Ganze Zahl

Erweiterung der natürlichen Zahlen um deren additive Inverse

Die ganzen Zahlen (auch Ganzzahlen, lateinisch numeri integri) sind eine Erweiterung der natürlichen Zahlen.

Der Buchstabe Z mit Doppelstrich
steht für die Menge der ganzen Zahlen
Die ganzen Zahlen (ℤ) sind Teil der rationalen Zahlen (ℚ), die wiederum Teil der reellen Zahlen (ℝ) sind. Sie selber beinhalten die natürlichen Zahlen (ℕ).

Die ganzen Zahlen umfassen alle Zahlen

…, −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, …

und enthalten damit alle natürlichen Zahlen sowie deren additive Inverse. Die Menge der ganzen Zahlen wird meist mit dem Buchstaben mit Doppelstrich bezeichnet (das „Z“ steht für das deutsche Wort „Zahlen“[1]). Das alternative Symbol ist mittlerweile weniger verbreitet; ein Nachteil dieses Fettdruck-Symbols ist die schwierige handschriftliche Darstellbarkeit. Der Unicode des Zeichens lautet U+2124 und hat die Gestalt ℤ.

Die obige Aufzählung der ganzen Zahlen gibt auch gleichzeitig in aufsteigender Folge deren natürliche Anordnung wieder. Die Zahlentheorie ist der Zweig der Mathematik, der sich mit Eigenschaften der ganzen Zahlen beschäftigt.

Die Repräsentation ganzer Zahlen im Computer erfolgt üblicherweise durch den Datentyp Integer.

Die ganzen Zahlen werden im Mathematikunterricht üblicherweise in der fünften bis siebten Klasse eingeführt.

Eigenschaften Bearbeiten

Ring Bearbeiten

Die ganzen Zahlen bilden einen Ring bezüglich der Addition und der Multiplikation, d. h., sie können ohne Einschränkung addiert, subtrahiert und multipliziert werden. Dabei gelten Rechenregeln wie das Kommutativgesetz und das Assoziativgesetz für Addition und Multiplikation, außerdem gelten die Distributivgesetze.

Durch die Existenz der Subtraktion können lineare Gleichungen der Form

 

mit natürlichen Zahlen   und   stets gelöst werden:  . Beschränkt man   auf die Menge der natürlichen Zahlen, dann ist nicht jede solche Gleichung lösbar.

Abstrakt ausgedrückt heißt das, die ganzen Zahlen bilden einen kommutativen unitären Ring. Das neutrale Element der Addition ist 0, das additiv inverse Element von   ist  , das neutrale Element der Multiplikation ist 1.

Anordnung Bearbeiten

Die Menge der ganzen Zahlen ist total geordnet, in der Reihenfolge

  .

D. h., man kann je zwei ganze Zahlen vergleichen. Man spricht von

positiven    ,     nichtnegativen    ,
negativen     und nichtpositiven    

ganzen Zahlen. Die Zahl 0 selbst ist weder positiv noch negativ. Diese Ordnung ist verträglich mit den Rechenoperationen, d. h.:

Ist   und  , dann ist  .
Ist   und  , dann ist  .

Mithilfe der Anordnung lassen sich die Vorzeichenfunktion

 

und die Betragsfunktion

 

definieren. Sie hängen wie folgt

 

zusammen.

Mächtigkeit Bearbeiten

Wie die Menge der natürlichen Zahlen ist auch die Menge der ganzen Zahlen abzählbar.

Die ganzen Zahlen bilden keinen Körper, denn z. B. ist die Gleichung   nicht in   lösbar. Der kleinste Körper, der   enthält, sind die rationalen Zahlen  .

Euklidischer Ring Bearbeiten

Eine wichtige Eigenschaft der ganzen Zahlen ist die Existenz einer Division mit Rest. Aufgrund dieser Eigenschaft gibt es für zwei ganze Zahlen stets einen größten gemeinsamen Teiler, den man mit dem Euklidischen Algorithmus bestimmen kann. In der Mathematik wird   als euklidischer Ring bezeichnet. Hieraus folgt auch der Satz von der eindeutigen Primfaktorzerlegung in  .

Konstruktion aus den natürlichen Zahlen Bearbeiten

Ist die Menge der natürlichen Zahlen gegeben, dann lassen sich die ganzen Zahlen daraus als Zahlbereichserweiterung konstruieren:

Auf der Menge   aller Paare natürlicher Zahlen wird folgende Äquivalenzrelation definiert:

 , falls  

Die Addition und Multiplikation auf   wird definiert durch:

 

  ist nun die Menge aller Äquivalenzklassen.

Die Addition und Multiplikation der Paare induzieren nun wohldefinierte Verknüpfungen auf  , mit denen   zu einem Ring wird.

Die übliche Ordnung der ganzen Zahlen ist definiert als

  falls  .

Jede Äquivalenzklasse   hat im Fall   einen eindeutigen Repräsentanten der Form  , wobei  , und im Fall   einen eindeutigen Repräsentanten der Form  , wobei  .

Die natürlichen Zahlen lassen sich in den Ring der ganzen Zahlen einbetten, indem die natürliche Zahl   auf die durch   repräsentierte Äquivalenzklasse abgebildet wird. Üblicherweise werden die natürlichen Zahlen mit ihren Bildern   identifiziert und die durch   repräsentierte Äquivalenzklasse wird mit   bezeichnet.

Ist   eine von   verschiedene natürliche Zahl, so wird die durch   repräsentierte Äquivalenzklasse als positive ganze Zahl und die durch   repräsentierte Äquivalenzklasse als negative ganze Zahl bezeichnet.

Diese Konstruktion der ganzen Zahlen aus den natürlichen Zahlen funktioniert auch dann, wenn statt   die Menge  , also ohne  , als Ausgangsmenge genommen wird. Dann ist die natürliche Zahl   in der Äquivalenzklasse von   und die   in der von  .

Verwandte Themen Bearbeiten

  • Eine ähnliche Konstruktion wie die Konstruktion der ganzen Zahlen aus den natürlichen Zahlen ist allgemein für kommutative Halbgruppen möglich. In diesem Sinn ist   die Grothendieck-Gruppe von  .
  • Die gaußschen Zahlen und die Eisenstein-Zahlen sind zwei verschiedene Erweiterungen der ganzen Zahlen zu Mengen komplexer Zahlen.
  • Die proendliche Vervollständigung der Gruppe   der ganzen Zahlen wird gebildet als (projektiver oder) inverser Limes aller endlichen Faktorgruppen von   und stellt die Gesamtheit der proendlichen ganzen Zahlen dar. Sie ist unter dem Symbol   bekannt.

Weblinks Bearbeiten

Wiktionary: ganze Zahl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Jeff Miller: Earliest Uses of Symbols of Number Theory. 29. August 2010, abgerufen am 20. September 2010.