Bohumín (deutsch Oderberg, polnisch Bogumin; Aussprache/?) ist eine Stadt im Okres Karviná in Tschechien. Sie gehört zum Moravskoslezský kraj und liegt in Schlesien an der Grenze zu Polen.

Bohumín
Wappen von Bohumín
Bohumín (Tschechien)
Bohumín (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Karviná
Fläche: 3103 ha
Geographische Lage: 49° 54′ N, 18° 21′ OKoordinaten: 49° 54′ 13″ N, 18° 21′ 26″ O
Höhe: 198 m n.m.
Einwohner: 20.643 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 735 31, 735 81
Kfz-Kennzeichen: T
Verkehr
Bahnanschluss: Ostrava–Petrovice und Bohumín–Český Těšín
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 7
Verwaltung
Bürgermeister: Petr Vícha (Stand: 2022)
Adresse: Masarykova 158
735 81 Bohumín 1 – Nový Bohumín
Gemeindenummer: 599051
Website: www.mesto-bohumin.cz
Ringplatz in (Alt-)Oderberg

Geographie Bearbeiten

Der Ort befindet sich am rechten Ufer der Oder, welche hier mit der einmündenden Olsa die Grenze nach Polen (früher Preußisch-Schlesien) bildet.

Geschichte Bearbeiten

Die Herrschaft Oderberg war bis 1622 ein feudales Territorium um die Burg Barutswerde, das die Stadt mit einschloss, danach eine Grundherrschaft im Habsburgerreich und ab 1848 immer noch ein Großgrundbesitz.

Oderberg wurde 1256 als Bogun erstmals erwähnt.

Am 6. Januar 1373 verlieh Herzog Johann I. von Troppau und Ratibor, der dem Troppauer Zweig der Přemysliden entstammte, die Herrschaft Bohunyn als Lehen an Pašek von Barutswerde.

1523 verlieh der böhmische König Ludwig II. die Herrschaft an Georg, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Unter den Hohenzollern hießen Stadt und Herrschaft schon Oderberg. Der seit 1557 herrschende Georg Friedrich starb 1603 kinderlos und die Herrschaft fiel an den Kurfürsten Joachim Friedrich von Brandenburg. 1622 wurde das Lehen von Kaiser Rudolf II. eingezogen und kam unter österreichischer Hoheit als Grundherrschaft in den Besitz des Wiener Bankiers Lazarus I. Henckel von Donnersmarck. Dieser wurde 1636 in den Reichsfreiherren- und 1661 in den böhmischen Grafenstand erhoben.

Nach dem Ersten Schlesischen Krieg wurde die Herrschaft im Frieden von Berlin von 1742 zwischen Preußen und Österreich geteilt. Die Stadt blieb österreichisch, der auf der gegenüberliegenden Seite der Oder gelegene Herrschaftssitz fiel an Preußen und wurde später Schloss Preußisch Oderberg genannt. Johann Erdmann Henckel von Donnersmarck veräußerte 1765 den österreichischen Teil der Herrschaft Oderberg an Erdmann Gusnar von Komorno. Dessen Nachkommen kauften zwei Bürgerhäuser am Oderberger Ring auf und ließen diese um 1817 zu einem Herrensitz umgestalten, der danach als Schloss bezeichnet wurde. Im Jahre 1845 erwarb Marie Gräfin Rudnitzka das Gut Oderberg. Sie kaufte 1853 noch ein weiteres Bürgerhaus hinzu und ließ die Häuser zu einem kleinen Stadtschloss mit einem Park an der Rückseite umgestalten.

Im 19. Jahrhundert gehörte Oderberg als kleine Ackerbürgerstadt zur Bezirkshauptmannschaft Freistadt (Karviná-Fryštát) und hatte ein Bezirksgericht und ein Zolloberamt.

Die alte, hölzerne Oderbrücke aus dem 15. Jahrhundert wurde 1833 wegen Baufälligkeit für Fuhrwerke und 1837 auch für Fußgänger gesperrt und anschließend abgerissen. Jahrzehntelang behalf man sich mit einer Fähre, deren Bedeutung durch die Eisenbahnbrücke und weiter entfernte Straßenbrücken sank.

Heinrich Larisch von Moennich, der das Gut und Schloss Oderberg 1886 erworben hatte, schlug den Grundbesitz seiner Grundherrschaft Freistadt zu.

Mitte des 19. Jahrhunderts war Oderberg eine Kleinstadt mit 1000 Einwohnern, um 1900 waren es 1260 Einwohner. 1898/1899 wurde eine neue Straßenbrücke gebaut, die den Namen Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumsbrücke erhielt. 1902 wurde eine Pferdestraßenbahn von Oderberg nach Oderberg-Bahnhof eröffnet, die 1903 zunächst auf Dampfbetrieb und 1916 auf elektrischen Betrieb umgestellt wurde.

Zwischen den unbedeutenden Dörfern Schönichel (Šunychl) und Pudlau (Pudlov), beide zur Herrschaft Oderberg gehörig, wurde am 1. Mai 1847 der vorläufige Endbahnhof Oderberg der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eröffnet. Am 1. September 1848 wurde mit der Fertigstellung der Oderbrücke zwischen Oderberg und Annaberg (Chałupki) die Verbindung zur Wilhelmsbahn und damit zum preußischen Schienennetz hergestellt. Am Bahnhof entstand die Ansiedlung Oderberg Bahnhof, die später zur Stadt Neu Oderberg (Nový Bohumín) erhoben wurde.

Im Zuge der Auflösung Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg waren Oderberg und sein Umland zwischen der neu entstandenen Tschechoslowakischen und der Polnischen Republik umstritten (→ Olsagebiet). In einem Schlichtungsspruch des Höchsten Alliierten Rates wurde das Gebiet zwischen beiden Staaten aufgeteilt. Oderberg fiel dabei an die Tschechoslowakei und aus Schönichel wurde Šunychl. 1924 wurde der Ort zur Stadt erhoben und gleichzeitig in Nový Bohumín (Neu-Oderberg) umbenannt.

Durch das Münchener Abkommen vom 29. September 1938 verlor die Tschechoslowakei den Anteil des Landkreises Teschen mit Oderberg (nun Bogumin) an Polen. Nach der deutschen Besetzung im September 1939 gehörte Neu-Oderberg als Oderberg (Oberschlesien) zum Landkreis Teschen im Regierungsbezirk Kattowitz. Während des Krieges bestand in Neu-Oderberg ein Arbeitskommando E728 des Stalag VIII-B. Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee eingenommen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verblieb Bohumín bei der Tschechoslowakei. 1949 wurden die Orte Bohumín mit Nový Bohumín, Pudlov, Skřečon, Vrbice und Záblatí in einer Gemeinde namens Bohumín zusammengefasst. 1952 wurde Vrbice wieder herausgelöst. 1954 wurde Bohumin in fünf Bezirke unterteilt: I. město (vormals Starý Bohumín), II. Nový Bohumín, III. Pudlov, IV. Skřečoň und V. Záblatí. 1960 wurde Starý Bohumín wieder eine selbständige Stadt. 1973 wurde sie mit Nový Bohumín zur heutigen Stadt Bohumín vereinigt.

Am 1. August 1973 wurde die Straßenbahn stillgelegt.

Stadtgliederung Bearbeiten

Die Stadt Bohumín (Oderberg) gliedert sich in sieben Stadtteile:

Weitere Ortslagen:

Bevölkerung Bearbeiten

Die Mehrzahl der Einwohner sind Tschechen, viele haben jedoch schlesische Vorfahren. Der Anteil der polnischen Minderheit ist eher gering. Bis Ende des Zweiten Weltkrieges war die Stadt von Deutschen bewohnt, die vertrieben wurden (→ Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei). In der heutigen Zeit ist der besonders hohe Anteil an Roma auffällig.

Sehenswürdigkeiten Bearbeiten

 
Katholische Kirche

Verkehr Bearbeiten

Die Stadt ist ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt an einer der wichtigsten europäischen Eisenbahnmagistralen. Sie ist eine Station der ehemaligen Österreichischen Nordbahn (KFNB) von Wien nach Krakau, von welcher hier die ehemals preußische Strecke der Wilhelmsbahn nach Racibórz/Ratibor und Opole/Oppeln abzweigt. Für die den Jablunkapass überschreitende Bahnstrecke Žilina–Bohumín (ehemalige Kaschau-Oderberger Bahn) ist die Stadt ebenfalls Ausgangspunkt.

Sport Bearbeiten

Söhne und Töchter der Stadt Bearbeiten

Städtepartnerschaften Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Martin Zeiller: Oderberg. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 167 (Volltext [Wikisource]).
  • Franz Dostal: Leitfaden und Beiträge zur Geschichte der Herrschaft und der Stadt Oderberg samt Umgebung. Geschöpft aus verschiedenen Quellen. Wilhelm Meyer, Oderberg 1913, (sbc.org.pl).

Weblinks Bearbeiten

Commons: Bohumín – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)