Extrablatt (Film)

Filmsatire von Billy Wilder (1974)

Extrablatt ist eine US-amerikanische Filmkomödie unter der Regie von Billy Wilder aus dem Jahr 1974. Sie basiert auf dem Theaterstück Reporter (Originaltitel: The Front Page) von Ben Hecht und Charles MacArthur.

Film
Titel Extrablatt
Originaltitel The Front Page
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1974
Länge 105 Minuten
Altersfreigabe
Produktions­unternehmen Universal Pictures
Stab
Regie Billy Wilder
Drehbuch Billy Wilder
I.A.L. Diamond
Produktion Paul Monash
Musik Billy May
Kamera Jordan Cronenweth
Schnitt Ralph E. Winters
Besetzung
Synchronisation

Handlung Bearbeiten

Hildy Johnson ist ein Spitzenreporter bei der Boulevardzeitung Chicago Examiner im Chicago der späten 1920er-Jahre (im Film wird der 6. Juni 1929 als Tag genannt). Den ständigen Stress bei der Arbeit leid hat er sich entschlossen, den Job hinzuschmeißen, seine aus wohlhabender Familie kommende Freundin Peggy Grant zu heiraten und beim Bruder seines künftigen Schwiegervaters in der Werbebranche einzusteigen. Sein Chef, der intrigante Herausgeber Walter Burns, ist natürlich nicht begeistert davon, sein bestes Pferd im Stall zu verlieren. Er versucht, dies mit allen Mitteln zu verhindern, zumal gerade jetzt die am morgigen Tag geplante Hinrichtung des Polizistenmörders Earl Williams eine gute Berichterstattung ermöglicht. Ein erster Versuch von Walter, sich bei Peggy als Hildys angeblicher Bewährungshelfer Otto Fishbein auszugeben und sie damit von der Heirat mit Hildy abzuhalten, scheitert.

Am Tag vor der geplanten Hinrichtung von Earl Williams kommen Reporter der verschiedenen Blätter in den Presseraum des Gerichtsgebäudes, um sich von den Vorbereitungen ein Bild zu machen. Sie vertreiben sich die Zeit mit Kartenspielen, bis Hildy erscheint, der sich von seinen Kollegen gebührend verabschieden möchte. Doch dann kann Earl Williams bei der psychiatrischen Abschlussuntersuchung sich einer Waffe bemächtigen – der Waffe des trotteligen Sheriffs – und fliehen. Nun sind die Reporter und der Sheriff nicht mehr zu halten, es kommt zu einer turbulenten Verfolgungsjagd, doch es werden nur falsche Fährten verfolgt. Währenddessen entdeckt Hildy, dass sich Williams noch im Gebäude befindet. Es gelingt ihm, ihn in den inzwischen verwaisten Presseraum zu locken und dort zu befragen. Hier wird er in einem Schreibtischschrank versteckt.

Mehr und mehr wird Hildy von dem Ablauf der Ereignisse in den Bann gezogen, während Peggy ungeduldig auf ihren Verlobten wartet. Burns plant, die Gefangennahme von Earl Williams durch den Examiner exklusiv zu verkünden und so zugleich den Sheriff bloßzustellen. Nicht zuletzt unter dem Einfluss von Burns entschließt er sich, über diesen Vorfall eine letzte Titelgeschichte zu schreiben. Earl steht unterdessen mehrfach in Gefahr, von den anderen Reportern in dem Schreibtischschrank entdeckt zu werden. Einmal kann die Prostituierte Mollie Malloy, Earls einzige Freundin, die Entdeckung noch verhindern, in dem sie mit einem Sprung aus dem Fenster für Aufregung sorgt. Schließlich entdeckt der Sheriff, dass Earl sich im Schrank befindet.

Der Sheriff steckt Hildy und Walter wegen Beihilfe zur Flucht von Earl Williams ins Gefängnis. Zufällig wird in die benachbarte Gefängniszelle aber ein betrunkener Mann namens Plunkett gesteckt: er ist ein Mitarbeiter des Gouverneurs, der eine Begnadigung von Earl Williams hat. Der Sheriff hatte Plunkett bei seinem Erscheinen zur Ablenkung in ein einschlägiges Lokal geschickt, da er die Hinrichtung unbedingt stattfinden lassen wollte, um sich im Hinblick auf die bevorstehende Wahl des Sheriffs zu profilieren. Walter droht dem Bürgermeister und dem Sheriff, die „ganze Wahrheit“ in seiner Zeitung zu veröffentlichen – so kommen die beiden aus dem Gefängnis frei und sie bringen den Bürgermeister überdies dazu, den Zug mit der Verlobten Peggy so lange an der Abfahrt zu hindern, bis er und Hildy mit einer Polizeieskorte am Bahnhof sind.

Dort verabschiedet sich Walter am Zugfenster von dem Liebespaar mit den besten Wünschen und schenkt zum „Abschied“ – Hildy noch die Taschenuhr mit der Widmung seines verstorbenen Vaters und Vorgängers als Zeitungsverleger. Als der Zug abgefahren ist, geht er zum Stationsbeamten und fragt diesen, wo der Zug als Nächstes hält. Nachdem dieser ihm die Station nennt, befiehlt er ihm die dortige Polizei zu benachrichtigen, dass sie einen Hildebrand Jones aus dem Zug holen sollten, der ihm seine Taschenuhr gestohlen habe. Damit konnte er die Hochzeit verhindern und seinen Starreporter Hildy für seine Zeitung zurückgewinnen.

Hintergründe Bearbeiten

Die Geschichte wurde zuvor bereits zweimal verfilmt und später noch einmal:

Synchronisation Bearbeiten

Die deutsche Synchronbearbeitung entstand 1974 in den Ateliers der Berliner Synchron GmbH, Berlin, unter der Regie von Dietmar Behnke. Das Dialogbuch verfasste Lutz Arenz.[2]

Rolle Darsteller Synchronsprecher
Hildebrand „Hildy“ Johnson Jack Lemmon Georg Thomalla
Walter Burns alias Otto Fishbine Walter Matthau Martin Hirthe
Peggy Grant Susan Sarandon Ute Meinhardt
Murphy, * Reporter
für eine andere Zeitung
Charles Durning Michael Chevalier
Roy Bensinger (wie * Murphy) David Wayne Leo Bardischewski
'Der ehrenwerte Pete' Hartmann, Sheriff Vincent Gardenia Klaus Havenstein
Earl Williams Austin Pendleton Stefan Behrens
Kruger (wie * Murphy) Allen Garfield Joachim Röcker
Dr. Max J. Eggelhofer Martin Gabel Klaus Miedel
Mr. Plunkett Paul Benedict Wolfgang Spier
Schwartz Herbert Edelman Eric Vaessen
Endicott Lou Frizzell Wolfgang Völz
Bürgermeister Harold Gould Heinz Petruo
Mollie Malloy Carol Burnett Barbara Ratthey
Rudy Keppler Jon Korkes Andreas Mannkopff
McHugh (wie * Murphy) Dick O’Neill Gerhard Schinschke
Wilson Noam Pitlik Edgar Ott
Jennie Doro Merande Ursula Krieg

Kritiken Bearbeiten

„Dritte Verfilmung der unverwüstlichen Komödie [...], durch einige Längen und Derbheiten etwas aus dem Tritt gebracht, dank vorzüglicher Darsteller aber immer noch sehr erheiternd und auch in den tragischen Dimensionen wirksam.“

„Komödien-Altmeister Billy Wilder schuf hier eine slapstick-geladene, bitterböse Satire auf Journalismus und Justiz und deren Verhältnis zu Geld, Ruhm und Macht. Obwohl Wilder die Handlung in die späten 20er Jahre verlegte, ist die Atmosphäre von den Erfahrungen der 70er geprägt: Watergate, Vietnam, Studentenrevolten. Das eingespielte Schauspielerduo Lemmon/Matthau lieferte mit seinen köstlichen Wortgefechten ein echtes Bravourstück, das auch heute noch nichts von seiner Spritzigkeit eingebüßt hat.“

Auszeichnungen Bearbeiten

Golden Globe Awards 1975

  • Bester Film – Musical/Komödie (Nominierung)
  • Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie: Jack Lemmon (Nominierung)
  • Bester Hauptdarsteller – Musical/Komödie: Walter Matthau (Nominierung)

David di Donatello Awards, Italien Bearbeiten

DVD-Veröffentlichung Bearbeiten

  • Das Extrablatt. Carol Media 2008

Literatur Bearbeiten

  • Ben Hecht, Charles MacArthur: Reporter. Ein Stück in drei Akten (Originaltitel: The Front Page). Für die deutsche Bühne bearbeitet von Rudolph Lothar (unverkäufliches Bühnenmanuskript). Felix Bloch Erben, Berlin o. J.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Switching Channels in der englischsprachigen Wikipedia
  2. Extrablatt (1974) in der Synchrondatenbank von Arne Kaul (Memento des Originals vom 11. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.synchrondatenbank.de; abgerufen am 1. November 2008
  3. Extrablatt. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 3. Mai 2017.
  4. Extrablatt. In: prisma. Abgerufen am 2. April 2021.