Detlef Kleuker

deutscher Orgelbauer

Detlef Kleuker (* 4. Juli 1922 in Flensburg; † 15. Februar 1988 in Brackwede) war ein deutscher Orgelbauer.

Leben und Werk Bearbeiten

Hans-Detlef Kleuker, Sohn eines Oberstudienrats aus Flensburg, erlernte den Orgelbau bei Emanuel Kemper, in dessen Unternehmen er von 1947 bis 1954 arbeitete. 1955 legte er die Meisterprüfung ab und machte sich in Brackwede selbstständig. In drei Jahrzehnten baute er 350 Orgeln, die in 20 Länder exportiert wurden und etablierte sich als eine der führenden Orgelbauwerkstätten in Norddeutschland.[1] Nach dem erfolglosen Orgelneubau für die lutherische Kirche in Sankt Peter-Ording (1953), die auf einer Kastenlade mit störanfälligen elektrisch gesteuerten Hülsenmagneten basierte, entwickelte Kleuker eine witterungs- und klimabeständige Form der Schleiflade. Nun kamen Vierkantrohre aus Pertinax oder aus mit Kunstharz getränktem Holz oder Sperrholz zum Einsatz. Für die Ventile und die Traktur verwendete er Leichtmetall wie Aluminium. In den Anfangsjahren arbeitete er mit Drehschleifen, später mit Messingschleifen, und ließ verschiedene Neuentwicklungen patentieren.[1] In den letzten Jahren wandte er sich wieder stärker den traditionellen Werktechniken zu, da sich die neuen Werkstoffe als zu kurzlebig erwiesen.

Stilistisch orientierte er sich an der norddeutschen Barockorgel hinter einem modernen, kantigen Gehäuse. Die Dispositionen waren eher traditionell, nicht selten vom Neobarock geprägt. Auch als Restaurator war er gefragt.

Siegfried Bäune übernahm 1986 als Geschäftsführer die Leitung der in eine GmbH umgewandelten Firma,[2] die 1991/92 erlosch.

Werkliste (Auswahl) Bearbeiten

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1953 Sankt Peter-Ording Evangelisch-lutherische Kirche 1971 ersetzt; einzelne Register erhalten
1954 Lima (Peru) Evangelisch-lutherische Kirche   II/P 18 Mit Freipfeifenprospekt; unter hauptsächlicher Verwendung von Kunststoff statt Holz[3]
1957 Hamm Christuskirche
 
II/P 24 nicht erhalten
1957 Lima (Peru) Kloster der Gemeinschaft der Barmherzigen Schwestern von St. Vincent de Paul   II/P 15
1959 Kiel Lutherkirche III/P 28 Opus 50
1961 Molfsee Thomaskirche (Schulensee) II/P 22
1962 Frechen Evangelische Kirche Frechen II/P 18
1963 Berlin-Tegel Dorfkirche III/P 31
1963 Barcelona Deutsche evangelische Gemeinde II/P 13
1963 Hamburg-Rahlstedt Martinskirche
 
II/P 21 1990 Einbau eines Brustwerk-Schwellers
1963 Hannover Neustädter Hof- und Stadtkirche St. Johannis III/P 38 2010 in die Niederlande verkauft → Orgeln der Neustädter Kirche (Hannover)
1963 Husum Marienkirche   III/P 31 1996 von Lothar E. Banzhaf renoviert und um ein Echowerk ohne eigene Klaviatur erweitert (III/P/37); 2019 abgebaut und nach Warschau umgesetzt, 2021 Neubau durch Johannes Klais Orgelbau
1964 Berlin-Schöneberg Lutherkirche
 
III/P 39
1964 Paris Christuskirche   II/P 19
1965 Kiel Nikolaikirche
 
III/P 45 Mit Spanischen Trompeten
1966 Regensburg Dreieinigkeitskirche   III/P 44 im historischen Gehäuse von Franz Jakob Späth (1758); 2009 abgetragen; seit 2010 in Rosenkranzkirche zu Rzeszów (Polen)
1966 Neuss Christuskirche
 
III/P 33 Mit Spanischen Trompeten; 2010/11 restauriert und erweitert
1966 Schleswig Dom
 
II/P 13 Chororgel
1967 Hannover-Herrenhausen-Stöcken Corvinuskirche   II/P 25
1967 Flensburg St.-Petri-Kirche
 
II/P 21
1967 Willingen Ev. Kirche   II/P 23 elektrische Trakturen
1967 Neuwied Marktkirche   III/P 38 [4]
1968 Berlin-Moabit Reformationskirche   III/P 36
1968 Schönkirchen Marienkirche
 
II/P 24
1969 Saarbrücken Johanneskirche   III/P 46 [5]
1969 München Stephanuskirche
 
III/P 36 Renovierung und Umbau auf III/40 von Christoph Kaps 2003

Orgel

1969 Neunburg vorm Wald Versöhnungskirche
 
I/P 7 Orgel 2015 durch Fa. Jann saniert, Einbau von Lüftungsspalten
Orgel
1970 Hamburg-Lokstedt Petruskirche III/P 39 Drehzylinderschleifen
1970 Bielefeld Neustädter Marienkirche   III/P 47 2016 wurde dieses Instrument an die Pfarre Saint-Nicolas in Enghien (Belgien) verkauft und nach einer gründlichen Instandsetzung dort durch die Firma Orgelbau Schumacher aus Eupen (Belgien) aufgebaut.

2017 durch eine Orgel der Firma Hermann Eule ersetzt.[6] In der Marienkapelle steht noch eine „kleine Kleukerorgel“ mit 3 Manual- und einem Pedalregister.

1970 Hörgertshausen St. Jakobus der Ältere (Hörgertshausen)   II/P 17
1970 Wildeshausen Alexanderkirche
 
III/P 38 2020 abgebaut und nach Polen verkauft
1971 Gütersloh-Isselhorst Evangelische Kirche Isselhorst   II/P 25
1972 Alstätte Kath. Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt   II/P 27 2006 von der Orgelbaufirma Friedrich Fleiter aus Münster erweitert.
1972 Hamburg-Altona-Altstadt St. Trinitatis   III/P 45
1972 Berlin-Zehlendorf Herz-Jesu-Kirche
 
III/P 25
1972 Berlin-Charlottenburg-Nord Gustav-Adolf-Kirche
 
III/P 41
1973 Zwischenahn St. Johannes   II/P 23 Neubau hinter historischem Prospekt von Johann Gerhard Schmid (1831)[7]
1974 Villedômer La grange de la Besnardière III/P 28 Disposition von Jean Guillou.[8]

[Anm. 1]

1974 Koldenbüttel St.-Leonhard-Kirche   II/P 15 Neubau hinter historischem Prospekt von Johann Matthias Schreiber (1758)
1975 Hillentrup Evangelische Kirche   II/P 16 Neubau hinter historischem Prospekt von Ernst Klaßmeier; 2003 Restaurierung durch Stephan Oppel, Schmallenberg. Neuintonation.
1975 Burg auf Fehmarn St. Nikolai   II/P 31 Neubau hinter historischem Prospekt von Marcussen; Spieltisch fahrbar
1975 Hongkong Chung Chi College Chapel, Chinese University of Hong Kong II/P 18
1976 Kirchhatten St.-Ansgari-Kirche Hatten   II/P 17
1977 Hongkong Hong Kong Pentecostal Tabernacle II/P 13
1977 Hongkong Kowloon Methodist Church II/P 14
1977 Petershagen Petrikirche   II/P 19 Neubau, Disposition von Arno Schönstedt
1977 Hemer Ebbergkirche II/P 18 [9]
1977 Lübeck-Kücknitz St. Johannes   II/P 22
1978 Alpe d’Huez Notre-Dame des Neiges
 
II/P 24 Prospekt hat Form einer geöffneten Hand („Hand Gottes“). Disposition von Jean Guillou.[10]
1979 Speyer Gedächtniskirche der Protestation   V/P 95 Hinter Prospekt von 1939 und unter Einbeziehung von Registern aus der Vorgängerorgel
1979 Gütersloh Stadthalle Gütersloh   III/P 38 restauriert 2022 von Speith-Orgelbau
1979 Hongkong China Congregational Church II/P 16
1981 Woluwe-Saint-Pierre/Sint-Pieters-Woluwe Église Notre-Dame-des-Grâces de Woluwe IV/P 46
1982 Hongkong Kowloon Pentecostal Tabernacle II/P 13
1982 Lübeck St Thomas
 
II/P 18
1983 Bramsche Friedenskirche (Achmer) I/P 6
1984 Hamburg-Altstadt Hauptkirche Sankt Katharinen
 
II/P 13 Prospekt in Form eines K, das an die Namen der Kirche, des Orgelbauers und des Sponsoren erinnert
1985 Emden Paulus-Gemeinde II/P 19 Erweiterungs-Umbau der Wilfried Müller (1971–1973), bei dem vier vakante Register ergänzt wurden
1985 Taipeh Shuang-Lian Presbyterian Church II/P 18
1986 Bad Lippspringe Evangelische Kirche II/P 17 1995 Sanierung und Erweiterung um zwei Register durch Orgelbau Kreienbrink
1986 Neuss-Rosellerheide Trinitatiskirche II/P 14
1987 Zürich Kongresshaus Zürich   IV/P 68 in Kooperation mit der Firma G. F. Steinmeyer & Co.
1990 Bridel (Luxemburg) Christ Sauveur III/P 19 Dispositionsentwurf durch Jean-Jaques Kasel in der Tradition der Konzepte von Jean Guillou.[11]

Literatur Bearbeiten

  • Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0.
  • Detlef Kleuker Orgelbau. Detlef Kleuker Orgelbau, Brackwede 1970 (Firmenkatalog).
  • Detlef Kleuker: Kunststoffe beim Windladenbau. In: Acta Organologica. Bd. 3. 1969. S. 169–175.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Detlef Kleuker – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Klangbeispiel der Orgel, Interview mit Jean Guillou

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 227.
  2. Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. 1991, S. 228.
  3. Adalbert Schulz: Eine bedeutungsvolle Wendung im Orgelbau. In: Musik und Kirche, 26, 1956, S. 25–27.
  4. Orgel in Neuwied, abgerufen am 6. April 2018.
  5. Orgel in Saarbrücken, abgerufen am 6. April 2018.
  6. Orgel der Neustädter Marienkirche in Bielefeld, abgerufen am 6. April 2018.
  7. Orgel in Zwischenahn, abgerufen am 6. April 2018.
  8. Villedomer, la grange de la Besnardière. Abgerufen am 6. April 2018.
  9. Die Orgeln der Ebbergkirche. In: kantorei-hemer.de. Kirchenmusik Hemer, abgerufen am 20. Januar 2024.
  10. Église Notre-Dame-des-Neiges. Abgerufen am 6. April 2018.
  11. Die Kleuker-Orgel in Bridel