Federal Emergency Management Agency

Mit Katastrophenschutz bzw. Katastrophenhilfe betraute Bundesbehörde der Vereinigten Staaten

Die Federal Emergency Management Agency (FEMA; deutsch Bundesagentur für Katastrophenschutz) ist die nationale Koordinationsstelle der Vereinigten Staaten für Katastrophenhilfe und ist dem United States Department of Homeland Security unterstellt.

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Federal Emergency Management Agency
— FEMA —
Staatliche Ebene Bundesbehörde der Vereinigten Staaten
Stellung der Behörde Katastrophenschutz/Katastrophenhilfe
Aufsichts­behörde(n) United States Department of Homeland Security
Bestehen seit 1. April 1979
Hauptsitz Washington, D.C.
Behördenleitung Deanne Criswell, Administrator[1]
Mitarbeiter 7.474 (Oktober 2011)[2]
Website www.fema.gov
Siegel der FEMA bis 2003

Die FEMA koordiniert die Arbeit bundesstaatlicher, staatlicher und lokaler Behörden bei Überschwemmungen, Hurrikanen, Erdbeben und anderen Naturkatastrophen. Die FEMA bietet auch finanzielle Unterstützung für Einzelpersonen und lokale bzw. staatliche Regierungen beim Wiederaufbau von Häusern, Geschäften und öffentlichen Einrichtungen an. Ebenso wird die Ausbildung von Feuerwehrleuten und Notfallmedizinern unterstützt. Sie finanziert die Katastrophenfall-Planung in den USA und ihren Überseeterritorien.

Geschichte Bearbeiten

Die Behörde wurde am 1. April 1979 von Präsident Jimmy Carter eingerichtet (Executive Order 12127).[3][4]

Im 19. Jahrhundert setzte der amerikanische Kongress über 100 einzelne Gesetze in Kraft, um lokale Hilfe bei verschiedenen Naturkatastrophen zu gewährleisten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Katastrophenhilfe durch verschiedene Bundesämter wie das Bureau of Public Roads und das U.S. Army Corps of Engineers erweitert. Erst während der 1960er und 1970er Jahre wurde gefordert, die Katastrophenhilfe in einer einzelnen Bundesstelle zentral zu koordinieren. Auslöser waren die Hurrikane Carla, Betsy, Camille und Agnes sowie das Karfreitagsbeben und das San-Fernando-Erdbeben von 1971.

2003 wurde die FEMA von George W. Bush in das neu geschaffene Ministerium für Innere Sicherheit eingegliedert. Da die FEMA aber bei Katastrophen im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit steht, konnte die Behörde ihr eigenes Logo trotz der Eingliederung behalten.

Hurrikan Katrina 2005 Bearbeiten

Bis zum 12. September 2005 war der Anwalt Michael Brown, der vor seiner Berufung durch George W. Bush beim Pferdezuchtverband International Arabian Horse Association tätig war, der Direktor der FEMA. Brown sowie seine beiden Stellvertreter waren während der Präsidentenwahl von 2000 für Bush als Kampagnenleiter tätig. Laut Washington Post kamen fünf der acht obersten FEMA-Beamten, darunter Browns beide Stellvertreter, zu ihrer Stelle, obwohl sie kaum oder keine Erfahrungen im Katastrophenmanagement mitbrachten. Brown musste zurücktreten, nachdem Hilfsmaßnahmen für Opfer des Hurrikans Katrina verspätet angefordert worden waren, nur zögerlich anliefen und als schlecht koordiniert wahrgenommen wurden. Die FEMA schien unter seiner Führung außer Stande, angemessen auf große terroristische Angriffe oder Naturkatastrophen zu reagieren.

Kritik Bearbeiten

Seit den 1990er Jahren wird die FEMA von verschiedenen Verschwörungstheoretikern beschuldigt, Teil einer Verschwörung zu sein mit dem Ziel, eine totalitäre „Neue Weltordnung“ zu errichten. Insbesondere wird ihr dabei unterstellt, an verschiedenen Orten der USA Konzentrationslager vorzubereiten, in die Patrioten deportiert würden, die sich dem neuen Regime widersetzen und sich etwa weigern würden, ihre privaten Schusswaffen abzugeben. Als nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 die amerikanische Regierung Pläne für ein neues Ministerium für Innere Sicherheit vorstellte, das auch die FEMA umfassen sollte, wurde das als Bestätigung der älteren Befürchtungen gewertet.[5]

Am 23. Oktober 2007 hielt die FEMA eine Pressekonferenz in Washington, D.C. zu den Waldbränden in Kalifornien ab. Wie sich später herausstellte, waren nur FEMA-Mitarbeiter anwesend, die entsprechend harmlose Fragen stellten. Reporter waren erst 15 Minuten vor Beginn informiert worden. Teilweise waren sie über Telefon dazugeschaltet, durften jedoch keine Fragen stellen. Johnsen räumte später in der Washington Post ein: „Unser Ziel war es, die Information so schnell wie möglich zu verbreiten, dabei haben wir einen Fehler gemacht.“ Das amerikanische Ministerium für Innere Sicherheit, dem die Behörde unterstellt ist, äußerte sich kritisch: „Das ist unentschuldbar, solche Aktionen werden nicht toleriert und dürfen sich nicht wiederholen.“

Der libertäre Buchautor James Bovard kritisierte 1997 die FEMA, weil sie den Wiederaufbau in katastrophengefährdeten Gebieten subventioniere, mit der Frage: „Wollen wir wirklich helfen, Wohnhäuser und Bundesgebäude in Gebieten wiederaufzubauen, wo sie von vornherein nie hätten gebaut werden sollen?“ Er behauptete auch, dass Gemeinden viel wahrscheinlicher die eigene Schneeräumung vernachlässigen, weil die Bundesbehörde ihnen aushelfen wird, wenn sie z. B. wegen zugeschneiter Straßen abgeschnitten sind.

Das Handbuch des libertären Cato Institute, welches an Parlamentarier abgegeben wird, sagt, dass die Arbeit der FEMA von Privatfirmen übernommen werden solle, was den Gebäudebau in sicheren Zonen begünstigen würde: „Jedes Mal, wenn es eine Naturkatastrophe gibt, wird die FEMA angeführt als ein Beispiel dafür, wie gut Regierungsorganisationen arbeiten. Doch in Wirklichkeit, weil der Steuerzahler Katastrophenhilfe und verbilligte Versicherungsprämien subventioniert, ermutigt die FEMA einen Bürger dazu, in katastrophengefährdeten Gebieten zu bauen – und die anderen Bürger müssen die Folgen dieser riskanten Entscheidungen tragen. In einem wohlfunktionierenden, freien Markt würden Personen, welche in Flutgebieten oder Hurrikanzonen ihre Wohnhäuser bauen, das Risiko über höhere Versicherungsprämien selber tragen. FEMAs Aktivitäten unterwandern diesen Prozess aber. Die Amerikaner sollten nicht dazu gezwungen werden, die Kosten zu übernehmen, wenn Ferienhäuser an der Südküste zerstört werden. Diese Behörde, welche vier Milliarden Dollar pro Jahr kostet, gehört abgeschafft.“

Die FEMA hingegen äußerte, dass sie die Eigenverantwortung der Bürger stärke, indem sie die Leute dazu wirbt, durch bauliche Maßnahmen zukünftige Schäden zu minimieren oder Versicherungen gegen Überschwemmungen abzuschließen.

Eine ähnliche Kritik äußerte im September 2005 der Sprecher der republikanischen Kongressabgeordneten, Dennis Hastert, im Zusammenhang mit dem Hurrikan Katrina mit der Absicht, den Wiederaufbau der Stadt New Orleans zu hinterfragen: „Es ergibt keinen Sinn, Milliarden Dollar in den Wiederaufbau einer Stadt zu stecken, die unter dem Meeresspiegel liegt.“

Auch sei der Wiederaufbau von San Francisco nach dem Erdbeben „verbohrt“ gewesen.[6] Louisiana, wo New Orleans liegt, ist mehrheitlich republikanisch.

Im April 2023 wird die FEMA wegen fehlender erneuerbarer Energien beim Wiederaufbau des Stromnetzes des Bundesstaates Puerto Rico verklagt.

Regionen Bearbeiten

Organisiert ist die FEMA in zehn Regional- und zwei Bereichsbüros. Jedes Büro ist für mehrere Staaten oder abhängige Gebiete zuständig. Die regionalen Angestellten arbeiten direkt mit den offiziellen Einrichtungen der Staaten zusammen, um Pläne für Katastrophen und deren Vorbeugung zu erarbeiten. Im Falle von schon eingetretenen Katastrophen arbeitet die FEMA vor Ort mit den entsprechenden Notfallorganisationen des jeweiligen Staates zusammen.[7]

 
FEMA-Zuständigkeitsbereiche mit Sitz des jeweiligen Regional- bzw. Bereichsbüros

Größere Inanspruchnahmen in der Geschichte der FEMA Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Federal Emergency Management Agency – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen Bearbeiten

  1. U.S. Department of Homeland Security: Leadership Directory. Aufgerufen am 30. August 2021.
  2. www.fema.gov (Memento vom 3. Mai 2009 im Internet Archive) About FEMA >Who We Arr. Aufgerufen am 25. November 2011.
  3. www.fema.gov (Memento vom 9. Mai 2008 im Internet Archive) FEMA History. Aufgerufen am 21. Juni 2010.
  4. www.fas.org Executive Order 12127--Federal Emergency Management Agency. Aufgerufen am 21. Juni 2010.
  5. Michael Barkun: A Culture of Conspiracy. Apocalyptic Visions in Contemporary America. University of California Press, Berkeley 2013, S. 74 ff. und 170.
  6. CNN: Transcript: The Situation Room. 1. September 2005
  7. www.fema.gov (Memento vom 21. Juni 2007 im Internet Archive) Regional Operations. Aufgerufen am 21. Juni 2010.