Designated Marksman Rifle

Weitkampfwaffen-Klasse

(Squad) Designated Marksman Rifle (DMR/SDMR) ist der englische Begriff für ein Selbstladegewehr mit Zielfernrohr mit ausgesuchtem Lauf als Infanteriebewaffnung. Die Literatur spricht auch von „Enhanced Battle Rifle (EBR, verbessertes Kampfgewehr)“, einem ZF-Gewehr oder auch einem schweren Sturmgewehr. Es handelt sich dabei um modifizierte Ordonnanzwaffen, die darauf ausgelegt sind, die Gefechtsdistanz zwischen Sturmgewehren (bis 400 m) und dem Scharfschützengewehr (über 800 m) zu schließen.[1][2]

Schütze des US Marine Corps mit einem M14 DMR (Designated Marksman Rifle)

Hintergrund Bearbeiten

 
US-Marine mit einem M110 SASS

Der Scharfschützentrupp setzt Selbstlader ein, wenn schnelle Folgeschüsse notwendig sind. Dies ist bei Mehrfach- oder beweglichen Zielen der Fall. In Einsätzen mit kurzen Kampfentfernungen, häufigen Stellungswechseln und hoher Dynamik können Selbstladegewehre ihre Vorteile hinsichtlich schneller Folgeschüsse und großer Magazinkapazität nutzen. Zeitgemäß sind halbautomatische Scharfschützensysteme „Semi Automatic Sniper Systems“ (SASS) oder auch als „Sniper Support Weapons“.[2]

 
Bundeswehrsoldat eines Scharfschützentrupps in Chahar Darreh, Kundus, mit einem angepassten G3ZF

Der Designated Marksman entspricht von der Konzeption her dem in der Infanteriegruppe der Bundeswehr eingebundenen Zielfernrohrschützen, der seinerzeit als Scharfschütze bezeichnet wurde. Nach heutigem Verständnis ist ein Scharfschütze intensiver ausgebildet, führt das Gefecht einem Zug unterstellt eigenständig im Rahmen seiner Kompanie und verfügt über eine auf seinen Auftrag abgestimmte umfangreiche Ausrüstung einschließlich eines Repetiergewehrs als Hauptbewaffnung. Der Scharfschütze wird von einem Beobachter, dem „Spotter“, unterstützt, der ebenfalls als Scharfschütze ausgebildet ist. Zielfernrohrschützen hingegen kämpfen alleine oder zu zweit in die Infanteriegruppe eingebunden und verfügen mit dem DMR über ein Selbstladegewehr.[1] Basiert das DMR auf einem Sturmgewehr, so wird in der Regel auf dessen Möglichkeit, Dauerfeuer zu schießen, verzichtet. Anwender sollen in hochdynamischen Einsatzszenarien auf Distanzen zwischen 600 und 800 Meter Ziele jenseits des infanteristischen Halbkilometers schnell identifizieren und bekämpfen. Idealerweise entstammen diese Modelle der Standard-Handwaffenfamilie. Das erleichtert Ausbildung, Bedienung und Ersatzteilversorgung. Weiterhin erschwert es dem Gegner, den sich mit seiner Gruppe bewegenden Zielfernrohrschützen sofort zu erkennen.

Waffen Bearbeiten

Ein häufiges Merkmal der heute genutzten DMR ist die Nutzung des bereits 1953 eingeführten Kalibers 7,62 × 51 mm NATO, das gegenüber dem später eingeführten Kaliber 5,56 × 45 mm NATO größere ballistische Reserven bietet.

USA Bearbeiten

 
US-Marine mit einem M38

Die US-Streitkräfte nutzen als DMR eine modifizierte Version des M14. Das ehemalige Ordonnanzgewehr wurde zur Erhöhung der Präzision allgemein optimiert und modernisiert. Dazu gehört zum Beispiel ein Kunststoffschaft, ein präziserer Matchlauf und ein Zielfernrohr mit militärischem Absehen.

Das Marine Corps verwendet das M38, eine DMR-Variante des HK416, die vom M27 Infantry Automatic Rifle abgeleitet wurde.[3]

Deutschland Bearbeiten

 
Bundeswehrsoldat mit einem G28

Einige Bundeswehr-Truppenteile forderten ab 2008 aus den Depots G3-Sturmgewehre an und nahmen diese mit in den ISAF-Einsatz nach Afghanistan. Neben dem serienmäßigen FERO-Z24-Zielfernrohr auf STANAG-Spannmontage nutzte die Truppe teils in Eigeninitiative angebrachte Visierungen und weitere Anbauteile, um das G3ZF an den DMR-Einsatzzweck anzupassen.

Als Zwischenlösung werden einige G3A3ZF zu G3A3ZF-DMR aptiert. Wesentliche Veränderungen sind ein auf Einzelfeuer gesperrtes Griffstück, eine Picatinny-Schiene zur Aufnahme von Zweibein, Laser-Licht-Modul und Sturmgriff sowie ein Schmidt & Bender-Zielfernrohr 3–12 × 50 PM II auf STANAG-Spannmontage.[1]

Das G3A3ZF wird durch das G28, ein neues Präzisionsselbstladegewehr im Kaliber 7,62 × 51 mm mit einem neuen Zielfernrohr 3–20 × 50 von Schmidt & Bender ersetzt. Dazu kommen Nachtsichtoptiken sowie ein Rotpunktvisier für Nahdistanzen. Die Kampfentfernung beträgt 600 Meter.

Russland Bearbeiten

 
US-Marines mit einem Dragunow-Scharfschützengewehr

Eine DMR-ähnliche Rolle erfüllt auch das bereits Anfang der 1960er-Jahre in der Sowjetarmee eingeführte Dragunow-Scharfschützengewehr. Manchmal werden die Waffen vom Schützen mit zum Teil auf Eigeninitiative oder sogar eigener Anfertigung stammenden Modifikationen und Ergänzungen versehen, um sie den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Schützen anzupassen. Dazu gehören zum Beispiel Mini Red Dot Sights, das heißt Leuchtpunktzielvisiere, die sich parallel zu Zielfernrohren nutzen lassen.

Literatur Bearbeiten

  • Ian Hogg: Moderne Scharfschützengewehre, Motorbuch, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-02014-9.
  • Peter Brookesmith: Scharfschützen. Geschichte, Taktik, Waffen, 2. Aufl. Motorbuch, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02247-8.
  • Jan-Phillipp Weisswange: Von der Wirkung her denken! Wirkmittel für den infanteristischen und abgesessenen Kampf. In: Strategie & Technik, November 2010 (ISSN 1860-5311), S. 11 ff.
  • Jan-Phillipp Weisswange u. a.: Handwaffen, Kampfmittel und Ausrüstung für den infanteristischen Einsatz, Wehrtechnischer Report 4/2010, Report Verlag, Bonn und Sulzbach, November 2010

Weblinks Bearbeiten

Commons: Designated marksman rifles – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Jan-Phillipp Weisswange: Von der Wirkung her denken! Wirkmittel für den infanteristischen und abgesessenen Kampf. In: Strategie & Technik, November 2010 (ISSN 1860-5311), S. 15.
  2. a b Selbstladegewehre für den Zielfernrohr- oder Scharfschützeneinsatz. 18. April 2023, abgerufen am 21. April 2023 (deutsch).
  3. Joseph Trevithick: The USMC's Beloved M27 Automatic Rifle Gets Another Job As The M38 Marksman Rifle. In: thedrive.com. 2. Januar 2018, abgerufen am 12. Januar 2018 (englisch).