner: 848 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 49 Einwohner je km2
Postleitzahl: 15328
Vorwahl: 033472
Kfz-Kennzeichen: MOL, FRW, SEE, SRB
Gemeindeschlüssel: 12 0 64 172
Adresse der Amtsverwaltung: Seelower Straße 14
15328 Golzow
Bürgermeister: Frank Schütz (CDU)
Lage der Gemeinde Golzow im Landkreis Märkisch-Oderland
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Karte

Geografie Bearbeiten

Die Gemeinde Golzow liegt 10 km östlich der Stadt Seelow im Oderbruch. Am Nordrand des Ortes fließt die Alte Oder, ein schmaler Seitenarm der Oder, der bis in das 18. Jahrhundert den ursprünglichen Flusslauf markierte. Die flache, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel liegende Umgebung ist von landwirtschaftlichen Nutzflächen geprägt.

Gemeindegliederung Bearbeiten

Golzow umfasst die bewohnten Gemeindeteile Golzow und Heimstättensiedlung.[3]

Geschichte Bearbeiten

Golzow wurde 1308 als Golsow erstmals urkundlich erwähnt.[4]

Frühe Neuzeit und 19. Jahrhundert Bearbeiten

Im Zusammenhang mit der Trockenlegung des Oderbruchs unter Friedrich dem Großen von 1747 bis 1773 erfuhr auch Golzow eine erhebliche Vergrößerung.

 
Siegel des Ritterguts Golzow

Der in seiner Struktur friderizianische Grundriss ist noch nachvollziehbar. Das Dorf wird durch einen großen kreisrunden Platz, in dessen Mitte einst die Kirche stand, gegliedert. Sie war ein verputzter Backsteinbau, dessen Kern der Mitte des 18. Jahrhunderts entstammte. 1854 wurde sie durch Hinzufügen von Anbauten zu einer kreuzförmigen Anlage mit Turm über der Vierung umgestaltet und zeigte sich als ein markanter Bau der Schinkelschule.

Golzow prosperierte von der Anbindung an die Reichsstraße 1 sowie an die Preußische Ostbahn und hatte in den 1870er Jahren die höchste Anzahl an Einwohnern.

20. Jahrhundert Bearbeiten

Während der Schlacht um das Oderbruch im April 1945 wurde – wie auch in anderen Dörfern – der Kirchturm durch deutsche Truppen gesprengt, da er der anrückenden Roten Armee in der weiten, flachen Landschaft einen guten Orientierungspunkt gegeben hätte. Der Abriss der Reste der Umfassungsmauern erfolgte in den Nachkriegsjahren. Nach dem Ende der Kampfhandlungen waren rund 76 % der Gebäude im Ort zerstört.[5] Um die Kirche für immer aus dem Dorfbild zu tilgen, wurde in sozialistischer Zeit über ihren ehemaligen Standort eine neue Straßenkreuzung geführt. Auch die Ruine des einstigen Gutshauses wurde mitsamt dem Park nach dem Zweiten Weltkrieg abgeräumt.[6] 1946 wurden rund 750 Hektar Ackerfläche der Bauern, darunter das Rittergut Golzow, enteignet und im Zuge der Bodenreform in Deutschland insbesondere an Neubauern verteilt. 1952 bildete sich auch in Golzow die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe, aus der heraus elf Bauern eine LPG gründeten. Sie wurde nach der politischen Wende in die Landwirtschaft-Golzow GmbH überführt.

Verwaltungsgeschichte Bearbeiten

Golzow gehörte seit 1817 zum Kreis Lebus in der Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Seelow im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder). Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Märkisch-Oderland.

Bevölkerungsentwicklung Bearbeiten

Jahr Einwohner
1875 2061
1890 1819
1910 1432
1925 1790
1933 1687
1939 1620
Jahr Einwohner
1946 1217
1950 1513
1964 1287
1971 1318
1981 1245
1985 1242
Jahr Einwohner
1990 1223
1995 1137
2000 1060
2005 0920
2010 0864
2015 0836
Jahr Einwohner
2016 831
2017 815
2018 817
2019 799
2020 788
2021 826

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[7][8][9], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Religion Bearbeiten

Evangelische Kirche

Das evangelische Pfarramt Golzow umfasst die Dörfer Golzow und Genschmar mit jeweils einer eigenen Predigtstätte. In Golzow finden die Gottesdienste nach dem Zweiten Weltkrieg im Pfarrhaus eingerichteten Kirchsaal statt. Anstelle der ebenfalls im Zweiten Weltkrieg zerstörten Genschmarer Kirche nutzt die Gemeinde eine ehemalige Friedhofskapelle.

Römisch-katholische Kirche

Für die römisch-katholischen Christen existiert am südlichen Rand der Bahnhofssiedlung die Christus-König-Kirche. Die Kirche als Außengemeinde gehört neben Hohenjesar/Alt Zeschdorf und Müllrose zur Pfarrei Heilig Kreuz in Frankfurt (Oder).

Politik Bearbeiten

Gemeindevertretung Bearbeiten

Die Gemeindevertretung von Golzow besteht aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte bei einer Wahlbeteiligung von 56,1 % zu folgendem Ergebnis:[10]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
Golzower für Golzow 70,5 % 7
FDP 29,5 % 3

Bürgermeister Bearbeiten

  • 1998–2003: Christian Dorn[11]
  • 2003–2014: Klaus-Dieter Lehmann (FDP)[12]
  • seit 2014: Frank Schütz (CDU)[13]

Schütz wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 75,3 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[14] gewählt.[15]

Wappen Bearbeiten

 
Wappen von Golzow
Blasonierung: „In Silber auf grünem Dreiberg stehend ein gold-bewehrter schwarzer Hahn mit rotem Kamm und Lappen, im erhobenen rechten Fuß einen nach links über den Kopf gebogenen grünen Zweig haltend.“[16]

Das Wappen wurde am 20. April 1998 durch das Ministerium des Innern genehmigt.

Flagge Bearbeiten

„Die Flagge ist Grün - Weiß - Grün (1:2:1) gestreift und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.“

Sehenswürdigkeiten und Kultur Bearbeiten

 
Filmmuseum Kinder von Golzow
 
Gedenktafel Die Kinder von Golzow

Bekannt ist Golzow durch die DEFA-Langzeitdokumentation[17] Die Kinder von Golzow, die in zahlreichen Filmen von 1961 bis 2007 das Leben von Menschen aus Golzow begleitet hat.[18][19] Im Ort zeigt ein Museum die Entstehungsgeschichte und den Werdegang der Protagonisten.

Wirtschaft und Infrastruktur Bearbeiten

Wirtschaft Bearbeiten

Aus den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften LPG (P) Golzow, der LPG Sachsendorf, der LPG (T) Alt Tucheband und der LPG (T) Reitwein entstand nach der deutschen Wiedervereinigung die Landwirtschaft-Golzow GmbH & Co. Vermögens KG. Das Unternehmen bewirtschaftete 2012 zusammen mit seinem Tochterunternehmen Landwirtschaft Golzow-Betriebs-GmbH eine Fläche von 6.750 Hektar. Im Dezember 2012 übernahm die Odega Gruppe eine Mehrheitsbeteiligung von 65 % am Unternehmen.[20] Die Odega Gruppe hat seitdem ihre Hauptverwaltung in Golzow.

Da es in Golzow seit 2014 keinen Dorfladen mehr gibt, arbeitet eine Gruppe der TU Darmstadt gemeinsam mit dem Bürgermeister sowie engagierten Bürgern und Betrieben daran, einen solchen wieder einzurichten und damit die Nahversorgung zu verbessern.[21]

Verkehr Bearbeiten

Durch die Gemeinde verläuft die Landesstraße 33, die an der südlichen Gemeindegrenze auf die Bundesstraße 1 trifft.

Der Ort besitzt seit 1866 den Bahnhof Golzow (Oderbruch) an der Preußischen Ostbahn, auf der Züge der Regionalbahnlinie RB 26 (Berlin OstkreuzKostrzyn) der Niederbarnimer Eisenbahn verkehren.

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Klaus Vetter, Helga Ochs, Eckhard Ochs, Simone Uebelhack, Anneliese Kunze: 700 Jahre Golzow 1308–2008. Golzow 2008

Weblinks Bearbeiten

Commons: Golzow (Oderbruch) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstandim Land Brandenburg Dezember 2022 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. «Kinder von Golzow» bald auf Ortsschild. In: www.berlin.de. 21. Januar 2014, abgerufen am 3. März 2021.
  3. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Golzow
  4. 700 Jahre im Zeichen des Hahns. In: Märkische Oderzeitung. 24. Januar 2008 (moz.de).
  5. Aufsteller: Ortsbestimmung, aufgestellt im Filmmuseum, April 2017.
  6. Jüdische Herrschaft auf Golzow. In: Märkische Oderzeitung. 13. Juni 2008 (moz.de).
  7. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Märkisch-Oderland (PDF) S. 22–25
  8. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  9. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  10. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  11. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Märkisch-Oderland (Memento des Originals vom 1. April 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wahlen.brandenburg.de
  12. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen (PDF) S. 26
  13. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 25. Mai 2014
  14. § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
  15. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
  16. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  17. Filmpremiere mit großem Anklang. In: Märkische Oderzeitung. 2. September 2008 (moz.de).
  18. Wie aus Kindern Erwachsene wurden. In: Die Welt, 6. April 2008
  19. @1@2Vorlage:Toter Link/www.morgenpost.deGolzows Kinder sind erwachsen. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2017. Suche in Webarchiven) In: Berliner Morgenpost, 8. Februar 2008
  20. Oderbruchwissen21: Dr. Manfred Großkopf Landwirtschaft Golzow. In: Oderbruchpavillion. 20. September 2012, abgerufen am 5. März 2024 (deutsch).
  21. Jeanette Bederke: Das Dorfladen-Experiment. In Golzow im Oderbruch tüfteln Studenten gemeinsam mit Einwohnern an einer Idee, das alte Lebensmittelgeschäft wiederzubeleben. In: Neues Deutschland, 15. Mai 2019, S. 10 (dpa)