Camillo Golgi

italienischer Mediziner und Physiologe

Camillo Golgi (* 7. Juli 1843 in Corteno Golgi, Brescia, Italien; † 21. Januar 1926 in Pavia, Italien) war ein italienischer Mediziner und Histologe. Er erhielt im Jahr 1906 für seine Untersuchungen zur feingeweblichen Anatomie des Nervensystems den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin gemeinsam mit Santiago Ramón y Cajal.

Camillo Golgi, vor 1904
Zeichnung von Camillo Golgi – Hippocampus, gefärbt mit der Silbernitratmethode

Golgi entwickelte die nach ihm benannte Golgi-Färbung, eine Methode zum Anfärben einzelner Nerven und Zellstrukturen, die als „Schwarze Reaktion“ bekannt wurde. Es handelte sich um eine histologische Färbung mit Silbernitrat, worüber Golgi 1873 publizierte. Die meiste Zeit seines Lebens versuchte Golgi, diese, vor allem durch Albert von Koelliker international bekanntgemachte[1] Methode zu verbessern und zu verfeinern. Durch sie entdeckte er u. a. den nach ihm benannten Golgi-Apparat und die von ihm 1875 beschriebenen Golgi-Zellen im Gehirn (in der Kleinhirnrinde).

Leben Bearbeiten

Golgi wurde als Sohn eines Arztes geboren. Er studierte Medizin und wurde 1865 an der Universität Pavia promoviert. Seine akademischen Lehrer waren vor allem Paolo Mantegazza, Giulio Bizzozero und Eusebio Oehl. Nach seinem Studium führte er seine Arbeiten im Krankenhaus von St. Matteo fort. 1872 übernahm er die Position des Chefarztes am Krankenhaus für chronische Erkrankungen in Abbiategrasso. Hier begann er in einer umgebauten Küche seine bahnbrechenden Arbeiten über das Nervensystem. 1876 kehrte Golgi als Außerordentlicher Professor für Histologie an die Universität in Pavia zurück und erhielt 1881 nach einem kurzen Aufenthalt in Siena den Lehrstuhl für Allgemeine Pathologie.[2] 1890 identifizierte er die drei verschiedenen Erreger der Malaria und entwickelte eine Methode, die Stadien des Parasiten zu fotografieren.[3] Während des Ersten Weltkriegs setzte sich Golgi für ein Militärhospital in Pavia ein. Hier baute er ein Neuropathologisches und Mechanopathologisches Institut zum Studium und zur Behandlung von Verletzungen des peripheren Nervensystems auf.

Camillo Golgi heiratete 1881 die Nichte seines Lehrers Bizzozero, Donna Lina. Sie hatten keine eigenen Kinder, adoptierten jedoch seine Nichte Carolina.

Ehrungen und Mitgliedschaften Bearbeiten

Werke Bearbeiten

  • Sulla fina anatomia degli organi centrali del sistema nervoso. Hoepli, Mailand 1886. (Digitalisat)
  • Il Fagocitismo Nell'infezione Malarica. Pavia 1888. (Digitalisat)
  • Ueber die Wirkung des Chinins auf die Malariaparasiten und die diesen entsprechenden Fieberanfälle. In: Deutsche Medizinishce Wochenschrift 1892, S. 663ff. (Digitalisat)
  • Action de la quinine sur les parasites malariques et sur les accès fébriles qu'ils déterminent. In: Archives italiennes de biologie. 17, 1892. (Digitalisat)
  • Sulle Febbri Malariche Estivo Autunnali Di Roma. Bizzoni, Pavia 1893. (Digitalisat)
  • Untersuchungen über den feineren Bau des centralen und peripherischen Nervensystems: mit einem Atlas von 30 Tafeln und 2 Figuren im Text. Fischer, Jena 1894. (Digitalisat)
  • Opera omnia. Hoepli, Mailand 1903. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3)

Literatur Bearbeiten

  • Werner E. Gerabek: Golgi, Camillo. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 501 f.
  • Reinhard Hildebrand: Rudolf Albert Koelliker und seine wissenschaftlichen Kontakte zum Ausland. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 2, 1984, S. 101–115; hier: S. 111.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Werner E. Gerabek: Zu Reinhard Hildebrand: Der Würzburger Anatom Albert von Koelliker in seiner Beziehung zu Camillo Golgi und Santiago Ramón y Cajal. In: Sudhoffs Archiv. Band 73, 1989, S. 145–155; in: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 13, 1995, S. 557.
  2. Camillo Golgi | ORDEN POUR LE MÉRITE. Abgerufen am 23. Oktober 2018.
  3. Vgl. auch Luigi Belloni: Beiträge der Universität Pavia zur mikroskopischen Diagnose der Ankylostomiasis, Malaria und Tollwut durch Battista Grassi, Camillo Golgi und Adelchi Negri. In: Christa Habrich, Frank Marguth, Jörn Henning Wolf (Hrsg.) unter Mitarbeit von Renate Wittern: Medizinische Diagnostik in Geschichte und Gegenwart. Festschrift für Heinz Goerke zum sechzigsten Geburtstag. München 1978 (= Neue Münchner Beiträge zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften: Medizinhistorische Reihe. Band 7/8), ISBN 3-87239-046-5, S. 309–326.
  4. Mitgliedseintrag von Camillo Golgi (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 3. Juli 2022.
  5. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 95.
  6. Past Members: C. Golgi. Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 2. Mai 2023.
  7. OPLM: Camillo Golgi; Vita (Memento vom 8. Januar 2022 im Internet Archive).
  8. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002 (A–J). Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 9. Dezember 2019.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Camillo Golgi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien