Gerdt von Bassewitz

deutscher Schriftsteller

Gerdt Bernhard von Bassewitz (* 4. Januar 1878 in Allewind, Königreich Württemberg;[1]6. Februar 1923 in Berlin) war ein deutscher Schriftsteller und Schauspieler.

Leben Bearbeiten

Er entstammte dem Hohenluckower Zweig der mecklenburgischen Linie des mecklenburgischen Uradelsgeschlecht von Bassewitz. Sein Vater Eberhard von Bassewitz,[2] ein aktiver Offizier bei den Dragonern, hatte das Gut Allewind bei Hermaringen gepachtet. Die Mutter war eine geborene Thedens aus Husum; der Vater lernte sie bei einem Besuch von Johann Christoph Blumhardt in Bad Boll kennen. Bald nach der Heirat übernahm der Vater das Familiengut Liebenow in der Neumark, das er zwei Jahre später verkaufte. Um den Unterhalt der Familie zu sichern, nahm der Vater eine Stelle als Forstkassenrendant im benachbarten Hohenwalde an.[1] Das Paar hatte neben Gerdt noch vier Töchter.

Ab dem neunten Lebensjahr besuchte Gerdt von Bassewitz das Alumnat der Herrnhuter Brüdergemeine in Niesky bei Görlitz. Zwei Jahre später ging er nach Putbus auf Rügen, wo er eine Freistelle am Fürstlichen Pädagogium erhalten hatte und blieb dort bis 1898. Anschließend trat er als Avantageur in Cottbus der Preußischen Armee bei. Nach dem Besuch der Kriegsschule in Metz wurde er am 17. Oktober 1899 zum Offizier befördert. Wegen einer Herzerkrankung wurde er 1901 als Kommandeur zur Zuchthauswache nach Sonnenburg (Neumark) versetzt, dann 1902 zum Bezirkskommando II nach Berlin. Schließlich wurde er wegen seines Gesundheitszustandes bis 1903 beurlaubt und anschließend pensioniert.[3]

Später wurde er Schauspieler, kam anschließend in den Jahren 1908–1911 auf Ruf von Max Martersteig[4] als Direktionsassistent an das Kölner Stadttheater und war zuletzt als freier Schriftsteller in Berlin tätig.

Sein bekanntestes Werk ist Peterchens Mondfahrt, das am 7. Dezember 1912 im Stadttheater Leipzig mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. An einem Februartag des Jahres 1923 las er aus diesem Werk in der Villa Siemens am Wannsee, dann verließ er eilig die Veranstaltung und tötete sich selbst. Sein Schaffen umfasst mehrere Dramen; dennoch blieb er zu seinen Lebzeiten weitgehend unbekannt.

 
Gästeliste 1916 – mit G. von Bassewitz und Otto Klemperer (siehe Pfeilmarkierungen)

Mündliche Überlieferungen aus zweiter oder dritter Hand behaupten, Peterchens Mondfahrt sei 1911 während einer Kur in Königstein im Taunus entstanden und Bassewitz habe die Kinder des örtlichen Sanatoriumsbetreibers Oskar Kohnstamm als Vorbild für die Protagonisten des Märchens benutzt.[5] Das Märchen wurde auch zweimal verfilmt, siehe hierzu Peterchens Mondfahrt (1959) und Peterchens Mondfahrt (1990). Im April 2012 kam die Bildergeschichte Pips der Pilz – Ein Wald- und Weihnachtsmärchen mit Illustrationen von Hans Baluschek neu heraus.[6][7]

In einer Biografie über den Komponisten und Dirigenten Otto Klemperer, der auf den späteren Autor des Kinderbuches im Jahr 1911 im Sanatorium Dr. Kohnstamm traf, heißt es:

„Er […] lernt einen seltsamen mecklenburgischen Adligen kennen, Gerdt von Bessewitz-Hohenluckow, der einmal Leutnant der preußischen Landwehr gewesen ist, sich aber zum Entsetzen seines Clans der Literatur zugewandt hat. In Königstein schreibt er ein Märchen für zwei der vier Kohnstamm-Kinder, Peter und Anneliese, drei und elf Jahre alt, dem er den Titel Peterchens Mondfahrt gibt.“

Eva Weissweiler: Otto Klemperer – Ein deutsch-jüdisches Künstlerleben[8]

Er wurde auf dem Friedhof Nikolassee in Berlin beerdigt. Das Grab wurde 1957 eingeebnet.[9]

Zeitzeugen Bearbeiten

Peter Kohnstamm schilderte den Dichter folgendermaßen: „… er war in Uniform, ein stattlicher schöner Mann, der mich an den Sänger (Herrn Brinkmann[10]) erinnerte, der während meiner Schulzeit an der Frankfurter Oper den Grafen Almaviva sang. Das ist alles, was ich weiss …“[11]

Franz Kafka beschreibt von Bassewitz am 29. Juni 1912 in Leipzig als „… Verfasser von Judas, groß, nervös, trockenes Gesicht, Spiel in der Taille, gut behandelter starker Körper. […] Alle drei [Anm.: Gerdt von Bassewitz, Walter Hasenclever und Ernst Rowohlt] schwenken Stöcke und Arme.“[12][13][14]

Werke Bearbeiten

Verzeichnis der Werke vom Autor selbst angegeben:[15]

  • Worte zu dir. Naturphilosophische Essays, verlegt bei Eugen Diederichs, Jena 1907.
  • Schahrazade. Schauspiel in drei Aufzügen, verlegt bei Ernst Rowohlt, Kurt Wolff, Leipzig 1911.
  • Schahrazade. Oper in drei Aufzügen, Dichtung von Gerdt von Bassewitz, Musik von Bernhard Sekles, Textbuch, Drei Masken Verlag GmbH Berlin/München 1917[16][17]
  • Judas. Eine Tragödie in vier Aufzügen, verlegt bei Ernst Rowohlt, Kurt Wolff, Leipzig 1911.
  • Peterchens Mondfahrt. Ein Märchenspiel in vier Bildern, verlegt bei Ernst Rowohlt, Kurt Wolff, Leipzig 1912.
  • Peterchens Mondfahrt. Ein Märchenbilderbuch, verlegt in der Verlagsanstalt für Literatur und Kunst, Hermann Klemm, Berlin-Grunewald 1916
  • Pips der Pilz. Ein Märchenspiel in fünf Bildern für große und kleine Leute, Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916[18]
  • Die Sunamitin. Ein Drama in einem Vorspiel und drei Aufzügen, verlegt bei Ernst Rowohlt, Kurt Wolff, Leipzig 1912.

Weblinks Bearbeiten

Wikisource: Gerdt von Bassewitz – Quellen und Volltexte
Commons: Gerdt von Bassewitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Bassewitz, Gerdt von. Autobiographische Angaben, Bl. 1r–2r. In: Nachlass Franz Brümmer. Staatliche Bibliothek zu Berlin, abgerufen am 7. Oktober 2013.
    Ein Ort Allewind in Mecklenburg, wie in Carl Ludwig Lang (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert – Biographisches-bibliographisches Handbuch. 1 Band: Aab–Bauer. De Gruyter, Berlin 1999, ISBN 978-390-82550-1-7, Sp. 681. angegeben, existiert nicht.
  2. Homepage (Memento des Originals vom 28. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.friedparks.de Friedhof Nikolassee
  3. Bassewitz, Gerdt von. Autobiographische Angaben, Bl. 3r–4r. In: Nachlass Franz Brümmer. Staatliche Bibliothek zu Berlin, abgerufen am 7. Oktober 2013.
  4. http://bruemmer.staatsbibliothek-berlin.de/nlbruemmer/autorenregister/transkription.php?id=11&page=3
  5. Magistrat der Stadt Königstein im Taunus (Hrsg.): 150 Jahre Kur in Königstein: von den Anfängen bis zur Gegenwart; 1851–2001. Königstein 2001; Das ehemalige Sanatorium von Dr. Oskar Felix Kohnstamm in Königstein. In: Jüdische Gemeindezeitung Frankfurt 4/2008, S. 39.
  6. Barbara Hillen (Hrsg.): Pips der Pilz. ISBN 978-3981471816
  7. In den Erläuterungen auf Seite 77 wird auch in Pips der Pilz berichtet, dass Peterchens Mondfahrt im Sanatorium Kohnstamm entstand: „Gerdt von Bassewitz (1878–1923) stammte aus einer adeligen Familie, in der es gerne gesehen wurde, wenn jemand Soldat war. Also wurde auch Gerdt von Bassewitz Soldat. Dann jedoch hatte er keine Lust mehr dazu, weil er viel lieber Schauspieler sein und am Theater arbeiten wollte. Seine Familie war darüber nicht besonders erfreut, aber er setzte sich durch und arbeitete am Kölner Stadttheater. Leider war er immer wieder krank und so traurig darüber, der er eine Weile in einem Krankenhaus leben musste – man nannte das damals ein ‚Sanatorium‘. Der Direktor dieses Hauses, Herr Dr. Kohnstamm, hatte vier Kinder. Für zwei von ihnen, Peter und Anneliese, schrieb Gerdt von Bassewitz 1911 das Buch Peterchens Mondfahrt. Die Geschichte wurde ein Jahr später als Theaterstück aufgeführt, und viele Menschen waren begeistert davon.“
  8. Eva Weissweiler: Otto Klemperer – Ein deutsch-jüdisches Künstlerleben. Köln 2010, S. 85 f.
  9. Homepage (Memento des Originals vom 28. September 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.berlin.friedparks.de Friedhof Nikolassee
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/edocs.ub.uni-frankfurt.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)
  11. Brief Peter Konstams an Gertrud Koch vom 21. Mai 1991, Stadtarchiv Königstein (das Stadtarchiv besitzt auch eine Porträtfotografie von Gerdt von Bassewitz).
  12. Archivlink (Memento des Originals vom 9. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kafka.uni-bonn.de
  13. Franz Kafka: Tagebücher 1910–1923. Hrsg. von Max Brod, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-436-01637-3, S. 407, Kapitel: „Reise Weimar–Jungborn vom 28 Juni – 29. Juli 1912“, Anmerkung: Die Textstelle nennt „Graf Bassewitz“ – im Buch ist ein Register vorhanden – ein Eintrag zu „Bassewitz“ oder „Graf Bassewitz“ ist aber nicht zu finden.
  14. Ernst Rowohlt verlegte die Werke von Gerdt von Bassewitz. 1912 wurden in Leipzig sowohl Peterchens Mondfahrt als auch Judas uraufgeführt.
  15. http://bruemmer.staatsbibliothek-berlin.de/nlbruemmer/autorenregister/transkription.php?id=11&page=10
  16. Schahrazade im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  17. Die Oper entspricht fast detailgetreu der Geschichte von Scheherazade
  18. Das Werk entstand während einer Kur in Bad Nauheim und seine Uraufführung fand zu Weihnachten 1916 in Leipzig statt.