Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg

deutscher Verleger und Großgrundbesitzer, Chef des Adelshauses Waldburg

Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg[1] (* 5. Juni 1928 in Würzburg; † 2. Dezember 2015 bei Leutkirch im Allgäu)[2][3][4][5] war ein deutscher Unternehmer sowie Chef der Linie Zeil des ehemaligen Fürstenhauses Waldburg. Der mit amtlichem Familiennamen Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg geborene Unternehmer nannte sich seit dem Tod seines Vaters Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg.[6]

Familie Bearbeiten

 
Schloss Zeil

Georg Graf von Waldburg-Zeil war der Sohn von Erich Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1899–1953) und Monika Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1905–1992). Er hatte noch sechs jüngere Geschwister, darunter den CDU-Bundestagsabgeordneten Alois Graf von Waldburg-Zeil, der ebenso bereits verstorben ist wie die Schwester Josefine Prinzessin von Lobkowicz (1929–1999) und der Bruder Eberhard Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1940–2013).

Georg von Waldburg-Zeil war seit 1957 verheiratet mit Marie Gabrielle Prinzessin von Bayern (* 1931), einer Tochter Albrechts von Bayern, welcher der Sohn des letzten bayerischen Kronprinzen Rupprecht war. Aus der Ehe stammen fünf Töchter und der Sohn Erich (* 1962), der als Erbe die Nachfolge seines Vaters nach dessen Tod als Chef des Hauses angetreten hat und mit einer Tochter des Carl Herzog von Württemberg seit 1988 verheiratet ist.

Er lebte auf Schloss Zeil bei Leutkirch im Allgäu.

Leben Bearbeiten

Georg von Waldburg-Zeil besuchte bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten 1939 das Internatskolleg St. Blasien. Nach Kriegsende holte er das Abitur nach und studierte an der Eberhard Karls Universität Tübingen, wo er 1951 das Staatsexamen als Diplom-Volkswirt ablegte.

Als am 24. Mai 1953 sein Vater Erich August von Waldburg-Zeil bei einem Autounfall starb, übernahm er sämtliche väterlichen Betriebe, die zu zwei Dritteln aus Land- und Forstwirtschaft im Allgäu sowie zu einem Drittel aus Industrie in Süddeutschland bestanden. Er trat zudem die Nachfolge seines Vaters als Chef des ehemaligen Fürstenhauses Waldburg an.

In den 1950er Jahren war er einer der bedeutendsten Geldgeber des seinerzeit umstrittenen rechtskonservativen Kreises der Abendländischen Aktion,[7] stellvertretender Vorsitzender der Abendländischen Akademie und Verleger ihrer Zeitschrift Neues Abendland (Die kompromisslos-christliche Monatsschrift für Politik, Kultur und Geschichte).[8][9][10][11] Ebenfalls in den 1950er Jahren war Georg von Waldburg-Zeil, wie auch sein Bruder Alois, Mitglied des konservativen Europäischen Dokumentations- und Informationszentrums (CEDI).

Im Zuge der durch die Alliierten Besatzungsmächte veranlassten Nachkriegs-Bodenreform des Landes Württemberg-Hohenzollern ab 1949 gehörte das Haus Waldburg zu den drei am längsten widerstehenden Gegnern. Es zögerte die Reform bis zu einem Kompromiss mit dem 1952 neu gebildeten Land Baden-Württemberg im Jahr 1969 (unter Ministerpräsident Hans Filbinger) hinaus, als dessen Ergebnis Georg von Waldburg-Zeil statt der zuvor geforderten 2,88 Millionen DM Abfindung einen Betrag von 750.000 DM erhielt; im Gegenzug verzichtete das Land auf die Herausgabe von 138 Hektar Land unter der Maßgabe, dass dieses zwölf Jahre lang an Landwirte verpachtet werde.[12]

Unternehmerische Aktivitäten Bearbeiten

Die unternehmerischen Aktivitäten Georg von Waldburg-Zeils und seiner Familie sind breit gestreut. Der Familie gehören gut 10.000 Hektar Grund, insbesondere forst- und landwirtschaftlich genutzt. Sie gehört damit zu den größten privaten Grundbesitzern Deutschlands.

Georg von Waldburg-Zeil war über das Medienhaus Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG Verleger[13] der Schwäbischen Zeitung und beteiligt an den Privatsendern Radio 7, Radio Seefunk, drei regionalen Fernsehsendern und zahlreichen weiteren Tochterunternehmen.[14] Er war seit den 1960er Jahren Mitherausgeber der Allgäuer Zeitung[15] und der Memminger Zeitung.

Die Familie von Waldburg-Zeil betreibt des Weiteren den regionalen Verkehrslandeplatz Leutkirch-Unterzeil,[16] den Holzhof Zeil und mehrere Spielcasinos, die Hochgratbahn sowie seit 1958 eine Kette von Rehabilitationskliniken bzw. Kurzentren (Waldburg-Zeil Kliniken, mit mehr als 3000 Mitarbeitern).

Südlich des argentinischen Nobel-Wintersportortes San Martín de Los Andes gehörte ihm seit Ende der 1970er Jahre die Estancia „San Jorge“ mit mehreren Tausend Hektar Nadelholzplantage, davon 2000 Hektar reserviert für die Jagd auf Rotwild. Benachbart liegen ähnlich große Landgüter der deutschen Industriellen Ruprecht von Haniel und Wolf von Buchholtz (zusammen besitzen sie über 15.000 Hektar Grund), mit denen er unter anderem zur Waldbrandvorbeugung kooperierte; beispielsweise ließ er eine bestehende Landebahn für Löschflugzeuge ausbauen.[17]

Ehemals gehörte der Familie zudem (gemeinsam mit dem Feldmühle-Konzern) die Papierfabrik Baienfurt bei Ravensburg, die jedoch 1990 an Stora Enso verkauft und Ende 2008 stillgelegt wurde.

Georg von Waldburg-Zeil war zeitweise Mitglied in den Beiräten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie der Deutschen Bank[18] und Präsident des Deutschen Aero Clubs.

Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse Bearbeiten

Die Anteile an Medienunternehmen werden von der KEK jährlich publiziert.[19]

Privates Bearbeiten

 
Trauerkondukt 2015

Er war Träger des Ordens vom Goldenen Vlies und Mäzen zahlreicher sozialer bzw. kultureller Organisationen sowie der katholischen Kirche verbunden und Schirmherr vieler Veranstaltungen im regionalen Umkreis.

Georg von Waldburg-Zeil vermehrte durch seine wirtschaftlichen Aktivitäten das ursprünglich auf Land- und Forstwirtschaft konzentrierte Privatvermögen seiner Familie beträchtlich. Das Manager Magazin listete die Familie 2002 mit damals geschätzten 2,5 Milliarden Euro auf Rang 39 der Liste der reichsten Deutschen,[20] 2005 mit 0,35 Milliarden Euro noch auf Rang 213.[21]

1961 war er zusammen mit Vitalis Altthaler, Michael Fellner, Franz Josef Dazert, Adolf Pirrung und weiteren Gründungsvorstand der Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V.[22]

Vorfahren Bearbeiten

Ahnentafel Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
Ururgroßeltern

Fürst
Konstantin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
(1807–1862)
⚭ 1833
Gräfin
Maximiliane von Quadt zu Wykradt und Isny
(1813–1874)

Fürst
Friedrich Karl Joseph von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee (1808–1871)
⚭ 1832
Gräfin
Elisabeth Johanna Baptista zu Königsegg-Aulendorf (1812–1886)

Fürst
Hugo zu Salm-Reifferscheidt-Raitz
(1803–1888)
⚭ 1830
Altgräfin
Leopoldine zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim
(1805–1878)

Don
Ignacio Álvarez de Toledo y Palafox,
Graf von Sclafani
(1812–1878)
⚭ 1841
Donna
Teresa Álvarez de Toledo y Silva
(1824–1883)

Erbprinz
Konstantin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
(1802–1838)
⚭ 1829
Prinzessin
Maria zu Hohenlohe-Langenburg
(1804–1835)

Fürst
Alois II. von und zu Liechtenstein
(1796–1858)
⚭ 1831
Gräfin
Franziska Kinsky von Wchinitz und Tettau
(1813–1881)

Graf
Joseph Erwin Sidonius Kinsky von Wchinitz und Tettau
(1806–1862)
⚭ 1828
Gräfin
Maria Czernin von und zu Chudenitz
(1806–1872)

Graf
Alphons von Mensdorff-Pouilly
(1810–1894)
⚭ 1843
Gräfin
Therese von Dietrichstein-Proskau-Leslie
(1823–1856)

Urgroßeltern

Fürst
Wilhelm von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
(1835–1906)
⚭ 1865
Gräfin
Maria Josepha von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee
(1840–1885)

Altgraf
Erich zu Salm-Reifferscheidt-Raitz
(1836–1884)
⚭ 1865
Donna
María del Pilar Álvarez de Toledo
(1843–1893)

Fürst
Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg
(1834–1921)
⚭ 1859
Prinzessin
Sophie von und zu Liechtenstein
(1837–1899)

Graf
Friedrich Karl Kinsky von Wchinitz und Tettau
(1843–1899)
⚭ 1864
Gräfin
Sophie von Mensdorff-Pouilly
(1845–1909)

Großeltern

Fürst Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1867–1918)
⚭ 1897
Altgräfin Marie Therese zu Salm-Reifferscheidt-Raitz (1869–1930)

Fürst Aloys zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1871–1952)
⚭ 1898
Gräfin Josephine Kinsky von Wchinitz und Tettau (1874–1946)

Eltern

Fürst Erich August von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1899–1953)
⚭ 1926
Prinzessin Monika zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1905–1992)

Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1928–2015)

Ehrungen und Auszeichnungen Bearbeiten

Beisetzung Bearbeiten

Die Trauerfeier fand am 12. Dezember 2015 in der Stadtpfarrkirche St. Verena in Bad Wurzach statt. Das Requiem wurde von Bischof Gebhard Fürst zelebriert. Die Beerdigung erfolgte auf dem Familienfriedhof bei Schloss Zeil.[23]

Literatur Bearbeiten

  • Zeiler Aspekte. Beiträge zum 50. Geburtstag von Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg am 5. Juni 1978. Allgäuer Zeitungshaus, Kempten 1980.
  • Andreas Dornhei: Adel in der bürgerlich-industrialisierten Gesellschaft: eine sozialwissenschaftlich-historische Fallstudie über die Familie Waldburg-Zeil. Dissertation. Universität Tübingen 1991. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-631-44859-7 (Europäische Hochschulschriften, 218).
  • Bernt Engelmann: Der schwarze Häuptling zu Zeil: Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg. In: Bernt Engelmann, Günter Wallraff: Ihr da oben, wir da unten. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1973, ISBN 3-462-00937-0. Neuauflage: 1994, ISBN 3-462-02376-4.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Georg von Waldburg zu Zeil und Trauchburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Sein Geburtsname war Georg Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg. Seit dem Tod seines Vaters Erich August 1953 trat er in der Öffentlichkeit mit der Namensbezeichnung Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg auf. Ob diese auf den nicht mehr existierenden und vererbbaren Primogenituradel zurückgehende Namensbezeichnung personenstandsrechtlich mit einer Namensänderung verbunden ist, ist bislang konkret nicht bekannt. Eine Anfrage an die Stadt Leutkirch, gemäß § 32 Abs. 1 Meldegesetz, wurde im Juni 2010 mit folgendem gemeldeten Namensauszug beantwortet: Maria Georg Konstantin Ignatius Antonius Felix Augustinus Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg, Rufname Georg.
    Traditioneller Name gemäß Online-Gotha auch: Maria Georg Konstantin Ignatius Antonius Felix Augustinus Wunibald Kilian Bonifacius Reichserbtruchsess Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg
  2. Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg gestorben, In: Süddeutsche Zeitung, 3. Dezember 2015.
  3. Nachruf in der Allgäuer Zeitung Online
  4. Beitrag zum Tod bei der SWR Landesschau
  5. Danksagung/ Anteilnahme Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive), In: Augsburger Allgemeine, 19. Dezember 2015.
  6. Artikel 109 der Weimarer Reichsverfassung (WRV) vom 11. August 1919 bestimmte, dass die öffentlich-rechtlichen Privilegien der Geburt oder des Standes aufzuheben waren und dass Adelsbezeichnungen nicht mehr verliehen werden durften. Gleichzeitig wurden die bisherigen Adelsbezeichnungen zu Bestandteilen des bürgerlichen Familiennamens. Im Fall des Hauses Waldburg-Zeil tragen seitdem alle zum Stand des Jahres 1919 nicht bevorrechtigten Mitglieder den bürgerlichen Familiennamen Graf von Waldburg zu Zeil und Trauchburg bzw. Gräfin von Waldburg zu Zeil und Trauchburg.
  7. Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika: Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 1950er Jahre, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 3-486-56344-0, S. 23, Fußnote 6, sowie S. 61.
  8. Der Spiegel, 10. August 1955.
  9. Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika: Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 1950er Jahre, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 3-486-56344-0, S. 56.
    Sie war bereits 1946 von Johann Wilhelm Naumann ins Leben gerufen worden, der 1948 auch Die Tagespost gründete.
  10. Rudolf Uertz: Eichstätt und die Bonner Republik. In: Die Tagespost, 6. August 2005, ISSN 1615-8415.
  11. Seit April 1951 erschien das Neue Abendland im neu gegründeten Verlag Neues Abendland, Eigentümer war zunächst Georg von Waldburg-Zeils Vater Erich zu Waldburg-Zeil († 1953), dann Georg selbst, Herausgeber war Gerhard Kroll (Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika: Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 1950er Jahre, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1999, ISBN 3-486-56344-0, S. 47).
  12. Karin Graf: Die Bodenreform in Württemberg-Hohenzollern nach dem zweiten Weltkrieg. Tectum Verlag, Marburg 2003, ISBN 3-8288-8568-3, S. 249.
  13. Bis Ende 1999 war er Komplementär der Firma Schwäbischer Verlag KG Drexler, Gessler in Leutkirch. Seit deren Umwandlung in Schwäbischer Verlag GmbH & Co. KG Drexler, Gessler im Jahr 2000 bestellte er als Gesellschafter den Vorsitzenden beziehungsweise stellvertretenden Vorsitzenden des Beirats. BDZV intern, 12/2003 v. 23. Juni 2003, ZDB-ID 628688-4
  14. manager-magazin.de, 12. August 2004 (siehe Weblinks).
  15. Ab 1967 bis zur Kooperation mit der Augsburger Allgemeinen 1968 war er kurzzeitig Alleinherausgeber; heutige Beteiligung 50 %.
  16. Website des Verkehrslandeplatzes Leutkirch-Unterzeil
  17. Andreas Lautz: Zwischen Hoffnungslosigkeit und Aufbruchsstimmung: Argentiniens mühsamer Weg aus der Krise. (PDF; 334 kB) In: Heinz-Kühn-Stiftung (Hrsg.), 18. Jahrbuch, S. 356–359.
  18. Z. B. laut Geschäftsbericht 1977 der Deutschen Bank, S. 136.
  19. Mediendatenbank - die medienanstalten. In: www.kek-online.de. Abgerufen am 4. Januar 2017.
  20. zitiert nach Werner René Schwab: Fürstliche Geschäfte im stillen Forst, Ossietzky, 15/2002
  21. Hier zitiert nach manager-magazin spezial 2005: Die 300 reichsten Deutschen
  22. Vorstandschaft der Vereinigung der Freunde der Benediktinerabtei Ottobeuren e.V. auf vereinigung-ottobeuren.de, abgerufen am 3. Februar 2022
  23. SWR Landesschau vom 12. Dezember 2015.