Eduard Puggé

deutscher Jurist, Vertreter der historischen Rechtsschule

Peter Gottlieb Eduard Puggé (* 25. Dezember 1802 in Koblenz; † 5. August 1836 in Bonn) war ein deutscher Jurist und Vertreter der historischen Rechtsschule.

Eduard Puggé 1835

Leben Bearbeiten

Eduard Puggé besuchte das Gymnasium in Koblenz gemeinsam mit Johannes Peter Müller.[1] Zuerst immatrikulierte er sich in Bonn im Fach Rechtswissenschaften. Hier lernte er Hoffmann von Fallersleben kennen.[2] Gemeinsam mit Müller war Puggé 1818–1819 in der Burschenschaft aktiv.[3] Dann studierte er in Straßburg, Berlin und Göttingen. In Berlin war Puggé ein Hörer von Friedrich Carl von Savigny, dessen historischer Rechtsschule er sich anschloss.

In Göttingen promovierte er 1824 und habilitierte sich am 21. Oktober 1824 an der Universität Bonn. Er wurde am 6. Mai 1826 zum außerordentlichen Professor und am 28. Juli 1831 zum ordentlichen Professor ernannt. Er lehrte Staats-, Völkerrecht, Rechtsphilosophie, Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaften. Puggé leistete auch wichtige Arbeit zur Katalogisierung der Bibliothek der juristischen Fakultät der Bonner Universität.[4]

Einer seiner letzten Studenten war der junge Karl Marx. Er belegte bei Eduard Puggé die Vorlesungen „Encyclopaedie und Methodologie der Rechtswissenschaft“ im Wintersemester 1835/36 und im Sommersemester 1836 „Naturrecht“ und „Europäisches Völkerrecht“.[5]

Am 19. Oktober 1827 heiratete er Julie Hasse (* 1807, † 1834), die Tochter seines Bonner Kollegen Johann Christian Hasse. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Emma (* 23. November 1828) und Oskar (* 5. September 1830). Seine Frau verstarb am 24. September 1834.

Im Februar 1835 porträtierte der Bonner Maler Christian Hohe[6] Puggé und setzte ein Zitat aus Hesiod darunter: „Höre du nur auf das Recht und entsage durchaus der Gewaltthat: denn das wurde von Gott als Gesetz für die Menschen geordnet. Hesiod“.[7]

Das Motiv seines Selbstmordes ist unbekannt. Seine Kinder wurden nach seinem Tode in Koblenz untergebracht.[8]

Todesmeldungen Bearbeiten

  • „(Bonn 5. August) Heute Abends zwischen 7 und 8 Uhr starb dahier der Professor der Rechte, Hr. Dr. Eduard Puggé, in einem Alter von etwa 36 Jahren, an einem Nervenschlage. Der Tod ereilte ihn so plötzlich, daß er am Mittage noch völlig gesund seine Vorlesungen hielt, und am Abende, als er eben in das Haus eintreten wollte, auf der Schwelle nierderfiel“.[9]
  • „Die Frankfurter Oberpostamtszeitung enthält in einem aus Rheinpreußen datirten Schreiben folgende Angaben über den küzlich gemeldeten Tod des Professors Pugge zu Bonn: ‚Der Professor jur. Dr. Peter Eduard Pugge zu Bonn ward am 5 Aug. gegen Abend in seiner sorgfältig von ihm verschlossenen Studierstube an einer Leiter hängend und mit einem Dolche in der Brust entseelt gefunden. Alle Versuche, ihn wieder herzustellen, blieben ohne Erfolg. Seine Leiche ward am 6 August des Morgens mit einem sehr kleinen Gefolge zur Erde bestattet. Der gedruckte Todtenzettel enthält keine Unwahrheit, sondern blos die Anzeige seines plötzlichen Todes und eine Hinweisung auf die göttliche Gnade und Barmherzigkeit.‘“[10][11]
  • „Den 5. zu Bonn der Professor der Rechte Dr. Eduard Puggé - im 36. Lebensjahr. Der Tod ereilte ihn so plötzlich, daß er am Mittag noch gesund seine Vorlesungen hielt u. am Abende, als er eben ins Haus treten wollte, an der Schwelle todt niederfiel. Die juristische Fakultät erleidet durch seinen Tod einen fast unersetzlichen Verlust.“[12]

Erinnerung Bearbeiten

„Zu seinem Schwiegersohn, Professor Puggé, kam ich in Nähere Beziehung. Ich harmonierte in mancher Hinsicht mit dem geistreichen, aber unglücklichen Manne. Auch über religiöse Dinge unterhielt ich mich gerne mit ihm, obwohl da unsere Ansichten weit auseinander gingen. Er war Katholik, aber sein Katholicismus war durch die Schelling'sche Philosophie beleuchtet und freier als gewöhnlich. (…) Ich las Institutionen, Rechtsgeschichte, Pandekten und leitete Interpretationübungen der Studierenden. In allen diesen Dingen folgte ich den Vorbildern meiner frühen Lehrer Keller, Savigny, Hasse und Puggé.“

Werke Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Roderich von Stintzing, Ernst Landsberg: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft. Abt. 3, Halbband 2 Noten. Heidelberg 1910, 119, IBI 2, 887b.
  • Neuer Nekrolog der Deutschen. Vierzehnter Jahrgang 1836. Zweiter Theil. Weimar 1838, S. 1047.
  • Friedrich von Bezold: Geschichte der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Bonn 1920, S. 201 und 291.
  • Otto Oppermann: Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn und ihre Vorläufer. Als Handschrift gedruckt für die Mitglieder der Burschenschaften Alemannia zu Bonn und Alemannia zu Münster. Bd. 1, Bonn 1925, S. 66, 112, 116.
  • Carl Grünberg: Urkundliches aus den Universitätsjahren von Karl Marx. In: Archiv für die Geschichte des Sozialismus und der Arbeiterbewegung. 1926, S. 232–239.
  • Helmut Deckert: Karl Marx und seine Bonner Kommilitonen als Hörer Schlegels in Bonn. Zu einem Marx-Autograph der Sächsischen Landesbibliothek. In: Festschrift Hans Lülfing. In: Zentralblatt für das Bibliothekswesen. Beiheft 83, Leipzig 1966, S. 33–53, besonders S. 48.
  • Otto Wenig (Hrsg.): Verzeichnis der Professoren und Dozenten der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn 1818–1968. Bonn 1968.
  • Manfred Schöncke: „Ein fröhliches Jahr in Bonn“? Was wir über Karl Marx’ erstes Studienjahr wissen. In: Beiträge zur Marx-Engels-Forschung. Neue Folge 1994. Hamburg 1994, S. 239–255.
  • Dieter Strauch: Deutsche Juristen im Vormärz. Briefe von Savigny, Hugo, Thibaut und anderen an Egid von Löhr. Böhlau, Köln 1999 (Rechtsgeschichtliche Schriften 13), ISBN 3-412-04499-7.

Nachlass Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wilhelm Haberling: Johannes Müller, das Leben des rheinischen Naturforschers auf Grund neuer Quellen und seiner Briefe dargestellt. Akademische Verlagsgesellschaft, Leipzig 1924, S. 23.
  2. August Heinrich Hoffmann von Fallersleben: Mein Leben. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Bd. 1, C. Rümpler 1868, S. 241.
  3. Die Burschenschaft Alemannia zu Bonn und ihre Vorläufer; Geschichte einer deutschen Burschenschaft am Rhein. Bonn 1925, S. 66; Wilhelm Haberling: Johannes Müller. Das Leben des rheinischen Naturforschers auf Grund neuer Quellen und seiner Briefe dargestellt. Leipzig 1924, S. 23.
  4. Wilhelm Erman: Geschichte der Bonner Universitätsbibliothek. (1818–1901). Halle a. S. 1919, S. 130.
  5. Manfred Schöncke: „Ein fröhliches Jahr in Bonn“? Was wir über Karl Marx' erstes Studienjahr wissen.
  6. Sabine Gertrud Cremer: Nicolaus Christian Hohe (1798–1868). Universitätszeichenlehrer in Bonn (= Bonner Studien zur Kunstgeschichte Bd. 16). LIT, Münster / Hamburg 2001, ISBN 3-8258-5550-3, S. 263.
  7. Werke und Tage (ΕΡΓΑ ΚΑΙ ΗΜΕΡΑΙ). Die Überlegenheit der Dike über die Hybris (213–218): Hör, o Perses, aufs Recht, und hüte dich wohl vor Gewalttat! / Wahrlich, Gewalttat ist für den Niedrigen schlimm; doch der Hohe / Selber verfällt ihr leicht und fühlt als drückende Last sie, / Wenn er ins Unglück stürzte. Der andere Weg, zu dem Siege / Sich zu verhelfen, ist besser, das Recht steht über Gewalttat, / Wenn es zum Ende gelangt, und im Leiden begreift es ein Tor selbst.
  8. Joseph von Görres: Gesammelte Schriften Briefe. Briefe der Münchner Zeit. Bd. 1. Paderborn 2009, S. CXCIX.
  9. Münchener Politische Zeitung. Nr. 190 vom 12. August 1836, S. 1235.
  10. Allgemeine Zeitung, Augsburg-Beilage zu Nr. 241 vom 28. August 1836, S. 1927.
  11. Bayreuther Zeitung vom 31. August 1836 Nr. 207, S. 825.
  12. Neuer Nekrolog der Deutschen. Vierzehnter Jahrgang 1836. Zweiter Theil. Bernh. Friedr. Voigt, Weimar 1838, S. 1047.
  13. J. C. Bluntschli: Denkwürdiges aus meinem Leben. Teil 1. C. H. Beck'sche Buchhandlung, Nördligen 1884, S. 77 und 150.
  14. Organ der historischen Rechtsschule.
  15. Reprint Auvermann, Glashütten im Taunus.
  16. Gegenschrift zu: Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg: Die Lebensfrage der Civilisation. (Fortsetzung.) Oder: Ueber das Verderben auf den deutschen Universitäten. Dritter Beitrag zur Lösung der Aufgabe dieser Zeit. Baedecker, Essen 1836.
  17. Nachlass Hermann Ariovist von Fürth. Vgl. Ms. 235 u. Ms. 359–Ms. 361 (Die Handschriften der Öffentlichen Bibliothek der Stadt Aachen)