Frühblüher oder Frühjahrswaldpflanzen oder Frühlingsgeophyten sind Pflanzen insbesondere in Laubwäldern, die frühzeitig im Jahr blühen und ihr Laub bilden. Sie profitieren im Frühjahr von der Lichteinstrahlung und Wärme direkt über dem Boden, die vor dem „Kronenschluss“ der Bäume noch hoch ist. Mit dem Laubaustrieb der Bäume und Sträucher beenden sie ihr oberirdisches Inerscheinungtreten: Sie „ziehen ein“, wie Gärtner sagen. Frühblüher haben besondere Speicherorgane, aus denen sie die Energie beziehen, die zu dem frühen Blütezeitpunkt nicht produziert werden kann. In den Speicherorganen (Zwiebeln, Pflanzenknollen, Rhizome) finden sich die Vorräte in Form von Reservestoffen wie Stärke. Denn so zeitig im Frühjahr reicht die Fotosyntheseleistung nicht aus, um genug Energie für die Ausbildung von Blütentrieben zu liefern. Es handelt sich also um eine Anpassung an die Periodik der sommergrünen Wälder der gemäßigten Klimazone. Man unterscheidet drei verschiedene Typen von Frühblühern: Geophyten, Hemikryptophyten, Chamaephyten.

Buschwindröschen-Blühaspekt in einem Laubwald bei Radziejowice in Polen
Schneeglöckchen, Galanthus

Bei diesen mehrjährigen Pflanzen sterben die oberirdischen Pflanzenteile bereits im Sommer oder zum Winter hin ab. Sie überdauern die für sie langen ungünstigen Jahreszeiten verborgen unter der Erdoberfläche, in Form von Knospen tragenden Zwiebeln, Knollen, Rhizomen oder Wurzelstöcken.

Die Frühblüher besitzen verschiedene Anpassungen zur Überwinterung, z. B. Schleimstoffe als Frostschutzmittel wie die Narzissen. Andere Blüten – wie die der im engeren Sinne nicht zu den Frühblühern gehörenden Schneeglöckchen – haben Salze eingelagert, um sich vor besonders tiefen Temperaturen zu schützen. Bei diesen Pflanzen ist in der frühen Blütezeit eine Anpassung an die kurze Vegetationszeit in montanen Lagen zu sehen.

Ebenfalls von den Frühblühern im oben genannten Sinne zu unterscheiden sind Pflanzen, die sich an sommertrockene Standorte angepasst haben wie zum Beispiel Narzissen und Tulpen. Die frühe Blütezeit ergibt sich aus der Notwendigkeit, zwischen Winterkälte und Trockenzeit im Sommer zur Frucht- und Samenbildung zu kommen. Hier ist das typische Speicherorgan die Zwiebel, die ihrerseits wieder besondere Schutzmechanismen entwickelt. Der scharfe Geschmack oder gar die Giftigkeit wirkt als Fraßschutz. Das ist notwendig, weil diese Speicherorgane in der Vegetationspause besonders verlockende Nahrungsquellen sind. Die frühesten Frühjahrsblüher, die in deutschen Gärten zu finden sind, sind Winterling und Schneeglöckchen, die im Februar zu blühen beginnen, gefolgt von Krokussen, Zweiblättrigem Blaustern, Netzblatt-Schwertlilie und Narzissen-Wildarten.[1]

Die folgende tabellarische Zusammenstellung von ca. 60 frühblühenden Stauden (wildwachsend oder in Kultur) gibt neben Namen und Abbildung auch den frühestmöglichen Beginn der Blüte an und kann ggf. nach den einzelnen Kriterien sortiert werden.[2][3]

Wiss. Name Namenszusatz Trivialname Blütenfarbe Frühester Blüte-
monat
Bild
Adonis amurensis Amur- Adonisröschen Gelb 2
Adonis vernalis Frühlings- Adonisröschen Gelb 4
Allium ursinum Bärlauch Weiß 3
Anemone blanda
Anemone apennina
Strahlen
Balkan
Reizendes
Anemone
Windröschen
Windröschen
Blue Shades
Blau 3
Anemone ranunculoides Gelbes Windröschen Gelb 3
Anemone nemorosa Busch- Windröschen Weiß 3
Bellis perennis Gänseblümchen Weiß 3
Cardamine enneaphyllos Quirlblättrige Zahnwurz Gelb 3
Chrysosplenium alternifolium Wechselblättriges Milzkraut Gelb 3
Colchicum bulbocodium Frühlingslichtblume Rot 2
Corydalis solida Finger- Lerchensporn Rot 3
Corydalis cava Hohler Lerchensporn Rot 3
Crocus flavus Gold- Krokus Gelb 2
Crocus tommasinianus Elfen- Krokus Violett 2
Crocus vernus Frühlings- Krokus Violett 2
Cyclamen coum Vorfrühlings- Alpenveilchen Rot 1
Daphne mezereum Echter Seidelbast Rot 3
Eranthis hyemalis Winterling Gelb 1
Erythronium dens-canis Hunds- Zahnlilie Rot 3
Fritillaria imperialis Kaiserkrone Rot 4
Fritillaria meleagris Schachbrettblume Rot 4
Fritillaria uva-vulpis Fuchstrauben- Fritillarie Gelb 4
Gagea lutea Wald- Goldstern Gelb 3
Gagea villosa Acker- Goldstern Gelb 3
Galanthus elwesii Elwes- Schneeglöckchen Weiß 1
Galanthus nivalis Kleines Schneeglöckchen Weiß 1
Galanthus plicatus Clusius- Schneeglöckchen Weiß 1
Galanthus woronowii Woronow- Schneeglöckchen Weiß 1
Helleborus argutifolius Korsische Nieswurz Grün 1
Helleborus foetidus Übelriechende Nieswurz Grün 1
Helleborus niger Christrose Weiß 1
Helleborus orientalis Frühlings- Nieswurz Weiß 2
Hepatica nobilis Gewöhnliches Leberblümchen Violett 3
Hepatica transsilvanica Siebenbürger Leberblümchen Violett 3
Hyacinthus orientalis Garten- Hyazinthe Violett 3
Iris pumila Zwerg- Schwertlilie Blau 3
Iris reticulata Netzblatt- Schwertlilie Blau 3
Lathraea squamaria Schuppenwurz Rot 3
Leucojum aestivum Sommer- Knotenblume Weiß 4
Leucojum vernum Frühlings- Knotenblume, Märzenbecher Weiß 2
Muscari armeniacum Armenische Traubenhyazinthe Blau 4
Narcissus poeticus Dichter- Narzisse Weiß 4
Narcissus pseudonarcissus Osterglocke Gelb 3
Paeonia daurica subsp. mlokosewitschi Gelbe Pfingstrose Gelb 4
Paeonia tenuifolia Feinblättrige Pfingstrose Rot 4
Petasites hybridus Pestwurz Rot 3
Primula elatior Wald- Schlüsselblume Gelb 3
Primula veris Wiesen- Schlüsselblume Gelb 3
Primula vulgaris Stängellose Primel Gelb 3
Pulmonaria officinalis Lungenkraut Rot 3
Pulsatilla alpina Alpen- Kuhschelle Weiß 4
Pulsatilla vulgaris Gewöhnliche Kuhschelle Violett 4
Puschkinia scilloides
Puschkinia libanotica
Puschkinie
Zwerghyazinthe
Weiß 3
Ranunculus ficaria Scharbockskraut Gelb 3
Scilla bifolia Zweiblättriger Blaustern Blau 3
Scilla forbesii
Chionodoxa forbesii
Große
Blauer
Sternhyazinthe
Schneeglanz
Blau - Violett 3
Scilla mischtschenkoana Persischer Blaustern Blau 3
Scilla sibirica Sibirischer Blaustern
Blausternchen
Blau 3
Soldanella alpina Alpenglöckchen Rot 3
Tulipa kaufmanniana Seerosen- Tulpe Gelb 3
Tulipa sylvestris Weinbergs- Tulpe Gelb 4
Tulipa turkestanica Turkestanische Tulpe Gelb 3
Tussilago farfara Huflattich Gelb 3
Viola odorata Duft- Veilchen Blau 3

Literatur Bearbeiten

  • Åge Nicolaisen: Blumenzwiebeln – Frühlingsblumen. 2. Auflage. BLV, München 1966.
  • Peter Rüther: Frühblüher – Heimische Arten im Überblick (= Die neue Brehm-Bücherei. Band 661). Westarp Wissenschaften, Hohenwarsleben 2008, ISBN 978-3-89432-916-7.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Åge Nicolaisen: Blumenzwiebeln – Frühlingsblumen. BLV-Gartenbuch. 2. Auflage. BLV, München 1966, S. 171.
  2. Christian Grunert: Das große Blumenzwiebelbuch. VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1990, ISBN 3 331-00193-7.
  3. Fritz Koch: Taschenbuch der heimischen Frühjahrsblumen. Urania-Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1964.