Die Folio ist eine Schriftart, die 1956 von Walter Baum und Konrad Friedrich Bauer entworfen wurde.
Die Schrift war als Handsatzschrift und als Matrizen für Zeilenguss-Maschinensatz (Intertype) lieferbar. Folio war bei der H. Berthold AG für den Fotosatz (dc-Schriftscheiben, staromat-Typenplatten) und als Digitalschrift erhältlich. Einige Schnitte der Digitalschriften werden heute von Adobe und Linotype vertrieben.

Schriftart Folio
Kategorie Sans-Serif
Schriftklassifikation Ältere Grotesk
Schriftdesigner Walter Baum
Konrad Friedrich Bauer
Schriftgießerei Bauersche Gießerei
Erstellung 1956
Beispiel
Schriftbeispiel für Folio
Plakatschrift für Der Mann mit dem goldenen Colt (Folio-Grotesk Buch)
Plakatschrift für Der Spion, der mich liebte (Folio-Grotesk Buch)
Plakatschrift für Moonraker
Plakatschrift für In tödlicher Mission (Folio-Grotesk Buch)

Zwischen 1956 und 1969 entstanden 17 Schriftschnitte:

Die Folio-Grotesk der Bauerschen Gießerei[1]
Schnitt (Gießereiname) Erstguss ursprünglich lieferbare Bleischriftgrößen p Zeilenguss p
Folio-Grotesk schmalfett 1956 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60, 72, 84
Folio-Grotesk mager 1957 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48 Intertype 6, 8, 9, 10
Folio-Grotesk halbfett 1957 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60 Intertype 6, 8, 9, 10
Folio-Grotesk breit halbfett 1959 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk fett 1959 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk extrafett 1959 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60, 72
Folio-Kursiv mager 1959 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48 Intertype 6, 7, 8, 9, 10
Folio-Kursiv breithalbfett 1959 6, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk schmalmager 1962 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48
Folio-Grotesk schmalhalbfett 1962 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk breitfett 1963 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Kursiv schmalfett 1964 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk Buch 1965 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48 Intertype 6, 7, 8, 9, 10, 12
Folio-Grotesk dreiviertelfett 1965 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60 Intertype 6, 7, 8, 9, 10, 12
Folio-Grotesk breitmager 1965 6, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48
Folio-Grotesk eng 1966 10, 12, 14, 16, 20, 24, 28, 36, 48, 60
Folio-Grotesk breitleicht 1969 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12

Die Folio entstand etwa zur gleichen Zeit wie die Helvetica (ab 1957) und gehört auch zur Familie der serifenlosen Linear-Antiqua-Schriften. Schrifthistorisch betrachtet revitalisiert die Folio eine ältere Schrift, die Breite Grotesk der Bauerschen Gießerei aus der Zeit vor 1867.[2]

Nach einem guten Start in den 1960er Jahren ist die Folio heute nur noch selten in Gebrauch. Obwohl sie viele Ähnlichkeiten mit der Helvetica aufweist, war sie nicht so erfolgreich. Von den großen deutschen Unternehmen verwendet nur SAP seit 2001 Folio – in einer leichten Modifikation – in ihrem Corporate Design.

Weitaus bekannter wurde sie während der 1970er Jahre durch die James-Bond-Filme, auf denen die Schriftart oft für Plakate genutzt wurde. Bekannteste Beispiele sind die Plakatgestaltungen für Der Mann mit dem goldenen Colt (1974)[3] und Der Spion, der mich liebte (1977)[4]. Beim Film Diamantenfieber (1971) wurde Folio nur im englischen Raum genutzt.

Klassifikation Bearbeiten

  • Nach DIN 16518 kategorisiert man Folio in der Gruppe IV Serifenlose Linear-Antiqua.
  • Nach Beinert ist Folio eine Ältere Grotesk (Neo-Grotesque).
  • Hans Peter Willberg würde sie in seiner Klassifikationsmatrix als statische Grotesk einordnen.

Quellen Bearbeiten

  1. Musterkartei DIN 16507, Bauersche Gießerei
  2. Handbuch der Schriftarten. Eine Zusammenstellung der Schriften der Schriftgießereien deutscher Zunge nach Gattungen geordnet. Albrecht Seemann Verlag, Leipzig 1926, S. 200.
  3. Der Mann mit dem goldenen Colt auf filmposter-archiv.de
  4. Der Spion, der mich liebte auf filmposter-archiv.de