Ernst Gottfried Baldinger

deutscher Mediziner

Ernst Gottfried Baldinger (* 13. Mai 1738[1] in Großvargula, Erfurt; † 2. Januar[2] 1804 in Marburg) war ein deutscher Mediziner, Hochschullehrer und botanischer Autor. Sein botanisches Autorenkürzel lautet Baldinger.[3]

Ernst Gottfried Baldinger. Punktierstich von Konrad Westermeyer.

Leben Bearbeiten

Ernst Gottfried war ein Sohn des Pfarrers Johann Baldinger und dessen Frau Barbara Sophia Sahl. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Gotha und Langensalza bestimmte ihn sein Vater zum Studium der Theologie. Am 9. Mai 1754 ging er an die Universität Erfurt, wo er zunächst ein philosophisches Grundstudium absolvierte. Er wendete sich jedoch einem Studium der Medizin zu und studierte später in Halle (Saale) und Jena, wo er 1760 den medizinischen Doktorgrad erwarb. Er hielt private Vorlesungen über Medizin und fasste den Entschluss, sich in Erfurt zu habilitieren. Während des Siebenjährigen Krieges trat er als Militärarzt in preußische Dienste.

Während dieser Zeit erlebte er die Belagerung von Torgau mit und erlangte 1762 die Erlaubnis seiner Vorgesetzten, seine philosophischen und medizinischen Studien wieder aufzunehmen. Am 30. April 1762 erwarb er in Wittenberg den philosophischen Magistertitel und er immatrikulierte sich zur weiteren Fortführung am 14. Oktober 1762 in der Leucorea. 1763 ließ er sich als Arzt in Langensalza nieder, von wo er sich 1768 habilitierte. Im Jahr 1764 heiratete er Friderika Gutbier.

Aufmerksam wurde man auf ihn nicht nur durch seine praktische Tätigkeit, sondern auch durch seine schriftstellerischen Leistungen. Daher erfolgte 1768 ein Ruf als ordentlicher Professor nach Jena. Im Jahr 1770 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. 1773 wurde er nach Göttingen berufen und 1783 vom Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Kassel zum Dirigenten der Medizinischen Angelegenheiten des Landes und zum Leibarzt ernannt. Ab 1775 war er auswärtiges Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.[4]

1785 folgte er einem Ruf als erster Professor der Medizin nach Marburg. Während seiner dortigen Zeit wurden das anatomische Theater umgebaut, der botanische Garten vergrößert, ein chemisches Laboratorium gegründet, ein Hebammen-Institut und eine Tierarzneischule angelegt. Nach einem rastlosen Leben starb er an „Herzschlag“.

Baldinger zählte zu den bedeutendsten Medizinern seiner Zeit. Durch seine Schriften erweckte er bei seinen Zeitgenossen einen Sinn für das Studium der klassischen Medizin und für medizinische Literaturgeschichte. Zu seinen Schülern gehörten Justus Arnemann, Johann Christian Gottlieb Ackermann und andere. Befreundet war er unter anderem mit seinem Kollegen[5] Carl Caspar von Siebold

Seine Schriften gehören verschiedenen Gebieten der Heilkunde an. Ab 1766 war er als Herausgeber verschiedener Zeitschriften, etwa Baldingers neues Magazin für Ärzte, tätig, in denen er eine Fülle von historischen und literarischen Artikeln verfasste. Dabei galt sein spezielles Interesse biographischen Mitteilungen und der Literaturgeschichte. In zahlreichen Gelegenheitsschriften stellte er unter anderem kritische Untersuchungen zur älteren Medizin an.

Baldinger war Mitglied der Freimaurerloge „Friedrich von der Freundschaft“ in Kassel. Nach ihm ist die Baldingerstraße im Universitätsgebiet Lahnberge in Marburg benannt.

Familie Bearbeiten

Baldinger war zweimal verheiratet. Seine erste Frau wurde 1764 Friderika Gutbier (1739–1786), Tochter des Pfarrers Gutbier aus Langensalza. Das Paar hatte sechs Kinder – vier Söhne und zwei Töchter – von denen nur zwei Töchter überlebten:

  • Sophie Friederike Ernestine (1768–1805), ⚭ 1790 Georg Theodor Christoph Handel (1768–1801), Professor der Medizin, Leibmedicus in Marburg
  • Friederike Wilhelmine Amalie (* 11. Oktober 1769 in Jena; † 14. Dezember 1819 in Darmstadt), ⚭ 1789 Bernhard von Gehren, Prokurator in Marburg, später Hofgerichts-Advokat in Darmstadt[6][7]

Nach Friderikas Tod heiratete er 1787 Caroline Lisette Drebing (1753–1809). Diese Ehe blieb ohne Kinder.

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. In seinem Dekanatsprogramm zur Promotion (Online wird der 18. März 1728 angegeben)
  2. Intelligenzblatt der Jenaischen allgemeinen Literatur-Zeitung vom Jahre 1804. Jahrgang 1, Nr. 14, Jena/ Leipzig 1804, S. 110 f. (Todesfälle) - (Google Books).
  3. Gartenflora. 18. Jahrg., Enke, 1869, S. 4.
  4. Mitgliedseintrag von Ernst Gottfried Baldinger bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 9. Januar 2017.
  5. Andreas Mettenleiter: Das Juliusspital in Würzburg. Band III: Medizingeschichte. Herausgegeben vom Oberpflegeamt der Stiftung Juliusspital Würzburg anlässlich der 425jährigen Wiederkehr der Grundsteinlegung. Stiftung Juliusspital Würzburg (Druck: Bonitas-Bauer), Würzburg 2001, ISBN 3-933964-04-0, S. 98 und 102.
  6. Heinrich Wilhelm Rotemund: Das gelehrte Hannover, Band 2, Carl Schünemann: Bremen 1823, S. 16 Digitalisat
  7. Karl Goedecke: Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen. 2. Aufl., 7. Band, Verlag Ehlermann: Dresden 1900 [Reprint Akademie Verlag: Berlin 2011], S. 255 Digitalisat