Benjamin Collins Brodie

britischer Chirurg und Anatom

Sir Benjamin Collins Brodie, 1. Baronet (* 8. Juni 1783 in Winterslow/Wiltshire; † 21. Oktober 1862 in Broome Park/Surrey[1][2]) war ein britischer Chirurg und Pathologischer Anatom.

Benjamin Collins Brodie

Leben und Wirken Bearbeiten

Nachdem Benjamin C. Brodie 1801 nach London gezogen war, um das Fach Anatomie zu erlernen, begann er seine medizinischen Studien am dortigen St. George’s Hospital, wo er unter anderem Schüler von William Hunter[3] war. Anschließend (1808) war er dort als Chirurg und Dozent tätig. Brodie war ab 1805 Mitglied, ab 1858 Präsident des Royal College of Surgeons of England. 1819 wurde er Professor für vergleichende Anatomie in London. Am 18. Februar 1810 wurde Brodie als Mitglied in die Royal Society aufgenommen. Ab 1828 war er Leibchirurg des Königs. Am 30. August 1834 wurde ihm der erbliche Adelstitel Baronet, of Boxford in the County of Suffolk, verliehen. 1844 wurde er in die Académie des sciences[4] und 1855 in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.

Brodie war eine zentrale Figur des medizinischen Establishments seiner Zeit. Für die Chirurgie waren vor allem seine Arbeiten zur Gelenkerkrankungen (1818) von großem Einfluss.[5] Im Jahr 1836 beschrieb Brodie ein von Carl Caspar von Siebold als „Hinken“ bezeichnetes Krankheitsbild erstmals als Gelenkneuralgie.[6] Im Jahr 1850 erschien die fünfte Auflage seiner Schrift Pathological and Surgical Observations on the Diseases of the Joints mit der ersten klinischen Beschreibung des typischen Krankheitsbildes der Spondylitis ankylosans (Kapitel 12, Abschnitt 4, S. 353 ff.).[7]

Nach Brodie ist der Brodie-Abszess und der Brodie-Tumor benannt.

Er starb 1862 an den Folgen eines Tumors im Bereich der Schulter.[8] Sein Sohn Benjamin Collins Brodie jr., der als Professor für Chemie an der Universität Oxford lehrte, erbte seinen Adelstitel.

Schriften (Auswahl) Bearbeiten

  • Diseases of the Joints. 1818.
  • Lectures illustrative of various subjects in pathology and surgery. London 1846.
  • Pathological and Surgical Observations on the Diseases of the Joints. 5., veränderte und ergänzte Auflage. Longmans, London 1850.
    • Deutsche Übersetzung: Abhandlung über die Krankheiten der Gelenke. Übersetzt von G. A. Soer, Koblenz 1853.

Literatur Bearbeiten

  • Barbara I. Tshisuaka: Brodie, Sir Benjamin Collins. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 211.
  • D. D. Howat: Sir Benjamin Brodie: His bell-glas and the story of the half-sovereign. In: J. Med. Biogr. Band 1, 1993, S. 17–22.
  • Brodie, Sir Benjamin Collins. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 4: Bishārīn – Calgary. London 1910, S. 625 (englisch, Volltext [Wikisource]).

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Brodie, Sir Benjamin Collins. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 4: Bishārīn – Calgary. London 1910, S. 625 (englisch, Volltext [Wikisource]).
  2. Barbara I. Tshisuaka: Brodie, Sir Benjamin Collins. 2005, S. 211.
  3. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 285.
  4. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe B. Académie des sciences, abgerufen am 28. September 2019 (französisch).
  5. Christoph Gradmann: Benjamin Collins Brodie. In: Wolfgang U. Eckart, Christoph Gradmann (Hrsg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart. 3. Auflage. Springer Verlag, Heidelberg/Berlin / New York 2006, S. 63. Ärztelexikon 2006, doi:10.1007/978-3-540-29585-3.
  6. Georg Fischer: Chirurgie vor 100 Jahren. Historische Studie. [Gewidmet der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie]. Verlag von F. C. W. Vogel, Leipzig 1876; Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie über das 18. Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau: Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg / New York 1978, ISBN 3-540-08751-6, S. 439.
  7. Heinrich Buess, Huldrych M. Koelbing: Kurze Geschichte der ankylosierenden Spondylitis und Spondylose. J. R. Geigy, Basel 1964 (= Acta rheumatologica. Nr. 22), S. 58–60.
  8. Sir Benjamin Collins Brodie, 1st Baronet. Upclosed.com