GEWOFAG

1928 gegründete Münchner Wohnungsbaugesellschaft

Die GEWOFAG war eine 1928 gegründete Münchner Wohnungsbaugesellschaft. Sie verfügte (Stand 2018) über einen Bestand von mehr als 36.000 Wohnungen und Gewerbeeinheiten[3] in und um München. Am 1. Januar 2024 wurde sie durch Fusion in die neu gegründete Gesellschaft Münchner Wohnen überführt. Die wichtigsten Aufgaben des ehemaligen und des neuen Unternehmens sind Neubau, Vermietung, Sanierung und Instandsetzung des Wohnungsbestands.

GEWOFAG Holding GmbH

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Rechtsform Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gründung 6. Juni 1928
Auflösung 31. Dezember 2023
Auflösungsgrund Fusion zur Münchner Wohnen
Sitz München, Deutschland
Leitung Doris Zoller;[1] Vorsitz vakant[2]
Mitarbeiterzahl 599 (2020)
Umsatz 281,5 Mio. Euro (2020)
Branche Wohnungswirtschaft
Website www.gewofag.de
Stand: 2020

Der GEWOFAG-Konzern mit dem Tochterunternehmen Heimag München GmbH[4] beschäftigte (Stand 2018) in München rund 600 Mitarbeiter. Die Bilanzsumme betrug im Jahr 2020 rund 2.793 Mio. Euro.[5] Die GEWOFAG befand sich zu 100 Prozent im Besitz der Landeshauptstadt München. Aufsichtsratsvorsitzende der GEWOFAG war die 3. Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die dieses Amt auch bei der Münchner Wohnen innehat.

Geschichte Bearbeiten

Das Unternehmen wurde im Juni 1928[6] als Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG auf Initiative von Karl Sebastian Preis gegründet, dem damaligen Leiter des Münchner Wohnungs- und Siedlungsreferats und Stadtrat der Münchner SPD. Unter seiner Führung errichtete das Unternehmen in den folgenden Jahren rund 11.000 neue Wohnungen, wodurch die damalige Wohnungsnot in München gelindert werden konnte.[7]

Preis verstand Kunst am Bau als wichtigen Bestandteil der neuen Siedlungen und ließ Fresken und Reliefs an den Hauswänden anbringen. Die großzügigen Innenhöfe der GEWOFAG-Gründersiedlungen wurden mit Brunnen und Skulpturen ausgestattet.[8]

Das Vorgängerunternehmen der GEWOFAG wurde schon früh zum größten Bauherrn der Stadt München und errichtete vor dem Ersten Weltkrieg in den Großsiedlungen Neuharlaching, Neuramersdorf, Neuhausen, Walchenseeplatz und Friedenheim bis 1931 5.429 Wohnungen[9], die heute teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Zentrale Ereignisse in der Geschichte der GEWOFAG in den folgenden Jahrzehnten waren unter anderem:[10][11][12]

1948: Im Auftrag der amerikanischen Besatzer beginnt die GEWOFAG mit dem Bau der Siedlung Ramersdorf-Süd („Ami-Siedlung“) mit rund 500 Wohnungen für amerikanische Streitkräfte und ihre Familien.[13]

1954–1967: Auf einem ehemaligen Kasernengelände in Neuhausen entsteht die Siedlung Max II mit über 1.200 Wohnungen.

1959–1970: Die GEWOFAG baut die Siedlungen Fürstenried und Forstenried mit insgesamt über 1.300 Miet- und Eigentumswohnungen.

1968: Die Verwaltung der GEWOFAG zieht von der Schwabinger Schackstraße in die neu errichtete Unternehmenszentrale in der Kirchseeoner Straße[11].

1968–1973: Errichtung der Siedlung „Am Wald“ mit etwa 1.800 Wohnungen in Taufkirchen.

1987: Die Bauarbeiten für die Siedlung Westpark mit über 500 Wohnungen beginnen.

1995: Der Bestand der GEWOFAG zählt ca. 25.000 Wohnungen.

2001: Baubeginn in der Messestadt Riem. Rund 1.300 Wohnungen errichtet die GEWOFAG hier in den folgenden Jahren.

Im Jahr 2006 übernahm die GEWOFAG eine Beteiligung an der Heimag München GmbH[14] und 2008 die Mehrheit an der Heimag Holding AG[15] von der GAGFAH. Zum 1. Januar 2010 wurde die GEWOFAG in eine Holding,[16] die sich zu 100 Prozent im Besitz der Landeshauptstadt München befindet, und fünf Einzelgesellschaften umgewandelt.

Zuvor hielt die Landeshauptstadt 92,3 Prozent der Anteile an der GEWOFAG AG, die in die Konzerngesellschaft GEWOFAG Wohnen GmbH übergegangen ist.[16]

2011: Der soziale Dienstleister Wohnforum GmbH wird eine 100%ige Tochter der GEWOFAG[4].

2012: Wissenschaftliches Projekt für das Wohnen der Zukunft: In den Forschungshäusern in der Messestadt Riem wird zum Thema Energieverbrauch in Wohngebäuden geforscht.[17]

2015: Mit dem Erwerb der restlichen 30 Prozent der HEIMAG-Anteile ist die GEWOFAG alleinige Eigentümerin.[3]

2016: Pilotprojekt: Die GEWOFAG stellt nach nur einem Jahr Planungs- und Bauzeit die erste Parkplatzüberbauung Münchens fertig[18]. Das Projekt mit 100 Wohnungen wird 2018 mit dem Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet.[19].

 
Wohnung über einem Parkplatz: Pilotprojekt am Münchner Dantebad

2017: Start des strategischen Programms „Zurück zu den Wurzeln“, mit dem Ziel nach dem Vorbild von Unternehmensgründer Karl Preis schnell und kostengünstig möglich viel bezahlbaren und zugleich hochwertigen und ästhetischen Wohnraum zu errichten.[20]

2018: Umzug der GEWOFAG an den neuen Standort am Gustav-Heinemann-Ring 111 in Neuperlach.[21]

2023: Im März 2023 wurde Klaus-Michael Dengler nach einer Affäre um ein Gutachten als Geschäftsführer entlassen.[22] Am 21. März 2023 folgte Doris Zoller als Alleingeschäftsführerin.[23] Andreas Lehner als neu ernannter Vorsitzender der Gewofag-Geschäftsführung reichte Ende Oktober 2023 nach nur einem Monat im Amt die Kündigung ein.[2]

Wohnanlagen Bearbeiten

 
GEWOFAG-Gründersiedlung Friedenheim in Laim
 
Lichtprojekt der GEWOFAG am Innsbrucker Ring
 
Neubau-Quartier an der Hochäckerstraße in Perlach
 
Schlüsselanhänger von GEWOFAG

Wohnanlagen der GEWOFAG gibt es in jedem Stadtbezirk Münchens. Das Unternehmen ist an rund 100 Standorten vertreten[24]. Ansprechpartner vor Ort sind die Mitarbeitenden der fünf Mieterzentren[25] in Ramersdorf, Giesing, Sendling/Laim, Neuhausen und Riem sowie der Geschäftsstelle in Taufkirchen[26]. Nach eigenen Angaben ist es das Ziel der GEWOFAG, bezahlbaren Wohnraum für die Münchner Bevölkerung zu schaffen, und zugleich lebenswerte Quartiere zu errichten, in denen die Menschen gerne zu Hause sind. In den Wohnanlagen leben Familien, Singles, Paare und Menschen aller Altersschichten mit unterschiedlichem sozialem und kulturellem Hintergrund. 2020 bezahlten Mieter für Wohnungen aus dem Bestand der GEWOFAG durchschnittlich 7,59 Euro pro Quadratmeter.

Die GEWOFAG bietet ein Beratungs- und Mieterservice mit Angeboten wie Nachbarschaftstreffs oder der Mobilen Mieterunterstützung[27].

Die öffentlich geförderten Bestände der GEWOFAG und 85 Prozent der freifinanzierten Wohnungen (Belegungsbindungsvertrag mit der Landeshauptstadt München) werden über die Wohnungsplattform „Soziales Wohnen online“ (SOWON)[28] des Amts für Wohnen und Migration vergeben. Die GEWOFAG hat auch Wohnungen gemäß dem kommunalen Förderprogramm München-Modell in ihrem Portfolio. Die Vermietung dieser Wohnungen erfolgt über immobilienscout24.de[29].

Die mehr als 36.000 Wohnungen der GEWOFAG verteilen sich auf insgesamt 52 Wohnanlagen[30] in Stadt und Landkreis München. Die ältesten Wohnanlagen datieren dabei in das Jahr 1928 zurück.

Mietpreis für GEWOFAG-Wohnungen Bearbeiten

Im Jahr 2020 bezahlten Mieter für ihre Wohnung aus dem Bestand des GEWOFAG-Konzerns in München durchschnittlich etwa 7,59 Euro pro Quadratmeter an Miete. Von 2015 bis 2020 erhöhte sich die Miete in den GEWOFAG-Wohungen um 0,65 Euro was einem Mietanstieg um ca. 9,4 Prozent im Zeitraum von fünf Jahren entspricht.[31] Im Vergleich dazu lag 2020 laut Mietspiegel in München die Miete für Wohnungen pro Quadratmeter (Kaltmiete) bei durchschnittlich 18,58 Euro.[32] Von 2020 bis 2022 stieg laut Mietspiegel der durchschnittliche Mietpreis in München auf 19,77 Euro pro Quadratmeter.

Fusionierung der städtischen Wohnbaugesellschaften Bearbeiten

München hat neben der GEWOFAG noch eine zweite gemeinnützige Wohnbaugesellschaft, die zu hundert Prozent der Stadt gehört, die GWG. Wiederholt gab es im Münchner Rathaus Bestrebungen, die GEWOFAG mit der GWG zusammenzulegen. Ernsthaft diskutiert wurde die Fusion erstmals im Jahr 2005, ein weiterer Vorstoß erfolgte 2016, seitens der Koalition von SPD und CSU im Münchner Stadtrat.[33] Eine gute Gelegenheit hierfür sahen die Parteien seinerzeit in einem bevorstehenden Geschäftsführerwechsel in beiden Firmen. Sowohl CSU als auch SPD hatten jedoch Bedenken und sahen vor allem die unterschiedlichen Strukturen der beiden Unternehmen als Hinderungsgrund.

Ende 2020 beschlossen unter Federführung der 3. Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die beiden Regierungsfraktionen Grüne/Rosa Liste und SPD/Volt die Fusionierung der städtischen Wohnbaugesellschaften GEWOFAG und GWG. Wie schon bei den früheren Ansätzen sehen sie als Hauptziel der beschlossenen Fusionierung, den Wohnungsbau in München anzukurbeln.[34] Angestrebt ist eine Steigerung von durchschnittlich rund 1250 neu gebauten städtischen Wohnungen im Jahr auf 2000. Mit der Fusion sollen auch die Kosten gesenkt werden. Synergieeffekte verspricht sich das Münchner Rathaus vom Abschaffen der bisherigen Doppelstrukturen in den Bereichen Personalstruktur, Projektentwicklung, Verwaltung und IT. Angepeilt ist, jährlich einen zweistelligen Millionenbetrag einzusparen. Die Stadtverwaltung wurde von der Grün-Roten Koalition im Dezember 2020 beauftragt, konkrete Vorschläge für eine künftige Unternehmensstruktur der fusionierten Wohnbaugesellschaften auszuarbeiten. Die Zusammenlegung erfolgte am 1. Januar 2024.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Geschäftsführung. In: www.gewofag.de. 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  2. a b David Costanzo und Ulrike Steinbacher: Münchens Wohnungsbau-Chef schmeißt nach nur einem Monat hin. In: www.sueddeutsche.de. 30. Oktober 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  3. a b Website der GEWOFAG, Profil. Abgerufen am 12. Juni 2018.
  4. a b Website der GEWOFAG, Konzernstruktur. Abgerufen am 12. Juni 2018.
  5. Daten und Fakten: GEWOFAG Holding GmbH. Abgerufen am 31. März 2018.
  6. GEWOFAG Historie
  7. Geschäftsbericht 2016 der GEWOFAG, Seite 31. (PDF; 4,8 MB) Abgerufen am 13. Juni 2018.
  8. Broschüre Karl Preis – Visionär und Pionier des sozialen Wohnungsbaus und Wiederaufbaus in München, Seite 35. (PDF; 4 MB) Abgerufen am 13. Juni 2018.
  9. Historisches Lexikon Bayerns: Wohnungspolitik (Weimarer Republik)
  10. Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (Hrsg.): Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG; 50 Jahre GEWOFAG 1928 – 1978. München 1978 (48 Seiten).
  11. a b Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (Hrsg.): Die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München begeht 1968 Ihr 40 jähriges Jubiläum. München 1968 (15 Seiten).
  12. GEWOFAG (Hrsg.): 70 Jahre Wohnungsbau, 70 Jahre Kunst am Bau; 1928 – 1998. Juni 1998 (65 Seiten).
  13. Ulrike Haerendel; Historikerin und freie Fachautorin: 50 Jahre "Ami-Siedlung" München – Entstehung und Geschichte. Hrsg.: ZdW Bay. Nr. 3. München 2000.
  14. Gesellschafter der HEIMAG München GmbH (Memento vom 20. August 2008 im Internet Archive)
  15. Konzernstruktur der GEWOFAG.
  16. a b GEWOFAG Konzernstruktur. Abgerufen am 31. März 2018.
  17. Website der GEWOFAG, Quartiersentwicklung in Riem. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  18. Pressemitteilung der GEWOFAG vom 11. Januar 2017. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  19. Website Deutscher Bauherrenpreis. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  20. Pressemitteilung der GEWOFAG vom 13. April 2017. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  21. Pressemitteilung der GEWOFAG vom 7. Juni 2018. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  22. Heiner Effern und Anna Hoben: Oberster Wohnbau-Manager muss gehen. In: www.sueddeutsche.de. 17. März 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  23. Dr. Doris Zoller übernimmt Gesamtleitung des GEWOFAG-Konzerns. In: www.gewofag.de. 22. März 2023, abgerufen am 30. Oktober 2023.
  24. Website der GEWOFAG, Konzern. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  25. Website der GEWOFAG, Mieterzentren. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  26. Geschäftsbericht 2016 der GEWOFAG, Umschlag. (PDF; 4,8 MB) Abgerufen am 14. Juni 2018.
  27. Flyer "Planen. Bauen. Wohnen." (PDF; 230 kB) Abgerufen am 14. Juni 2018.
  28. Website der Stadt München, Geförderte Wohnungen. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  29. Website der GEWOFAG, Wohnungssuche. Abgerufen am 14. Juni 2018.
  30. GEWOFAG Kennzahlen. Abgerufen am 31. März 2018.
  31. Durchschnittliche Miete für Wohnungen der GEWOFAG bis 2020. statistica.com, 5. September 2022, abgerufen am 14. Dezember 2022.
  32. Informationen zum Mietspiegel München 2022. mietspiegeltabelle.de, abgerufen am 28. Mai 2020.
  33. Dominik Hutter, Heiner Effern: Die Koalition denkt an einen Zusammenschluss der Wohnungsbaugesellschaften -. sueddeutsche.de, 2. Februar 2016, abgerufen am 11. Dezember 2020.
  34. Bernd Kastner: Stadt fusioniert Wohnbaugesellschaften. sueddeutsche.de, 10. Dezember 2020, abgerufen am 11. Dezember 2020.