Fußball-Weltmeisterschaft 1962

siebte Ausspielung des bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften

Die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 (span.: Campeonato Mundial De Futbol) war die siebte Ausspielung dieses bedeutendsten Turniers für Fußball-Nationalmannschaften und fand vom 30. Mai bis zum 17. Juni 1962 in Chile statt.

FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft 1962
Campeonato Mundial De Futbol
Anzahl Nationen 16 (von 54 Bewerbern)
Weltmeister Brasilien 1960 Brasilien (2. Titel)
Austragungsort Chile Chile
Eröffnungsspiel 30. Mai 1962 (Arica)
Endspiel 17. Juni 1962 (Santiago de Chile)
Spiele 32
Tore 89 (⌀: 2,78 pro Spiel)
Zuschauer 893.172 (⌀: 27.912 pro Spiel)
Torschützenkönig Brasilien 1960 Garrincha (4 Tore)
Platzverweise (⌀: 0,19 pro Spiel)
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Fußball-Weltmeisterschaft 1962 (Chile)
Fußball-Weltmeisterschaft 1962 (Chile)
Spielorte 1962 in Chile

Weltmeister wurde Titelverteidiger Brasilien, welches mit Garrincha auch den Torschützenkönig stellte, im Finale gegen die Tschechoslowakei. Vizeweltmeister Schweden scheiterte bereits in der Qualifikation. Die westdeutsche Mannschaft schied bei ihrer letzten Weltmeisterschaft unter Trainer Sepp Herberger im Viertelfinale gegen Jugoslawien aus. Kapitän der deutschen Mannschaft war der letzte verbliebene Held von Bern, Hans Schäfer.

Die Schweizer Mannschaft schied nach drei Niederlagen in der Vorrunde aus.

Der Österreichische Fußballbund hatte zwar am 15. Dezember 1959 eine provisorische Meldung abgegeben, diese aber am 18. Dezember rückgängig gemacht. Begründet wurde dies damit, dass der Weltmeisterschaftstermin eine vollkommene Umstellung des Spielbetriebs auf Kosten der Vereine in der Saison 1961/62 voraussetzen würde und Österreichs Fußball sei, gemessen an den Leistungen der Nationalmannschaft gegen Spanien und Frankreich, im Kampf gegen die internationale Spitzenklasse nicht konkurrenzfähig.[1]

Vergabe Bearbeiten

Nachdem die Weltmeisterschaften 1954 und 1958 in Europa stattgefunden hatten, war 1962 Südamerika an der Reihe. Die Entscheidung über den Austragungsort der WM 1962 fällte die FIFA am 10. Juni 1956 in Lissabon. Etwas überraschend setzte sich das fußballerisch zweitklassige Chile gegen den Mitbewerber Argentinien mit 32:11 Stimmen durch. Der schlechte Zuschauerzuspruch, insbesondere bei den Vorrundenspielen, gab den Kritikern nachträglich recht. Nach dem verheerenden Erdbeben von 1960 wurde ein Entzug der Veranstaltung diskutiert.

Spielorte Bearbeiten

Die Spiele der Weltmeisterschaft wurden in vier Stadien in vier verschiedenen Städten Chiles ausgetragen. Ursprünglich waren neun Spielorte vorgesehen, nach dem Erdbeben von 1960 wurden nur die Stadien genutzt, die ohne staatliche Hilfe renoviert werden konnten.

  • Arica (Estadio Carlos Dittborn) – damalige Kosten: 450.000 US-Dollar[2]. Sechs Vorrundenspiele und ein Viertelfinale sahen insgesamt 68.807 Zuschauer, ein Schnitt von 9830 pro Spiel, der durch das Viertelfinale zwischen Chile und der Sowjetunion, das 17.268 Zuschauer sahen, am Ende noch angehoben wurde.
  • Rancagua (Estadio El Teniente) – sechs Vorrundenspiele und ein Viertelfinale sahen insgesamt 57.643 Zuschauer, ein Schnitt von 8235 pro Spiel.
  • Santiago de Chile (Estadio Nacional de Chile) – sechs Vorrundenspiele, ein Viertelfinale, ein Halbfinale, das Spiel um Platz 3 und das Finale sahen insgesamt 663.771 Zuschauer, ein Schnitt von 66.377 pro Spiel. Die meisten kamen zum Halbfinale zwischen Gastgeber Chile und Titelverteidiger Brasilien: 76.594
  • Viña del Mar (Estadio Sausalito) – sechs Vorrundenspiele, ein Viertelfinale, ein Halbfinale sahen insgesamt 102.951 Zuschauer, ein Schnitt von 12.869 pro Spiel. Die wenigsten kamen zum Halbfinale zwischen Jugoslawien und der Tschechoslowakei, das parallel zum anderen Halbfinale stattfand: 5890 – etwas mehr als die Hälfte des schwächsten Besuchs in der Vorrunde.

Qualifikation Bearbeiten

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1962.

Größte Überraschungen der Qualifikation waren das Scheitern von Vizeweltmeister Schweden und des WM-Dritten Frankreich, die beide in Entscheidungsspielen gegen die punktgleichen Gruppengegner Schweiz bzw. Bulgarien unterlagen, obwohl beide nach heutigen Maßstäben die besseren Tordifferenzen hatten und auch die direkten Vergleiche gewonnen hatten. Kolumbien und Bulgarien qualifizierten sich zum ersten Mal für eine Weltmeisterschaft.

Teilnehmer Bearbeiten

Für die Endrunde qualifizierten sich letztlich, einschließlich Gastgeber Chile und Weltmeister Brasilien, folgende 16 Nationalmannschaften aus den jeweiligen Kontinentalverbänden:

10 aus Europa Bulgarien 1948  Bulgarien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland England  England Italien  Italien
Jugoslawien  Jugoslawien Schweiz  Schweiz Sowjetunion 1955  Sowjetunion Spanien 1945  Spanien
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Ungarn 1957  Ungarn
5 aus Südamerika Argentinien  Argentinien Brasilien 1960  Brasilien Chile  Chile Kolumbien  Kolumbien
Uruguay  Uruguay
1 aus Nord-, Mittelamerika und der Karibik Mexiko 1934  Mexiko

Nach den Turnieren von 1930 und 1950 war es die letzte Weltmeisterschaft, an deren Endrunde nur Mannschaften aus Europa und vom amerikanischen Doppelkontinent teilnahmen.

 
Weltkarte der Teilnehmer und deren Platzierungen

Auslosung Bearbeiten

  • Topf 1: Argentinien, Brasilien, Chile, Uruguay
  • Topf 2: BR Deutschland, England, Italien, Jugoslawien, Sowjetunion, Spanien, Ungarn, Tschechoslowakei
  • Topf 3: Bulgarien, Kolumbien, Mexiko, Schweiz

Als Gruppenköpfe wurden die vier südamerikanischen Mannschaften aus Topf 1 gelost, wobei Chile fix in die Gruppe B gesetzt wurde, weil dessen Spiele in Santiago ausgetragen wurden.[3] Aus Topf 2 wurden jeweils zwei Mannschaften zu jeder Gruppe frei zugelost. Im Topf 3 waren die vermeintlich schwächsten Mannschaften, die gezielt als Auftaktgegner für die Gruppenköpfe frei zugelost wurden.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Uruguay  Uruguay Chile  Chile Brasilien 1960  Brasilien Argentinien  Argentinien
Kolumbien  Kolumbien Schweiz  Schweiz Mexiko 1934  Mexiko Bulgarien 1948  Bulgarien
Sowjetunion 1955  Sowjetunion Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland Spanien 1945  Spanien Ungarn 1957  Ungarn
Jugoslawien  Jugoslawien Italien  Italien Tschechoslowakei  Tschechoslowakei England  England

Für Informationen zu den einzelnen WM-Gruppen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Modus Bearbeiten

Die 16 Teilnehmer traten in vier Vorgruppen mit je vier Mannschaften an. Die beiden ersten jeder Gruppe qualifizierten sich für das Viertelfinale. Anders als bei den Vorgängern war bei der WM 1962 bei Punktgleichheit auf dem zweiten und dritten Platz kein Entscheidungsspiel mehr vorgesehen, sondern es entschied der Torquotient. Ab dem Viertelfinale wurde das Turnier im K.-o.-System ausgetragen.

Vorrunde Bearbeiten

Die Spiele der Vorrunde waren von einer betont defensiven Taktik und außerordentlichen Härte geprägt. Negativer Höhepunkt war die Schlacht von Santiago, die Begegnung Chile gegen Italien, die zeitweilig in offene Schlägereien ausartete und als unfairstes Spiel der WM-Geschichte gilt. Pelé erlitt im zweiten Spiel gegen die ČSSR einen Muskelfaserriss und wurde im weiteren Verlauf des Turniers nicht mehr eingesetzt. Die größte Überraschung war das Ausscheiden Spaniens, das trotz eingebürgerter Weltstars wie Ferenc Puskás und Alfredo Di Stéfano (der allerdings aufgrund einer Verletzung nicht eingesetzt werden konnte) nur Gruppenletzter wurde. Bemerkenswert war die Dominanz osteuropäischer Mannschaften, die die Hälfte der Viertelfinalteilnehmer stellten. Mit Deutschland und Italien trafen erstmals zwei frühere Weltmeister bei einem WM-Turnier aufeinander.

Gruppe A Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Sowjetunion 1955  Sowjetunion  3  2  1  0 008:500  +3 05:10
 2. Jugoslawien  Jugoslawien  3  2  0  1 008:300  +5 04:20
 3. Uruguay  Uruguay  3  1  0  2 004:600  −2 02:40
 4. Kolumbien  Kolumbien  3  0  1  2 005:110  −6 01:50
30. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Uruguay Kolumbien 2:1 (0:1)
31. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Sowjetunion Jugoslawien 2:0 (0:0)
2. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Jugoslawien Uruguay 3:1 (2:1)
3. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Sowjetunion Kolumbien 4:4 (3:1)
6. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Uruguay Sowjetunion 1:2 (0:1)
7. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Arica
Kolumbien Jugoslawien 0:5 (0:2)

Gruppe B Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  3  2  1  0 004:100  +3 05:10
 2. Chile  Chile  3  2  0  1 005:300  +2 04:20
 3. Italien  Italien  3  1  1  1 003:200  +1 03:30
 4. Schweiz  Schweiz  3  0  0  3 002:800  −6 00:60
30. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Chile Schweiz 3:1 (1:1)
31. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
BR Deutschland Italien 0:0
2. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Chile Italien 2:0 (0:0)
3. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
BR Deutschland Schweiz 2:1 (1:0)
6. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
BR Deutschland Chile 2:0 (1:0)
7. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Italien Schweiz 3:0 (1:0)

Gruppe C Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Brasilien 1960  Brasilien  3  2  1  0 004:100  +3 05:10
 2. Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  3  1  1  1 002:300  −1 03:30
 3. Mexiko 1934  Mexiko  3  1  0  2 003:400  −1 02:40
 4. Spanien 1945  Spanien  3  1  0  2 002:300  −1 02:40
30. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Brasilien Mexiko 2:0 (0:0)
31. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Spanien Tschechoslowakei 0:1 (0:0)
2. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Brasilien Tschechoslowakei 0:0
3. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Mexiko Spanien 0:1 (0:0)
6. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Brasilien Spanien 2:1 (0:1)
7. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Mexiko Tschechoslowakei 3:1 (2:1)

Gruppe D Bearbeiten

Pl. Land Sp. S U N Tore Diff. Punkte
 1. Ungarn 1957  Ungarn  3  2  1  0 008:200  +6 05:10
 2. England  England  3  1  1  1 004:300  +1 03:30
 3. Argentinien  Argentinien  3  1  1  1 002:300  −1 03:30
 4. Bulgarien 1948  Bulgarien  3  0  1  2 001:700  −6 01:50
30. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
Argentinien Bulgarien 1:0 (1:0)
31. Mai 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
Ungarn England 2:1 (1:0)
2. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
England Argentinien 3:1 (2:0)
3. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
Ungarn Bulgarien 6:1 (4:0)
6. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
Ungarn Argentinien 0:0
7. Juni 1962 um 15:00 Uhr (20:00 Uhr MEZ) in Rancagua
England Bulgarien 0:0

Finalrunde Bearbeiten

Spielplan Bearbeiten

Viertelfinale Halbfinale Finale
                   
       
  Chile  Chile  2
  Sowjetunion 1955  Sowjetunion  1  
  Brasilien 1960  Brasilien  4
    Chile  Chile  2  
  Brasilien 1960  Brasilien  3
  England  England  1  
  Brasilien 1960  Brasilien  3
    Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  1
  Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  1
  Ungarn 1957  Ungarn  0  
  Tschechoslowakei  Tschechoslowakei  3 Spiel um Platz drei
    Jugoslawien  Jugoslawien  1  
  Jugoslawien  Jugoslawien  1   Chile  Chile  1
  Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland  0     Jugoslawien  Jugoslawien  0

Viertelfinale Bearbeiten

10. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Arica
Chile  Chile Sowjetunion 1955  Sowjetunion 2:1 (2:1)
10. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Jugoslawien  Jugoslawien Deutschland Bundesrepublik  BR Deutschland 1:0 (0:0)
10. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Brasilien 1960  Brasilien England  England 3:1 (1:1)
10. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Rancagua
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Ungarn 1957  Ungarn 1:0 (1:0)

Im Viertelfinale spielten die Gruppenersten jeweils über Kreuz gegen die Zweiten der Nachbargruppen. Chile setzte sich gegen die stärker eingeschätzte Sowjetunion mit dem Weltklassetorwart Lew Jaschin durch. Deutschland traf nach 1954 und 1958 zum dritten Mal in Folge auf Jugoslawien und verlor durch ein Gegentor in der 86. Spielminute. Die überragenden Brasilianer hatten auch ohne Pelé wenig Mühe mit der englischen Mannschaft. Die Tschechoslowaken setzten sich gegen die gleich starken Ungarn durch, die eine Vielzahl von Chancen nicht verwerten konnten.

Halbfinale Bearbeiten

13. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Brasilien 1960  Brasilien Chile  Chile 4:2 (2:1)
13. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Viña del Mar
Tschechoslowakei  Tschechoslowakei Jugoslawien  Jugoslawien 3:1 (0:0)

Im von großer Härte geprägten ersten Spiel des Halbfinales setzte sich Brasilien verdient gegen Gastgeber Chile durch. In diesem Spiel wurde der überragende Garrincha in der 83. Spielminute wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt, aber anschließend für das Endspiel begnadigt. Das Spiel Brasilien gegen Chile war das erste ausverkaufte Spiel des Turniers. Das rein europäische zweite Spiel sahen dagegen nur weniger als 6000 Zuschauer. Die Tschechoslowakei gewann gegen das über weite Strecken dominierende Jugoslawien mit 3:1 und qualifizierte sich damit zum zweiten Mal nach 1934 für ein WM-Endspiel. Nach Spielplan war die Partie Brasilien–Chile eigentlich in Viña del Mar angesetzt. Die Austragungsorte beider Halbfinalspiele wurden jedoch auf Wunsch des Veranstalters Chile von der FIFA getauscht.

Spiel um Platz 3 Bearbeiten

16. Juni 1962 um 14:30 Uhr (19:30 Uhr MEZ) in Santiago de Chile
Chile  Chile Jugoslawien  Jugoslawien 1:0 (0:0)

In einer schwachen Partie gelang dem Gastgeber in der Nachspielzeit durch Eladio Rojas das entscheidende Tor gegen Jugoslawien. Der dritte Platz war Chiles größter Erfolg bei einem internationalen Fußballturnier bis zum Gewinn der Copa América 2015.

Endspiel Bearbeiten

Brasilien Tschechoslowakei Aufstellung
Brasilien 
Finale
17. Juni 1962 um 14:00 Uhr (19 Uhr MEZ) in Santiago de Chile (Estadio Nacional de Chile)
Ergebnis: 3:1 (1:1)
Zuschauer: 68.679
Schiedsrichter: Nikolai Latyschew (Sowjetunion 1955  Sowjetunion)
Spielbericht
Tschechoslowakei 
 
Aufstellung Brasilien gegen Tschechoslowakei
Gilmar, Djalma Santos, Mauro Ramos (C) , Zózimo, Nílton Santos, Zito, Garrincha, Didi, Vavá, Amarildo, Mário Zagallo
Cheftrainer: Aymoré Moreira
Viliam Schrojf, Jiří Tichý, Ladislav Novák (C) , Svatopluk Pluskal, Ján Popluhár, Josef Masopust, Tomáš Pospíchal, Adolf Scherer, Andrej Kvašňák, Josef Kadraba, Josef Jelínek
Cheftrainer: Rudolf Vytlačil

  1:1 Amarildo (17.)
  2:1 Zito (69.)
  3:1 Vavá (78.)
  0:1 Josef Masopust (15.)

Das Finale fand im Estadio Nacional de Chile statt. Die unerwartet offensiv auftretenden Tschechoslowaken gingen in der 15. Minute etwas überraschend in Führung, die aber nur kurzen Bestand hatte. Durch zwei Fehler des ansonsten überragenden Torwarts Schrojf begünstigt, erzielte Brasilien in der Schlussphase das 3:1. Zum zweiten und bisher letzten Mal nach Italien 1938 hatte ein Weltmeister seinen Titel verteidigt.

Ehrungen der Platzierten Bearbeiten

Josef Masopust wurde zu Europas Fußballer des Jahres gewählt. In Brasilien und den anderen platzierten Ländern gab es zu der Zeit noch keine solche Auszeichnung.

Beste Torschützen Bearbeiten

Da sechs Spieler je vier Tore erzielt hatten, wurde der Brasilianer Garrincha von der FIFA per Los zum Torschützenkönig bestimmt.[4]

Rang Spieler Tore
1 Ungar  Flórián Albert 4
Brasilianer  Garrincha 4
Sowjetunion 1955  Walentin Iwanow 4
Jugoslawe  Dražan Jerković 4
Chilene  Leonel Sánchez 4
Brasilianer  Vavá 4
7 Brasilianer  Amarildo 3
Jugoslawe  Milan Galić 3
Tschechoslowake  Adolf Scherer 3
Ungar  Lajos Tichy 3
Rang Spieler Tore
11 Italiener  Giacomo Bulgarelli 2
Engländer  Ron Flowers 2
Sowjetunion 1955  Wiktor Ponedelnik 2
Chilene  Jaime Ramírez 2
Chilene  Eladio Rojas 2
Uruguayer  José Sasía 2
Deutscher  Uwe Seeler 2
Chilene  Jorge Toro 2
Sowjetrusse  Igor Tschislenko 2

Darüber hinaus gab es 35 Spieler mit einem Treffer.

Torschützenkönig des gesamten Wettbewerbs wurde der Tschechoslowake Adolf Scherer mit 8 Toren.

Berichterstattung Bearbeiten

Die Fußball-Weltmeisterschaft war 1962 bereits ein Weltmedienereignis. Deshalb war es eine große Herausforderung für Funk und Fernsehen, Übertragungen aus Chile sicherzustellen. Die ARD unter der Leitung von Rudi Michel transportierte eine eigene Radiostation nach Chile, die nach der WM dort verkauft wurde, und übertrug in der Nacht live im Radio. Im deutschen Fernsehen waren nur Zusammenfassungen der Spiele zu sehen, die einige Tage später gesendet wurden.

Das Radio in Österreich brachte am 1., 4., 8., 11., 14. und 18. Juni jeweils ab 19 Uhr eine viertelstündige Reportage mit Heribert Meisl. Das Finalspiel am 17. Juni wurde zwischen 19:25 und 21:15 Uhr vom Deutschen Rundfunk übernommen.[5] Auch das österreichische Fernsehen übernahm (wie es u. a. am 5. Juni mit den Matches Schweiz gegen Deutschland und Chile gegen Italien der Fall war) Aufzeichnungen des Deutschen Fernsehen und strahlte diese von 21:35 Uhr bis 23 Uhr aus; vom Finale gab es am 19. Juni von 21 bis 22:40 Uhr eine solche Aufzeichnung.[6][7]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Fußball-Weltmeisterschaft 1962 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. «Endgültig: Weltmeisterschaft 1962 ohne Österreich». In: Arbeiter-Zeitung. Wien 19. Dezember 1959, S. 12.
  2. Matthias Fett: The game has changed – a systematic approach to classify FIFA World Cups. In: International Journal of Sport Policy and Politics. Band 12, Nr. 3, 2. Juli 2020, ISSN 1940-6940, S. 455–470, doi:10.1080/19406940.2020.1784978 (tandfonline.com).
  3. Gemäß FIFA wurden Brasilien, England, Italien und Uruguay gesetzt (Memento vom 31. Januar 2012 im Internet Archive) (PDF; 127 kB)
  4. Star und Torschützenkönig 1962: Garrincha (Teil 1). In: sportschau.de
  5. „WM im Rundfunk“ in »Neue Zeit« Nr. 123 vom 30. Mai 1962, S. 6, Spalte 2, unten
  6. „WM heute auf dem Bildschirm“ in »Neue Zeit« Nr. 127 vom 5. Juni 1962, S. 8, Spalte 3, oben
  7. „Fernsehprogramm – Dienstag 19. Juni“ in »Neue Zeit« Nr. 137 vom 19. Juni 1962, S. 12, Spalte 4