Baphomet

angeblich von den Tempelrittern verehrtes Symbol

Mit dem Namen Baphomet oder Bafomet wurde in südfranzösischen Protokollen des Templerprozesses ein angeblich von den Tempelrittern verehrtes Symbol bezeichnet.

Baphomet nach einer Phantasie von Éliphas Lévi (Abbildung in seinem Werk Dogme et Rituel de la Haute Magie (1854))

Ursprung und Symbolik Bearbeiten

Der Ursprung des Symbols ist unbekannt. Die Baphometfigur wurde mit einem weißen Bart und zwei roten Edelsteinen als Augen dargestellt.[1]

Etymologie Bearbeiten

Über die Herkunft und Bedeutung des Wortes Baphomet gab es einige Spekulationen:

  • Abufihamat soll arabischen Ursprungs sein und ‚Vater des Verstehens’ bedeuten.
  • Baphomet soll eine Verballhornung des Namens Mahomet, der mittelalterlichen Schreibweise des Namens Mohamed, gewesen sein.[2]
  • Baphomet sei eine Verballhornung des gnostischen Bapho Metis (griechisch für: Taufe in Weisheit oder Aufnahme in Weisheit).[2]
  • Über die aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammende jüdische Atbash-Umkehrung wird in hebräischer Schrift aus Baphomet (ב פ ו מ ת) Sophia (ש ו פ י א).[3] Diese Entdeckung machte Hugh J. Schonfield; ein Beleg, dass die Templer sich mit der Atbash-Umkehrung beschäftigten, existiert bislang allerdings nicht.
  • Arthur Edward Waite meinte, Baphomet müsse rückwärts gelesen werden, da der Name ursprünglich in hebräischen Buchstaben geschrieben worden sei. Demnach bestünde das Ananym TEM OHP AB aus drei Abkürzungen mit der Bedeutung: Templi omnium pacis abbas, (= ‚der Vater des Tempels, universeller Frieden der Menschheit‘).[4]
  • Gemäß Aleister Crowley sei Baphomet eine Verballhornung von Vater Mithras (Bafomithr).[2]
  • Kuno Graf von Hardenberg knüpfte in seiner Schrift Rosenkranz und Bafomet zur Erklärung des Wortes Baphomet an ein altes templerisches Buchstabenquadrat an, in das er nach Streichung aller Buchstaben außer A und B das Templerkreuz einfügen konnte, das aus zwei „Fyrfos“ genannten heraldischen Figuren zusammengesetzt ist und heraldisch „das redende Haupt“ genannt wird.
 
Baphomet von St-Merry (geschnitzt zw. 1841/1843)

Streicht man aus dem Buchstabenquadrat hingegen nur die Buchstaben A und B, bleiben die Anfangsbuchstaben STNDMT des lateinischen Templernamens Salomonis Templum novum Dominorum Militiae Templariorum und hinter dem mittigen B die kabbalistische Umkehrung TMDNTS übrig. Kombiniert mit dem „redenden Haupt“, dem „Fyrfos“, symbolisiere das Quadrat den „Feuerentzünder“ (lat.: Fomes). In diesem Sinne sei das Quadrat als Nachweis der Ordenszugehörigkeit ein amulettartiges Kleinod zur Abkürzung eines Ritualsatzes der Templer gewesen und als Caput der Templer nicht als Haupt, sondern als Hauptritualstück zu verstehen: „ex literis B A fomitem habemus“ (= aus den Buchstaben B und A haben wir den „Feueranzünder“). Die Abkürzung dieser Formel lautete „B A fomes“ oder „B A fomit“ = Bafomet.[5][6]

Textvergleiche mit zeitgenössischer provenzalischer Literatur ergaben, dass nur in den Prozessprotokollen aus dem provenzalisch-sprachigen Raum die Schreibweise Baffomet verwendet wurde. Baffomet sei das provenzalische Wort für den Propheten Mohammed, beziehungsweise für das angebliche Idol, welches man den Moslems in einigen Chansons de geste zuschrieb. Zum Beispiel findet man die „Götter Bafum/Bafumet et Travagan“ und Mohammed als ihren Abgesandten im provenzalischen Gedicht über das Leben des Heiligen Honorat, fertiggestellt im Jahre 1300. In der Chanson Simon de Pouille, geschrieben vor 1235, spricht man von einem sarazenischen Idol genannt „Bafumetz“, und bereits der Chronist des Ersten Kreuzzugs, Raimund d’Aigulhers, nennt die Moscheen „Bafumarias“. Schon 1098 hatte Anselm von Ribemont in einem Brief aus Antiochia geschrieben, die angreifenden Muslime hätten ihren Gott „Baphometh“ angerufen.[7] Nach einem Idol befragt, beschrieben die Templer nach Meinung von Anke Krüger das, was sie über Idole aus den Chansons de gestes oder Heiligenviten wussten.[8]

Baphomet und die Templer Bearbeiten

 
Als Baphomet-Darstellung gedeutete Abbildung eines Dreigesichtigen Kopfes in der Templerburg Tomar, Portugal
 
Kapelleneingangsfenster der Komturei von Villedieu, mit Ergänzung des Baphomet im Stil von St-Merry während der Renovierung von 2012

Das historische Fundament des Baphomet findet sich in den Protokollen, die während des Templerprozesses angefertigt wurden. Einer der Anklageartikel im Prozess gegen die Templer von 1307 lautete, die Ordensbrüder würden ein „Idol“ verehren. Während der unterschiedlichen Verfahren des Prozesses bekannten nur wenige Zeugen eine solche Anbetung. Die Beschreibungen variieren. In den Protokollen der Anklage ist zum Beispiel nach Aussage Larchants von einem „Idol als ein Kopf mit Bart“ die Rede, dem die Templer angeblich huldigten. Manche erklärten es zu einer schwarzen Statue, andere als einen Kopf mit zwei oder drei Gesichtern (vgl.: Ianus, Dreifaltigkeit) oder auch als vierfüßige Gestalt.

Der Terminus baffomet erscheint hierbei nur in einigen Protokollen, die in Südfrankreich aufgenommen wurden. Es wurde weder ein Beweis für die tatsächliche Verehrung noch ein existierendes Götzenbild des Baphomet gefunden. Die Aussagen in den Protokollen divergieren derart, dass es bisher nicht möglich ist, daraus einen Beleg für die Existenz und Gestalt des Baphomet zu entnehmen. Zudem wurden diese Aussagen oft unter Folter erzwungen.[9]

Éliphas Lévis Baphomet und moderne Rezeption Bearbeiten

 
Darstellung des Baphomet in den Posen der Zwillingsbrüder Cautes und Cautopates aus dem Mithraskult
 
Baphomet in einer angeblichen Freimaurer-Zeremonie. Illustration in einem von Taxil herausgegebenen Buch. Siehe: Taxil-Schwindel
 
Siegel des Baphomet der Church of Satan

Der Magier und okkultistische Schriftsteller Éliphas Lévi Zahed zeichnete im 19. Jahrhundert Baphomet erstmals als Dämon mit gehörntem Ziegenkopf, weiblichen Brüsten und einem Pentagramm auf der Stirn. Seine Darstellung entstand aus verschiedenen weitaus älteren Gottheiten heidnischen Ursprungs. So findet man gehörnte Fruchtbarkeitsgötter im alten Ägypten und bei keltischen Darstellungen. Entsprechungen der Armhaltung und Fackelsymbolik können im Mithraskult in dem Zwillingsbrüderpaar Cautes und Cautopates entdeckt werden, den personifizierten knabenhaften Sinnbildern von Morgen und Abend, Leben und Tod mit erhobener oder gesenkter Fackel. Es können zudem mehrere konkrete Quellen für Lévis Baphomet ausgemacht werden, wie der berühmte Androgyn in Heinrich Khunraths Amphitheatrum sapientiae aeternae (1595), ein Druck in einer Ausgabe von Clovis Hesteau de Nuysement Traittez de l’harmonie et constitution generalle du vray sel und vor allem die Karte Le Diable im Tarot de Marseille (um 1500). Zudem waren optisch ähnliche Darstellungen des Teufels oder von Dämonen seit der frühen Neuzeit omnipräsent.[10]

Es ist darauf hingewiesen worden, dass Lévis Baphomet im historischen Kontext von Frühsozialismus, Romantik und Magnetismus gesehen werden muss. Er steht dabei einerseits für eine angebliche Tradition der wahren Religion, die sich von der spätantiken Schule von Alexandria über Gnostiker, Templer, Katharer und andere Häretiker bis hin zu zeitgenössischen Sozialisten erstreckte. Andererseits ist er ein symbolischer Ausdruck von Lévis magisch-magnetistischer Theorie des Astrallichts.[11]

Lévis Baphomet ist heute weit verbreitet und wurde von Satanisten übernommen. Verwendung findet die Darstellung unter anderem in der Satanischen Bibel von Anton Szandor LaVey und auf Schallplattencovern von Bands wie Angel Witch[12][13], Death SS[14][15][16], Ringworm[17], Mysticum[18] und Blackdeath[19]. Seine Faszination erklärt sich durch ihre vielschichtige synkretistische Symbolik. Die Figur vereint Gut und Böse, Mensch und Dämon, Frau und Mann, Mensch und Tier und enthält darüber hinaus Elemente der Alchemie (Solve et coagula! – ‚Löse und verbinde!‘). In der Folge fand Baphomet auch Eingang in die belletristische Literatur, etwa in den Roman „Der Vampir“ von Władysław Reymont, hier als Ausformung des Teufels.

Der Taxil-Schwindel verursachte die Verschwörungstheorie, die Freimaurer würden Baphomet, wie ihn Lévi darstellte, als Götzen anbeten.

Im so genannten „christlichen Ritus“ der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland spielt die die Weltseele versinnbildlichende Figur des Baphomet in der Schreibweise „Baffometus“, was abgeleitet von dem italienischen Wort bafil („Bart“) „der Mann mit dem Barte“ bedeutet, eine gewisse Rolle. Das Symbol ist in der Großen Landesloge nur auf dem Amtszeichen des Großmeisters sichtbar.[1]

Seine Beschäftigung mit den Templern ließ Alfred Schuler glauben, diese hätten ein bärtiges, Baphomet genanntes Haupt verehrt. Dies setzte er mit der Anbetung des quintessentiellen Lebens gleich, die die Tempelherren mit dem Tod gebüßt hätten – womit er sie zu verkappten Gnostikern erklärte.[20]

Solche modernen Darstellungen entbehren jeglichen historischen Kontextes mit den Tempelrittern und sind auch nicht mit Funden aus der Zeit der Templer belegbar.

Literatur Bearbeiten

  • Anke Krüger: Schuld oder Präjudizierung? Die Protokolle des Templerprozesses im Textvergleich (1307–1312). In: Historisches Jahrbuch. Bd. 117, 1997, ISSN 0018-2621, S. 340–377.
  • Anke Krüger: Das „Baphomet-Idol“. Ein Beitrag zur Provenienz der Hauptvorwürfe gegen den Templerorden. In: Historisches Jahrbuch. Bd. 119, 1999, S. 120–133.
  • Allan Oslo: Die Geheimlehre der Tempelritter. Geschichte und Legende. Königsfurt, Klein Königsförde/Krummwisch 2001, ISBN 3-93-393988-7.
  • Peter Partner: The Murdered Magicians. The Templars and their Myth. Oxford University Press, Oxford u. a. 1982, ISBN 0-19-215847-3, vor allem S. 138 ff. und 164 ff.
  • Julian Strube: The "Baphomet" of Eliphas Lévi. Its Meaning and Historical Context. In: Correspondences. Bd. 4, 2017, ISSN 2053-7158, S. 37–79.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Baphomet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens (= Esoterik. Bd. 12179). Original-Ausgabe, Goldmann, München 1997, ISBN 3-442-12179-5, S. 97–98.
  2. a b c Ruud Vermeer: Aleister Crowley. Iris Buecher 2005. S. 148.
  3. Diese Umkehrung wurde auch als kryptologisches Rätsel in dem Roman Sakrileg (The Da Vinci Code) benutzt.
  4. Horst E. Miers: Lexikon des Geheimwissens (= Esoterik. Bd. 12179). Original-Ausgabe; sowie 3. aktualisierte Auflage, beide Goldmann, München 1993, ISBN 3-442-12179-5, S. 98.
  5. Karl R. H. Frick: Die Erleuchteten. Gnostisch-theosophische und alchemistische Geheimgesellschaften. Marix Verlag, Wiesbaden 2005, S. 258ff.
  6. Andreas Resch: Online-Ausgabe des Lexikon der Paranormologie. Stichwort: Baphomet. In: igw-resch-verlag.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 28. August 2018.
  7. Recueil des historiens des croisades. Historiens occidentaux. Band 3. Imprimerie Impérial, Paris 1866, S. 892–893.
  8. Anke Krüger: Das „Baphomet-Idol“. 1999.
  9. Ian Wilson vertritt die – von der Fachwissenschaft überwiegend abgelehnte – Hypothese, das von den Tempelrittern angeblich verehrte Idol sei mit dem Turiner Grabtuch identisch. Vgl. zuletzt Karlheinz Dietz, Die Templer und das Turiner Grabtuch. In: Karl Borchardt, Karoline Döring, Philippe Josserand, Helen J. Nicholson (Hrsg.): The Templars and Their Sources (= Crusades – Subsidia. Bd. 10). Routledge, London 2017, ISBN 978-1-315-47529-5 (E-Book; eingeschränkte, unpaginierte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  10. Strube 2017, S. 40–42
  11. Strube 2017, S. 44–73
  12. Matthias Mader: Angel Witch. In: Matthias Mader, Otger Jeske, Manfred Kerschke (Hrsg.): NWOBHM: New Wave of British Heavy Metal. The Glory Days. Iron Pages, Berlin 1995, S. 16.
  13. Angel Witch. In: Malc Macmillan (Hrsg.): The N.W.O.B.H.M. Encyclopedia. I.P. Verlag Jeske/Mader GbR, Berlin 2012, S. 35.
  14. Death SS: The Horned God of the Witches, 1981.
  15. Death SS: Guardian Angel, Lucifer Rising Records 1997.
  16. Death SS: The Horned God of the Witches, Black Widow Records 2004.
  17. Ringworm: The Promise, Incision Records 1993.
  18. Mysticum: Lost Masters of the Universe, Planet Satan Revolution 2004.
  19. Blackdeath: Satan macht frei, Drakkar Productions 2004.
  20. Franz Wegener: Alfred Schuler, der letzte deutsche Katharer. Gnosis, Nationalsozialismus und mystische Blutleuchte. Gladbeck 2003, ISBN 3-931300-11-0, S. 32.