Etia nguti ist eine afrikanische Buntbarschart, die nur aus dem Mamfue River, einem Nebenfluss des oberen Cross River in der kamerunischen Region Sud-Ouest und einem Nebenfluss bei dem Dorf Mboka bekannt ist. Es ist die einzige Art der Gattung Etia. Die Gattung wurde zu Ehren der verstorbenen britischen Ichthyologin Ethelwynn Trewavas benannt, die jahrzehntelang die afrikanischen Buntbarsche erforschte und von ihren Kollegen oft E.T. genannt wurde. Nguti ist der Ort im kamerunischen Südwesten, in dessen Nähe die meisten der für die Erstbeschreibung untersuchten Typusexemplare gefangen wurden.

Etia nguti

Etia nguti

Systematik
Ordnung: Cichliformes
Familie: Buntbarsche (Cichlidae)
Unterfamilie: Pseudocrenilabrinae
Tribus: Etiini
Gattung: Etia
Art: Etia nguti
Wissenschaftlicher Name der Tribus
Etiini
Schliewen & Stiassny, 2003
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Etia
Schliewen & Stiassny, 2003
Wissenschaftlicher Name der Art
Etia nguti
Schliewen & Stiassny, 2003

Merkmale Bearbeiten

Etia nguti hat eine typische Buntbarschgestalt, ist aber etwas hochrückiger als die meisten Arten. Die Körperhöhe beträgt 43,2 bis 48 % der Standardlänge, die größte Körperhöhe liegt am Beginn der Rückenflosse. Die Bauchseite ist leicht gerundet, der Schwanzflossenstiel hoch und kurz. Die Exemplare der Typenserie waren bis 7,3 cm lang, aber drei Jahre nach der Erstbeschreibung wurde ein 13,3 cm langes Männchen gefangen. Etia nguti ist von den Augen bis zur Schwanzflossenbasis mit relativ großen Rundschuppen bedeckt. Die Schuppen an Brust und Bauch sind nicht wesentlich kleiner. An den Kopfseiten finden sich zwei bis drei Schuppenreihen, Kiemendeckel und Vorkiemendeckel sind mit großen, abgeflachten Schuppen besetzt. Vier Schuppenreihen finden sich zwischen Seitenlinie und Basis der Rückenflosse, vier bis fünf Schuppen zwischen Brust- und Bauchflossen und 16 Schuppen rund um den Schwanzflossenstiel. Entlang der Seitenlinie zählt man 26 bis 27 Schuppen. Die untere Seitenlinie beginnt direkt unterhalb des Endes der oberen, reicht aber nicht weiter vor. Etia nguti hat insgesamt 25 Wirbel, 14 Rumpf- und 11 Schwanzwirbel. Zwei gut ausgebildete Supraneuralia (Teile der Wirbel) sind mit dem ersten Neuralfortsatz verbunden. Alle anderen afrikanischen Buntbarsche, mit Ausnahme von Heterochromis und Tylochromis, besitzen nur eine Supraneuralia. Der Darm bildet drei bis vier eng gewickelte Schlingen und war bei den Typusexemplaren mit feinem Sand und mit Detritus gefüllt.

Schädel und Bezahnung Bearbeiten

Der große Kopf nimmt 32,3 bis 35 % der Standardlänge ein. Das Maul ist klein und leicht unterständig. Durch dieses Merkmal kann Etia nguti von allen anderen im selben Gebiet vorkommenden hochrückigen Buntbarschen (Coptodon, Pelmatolapia, Thysochromis) unterschieden werden. Die Oberlippe ist dick und mit einer charakteristischen Falte versehen, die allen anderen afrikanischen Buntbarschen fehlt. Die Unterlippe ist schmal. Bei Exemplaren unterhalb von 45 mm Länge sind die Zähne der äußeren Zahnreihe robust, leicht spatenförmig und dreispitzig, bei Exemplaren mit mehr als 50 mm Länge sind sie eher zweispitzig. Zwei bis fünf dreispitzige Zähne verbleiben im hinteren Bereich des Oberkiefers, im Unterkiefer werden alle dreispitzigen Zähne durch zweispitzige ersetzt. Bei Exemplaren aller Größen finden sich noch zwei bis drei weitere Zahnreihen, die mit dreispitzigen, gleich großen Zähnen besetzt sind. Auf dem unteren Ast des ersten Kiemenbogens finden sind 14 bis 16 nah zusammenstehende Kiemenreusenstrahlen. Außerdem sind normalerweise vier bis fünf Epibranchialstrahlen vorhanden.

Die Apophyse (Knochenfortsatz) des Neurocranium für den oberen Pharyngealkiefer wird, wie bei Tilapia, allein vom Parasphenoid gebildet. Der untere Pharyngealkiefer ist klein, relativ robust und etwas breiter als lang. Der vordere und mittlere Bereich der bezahnten Pharyngealplatte ist in weitem Abstand mit kleinen Khukuriartigen, scharfen Zähnen besetzt. Im hinteren Bereich stehen die Schlundzähne dicht. Die hinteren Zähne sind gerade, zweispitzig und relativ grazil. Sie verfügen über eine zurückgebogene Hauptspitze und eine deutlich kleinere Spitze unterhalb der Hauptspitze. Auf der ventralen Seite (Bauchseite) des unteren Pharyngealkiefers findet sich ein gut entwickelter Mittelgrat. Das Mesethmoid, ein Schädelknochen, hat keinen Kontakt zum Pflugscharbein. Das Tränenbein verfügt über fünf Öffnungen.

Flossen Bearbeiten

Die Basis der Rückenflosse erstreckt sich über 55,2 bis 59 % der Standardlänge, bei der wesentlich kürzeren Afterflosse sind es 15,5 bis 16,7 %. Bei geschlechtsreifen Männchen sind die hinteren Flossenstrahlen von Rücken- und Afterflosse verlängert und reichen bis zur Schwanzflossenbasis. Die Brustflossen sind kurz und reichen nicht bis zum Anus. Der erste Weichstrahl der Bauchflossen ist lang und reicht bei beiden Geschlechtern bis über den hartstrahligen Teil der Afterflosse.

Die Stachelstrahlen der Rückenflosse nehmen in der Größe stufenweise bis zum vierten Strahl zu und dann bis zum 14ten wieder ab. Der 15te Stachelstrahl ist deutlich länger als der 14te, was zu einer deutlichen Delle in der Rückenflosse führt.

Färbung Bearbeiten

Etia nguti ist von blasser bis gold-gelber Färbung, Maul und Nacken sind etwas dunkler, eher hellbraun, der Bauch hellgelb. Jede Schuppe auf dem Rumpf besitzt einen schillernden türkisblauen Fleck, der einen zentralen cremefarbenen Punkt umschließt, so das Reihen von irisierenden Längsbändern entstehen. Hinter dem Kiemendeckel befindet sich auf einem schuppenlosen Feld ein größerer schwarz-brauner Fleck, ein weiterer hinter den Brustflossen. Je nach Stimmung werden die Flecken nach hinten entlang der Körpermitte oder zur Rückenflosse als senkrechtes Band verlängert. Die Iris ist goldgelb. Die Flossen sind transparent mit zahlreichen kleinen türkisfarbenen Punkten auf dem weichstrahligen Abschnitten von Rücken- und Afterflosse und auf dem mittleren Bereich der Schwanzflosse.

Lebensweise Bearbeiten

Der Fluss Mamfue ist bei Nguti etwa zehn Meter breit und maximal 1,5 Meter tief. Juvenile Etia nguti leben in Ufernähe in sehr flachem Wasser in einer Tiefe von nur wenigen Zentimetern, ausgewachsene Exemplare in tieferem Wasser zwischen Steinen und versunkenen Ästen. Etia nguti ernährt sich vor allem von Detritus, daneben werden auch Pflanzen und Insekten gefressen.

Fortpflanzung Bearbeiten

Etia nguti ist ein larvophiler Maulbrüter. Der deutsche Ichthyologe Jörg Freyhof hat die Fortpflanzung im Aquarium beobachtet. Die Fische beginnen bei einer Länge von 5 cm mit der Fortpflanzung und laichten in einer Gruppe aus zwei Männchen und drei Weibchen auf offenem Substrat. Ein weiblicher Paratypus hatte in beiden Ovarien zusammen 70 Eier. Die Eier sind dunkel-orange und oval mit den Maßen 2,0 × 2,5 mm. Die Eltern beschützten und reinigten die Eier für etwa 60 Stunden. Am dritten Tag schlüpfen die Larven und werden von einem Elternteil, in den meisten Fällen dem Weibchen, ins Maul genommen. Danach zerfiel die Partnerbindung und die Eltern trennten sich. Nach 17 bis 20 Tagen werden die Jungfische aus dem Maul entlassen, können aber bei Gefahr und während der Nacht zum Schutz in das elterliche Maul zurückkehren.

Systematik Bearbeiten

Etia nguti ist systematisch isoliert und wird einem eigenen Tribus, den Etiini zugeordnet. Die Art steht basal zu allen anderen afrikanischen Buntbarschen mit Ausnahme von Heterochromis, Tylochromis, den Chromidotilapiini, Hemichromini und Pelmatochromini. Die Haplotilapines, das ist die große Klade, der Etia zugeordnet wird, umfassen maulbrütende und substratbrütende Buntbarscharten. Als Autapomorphie gelten die inneren Zahnreihen der Kieferbezahnung, die mit dreispitzigen Zähnen besetzt sind.

Das folgende, vereinfachte Kladogramm zeigt die Verwandtschaftsverhältnisse.

 Pseudocrenilabrinae  

 Heterochromis


   

 Tylochromis


   

 Pelmatochromini (Pelmatochromis, Pterochromis)


   

 Hemichromis


  Haplotilapines  

 Etia nguti


   

 Oreochromini


   

 Tilapiini


   

 Bathybatini + Boulengerochromis


   

 Lamprologini


   

 Haplochromini (Sensu lato.)







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Gefährdung Bearbeiten

Über eine mögliche Gefährdung von Etia nguti kann die International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) keine Angaben machen, da keine ausreichenden Daten vorliegen (Data Deficient). Ein Teil des Verbreitungsgebietes ist durch die Waldschutzgebiete Nta Ali und Banyang Mbo, das Banyang-Mbo-Naturschutzreservat und die Erweiterungszone des Korup-Nationalparks geschützt.

Literatur Bearbeiten

  • Ulrich K. Schliewen & Melanie L. J. Stiassny: Etia nguti, a new genus and species of cichlid fish from the River Mamfue, Upper Cross River basin in Cameroon, West-Central Africa. Ichthyol. Explor. Freshwaters, Vol. 14, No. 1, Seite 61–71, © 2003 by Verlag Or. Friedrich Pfeil, München, Germany – ISSN 0936-9902

Weblinks Bearbeiten

Commons: Etia nguti – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien