Cerentino

Gemeinde im Kanton Tessin in der Schweiz

Cerentino, im alpinlombardischen Ortsdialekt Cerentín [tʃerenˈtiŋ],[5] ist eine politische Gemeinde im Kreis Rovana, Bezirk Vallemaggia, des Schweizer Kantons Tessin.

Cerentino
Wappen von Cerentino
Wappen von Cerentino
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Tessin Tessin (TI)
Bezirk: Bezirk Vallemaggiaw
Kreis: Kreis Rovana
BFS-Nr.: 5309i1f3f4
Postleitzahl: 6683
Koordinaten: 685618 / 128783Koordinaten: 46° 18′ 18″ N, 8° 33′ 0″ O; CH1903: 685618 / 128783
Höhe: 981 m ü. M.
Höhenbereich: 606–2487 m ü. M.[1]
Fläche: 20,10 km²[2]
Einwohner: 36 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte: 2 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
5,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Gemeindepräsident: Silvano Leoni
Website: www.cerentino.ch
Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie
Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie

Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie

Lage der Gemeinde
Karte von CerentinoGriessee (Schweiz)Lago die SabbioneLago VanninoLago di MorascoLago ToggiaLago CastelLago Busin InferioreLago di DéveroLago di AgároLago dei CavagnööLago SfundauLago di RobieiLago Bianco TILago NeroLago del ZöttLaghetti d'AntabiaLago del NarètLago del SambucoLago RitómLago TremorgioLago di MorghiroloLago di MognòlaLago di TomèLago BaroneLago di VogornoLago MaggioreItalienKanton UriKanton WallisBezirk BlenioBezirk LeventinaBezirk LocarnoLavizzaraAvegno-GordevioMaggia TIBosco/GurinCampo (Vallemaggia)CerentinoCevioLinescio
Karte von Cerentino
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Haus mit Brunnen am oberen Ausgang des Ortsteils Cerentino

Geographie Bearbeiten

Das Dorf befindet sich am Zusammenschluss des Valle di Bosco und des Valle di Campo[6] und liegt 25 km nordwestlich von Locarno. Die östliche Gemeindegrenze führt (meist Bächen entlang) vom Madone di Camedo (2446 m ü. M.) über den Pizzo Sascòla (2057 m ü. M.) zum Pizzo Mezzodì (2223 m ü. M.) in südlicher Richtung. Von dort führt sie nach einem kurzen Schwenker nach Westen in nordwestlicher Richtung bis zum Pizzo Bombögn (2231 m ü. M.). Die Nordgrenze (zur Gemeinde Bosco/Gurin) verläuft dann in östlicher Richtung zum Pian Crosc (1955 m ü. M.), dreht dort in nördliche Richtung hinüber zum Camino (2489 m ü. M.). Der Rest der Gemeindegrenze führt entlang von Graten. Zuerst nach Nordosten zum Pizzo d’Orsalietta (2476 m ü. M.), dann Richtung Südosten zurück über den Pizzo della Rossa (2482 m ü. M.) und den Madonino (2483 m ü. M.) zum Madone di Campo.

Hauptbäche sind die Rovana di Campo aus dem Valle di Campo und die Rovana di Bosco aus dem Valle di Bosco, die südlich des Weilers Collinasca[7] (761 m ü. M., 500 m östlich von Cerentino) zusammenfliessen und dann beim Weiler Visletto (413 m ü. M., Gemeinde Cevio) in die Maggia münden.

Von den traditionell elf Hauptsiedlungen sind nicht mehr alle bewohnt. Neben dem oben erwähnten Collinasca sind dies unter anderem Cerentino (977 m ü. M.), Camanoglio (1127 m ü. M., 1 km nördlich von Cerentino), Corino (1101 m ü. M., westlich von Camanoi), Casa dei Giün (1080 m ü. M.), Corsopra (1140 m ü. M., beide nordwestlich von Cerentino), Ovi di Dentro (780 m ü. M., an der Rovana di Campo gelegen) sowie Pedipiodi (959 m ü. M., 1 km südwestlich von Cerentino). Vom gesamten Gemeindeareal von 2010 ha sind 66,2 % von Wald und Gehölz und 27,6 % von unproduktiver Fläche (meist Gebirge) bedeckt. Daneben verbleiben bloss noch 4,3 % landwirtschaftliche Nutz- (meist Alpen) und 1,8 % Siedlungsfläche.

Nachbargemeinden sind Cevio, Bosco/Gurin und Campo (Vallemaggia).

Geschichte Bearbeiten

Das Dorf findet sich erstmals 1591 als Scerentino bezeugt. Der Name konnte bis anhin nicht gedeutet werden.[5]

Bevölkerung Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Jahr 1591 1769 1801 1850 1888 1900 1920 1950 1990 2000[8] 2010 2020
Einwohner 625 475 365 371 274 209 173 152 47 58 60 40

Seit Jahrhunderten wanderten Menschen aus Cerentino ab. Zuerst in andere europäische Länder (vor allem nach Italien und Holland), ab dem 19. Jahrhundert nach Kalifornien. Der Rückgang hielt bis 1990 an. Seither ist ein starkes Bevölkerungswachstum auszumachen (1990–2004: +46,8 %). Dennoch erreicht die Zahl der Bewohner knapp 10 % des ursprünglichen Bestands.

Sprachen Bearbeiten

Die Bevölkerung spricht als Alltagssprache eine lokale Mundart des Italienischen. Bei der letzten Volkszählung im Jahr 2000 gaben 89,66 % Italienisch, 8,62 % Deutsch und 1,72 % Französisch als Hauptsprache an.

Religionen – Konfessionen Bearbeiten

Heute (Stand 2000) sind 70,69 % römisch-katholische und 10,34 % evangelisch-reformierte Christen. 12,07 % bezeichnen sich als konfessionslos und 1,72 % als Muslime. 5,17 % der Einwohner machten keine Angaben zu ihrem Glaubensbekenntnis.

Herkunft – Nationalität Bearbeiten

Von den 69 Einwohnern Ende 2004 waren 64 (= 92,75 %) Schweizer Staatsangehörige. Die drei Ausländer stammten aus Italien.

Politik Bearbeiten

Der Gemeinderat besteht aus drei Personen.

Wirtschaft Bearbeiten

Früher lebten die Bewohner von der Viehzucht. Bereits früh gab es eine Auswanderung nach Italien und in andere europäische Länder. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Einwohner nach Kalifornien aus. 15 (= 75 %) der 20 Erwerbstätigen von Cerentino arbeiten in der eigenen Gemeinde. Den wenigen Wegpendlern stehen sieben Zupendler gegenüber. Nur wenige Einheimische verdienen ihr Brot in der Landwirtschaft. Die Mehrheit arbeitet im Gewerbe und in Dienstleistungsberufen.

Im Ortsteil Collinasca befinden sich die Ateliers Lafranca.[9]

Verkehr Bearbeiten

Die Gemeinde ist durch die beiden Postautolinien Cevio-Cerentino-Bosco/Gurin und Cevio-Cerentino-Cimalmotto ins Netz des öffentlichen Verkehrs eingebunden. Da diese Busse selten verkehren, benutzen die meisten Bewohner ihr Privatauto als Verkehrsmittel.

 
Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie, Sonnenuhr und Fresken
 
Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie, Glockenturm und Friedhof

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

Das Dorfbild des Ortsteils Corino ist im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz (ISOS) als schützenswertes Ortsbild der Schweiz von nationaler Bedeutung eingestuft.[10]

  • Pfarrkirche Santa Maria delle Grazie, erstmals 1200 erwähnt, und Beinhaus[11]
  • Gemeinde- und Patrizierhaus (1866), Architekt: Battista Baroggi[11]
  • Steinbrücke mit Betkapelle[11]
  • Oratorium Sant’Antonio da Padova im Ortsteil Camanoglio, erbaut 1602, mit Fresken, verschiedenen Gemälden und Kreuzweg (1770) von Johann Georg Hertel[11]

Persönlichkeiten Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cerentino – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023
  5. a b Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 225.
  6. Valle di Campo auf ETHorama
  7. Collinasca auf portal.dnb.de (abgerufen am 21. März 2017).
  8. Daniela Pauli Falconi: Cerentino. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. April 2005, abgerufen am 15. Januar 2020.
  9. Ateliers Lafranca
  10. Liste der Ortsbilder von nationaler Bedeutung (Memento des Originals vom 10. Juli 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bak.admin.ch, Verzeichnis auf der Website des Bundesamts für Kultur (BAK), abgerufen am 10. Januar 2018.
  11. a b c d Simona Martinoli u. a.: Guida d’arte della Svizzera italiana. Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Edizioni Casagrande, Bellinzona 2007, ISBN 978-88-7713-482-0, S. 252–254.