François-Henri Clicquot

sehr berühmter Pariser Orgelbauer des 18. Jahrhunderts, der letzte Vertreter der Clicquot-Orgelbauer und der letzte große Orgelbauer des ehemaligen Königreichs Frankreich

François-Henri Clicquot (* 1732 in Paris; † 24. Mai 1790 ebenda) war ein französischer Orgelbauer.

François-Henri Clicquot

Leben Bearbeiten

Cliquot bildet mit seinem Großvater Robert Clicquot, seinem Vater Louis-Alexandre Clicquot und seinem Onkel Jean-Baptiste Cliquot eine Orgelbauerdynastie, die sich – neben der Orgelbauerfamilie Thierry (Alexandre und François Thierry) große Verdienste um die Vollendung der klassischen französischen Orgel erworben hat. Wie seine Verwandten trug er den Titel eines Königlichen Orgelbauers.

Er arbeitete bis 1751 mit seinem Vater zusammen und war für die Vollendung der Orgel an Saint-Roch verantwortlich. Nach dessen Tod 1760 übernahm er die Leitung der Firma die er bis 1770 gemeinsam mit seinem Schwager Adrien Lépine betrieb. Seit 1764 gehörte Pierre Dallery zu seinen Mitarbeitern. Aus seiner Schule gingen u. a. die Orgelbauer Simon Miocque und Christian Nyssen hervor.

Zu den Neubauten Clicquots gehörten in Paris die Orgeln von St-Germain-l’Auxerrois (Paris), Saint-Thomas-d'Aquin und Saint-Sulpice (die später von Aristide Cavaillé-Coll restauriert wurde), außerdem die Orgeln der Abteien von Souvigny und Poitiers.

Außerdem restaurierte er in Paris die Orgeln von Saint-Gervais, an der mehrere Generationen der Familie Couperin als Organisten gewirkt hatten, die Orgel von St-Étienne-du-Mont, von Saint-Victor, St-Nicolas-des-Champs und St-Nicolas-du-Chardonnet sowie die Orgeln der Kathedrale Notre-Dame de Paris und der Kathedrale von Nantes.

Cliquot korrespondierte mit dem deutschen Orgelbauer Karl Joseph Riepp und verfasste die Orgelbauschule Théorie, Pratique de la facture de l'orgue. Die Firma wurde von seinem Sohn Claude François Clicquot (1762–1802) fortgesetzt.

Werke (Auswahl) Bearbeiten

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1762 Versailles Cathédrale Saint-Louis   III/P
1769–1771 Paris Saint-Thomas-d’Aquin
 
IV/P
1772–1777 Paris St-Nicolas-des-Champs V/P 42 1930 Erweiterungsumbau
1782 Souvigny Klosterkirche
 
III/P 28
1780–1784 Nantes Kathedrale von Nantes   V/P 49 unter Einbeziehung älterer Teile der Vorgängerorgel, mehrfach erweitert und umgebaut, am 18. Juli 2020 verbrannt
1788 Paris St-Leu-St-Gilles
 
Orgel St-Leu-St-Gilles
II/P 24
1786–1791 Paris St-Sulpice V/P 64 1855–1862 Erweiterungsumbau durch Aristide Cavaillé-Coll auf V/P/100; etwa 50 Register von Clicquot erhalten
1791 Paris St-Germain-l’Auxerrois   III/P 32 im Orgelhegäuse von 1751; mehrfach umgebaut erhalten
1791 Poitiers Kathedrale von Poitiers
 
Orgel Kathedrale von Poitiers
IV/P 45 Orgel

Media Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Roland Galther: Cliquot (Clicquot). In: Douglas E. Bush, Richard Kassel (Hrsg.): The Organ. An Encyclopedia. Routledge, New York, London 2006, ISBN 0-415-94174-1.
  • Salomon Kümmerle: Clicquot, François Henri. In: Encyklopädie der evangelischen Kirchenmusik. Band 1. Gütersloh 1888, S. 284 f.
  • Hans Steinhaus und Pierre Hardouin: Clicquot, Familie. In: Die Musik in Geschichte und Gegenwart 2. Personenteil, Band 4. Bärenreiter/Metzler, Kassel/Stuttgart 2000, 1270 f.
  • Jean-Alber Villard: L'oeuvre de François-Henri Clicquot, Facteur d'Orgues du Roy (1732–1790). In: Études autour du Grand-Orgue F.-H. Clicquot de la Cathédrale de Poitiers. Imprimerie Barnéoud, Laval 1973.

Weblinks Bearbeiten

Commons: François-Henri Clicquot – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien