Fritz Nallinger

deutscher Ingenieur und Automobilkonstrukteur

Friedrich „Fritz“ Nallinger (* 6. August 1898 in Esslingen am Neckar; † 4. Juni 1984 in Stuttgart) war ein deutscher Ingenieur und Automobilkonstrukteur.

Leben und Karriere Bearbeiten

Der Sohn von Baurat Friedrich Nallinger (23. Mai 1863 – 13. Februar 1937) und Maria Nallinger (geb. Kötzle) wuchs bereits mit dem Automobil auf, da sein Vater am 1. Mai 1904 neben Wilhelm Maybach als Leiter der Produktion bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft eintrat. Im Alter von 13 Jahren erhielt er für Automobilscheinwerfer sein erstes Patent, das er an Carl Zeiss verkaufte.[1] 1916 machte er sein Abitur und wurde anschließend zum Wehrdienst eingezogen, den er im Ersten Weltkrieg als Flugzeugführer leistete. Nach seinem Studium an der TH Karlsruhe trat er mit 24 Jahren eine Stelle als Konstrukteur bei Benz & Cie. an. (Dort arbeitete mittlerweile auch sein Vater, der den Vorstand von Daimler zuvor verlassen hatte). Hier fuhr Fritz Nallinger als Werksfahrer auch Autorennen und erreichte z. B. beim Automobilturnier in Baden-Baden 1925 hinter dem legendären Rudolf Caracciola den zweiten Platz.[2]

1935 wurde Nallinger Technischer Direktor. Während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland gehörte er zum Kreis der Wehrwirtschaftsführer und zeichnete verantwortlich für Flugmotoren.[3] Nachdem er 1940 als Konstrukteur Leiter der Forschungs- und Versuchsabteilung geworden war, wurde er 1941 Vorstandsmitglied der Daimler-Benz AG sowie Mitglied der Deutschen Akademie der Luftfahrtforschung.[4]

Am 19. Januar 1945 trug Nallinger das Projekt 'Betrachtung über die Entwicklung eines Schnellstbomberträgers' im Hauptausschuss 'Flugzeugzellen' den Beteiligten des Reichsluftfahrtministerium (RLM) vor. Hierbei handelte es sich um ein Trägerflugzeug welches zwischen seine Fahrwerksbeinen einen Bomber trug. So sollten gezielte Angriffe auf die USA ermöglicht werden. Der Bomber war als reines Verlustgerät konstruiert worden und besaß kein eigenes Fahrwerk. Nach Erfüllung des Auftrags sollte die Besatzung den Bomber an der freundlichen Küste landen, wo sie von einem U-Boot aufgenommen werden sollte.[5]

Nach dem Krieg wurde er von den Franzosen angefordert und entwickelte in Pau bei Turbomeca Strömungstriebwerke für Flugzeuge.

1948 kehrte er in den Vorstand der Daimler-Benz AG als Leiter für Konstruktion, Entwicklung und Versuch zurück. Am 4. Juni 1951 erhielt er von der TH Karlsruhe die Ehrendoktorwürde. Er prägte durch seine Arbeit wesentlich den Neuanfang und das Wiedererstarken von Daimler-Benz nach dem Zweiten Weltkrieg und blieb bis 1965 als Mitglied des Vorstands verantwortlich für den Bereich Forschung und Entwicklung. Er gilt als Pionier der Plattformstrategie und hat sich stark für den Pkw-Dieselmotor eingesetzt. Hans Scherenberg wurde sein Nachfolger.

Nallinger war Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und dessen württembergischem Bezirksverein. Von 1953 bis 1956 und von 1966 bis 1968 saß er dem württembergischen Bezirksverein des VDI vor.[6]

Ehrungen Bearbeiten

  • 1938: VDI-Ehrenring[7]
  • 1952: Dr.-Ing. E. H. der TH Karlsruhe
  • 1953: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
  • 1954: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
  • 1955: Professorentitel des Landes Baden-Württemberg
  • 1965: Rudolf-Diesel-Medaille

Literatur Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Hobby (Zeitschrift) 2/1954: Er baut die neuen Silberpfeile. Ehapa-Verlag
  2. Alfred Neubauer: Männer-Frauen und Motoren. 1. Auflage. Motorbuchverlag, Stuttgart 1970, S. 78.
  3. Angelika Ebbinghaus: Das Daimler Benz Buch – Ein Rüstungskonzern im Dritten Reich. Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts, 1. Auflage, Hamburg 1987, ISBN 3-89190-950-0, S. 296.
  4. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 428.
  5. Heinz J. Nowarra: Die deutsche Luftrüstung 1933-1945. Bernard & Graefe, Koblenz 1988, ISBN 3-7637-5464-4.
  6. Der VDI Württembergischer Ingenieurverein e. V. (WIV) stellt sich vor. VDI Württembergischer Ingenieurverein e. V., abgerufen am 26. September 2020.
  7. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis 1954. Hoppenstedts Wirtschaftsverlag GmbH, Essen 1954, S. 28*.