De Bornholmske Jernbaner (DBJ) waren der Zusammenschluss dreier Eisenbahngesellschaften auf der dänischen Ostseeinsel Bornholm am 1. April 1934. Die Strecken waren in Meterspur erbaut und wurden wegen der Insellage nie umgespurt. Die Stilllegung der letzten Strecke erfolgte 1968. Auf allen Strecken fand Personen- und Güterverkehr statt. Unabhängig von diesen gab es seit 1877 bei Hasle eine kurze private Strecke der Hasle Klinker- og Chamottestensfabrik, die 120 Jahre lang bestand.

De Bornholmske Jernbaner
De Bornholmske Jernbaner A/S
De Bornholmske Jernbaner A/S
Strecke der De Bornholmske Jernbaner
Streckennetz der Gesellschaft
Streckenlänge:91 km
Spurweite:1000 mm (Meterspur)
31,2 Sandvig
Gaswerk Allinge
Hafen Allinge
Korsbjerg
28,9 Allinge
27,7 Sandkås
25,0 Tejn
23,2 Humledal
19,1
Spellingmose
14,3 Splidsgård
12,1 Klemensker
9,7 Mæby
7,2 Nyker
4,5 Blykobbe
0,0
0,0
Rønne H
Rønne Havn
1,5 Rønne Nord
Abzweig ehem. RNJ
2,9 Rønne Øst
5,6 Robbedale
8,6 Køllergård
10,2 Nylars
11,6 Lobbæk
13,2 Smørenge
15,0 Tvillinggårde
23,1 Gudhjem
20,5 Stavehøl
17,8 Østerlars
13,7 Østermarie früher Øster-Marie
10,7 Åløse
6,8 Christianshøj früher Kristianshøj
5,0 Almindingen
Vallensgård
2,8 Skørrebro
Abzweig ehem. AGJ
0,0
17,4
Aakirkeby
21,0 Ugleenge
24,0 Langemyre
26,0 Pedersker
28,7 Pilemølle
30,8 Bodilsker
Kannikegård
33,6 Balka Strand
36,6 Nexø

Durch das Eisenbahngesetz vom 8. Mai 1894, mit dem die dänische Regierung ermächtigt wurde, 29 Privatbahnen zu konzessionieren, begann der Bau von Eisenbahnen auf Bornholm.[1] Die Streckenabschnitte von Rønne über Klemensker und Rø nach Allinge und von Almindingen über Østermarie nach Gudhjem wurden aber erst mit dem Eisenbahngesetz vom 27. Mai 1908 festgelegt.

Der Bau der Strecken trug zur Entwicklung der Insel bei, etwa in Aakirkeby, der einzigen Bornholmer Stadt im Landesinneren.[2]

Geschichte Bearbeiten

Eisenbahnbetrieb Bearbeiten

Rønne-Nexø Jernbane Bearbeiten

Die älteste der Gesellschaften, Rønne-Nexø Jernbane (RNJ), betrieb die 36,6 Kilometer lange Strecke von der Hauptstadt Rønne zur östlich gelegenen Hafenstadt Nexø (Rønne-Nexø-Bahn, RNJ). Diese wurde im Dezember 1900 bis zum späteren Abzweigbahnhof Aakirkeby eröffnet und hatte am längsten Bestand.[3][1]

Ferner wurde von Aakirkeby aus eine 5,1 Kilometer lange Stichstrecke zum Steinbruch bei Almindingen gebaut, die ab 31. Mai 1901 im Streckenbestand war.[1] (Beide Bahnstrecken sind in der Karte von Bornholm um 1900 dargestellt.)

Rønne-Allinge Jernbaneselskab Bearbeiten

Die zweite, 31,2 Kilometer lange, von der Rønne-Allinge Jernbaneselskab (RAJ) errichtete Strecke ging am 6. Mai 1913 in Betrieb und bediente von Rønne aus den nördlichen Inselteil über nach Allinge und Sandvig. Sie wurde von der 1908 gegründeten Rønne-Allinge Jernbaneselskab A/S errichtet. Bei Madseløkke zwischen Allinge und Sandvig zweigte eine Strecke zum Allinger Hafen ab.[4]

Alminding-Gudhjem Jernbaneselskab Bearbeiten

Die dritte Strecke wurde von der Gesellschaft Alminding-Gudhjem Jernbaneselskab (AGJ) errichtet. Sie war die Verlängerung der Stichbahn nach Almindingen, hatte eine Länge von 18,1 Kilometern und führte zur Hafenstadt Gudhjem über Østermarie und Østerlars. Sie ging am 27. Juni 1916 in Betrieb. (Ein Abschnitt der Bahntrasse von Østerlars in Richtung Gudhjem, bis zum Wasserfall der Kobbeå existiert noch als ein gut erhaltener Rad- und Wanderweg.)

Vom Bahnhof in Rønne gab es außerdem eine Stichstrecke zum Hafen.

Eisenbahn-Betriebsdaten:[5]

Jahr Strecke Entfernung / Fahrzeit Fahrgastzahl Fracht (Tonnen) Personal
1900 Rønne–Nexø 37 km / 2 Std. 150.000/Jahr 35.000 (1) 37
1901/02 328/Tag
1913 Rønne–Sandvig 31,2 km 142.400/Jahr (2) 12.000 39
1914 424/Tag
1929 Alle Strecken 100.000/Jahr
1930 Einsatz von Motorloks (3)
1934 Zusammenschluss der drei Gesellschaften zur DBJ
1940 Alle Strecken 120.000/Jahr
1946/47 Rønne–Nexø 1.693/Tag (4) 70.000
1952 Almindingen–Gudhjem stillgelegt
1953 Rønne–Sandvig stillgelegt
1968 Rønne–Nexø 900/Tag

(1) Anteilig 17.000 Schweine (2) Die meisten sind deutsche Touristen (3) Bisher Einsatz von Dampfloks (4) Anteilig deutsche und russische Soldaten

Ende des Bahnbetriebs Bearbeiten

Wie bei vielen Privateisenbahnen führte bei den DBJ die Konkurrenz des Automobilverkehrs dazu, dass die Auslastung der Bahn immer schlechter wurde. Die zuletzt gebaute Strecke nach Gudhjem war die erste, die wieder stillgelegt wurde (18. August 1952). Die Stilllegung der Strecke nach Allinge-Sandvig erfolgte am 15. September 1953.

Der Betrieb auf der Strecke nach Nexø wurde vorerst weitergeführt. Mitte der 1960er Jahre gab es wegen des schlechten Zustandes der Schienenfahrzeuge erste Überlegungen, diese Strecke stillzulegen. Auf einer Generalversammlung im Februar 1968 wurde die Einstellung des planmäßigen Bahnbetriebs für Ende September desselben Jahres beschlossen. Der letzte planmäßige Zug fuhr am 28. September 1968 von Rønne nach Nexø (siehe[6]) und verkehrte am Folgetag um 0:15 Uhr als Sonderzug zurück nach Rønne.

DBJ Museum Bearbeiten

Das „DBJ Museum“ im Hafen von Nexø befindet sich in einem Gebäude, das bis 2003 zur Nexø Bootsbauerei gehörte. Das Bahnhofsgebäude von Nexø wurde 1973 abgerissen.[7] Das Museum vermittelt mit der Ausstellung Zug auf Bornholm einen Einblick in die Eisenbahngeschichte Bornholms.[8] Unter anderem ist der Postwagen DBJ No. 26 zu sehen.

Im zeitlicher Nähe zum Kauf einer Diesellokomotive vom Typ der BJ No. 5 im Jahr 1994 gab es auf der Insel Bestrebungen, einen Teil der Strecke wiederherzustellen. Vorgeschlagen wurde, das durch das Klippental von Kleven führende Teilstück von Klemensker nach Rø wiederaufzubauen. Dieser Abschnitt galt angeblich als schönste Eisenbahnstrecke Dänemarks.[3]

Bahnhöfe Bearbeiten

Ein Teil der Bahnhöfe und Betriebsgebäude ist noch vorhanden. Die Bahntrassen sind zum Teil noch sichtbar. Streckenweise werden sie als Fahrradwege genutzt. Der „Zentral“-Bahnhof in Rønne ist nun das Restaurant Perronen, deutsch „Der Bahnsteig“, das Depot in Rønne wird vom Busunternehmen BAT als Wagenhalle genutzt. Ferner stehen noch die Empfangsgebäude von Rønne-Øst, Christianshøj (Almindingen), Østermarie (jeweils in Privatbesitz), Østerlars (Østerlars Friskole) und Gudhjem (Gudhjem Museum).[9]

Das Bahnhofsgebäude in Allinge wird vom Katastrophenschutz genutzt; das Gebäude in Sandvig dient als Pension („Pension Langebjerg“). Die Bahnhofsgebäude von der Strecke nach Gudhjem stammen von Kay Fisker (1893–1965).

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Gudhjembanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Nexøbanen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b c Freiherr von Röll: Dänische Eisenbahnen. In: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Abgerufen am 22. Oktober 2022.
  2. Urlaubs-Tipp Bornholm: Aakirkeby
  3. a b Die Bornholmer Eisenbahn (DBJ)
  4. havnebaner.dk, Hafen Eisenbahn: Kartenausschnitt von Allinge und Sandvig zeigt die Eisenbahntrasse zwischen den beiden Orten und die Anbindung zum Hafen von Allinge.
  5. DBJ – De Bornholmske Jernbaner. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2013; abgerufen am 12. März 2019 (dänisch).
  6. DBJ Foreningen De Bornholmske Jernbaner, Schmalfilm über die letzte Reise mit DBJ von Rønne nach Nexø
  7. e-pages.dk (PDF; 31,0 MB), Denne Uges Bornholm Nr. 20 17.–30. September 2012: Tag des Hafens in Gudhjem, Svaneke und Nexø (mit historischem Bild vom Hafen, S. 16), Die Eisenbahn und der Hafen (S. 56).
  8. DBJ Museum. Foreningen de Bornholmske Jernbaner, abgerufen am 15. März 2019 (dänisch). DBJ Museum in Nexø.
  9. Gudhjem Museum. In: gudhjem.nu. Abgerufen am 6. April 2018 (dänisch).
  10. my1287.dk, BJ Historien om Jernbanerne på Bornholm.