Frans Timmermans

niederländischer Diplomat und Politiker

Franciscus Cornelis Gerardus Maria „Frans“ Timmermans (* 6. Mai 1961 in Maastricht) ist ein niederländischer Politiker (PvdA/SPE). Er war vom 1. Dezember 2019 bis August 2023 erster geschäftsführender Vizepräsident und Kommissar für Klimaschutz in der Kommission von der Leyen. Von 1998 bis 2007 und von 2010 bis 2012 war er für die sozialdemokratische Partij van de Arbeid Abgeordneter im nationalen Parlament der Niederlande. Von 2007 bis 2010 war Timmermans Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten im Kabinett Balkenende IV und vom 5. November 2012 bis 31. Oktober 2014 Außenminister der Niederlande.

Frans Timmermans (2018)

Herkunft und Ausbildung Bearbeiten

Timmermans stammt aus einer römisch-katholischen Familie. Sein Vater war im diplomatischen Dienst der Niederlande tätig, seine Großväter arbeiteten als Bergleute.[1] Timmermans hat Französische Literatur an der Radboud-Universität Nijmegen studiert und verbrachte ein Studienjahr an der Universität Nancy.

Berufliche Tätigkeit Bearbeiten

Nach seinem Studienabschluss arbeitete er unter anderem als Gastdozent im Instituut Clingendael. Er war Vorstandsmitglied für die Europäische Bewegung in den Niederlanden. Er arbeitete im Außenministerium der Niederlande sowie für die niederländische Botschaft in Moskau. Von 1994 bis 1995 arbeitete Timmermans für den EU-Kommissar Hans van den Broek und von 1995 bis 1998 als Berater und privater Sekretär für Max van der Stoel in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.

Politische Karriere Bearbeiten

 
Die Europäische Kommission

Von 1998 bis 2007 und von 2010 bis 2012 war Timmermans für die sozialdemokratische Partij van de Arbeid Abgeordneter im nationalen Parlament der Niederlande. Von 2007 bis 2010 war Timmermans Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten im Kabinett Balkenende IV und vom 5. November 2012 bis 31. Oktober 2014 Außenminister der Niederlande.

EU-Kommissar Bearbeiten

 
Timmermans während der Eröffnungsfeier am Beginn der Rumänischen Ratspräsidentschaft ab 1. Januar 2019

Am 10. September 2014 wurde bekannt, dass Timmermans den Posten als einer der sieben Stellvertreter des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker in der neuen EU-Kommission bekleiden wird. In der Kommission Juncker ist er als Erster Vizepräsident der EU-Kommission direkter Stellvertreter Junckers. Außerdem wurde er EU-Kommissar für Bessere Rechtssetzung, interinstitutionelle Beziehungen, Rechtsstaatlichkeit und Grundrechtecharta.

Im Dezember 2014 kündigte Timmermans an, die EU-Kommission wolle sich in Zukunft auf die wesentlichsten Aufgaben konzentrieren; um dies konkret zu verwirklichen, stellte die EU-Kommission 83 Gesetzesinitiativen ein. Die oft kritisierte EU-Öko-Design-Richtlinie wird eingefroren, da viele Verordnungen im Rahmen der Richtlinie als zu bürokratisch kritisiert wurden und bei der Bevölkerung für Verärgerung sorgten, wie z. B. das Glühlampenverbot oder die Regulierung von Staubsaugern.[2]

In der Kommission Von der Leyen war er ab 2019 einer der drei geschäftsführenden Vizepräsidenten sowie Kommissar für Klimaschutz und den European Green Deal.[3]

Im August 2023 reichte Timmermanns seinen Rücktritt als Mitglied der Europäischen Kommission ein, um bei der Parlamentswahl in den Niederlanden 2023 als Spitzenkandidat der Parteienallianz GroenLinks–PvdA zu kandidieren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übertrug Vizepräsident Maroš Šefčovič die Rolle des Exekutiv-Vizepräsidenten für den Europäischen Green Deal und interimistisch die Zuständigkeit für Klimapolitik.[4][5] Als EU-Kommissar folgte ihm Wopke Hoekstra nach.[6]

SPE-Spitzenkandidat bei der Europawahl 2019 Bearbeiten

 
Timmermans auf einer Wahlkampfveranstaltung in Wien (2019)

Im November 2018 einigte sich die Sozialdemokratische Partei Europas (SPE) auf die Kandidatur Timmermans’ für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten und auf Timmermans als Spitzenkandidaten für die Europawahl 2019, nachdem der Mitbewerber Maroš Šefčovič seine Kandidatur zurückgezogen hatte.[7] Timmermans verzichtete auf sein Mandat im EU-Parlament, statt seiner zog Lara Wolters in der 9. Wahlperiode ins EU-Parlament ein.[8]

Persönliches Bearbeiten

Timmermans ist zum zweiten Mal verheiratet. Er hat zwei Kinder aus erster Ehe und zwei aus zweiter.[9]

Neben seinen beiden Muttersprachen Niederländisch und Limburgisch spricht Timmermans fließend Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Italienisch.[10]

Trivia Bearbeiten

Frans Timmermans hat wegen seiner Schlagfertigkeit auch den Spitznamen Fransrapid (nach dem Hochgeschwindigkeitszug Transrapid).

Auszeichnungen Bearbeiten

Schriften Bearbeiten

  • Glück auf! Het relaas van een Limburgse Europeaan. 1. Auflage. Uitgeverij Bert Bakker, Amsterdam 2010, ISBN 978-90-351-3593-2.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Frans Timmermans – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. „Die Holländer sollen mehr Deutsch reden“, Die Welt, 12. November 2012.
  2. Peter Riesbeck: EU: Timmermanns will Gesetzesinitiativen streichen, FR, 16. Dezember 2014.
  3. Die EU-Kommission 2019. Abgerufen am 28. November 2019.
  4. Frans Timmermans tritt zurück, Maroš Šefčovič übernimmt sein Amt. In: ec.europa.eu. 23. August 2023, abgerufen am 23. August 2023.
  5. Antritt von EU-Kommissar Timmermans bei niederländischen Parlamentswahlen bestätigt. In: DerStandard.at. 22. August 2023, abgerufen am 23. August 2023.
  6. Nominierung: Niederländischer Außenminister soll EU-Kommissar werden. In: zeit.de/dpa. 25. August 2023, abgerufen am 25. August 2023.
  7. Europawahl: Timmermans wird Spitzenkandidat der Sozialdemokraten. Spiegel Online, 5 November 2018.
  8. Frans Timmermans neemt zetel in Europees Parlement niet in. 2. Juli 2019, abgerufen am 6. Juli 2019.
  9. Biografie: Frans Timmermans (Memento vom 28. Oktober 2012 im Internet Archive), elsevier.nl, 17. Juni 2010.
  10. Frans Timmermans soll Super-Kommissar werden, Stuttgarter Zeitung, 3. September 2014.