Der Burchan Chaldun (mongolisch Бурхан Халдун) ist ein 2445 m hoher Berg in der Mongolei. Er wird als heiliger Berg verehrt und gilt als Grabstätte des Dschingis Khan, der der Überlieferung zufolge auch nahe dem Burchan Chaldun geboren wurde. 2015 wurde der Burchan Chaldun und die umgebende Landschaft in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen.[1]

Burchan Chaldun
Höhe 2445 m
Lage Chentii-Aimag, Mongolei
Gebirge Chentii-Gebirge
Koordinaten 48° 47′ 0″ N, 109° 10′ 0″ OKoordinaten: 48° 47′ 0″ N, 109° 10′ 0″ O
Burchan Chaldun (Mongolei)
Burchan Chaldun (Mongolei)
Besonderheiten Heiliger Berg Dschingis Khans
Heiliger Berg Burkhan Khaldun und umliegende heilige Landschaft
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem
Vertragsstaat(en): Mongolei
Typ: Kultur und Natur
Kriterien: (iv) (vi)
Fläche: 443.739 ha
Pufferzone: 271.651 ha
Referenz-Nr.: 1440
UNESCO-Region: Asien und Pazifik
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 2015  (Sitzung 39)

Geographie Bearbeiten

Der Burchan Chaldun ist der höchste Berg im östlichen Teil des Chentii-Gebirges im Norden der Mongolei. Er ist Bestandteil der Wasserscheide zwischen dem nördlichen Eismeer und dem Pazifik. An seinen Flanken entspringen mehrere Flüsse, darunter Onon, Cherlen und Tuul, die wie der Berg als heilig betrachtet wurden. Die Landschaft am Burchan Chaldun weist eine reichhaltige Flora auf und ist bis in eine Höhe von 2.000 Meter von üppiger, sumpfiger Taiga geprägt. Oberhalb der Waldgrenze überwiegen felsiger Boden und Schotterfelder, unterhalb des Gipfels flache Wiesen. Der Gipfelaufbau wird von einer zehn Meter hohen Schotterpyramide gebildet. Aufgrund seiner Abgeschiedenheit in weglosem Gelände und der steilen Hänge ist der Gipfel nur schwer und mühsam erreichbar. Der Berg ist Bestandteil des Khan Khentii-Naturschutzgebietes.

Mythologische Bedeutung Bearbeiten

Der Name Burchan Chaldun bedeutet „Göttliche Weide“ und verweist auf die lange Verehrung, die dem Berg bereits vor den Zeiten Dschingis Khans entgegengebracht wurde. Hier lebten Geister, die den Menschen Wasser und Fruchtbarkeit brachten und denen zu bestimmten Anlässen und Festtagen geopfert wurde. Die Borjigin, die Sippe Dschingis Khans, bestattete hier ihre Toten. Die Ahnen wurden mit den Geistern gleichgesetzt, sie sollten durch die Bestattung an diesem heiligen Ort innerhalb der Sippe bleiben.

Besondere Bedeutung erfuhr die Verehrung des Burchan Chaldun, als Dschingis Khan, nahe dem Berg am Ononfluss geboren, hier auf der Jagd Rast hielt und verfügte, dass er hier begraben werden solle. Der Geheimen Geschichte der Mongolen zufolge soll er am Berg, nachdem er sich hier vor seinen Feinden versteckt und entkommen war, in einer mystischen Vision die Kraft des Berges gespürt und gelobt haben:

„Burchan Chaldun will ich jeden Morgen durch Opfer ehren, jeden Tag will ich ihn anbeten! Meiner Kinder Kinder seien dessen eingedenk!“

Dschingis Khan: Die geheime Geschichte der Mongolen §103

Nach seinem Tod soll er tatsächlich hier bestattet worden sein. Die genaue Lage des Grabes ist jedoch unbekannt, da solche Gräber zumeist versteckt und verheimlicht und angeblich manchmal sogar alle Eingeweihten getötet wurden. Auch Dschingis Khans Sohn Tolui Khan und dessen Nachkommen sind hier begraben, insgesamt wurden rund um den Berg mehr als 800 Gräber gefunden.[2] Kublai Khan, Sohn von Tolui Khan führte einen umfangreichen Dschingis-Khan-Kult ein. Unter Timur Khan, Enkel und Nachfolger Kublai Khans, wurde dieser Kult noch ausgeweitet und auf dem Gipfel ein Tempel errichtet. Kamala, der Bruder Timur Khans, der in dessen Auftrag den Kult verwaltete, ließ weiters acht Jurten aufstellen, in denen persönliche Gegenstände des Dschingis Khan als Reliquien aufbewahrt wurden. Hier vor diesen Jurten wurden an Festtagen Kulthandlungen vorgenommen, hier fanden auch die Inaugurationen der neuen Großkhane statt. Im Lauf dieser Entwicklung wurde der Berg vom Heiligtum einer lokalen Sippe zu Zentrum eines gesamtmongolischen identitätsstiftenden Kultes. Im 15. Jahrhundert verlor das Heiligtum an Bedeutung, das Zentrum der Dschingis-Khan-Verehrung verlagerte sich nach Süden hin und die acht Jurten wurden am Ordos-Plateau neu errichtet. Von dort und anderen Orten aus wird der Berg bis heute sogar in Form von Staatsakten verehrt.[3][4] Am Burchan Chaldun selbst blieb in erster Linie ein nur lokal bedeutsamer Kult bestehen, der sich nicht auf Dschingis Khan und den Sippenkult der Borjigin bezieht. Insbesondere wurden vajrayana-buddhistische Berggötter verehrt. Bis heute ist am Gipfel ein Obo, ein kultisches Steinmännchen, mit alten Opfergaben zu finden.

Literatur Bearbeiten

  • Käthe Uray-Köhalmi: Der Burhan Haldun. In: Karl Gratzl (Hrsg.): Die heiligsten Berge der Welt. Verlag für Sammler, Graz 1990, ISBN 3-85365-083-X, S. 129–142.
  • Karl Gratzl: Mythos Berg. Lexikon der bedeutenden Berge aus Mythologie, Kulturgeschichte und Religion. Hollinek, Purkersdorf 2000, ISBN 3-85119-280-X, S. 59–61.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Great Burkhan Khaldun Mountain and its surrounding sacred landscape. UNESCO World Heritage Centre, abgerufen am 12. Juni 2017 (englisch).
  2. Mongolia Sacred Mountains: Bogd Khan, Burkhan Khaldun, Otgon Tenger. UNESCO, abgerufen am 9. Mai 2009 (englisch).
  3. Khentii's Sacred Burkhan Khaldun Mountain to be worshipped. mongolia-web.com, 24. April 2006, archiviert vom Original am 15. Januar 2015; abgerufen am 15. März 2024 (englisch).
  4. Renate Bormann: Opferzeremonie auf dem Burkhan Khaldun im Khentiigebirge. Deutsche Mongolei-Agentur, 2006, abgerufen am 9. Mai 2009.