Buzz Aldrin’s Race into Space

Computerspiel

Buzz Aldrin’s Race into Space (kurz: BARIS) ist eine rundenbasierte Wirtschaftssimulation (bzw. ein rundenbasiertes Strategiespiel) von Fritz Bronner und Michael McCarty aus dem Jahr 1992 für den PC.[1] In dem Spiel übernimmt der Spieler die Rolle des Leiters der Weltraumbehörde der USA (NASA) oder der UdSSR mit dem Ziel, vor dem Kontrahenten einen bemannten Mondflug zu realisieren.

Buzz Aldrin’s Race into Space
Schriftzug vom Box-Cover
Entwickler Strategic Visions
Publisher Interplay
Leitende Entwickler Fritz Bronner, Michael McCarty
Veröffentlichung 1992
Plattform MS-DOS (BARIS)
Windows, Linux und Mac OS (RIS)
Genre Wirtschaftssimulation
Spielmodus Einzelspieler, Mehrspieler
Medium Diskette, CD-ROM, Download
Sprache Englisch
Aktuelle Version 1.01 (BARIS)
1.1 (RIS)
Altersfreigabe
USK
USK ab 0 freigegeben
USK ab 0 freigegeben

Spielprinzip Bearbeiten

 
Startbildschirm mit Seitenwahl für den Spieler.

Das Spiel fängt im Frühjahr 1957 an und läuft rundenweise ab, eine Runde dauert genau ein halbes Spieljahr. Vor jeder Runde wird der Spieler über eine Fernsehsendung über den aktuellen Stand des Wettlaufs ins All informiert, neben aktuellen Informationen wird auch kurz das Weltgeschehen aus der jeweiligen Zeit angeschnitten.

Zu den Aufgaben des Spielers gehört das Beschaffen von Material (wie Raketen, Raumschiffen, Satelliten etc.), die Erforschung neuer Technologien und die Verbesserung der bestehenden Gerätschaften sowie die Rekrutierung und Ausbildung von Astronauten/Kosmonauten. Außerdem muss der Spieler jede einzelne Raummission planen. Durch diese Missionen gewinnt die eigene Fraktion Erfahrung und Prestige, was sich an Budgeterhöhungen bemerkbar macht. Am Ende einer Runde wird die eigentliche Raummission dem Spieler präsentiert. Das Spiel errechnet, ob eine Mission erfolgreich war, an Faktoren wie Ausbildungsstand der Astronauten und Sicherheitsfaktor der eingesetzten Komponenten. Ziel des Spiels ist es, als erste Nation auf dem Mond zu landen.

Realismus Bearbeiten

 
Im Spiel vorkommendes fiktionales wiederverwendbares Mini-Shuttle „XMS-2“, abgeleitet vom Projekt X-20 Dyna-Soar (das Bild zeigt in Wirklichkeit den M2-F3 Lifting Body).[2]

Das Spiel legt sehr viel Wert darauf, die Raumfahrt in ihren Anfängen möglichst realistisch umzusetzen. Neben den originalen Astronautennamen verwendet das Spiel auch unzählige Fotos und Videos aus NASA- und Sowjet-Archiven. Bei den Missionen kann der Spieler auf echte Raumfahrttechnologie zurückgreifen wie das Apollo-Raumschiff, Atlas-V- und Saturn-V-Raketen, Satelliten wie Sputnik oder Ranger. Ebenso tragen auch die Astronauten und Kosmonauten bekannte Namen der jeweils echten Raumfahrtprogramme: Gagarin, Chrunow aus dem sowjetischen Mondprogramm oder Glenn, Slayton aus dem amerikanischen Apollo-Programm. Zusätzlich sind im Spiel auch einige Vehikel enthalten, die in Wirklichkeit nicht eingesetzt wurden: die Jupiter Kapsel oder die russische Mondlandefähre Kvartet. Dadurch wird dem Spieler die Möglichkeit gegeben, alternative Mondlandungen durchzuführen (Direkte Mondlandung, Mondlandung mit Hilfe einer Raumstation).

Das Spiel setzt bei den Missionen auf Meilensteine, so muss vor dem ersten Andockmanöver im All erst eine bemannte Mission stattfinden. Geschieht das nicht, gibt es empfindliche Strafen auf den Sicherheitsfaktor der Raumfahrzeuge, was die Mission (und das Leben der Astronauten) gefährdet.

Geschichte Bearbeiten

Fritz Bronner entwickelte 1989 das Brettspiel LIFTOFF![3] mit Task Force Games und hatte die Vision einer Computerspiel-Umsetzung. Da Task Force nicht die Rechte besaß, Liftoff! als Computerspiel umzusetzen, entschloss sich Bronner dies eigenständig zu tun. Im November 1990 rekrutierte er den damals 22-jährigen Michael McCarty als Programmierer und gründete Strategic Visions. Der ursprüngliche Entwicklungsplan sah den Amiga als Zielplattform vor, für den ein Demo erstellt und im Juni 1991 veröffentlicht wurde. Im September 1991 kam Strategic Visions zu dem Schluss, dass der Amiga-Markt schrumpfte; man entschied sich auf den IBM PC als Zielplattform umzusteigen. Im August 1991 unterzeichnete Strategic Visions bei Interplay Entertainment als Publisher mit Mai 1992 als Veröffentlichungstermin. Zu diesem Zeitpunkt kam der namensgebende Apollo 11 Astronaut, Buzz Aldrin, als Ratgeber in das Projekt.[4] Eines der Ergebnisse war die Einführung von Astronauten-Fähigkeiten und von Moral, welche auf den Missionsausgang nun Einfluss haben konnten.[5]

Versionen Bearbeiten

Die 1992 veröffentlichte Diskettenversion wurde von vielen Spielern aufgrund ihres hohen Schwierigkeitsgrades und zahlreicher Programmfehler kritisiert, mit dem Patch 1.01 wurde daher der Schwierigkeitsgrad gesenkt und die meisten Fehler korrigiert. Im Jahr 1993 veröffentlichte Interplay eine CD-ROM-Version, welche über 500 MB zusätzliche Videos von Missionen und Archivmaterial beinhaltete. In Deutschland wurde diese Version im Rahmen der Zeitschriftenreihe Bestseller Games veröffentlicht.

Freigabe als Freeware und des Quelltextes Bearbeiten

 
Logo des Community-Weiterentwicklungsprojekts Race Into Space (2005).

Die beiden Entwickler, Fritz Bronner und Michael McCarty, hatten mit ihrem Publisher Interplay Entertainment eine Vertragsklausel, die den Rückfall der Rechte an dem Spiel an sie vorsah falls dieser Insolvenz werden oder das Spiel nicht mehr vertreiben würde. Nach der Interplay Insolvenz 2004 und langer Zeit der Nicht-Verfügbarkeit (Abandonware), gaben 2005 die beiden Entwickler das Spiel selbst als Freeware frei und machten es damit wieder verfügbar.[6] Um eine Weiterentwicklung und Portierungen (z. B. Pandora[7]) der Fan-Gemeinde zu ermöglichen, stellten die Ursprungsentwickler auch den Quelltext unter der GPL zur Verfügung. Der Quelltext des nun Race Into Space (kurz: RIS) genannten Weiterentwicklungsprojekts wird auf SourceForge gehostet[8] und hat 2011 die Version 1.0 erreicht, die aktuelle Version ist v1.1.

Rezeption Bearbeiten

Obwohl das Spiel von Interplay[9] und anderen[10] als geeignet auch für Kinder bis 10 Jahre beworben worden war, gab es Kritik für seinen extremen Schwierigkeitsgrad.[11][12] The Guardian kritisierte das Spiel als „ziemlich leblos“.[13] Abseits dessen kam das Spiel im Allgemeinen gut an, es erhielt 90 % von PC Gamer UK,[14] war Finalist für den COMPUTE! Choice Award 1993[15] und blieb Jahre lang populär, so das 2005 die ursprünglichen Entwickler von Strategic Visions das Spiel als Open-Source an die Fangemeinde übergaben.[16][17]

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: BARIS – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Allen Varney: The Buzz is Gone. In: The Escapist. 4. Oktober 2005, abgerufen am 10. September 2023 (englisch).
  2. Bronner 1993, p. 138
  3. Liftoff (englisch)
  4. Fritz Bronner: The Buzz Aldrin’s Race Into Space Companion. McGraw-Hill, Berkeley 1993, ISBN 0-07-881938-5, S. 340.
  5. Staff: No More "Spam in a Can". In: Computer Gaming World. Nr. 90. Golden Empire Publications, Januar 1992, ISSN 0744-6667, S. 48, 50 (cgw.vintagegaming.org (Memento des Originals vom 23. Juli 2011 im Internet Archive)).
  6. CopyrightInfo.txt (Memento vom 10. Juli 2007 im Internet Archive) (engl.)
  7. race-into-space-v1-1-0-02-pandora-game-port (8. September 2013, englisch)
  8. raceintospace auf SourceForge.com
  9. ALL SYSTEMS ARE GO AS INTERPLAY LAUNCHES 'BUZZ ALDRIN'S RACE INTO SPACE'. Interplay Entertainment, PR Newswire, 29. April 1993, archiviert vom Original am 3. November 2014; abgerufen am 20. August 2008.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.thefreelibrary.com
  10. Scott A. May: Games that are good for you. In: COMPUTE! 16. Jahrgang, Nr. 8. Small System Services, August 1994, ISSN 0194-357X, S. 90 (atarimagazines.com [abgerufen am 27. August 2008]).
  11. Dorian Black: Aldrin takes a tame walk into space, 1. Juni 1993, S. 32. Abgerufen am 24. August 2008 
  12. Jack Warner: Two new space programs inform while entertaining Interplay game is history lesson, 24. Oktober 1993, S. P10. Abgerufen am 24. August 2008 
  13. John Minson: GAMES REVIEWS, 10. Juni 1993, S. 17. Abgerufen am 24. August 2008 
  14. Andy Butcher: Buzz Aldrins Race Into Space. In: PC Gamer UK. Future plc, archiviert vom Original am 23. Mai 2002; abgerufen am 20. August 2008.
  15. Robert Bixby: Compute Choice Awards. In: COMPUTE! 15. Jahrgang, Nr. 12. Small System Services, Dezember 1993, ISSN 0194-357X, S. 8 (atarimagazines.com).
  16. Race Into Space Project: Overview. Race Into Space Project, abgerufen am 28. August 2008.
  17. Varney 2005, p. 3