Gastroenterostomie

Operative Verbindung zwischen Magen und Dünndarm

Als Gastroenterostomie (GE, auch Gastro-Enterostomie) wird in der Medizin die operative Verbindung von Magen und Dünndarm bezeichnet.

Übersicht über den Magen-Darm-Trakt

Indikation Bearbeiten

Eine Gastroenterostomie wird zur Behandlung von Passagestörungen im Magen- und Zwölffingerdarmbereich durchgeführt. Ursachen können Tumoren des Magens, des Pankreaskopfes oder der Gallenwege sowie Verletzungsfolgen[1] oder entzündliche Veränderungen sein.

Häufig wird eine Gastroenterostomie durchgeführt, wenn die eigentliche Ursache der Passagebehinderung nicht entfernt werden soll oder kann. Die Gastroenterostomie wird oft auch als palliativer Eingriff durchgeführt.

Operationsprinzip Bearbeiten

Bei der erstmals 1881[2] von Anton Wölfler[3] durchgeführten Operation wird die eigentliche Enge belassen.[4] Es wird eine Anastomose zwischen Magen und Jejunum angelegt. Hierzu wird, seitdem Theodor Billroth am 15. Januar 1885 die „zweite Billrothsche Methode[5] anwandte, die oberste Jejunumschlinge seitlich an den Magen genäht oder geklammert.

Die Nahrung und der Magensaft wird an der Enge vorbeigeleitet und gelangt vom Magen direkt in den Dünndarm, ohne den Pylorus und das Duodenum zu passieren.

Schmerzausschaltung, Lagerung und Zugang Bearbeiten

Der Eingriff wird in der Regel in Vollnarkose bei leicht überstreckter Rückenlage vorgenommen. Ein zusätzlich vor der Operation (präoperativ) gelegter PDA-Katheter (rückenmarksnaher Katheter) kann während der Operation Schmerzmittel sparen und erleichtert nach der Operation die Schmerzbehandlung.

Die Operation wird durch einen Bauchschnitt (Laparatomie), gelegentlich aber auch minimal-invasiv (laparoskopisch), durchgeführt.

Risiken und Komplikationen Bearbeiten

Unspezifische Operationsrisiken sind intra- und postoperative Blutungen, Wundheilungsstörungen, Entstehung von Narbenbrüchen (Hernien), Thrombose, Lungenembolie und postoperative Pneumonie.

Spezifisches Risiko ist die Gefahr einer Anastomoseninsuffizienz.[6] Hier droht eine Peritonitis, wenn die Anastomoseninsuffizienz nicht rechtzeitig erkannt wird.

Literatur Bearbeiten

  • Heinrich Braun: Über Gastro-Enterostomie und gleichzeitig ausgeführte Entero-Anastomose. In: Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. 1892, S. 515 ff.
  • Henne-Bruns, Dürig, Kremer: Duale Reihe Chirurgie. 3. Auflage. Thieme, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-13-125293-7.
  • Schumpelick: Operationsatlas Chirurgie. 2. Auflage. Thieme, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-13-140632-3.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Vgl. A. H. Letton, J. P. Wilson: Traumatic severence of the pancreas treated by Roux-Y-Anastomosis. In: Surg. Gynec. Obstet. Band 109, 1959, S. 473 ff.
  2. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 51.
  3. Franz Xaver Sailer: Pylorektomie, BI und BII. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Mit einem Geleitwort von Rudolf Nissen. Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 50–53, hier: S. 52.
  4. Vgl. auch W. Abel: Erster Fall von erfolgreicher Gastro-Enterostomie wegen angeborener Pylorushypertrophie bei einem achtwöchigen Säugling. In: Münchener medizinische Wochenschrift. 1899, S. 1607 ff.
  5. Franz Xaver Sailer: Pylorektomie, BI und BII. 1973, S. 52.
  6. Vgl. auch Heinrich Braun: Demonstration eines Präparats einer 11 Monate nach der Ausführung der Gastro-Enterostomie entstandenen Perforation des Jejunum. In: Archiv für Klinische Chirurgie. Band 59, 1899, S. 157 ff.