Carlo Bohländer

deutscher Jazzmusiker und -pädagoge

Jean Karl Bohländer, gen. Carlo Bohländer (* 25. September 1919 in Frankfurt am Main; † 5. Juni 2004 ebenda), war ein deutscher Jazzmusiker und -pädagoge, Trompeter und Gastronom.

Leben Bearbeiten

Bohländer studierte von 1935 bis 1938 klassische Trompete an Dr. Hoch’s Konservatorium in Frankfurt und 1938 bis 1939 an der Musikhochschule. 1938 heuerte er als Kohlentrimmer auf einem Passagierschiff der Hamburg-Amerika-Linie an, um in New York originalen amerikanischen Jazz zu hören.[1] 1941 gehörte er zu den Mitbegründern des (nicht legalisierten) Frankfurter Hot Club und spielte in dessen Hotclub Combo die Trompete. Während des Krieges magerte er auf ein Minimum ab, um vom Kriegsdienst in der deutschen Wehrmacht entbunden zu werden und wieder mit dieser Combo, zu der Emil Mangelsdorff, Hans Otto Jung und Horst Lippmann gehörten, spielen zu können.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs arbeitete Bohländer bereits 1945 im Hotclub Sextett und verschiedenen traditionelleren Combos, zu denen ab 1949 die von Günter Boas gegründeten Two Beat Stompers hinzukamen. Er war aber 1955 auch mit Jutta Hipp und Joki Freund auf Tournee und spielte 1956 in der Band von Vera Auer sowie im Anschluss mit Wolfgang Sauer.

1951 gründete er in Frankfurt das Domicile du Jazz (später Jazzkeller) und 1955 den Jazzclub Storyville und dann das Jazzlokal Down by the Riverside. 1968 übernahm er zusammen mit seiner Frau Anita Honis die zu der Zeit russische Folklore-Musikbar Balalaika, die dann in eine internationale Musikbar umfunktioniert wurde, wo unter anderem Muhammad Ali zu Gast war. Bohländer lehrte Jazz an der Hochschule für Musik Köln (1958–59) und leitete von 1960 bis 1966 gemeinsam mit Emil Mangelsdorff den Jazzkursus an der Frankfurter Jugendmusikschule. Seit den 1960ern trat er weniger auf. Er verfasste mehrere Bücher und Broschüren, darunter eine Harmonielehre (Jazz), eine Anatomie des Swing (1986) und war der erste Herausgeber der Lehrbuchreihe Jazz Studio. Mit Karl Heinz Holler ist er auch der Autor der ersten deutschsprachigen Jazzenzyklopädie, Reclams Jazzführer, dessen verschiedene Auflagen er bis zu seinem Tod mit betreute.

Sein Grab befindet sich auf dem Südfriedhof in Frankfurt am Main.

1991 verlieh ihm die Stadt Frankfurt am Main die Johanna-Kirchner-Medaille, 2003 die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt am Main. 2014 entstand der Dokumentarfilm Carlo, Keep Swingin‘.[2]

Literatur Bearbeiten

  • Carlo Bohländer: The Evolution of Jazz Culture in Frankfurt: A Memoir. In: Michael J. Budds (Hrsg.): Jazz and the Germans. Essays on the influence of „hot“ American Idioms on the 20th-century German Music. Pendragon Press, Hillsdale NY 2002, ISBN 1-576-47072-5, S. 167–178 (Monographs and Bibliographies in American Music 17).
  • Ilona Haberkamp, Elizabeth Ok: Bohländer, Carlo im Frankfurter Personenlexikon

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anja Gallenkamp: Jazz in der Nachkriegszeit. Frankfurt am Main: Die Begegnungen zwischen Amerikanern und Deutschen, AVM 2009, S. 17
  2. Film über Jazz-Legende Carlo Bohländer uraufgeführt (Jazzzeitung)