Fußball-Oberliga Süd

ehemalige Fußball-Liga in Deutschland
Oberliga Süd
Gebiet der Oberliga Süd
Verband Vereinigung der
süddeutschen Fußballklubs
Erster Spieltag 4. November 1945
Letzter Spieltag 5. Mai 1963
Mannschaften 16 bis 20 Teams
Rekordtitelträger 1. FC Nürnberg (6)
Rekordspieler Max Morlock (451)
Rekordtorschütze Max Morlock (286)
II. Division Süd (II)

Die Oberliga Süd wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 als erste Fußball-Oberliga in Deutschland gegründet. Sie war bis zur Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 eine der fünf Staffeln der höchsten Spielklasse im deutschen Fußball auf dem Gebiet des DFB. Sie umfasste zunächst die Länder Hessen, Württemberg-Baden und Bayern. 1950 kehrten auch die Vereine aus Württemberg-Hohenzollern und dem südlichen Baden in den Süddeutschen Fußball-Verband zurück.

Die Spieler der Liga waren bis 1947/48 formal Amateure, dann kam bereits ein provisorisches Vertragsspieler-Statut zur Anwendung, bevor 1949 der wieder gegründete DFB ein solches für alle Oberligen in Kraft setzte.

Die bestplatzierten Vereine vertraten die Oberliga Süd bei den Spielen um die deutsche Fußballmeisterschaft, die bis zur Einführung der Bundesliga in einer Endrunde ausgetragen wurde. Die Mannschaften auf den letzten Plätzen stiegen in die „alte“ II. Division ab, die im Süden seit 1950 als zweithöchste deutsche Vertragsspielerklasse unterhalb der Oberliga rangierte (im Westen war bereits 1949 eine 2. Liga eingerichtet worden, 1951 folgte der Südwesten). Nur im Norden und in Berlin gab es diese „alten“ zweiten Ligen nicht. Dort bestand unterhalb der Oberliga gleich die 1. Amateurliga.

Mit Einführung der Bundesliga wurden die bisherigen Oberligen zu Regionalligen. Diese hatten dann den Rang der zweithöchsten deutschen Spielklasse und jene Mannschaften, die sich nicht für die neu geschaffene Bundesliga qualifiziert hatten, spielten weiterhin dort (1963 gab es keinen Absteiger). Aus dem Süden wurden Südmeister TSV 1860 München, Vizemeister 1. FC Nürnberg sowie Eintracht Frankfurt, der Karlsruher SC und der VfB Stuttgart in die neue Bundesliga aufgenommen.

Geschichte Bearbeiten

Saison Meister der Oberliga Süd
1945/46 VfB Stuttgart
1946/47 1. FC Nürnberg
1947/48 1. FC Nürnberg
1948/49 Kickers Offenbach
1949/50 SpVgg Fürth
1950/51 1. FC Nürnberg
1951/52 VfB Stuttgart
1952/53 Eintracht Frankfurt
1953/54 VfB Stuttgart
1954/55 Kickers Offenbach
1955/56 Karlsruher SC
1956/57 1. FC Nürnberg
1957/58 Karlsruher SC
1958/59 Eintracht Frankfurt
1959/60 Karlsruher SC
1960/61 1. FC Nürnberg
1961/62 1. FC Nürnberg
1962/63 TSV 1860 München

Vorgeschichte Bearbeiten

Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs hatten der Stuttgarter VfB-Tormann Ernst Schnaitmann sowie der Oberregierungsrat und spätere DFB-Mitarbeiter Curt Müller die Idee, eine erste Liga zu schaffen, ähnlich der in England, die wenigstens die US-Besatzungszone umfasse. Mitstreiter fanden sie im Studienrat und Präsidenten des VfB Stuttgart Fritz Walter sowie in Gustav Sackmann, einem weiteren VfBler. Sackmann war in der Folge im völlig zerstörten Land unter widrigsten Reiseverhältnissen unterwegs, um die nach Ansicht der Stuttgarter für die neue Liga infrage kommenden Vereine Süddeutschlands aufzusuchen und die Idee der Oberliga Süd zu propagieren. Zwei Jahre später gehörte er zu den Lizenznehmern für eine private deutsche Profiliga außerhalb des DFB, die jedoch nicht zu Stande kam.[1]

Die Auswahlkriterien für die Zusammenstellung der neuen Liga sind nie bekannt geworden. Es schien, als hätte sich Fritz Walter, der seit 1942 die so genannten Städtevergleichswettkämpfe veranstaltet hatte, bei denen schon damals jeweils zwei große süddeutsche Städte wie Stuttgart (VfB/Kickers), Mannheim (VfR/SV Waldhof) oder München (Bayern/1860) gegeneinander antraten, auch bei der neuen Oberliga von dem Gedanken der doppelten Vertreter aus einer Stadt beziehungsweise Region leiten lassen. So waren die Städte Stuttgart, Augsburg, München, Karlsruhe, Mannheim und Frankfurt am Main jeweils zweimal vertreten. Hinzu kamen Nürnberg/Fürth, Offenbach und Schweinfurt. Städte wie das ganz im Norden der amerikanischen Besatzungszone liegende Kassel hatte man aus verkehrstechnischen Gründen gar nicht erst mit einbezogen. Bei anderen nicht berücksichtigten Vereinen wie dem 1. FC Pforzheim oder dem FC Hanau 93 regte sich nach Bekanntwerden der Oberligagründung Protest, ohne dass dies Einfluss auf die Zusammensetzung der Liga gehabt hätte.

Am 22. September 1945 trafen die Vertreter der ausgewählten 16 Vereine im Gasthof „Krone“ in Fellbach bei Stuttgart erstmals zusammen. Man versicherte, dass diese „ausnahmslos durch zwei bis vier politisch einwandfreie Vereinsfunktionäre vertreten“ seien. Die am selben Tag gegründete „Vereinigung der Süddeutschen Fußballklubs“ sollte die weitere Organisation übernehmen. Nachdem der Stuttgarter US-Stadtkommandant Jackson am 29. September die Erlaubnis zur Durchführung der Saison erteilt hatte, wurde die süddeutsche Oberliga am 13. Oktober 1945 gegründet und Fritz Walter zu ihrem Vorsitzenden gewählt.

Anfang November begann die erste Oberligarunde, die trotz allergrößter Schwierigkeiten mit folgenden 16 Gründungsmitgliedern durchgeführt wurde:

Gründerjahre Bearbeiten

Die erste süddeutsche Oberliga-Saison wurde am 4. November 1945 angepfiffen. Sechs Wochen später lag die gemeinsame Direktive 23 des Alliierten Kontrollrats vor, die ihrem Wortlaut nach eine kreis- und sogar länderübergreifende Spielklasse, wie es die Oberliga war, eigentlich ausschloss.[2] Diese hatte jedoch schon mehrere Spieltage hinter sich und konnte nach der Weihnachtspause nahtlos fortgesetzt werden.

Die Aufzeichnungen über den ersten Spieltag sind lückenhaft, die Zuschauerzahlen nur teilweise bekannt: 16.000 in Nürnberg, 8.000 in Augsburg, 6.000 in Stuttgart, das mit dem VfB den ersten Tabellenführer stellte. Als einziger Spieler, der bei der Oberligapremiere im November 1945 auf dem Platz stand, war Max Morlock auch nach 18 Jahren in der letzten Oberliga Runde vor Einführung der Fußball-Bundesliga noch mit dabei. Es bestanden in den ersten Monaten noch keine klaren Wechselbestimmungen, wodurch die Fluktuation in den Vereinen (auch wegen entlassener Kriegsgefangener und Flüchtlingen aus dem Osten) außerordentlich groß war. Während die Spitzenmannschaften VfB Stuttgart und 1. FC Nürnberg jeweils mit 18 Akteuren auskamen, liefen in den 30 Partien für Fürth 34, für Offenbach 33 und für den BC Augsburg 30 verschiedene Spieler auf.

Erster Süddeutscher Fußballmeister seit 1933 wurde der VfB Stuttgart.

Zu den Spielen der Oberliga strömten Massen. Sonntag für Sonntag erwiesen sich die Begegnungen als wahre Publikumsmagneten. Die Liga kam so gut an, dass sich in den Kassen der Vereine rasch wieder Geld ansammelte.

Die Meister der Oberliga Süd Bearbeiten

Rang Verein Meisterschaften Vize-Meisterschaften
1 1. FC Nürnberg 6 4
2 VfB Stuttgart 3 3
3 Karlsruher SC 3
4 Kickers Offenbach 2 3
Eintracht Frankfurt 2 3
6 TSV 1860 München 1 1
SpVgg Fürth 1 1
8 SV 07 Waldhof 1
VfR Mannheim 1
SSV Reutlingen 05 1
 
Der 1. FC Nürnberg ist mit sechs Titeln Oberligarekordmeister.

Rekorde Bearbeiten

Höchster Sieg
1945/46 TSV 1860 MünchenKarlsruher FV 13:0
Höchster Auswärtssieg
1948/49 Rödelheimer FCKickers Offenbach 0:10
Torreichste Spiele
1945/46 TSV 1860 MünchenKarlsruher FV 13:0
1946/47 Stuttgarter KickersViktoria Aschaffenburg 12:1
Die meisten Tore in einer Saison
1946/47 Stuttgarter Kickers – 113
Die meisten Gegentore in einer Saison
1945/46 Karlsruher FV – 112
1950/51 FC Singen 04 – 112
Rekordtorschütze
Max Morlock (1. FC Nürnberg) – 286
Rekordspieler
Max Morlock (1. FC Nürnberg) – 451
Höchste Zuschauerzahl
16. September 1962 VfB Stuttgart1. FC Nürnberg – 74.300
Niedrigste Zuschauerzahl
27. Juni 1948 Rot-Weiss FrankfurtVfR Mannheim – 1.000
10. April 1949 Rödelheimer FCTSV Schwaben Augsburg – 1.000
30. November 1952 SV 07 WaldhofFSV Frankfurt – 1.000
19. März 1961 SSV Jahn RegensburgSV 07 Waldhof – 1.000
Höchster Zuschauerschnitt
1947/48 1. FC Nürnberg – 23.553
Niedrigster Zuschauerschnitt
1960/61 1. FC Schweinfurt 05 – 4.293
Höchste Anzahl Meisterschaften
1. FC Nürnberg – sechsmal Süddeutscher Meister
VfB Stuttgart und Karlsruher SC – je dreimal Süddeutscher Meister
Die meisten Teilnahmen an der deutschen Meisterschaft
1. FC Nürnberg – achtmal
Kickers Offenbach – sechsmal
VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt – je fünfmal

Ewige Tabelle Bearbeiten

Pl. Verein Jahre Spiele Tore Punkte
1. 1. FC Nürnberg (G)* 18 560 1348:0754 739-381
2. Kickers Offenbach (G) 18 560 1236:0848 684-436
3. VfB Stuttgart (G)* 18 560 1165:0824 661-459
4. Eintracht Frankfurt (G)* 18 560 1117:0809 661-459
5. FC Bayern München (G) 17 530 1060:0922 554-506
6. VfR Mannheim (G) 18 560 1022:1066 546-574
7. SpVgg. Fürth (G) 17 530 0920:0899 528-532
8. 1. FC Schweinfurt 05 (G) 18 560 0854:0953 524-596
9. TSV 1860 München (G)* 15 470 0908:0815 507-433
10. FSV Frankfurt (G) 17 530 0812:0907 506-554
11. Karlsruher SC * 11 330 0727:0524 401-259
12. SV Waldhof (G) 12 380 0646:0704 369-391
13. Stuttgarter Kickers (G) 13 406 0774:0795 360-452
14. BC Augsburg (G) 15 432 0737:0983 353-511
15. TSV Schwaben Augsburg (G) 12 380 0600:0711 347-413
16. Viktoria Aschaffenburg 10 316 0504:0720 264-368
17. SSV Reutlingen 05[3] 9 274 0470:0598 243-305
18. TSG Ulm 1846 8 256 0390:0508 212-300
19. VfB Mühlburg 5 162 0309:0248 166-158
20. SSV Jahn Regensburg 7 210 0281:0509 164-256
21. VfL Neckarau 4 140 0242:0344 111-169
22. FC Bayern Hof 4 120 0181:0262 105-135
23. KSV Hessen Kassel 3 90 0140:0198 070-110
24. Phönix Karlsruhe (G) 2 68 0100:0185 042-094
25. Karlsruher FV (G) 2 68 0081:0196 040-096
26. 1. FC 01 Bamberg 1 38 0044:0075 028-048
27. SV Darmstadt 98 1 34 0054:0086 025-043
28. FC Singen 04[3] 1 34 0056:0112 022-046
29. Rot-Weiss Frankfurt 1 38 0050:0099 022-054
30. FC Wacker München 1 38 0041:0089 021-055
31. Freiburger FC[3] 1 30 0043:0066 020-040
32. Rödelheimer FC 1 30 0040:0073 017-043
33. Sportfreunde Stuttgart 1 38 0030:0100 014-062
* Bundesliga-Gründungsmitglieder 1963/64
(G) Oberliga Süd-Gründungsmitglieder 1945/46

Torschützenkönige Bearbeiten

  • Verein: Blau markierte Vereine wurden Meister der Oberliga Süd.
  • Tore: Die rosa markierte Zahl kennzeichnet die höchste Toranzahl, die je in der Oberliga Süd erzielt wurde.
  • Schnitt: Nennt die durchschnittliche Anzahl an Toren pro Spiel. Die rosa markierte Zahl kennzeichnet den höchsten Toreschnitt, der je in der jeweiligen Staffel erzielt wurde, die dunkelrot markierte Zahl den höchsten Toreschnitt der gesamten Oberliga. Der Schnitt beruht nicht auf tatsächlich gespielten Partien, sondern auf der theoretisch höchstmögliche Anzahl von Spielen in der jeweiligen Saison.
Saison Spieler Verein Tore Schnitt
1945/46 Robert Schlienz VfB Stuttgart 42 1,40
1946/47 Hans Pöschl 1. FC Nürnberg 38 1,00
1947/48 Robert Schlienz VfB Stuttgart 31 0,82
1948/49 Georg Herbold SV Waldhof 19 0,63
Emil Maier Kickers Offenbach 19 0,63
Otto Thanner TSV 1860 München 19 0,63
1949/50 Horst Schade SpVgg Fürth 21 0,70
1950/51 Max Morlock 1. FC Nürnberg 28 0,82
1951/52 Max Morlock 1. FC Nürnberg 26 0,87
Helmut Preisendörfer Kickers Offenbach 26 0,87
1952/53 Horst Schade SpVgg Fürth 22 0,73
1953/54 Helmut Preisendörfer Kickers Offenbach 22 0,73
Horst Schade 1. FC Nürnberg 22 0,73
1954/55 Ernst-Otto Meyer VfR Mannheim 36 1,20
1955/56 Ernst-Otto Meyer VfR Mannheim 30 1,00
1956/57 Heinz Beck Karlsruher SC 34 1,13
1957/58 Siegfried Gast Kickers Offenbach 20 0,67
1958/59 Ernst-Otto Meyer VfR Mannheim 27 0,90
1959/60 Heinz Strehl 1. FC Nürnberg 30 1,00
1960/61 Rudolf Brunnenmeier TSV 1860 München 23 0,77
Erwin Stein Eintracht Frankfurt 23 0,77
1961/62 Lothar Schämer Eintracht Frankfurt 26 0,87
1962/63 Rudolf Brunnenmeier TSV 1860 München 24 0,80
Kurt Haseneder 1. FC Nürnberg 24 0,80

Anmerkungen:

  • 1960/61: diverse Statistiken sehen auch Erwin Stein als alleinigen Torschützenkönig mit 24 Treffern.
  • 1961/62: diverse Statistiken sehen auch Lothar Schämer und Rudolf Brunnenmeier als gemeinsame Torschützenkönige mit jeweils 26 Treffern.
  • 1962/63: diverse Statistiken sehen auch Kurt Haseneder als alleinigen Torschützenkönig mit 25 Treffern.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Werner Skrentny (Hrsg.): Als Morlock noch den Mondschein traf. Die Geschichte der Oberliga Süd 1945–1963. Klartext Verlag, Essen 1993, ISBN 3-88474-055-5.
  • Walter Grüber: Fußball-Torjägerstatistik Deutschland. Books on Demand, 2011

Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten

  1. Der Vertragsspieler-Modus, so die Süddeutsche Zeitung am 25. Oktober 1947 auf Seite 4, habe wohl einen wesentlichen Sinn darin, „der Firma Sackmann & Co. den Wind vollends aus den Segeln zu nehmen.“
  2. Jankowski, Pistorius, Prüß: Fußball im Norden. 100 Jahre Norddeutscher Fußball-Verband. Barsinghausen / Bremen 2005, S. 86 f.
  3. a b c Der SSV Reutlingen, der FC Singen 04 und der Freiburger FC gehörten dem süddeutschen Verband erst ab 1950 wieder an und spielten davor zeitweise in der Südgruppe der Oberliga Südwest.