Die BMW R 50 S war ein Motorrad, das die Bayerischen Motorenwerke von 1960 bis 1962 – einer für das Unternehmen wirtschaftlich schwierigen Zeit – 1634-mal bauten. Sie war die leistungsgesteigerte, sportliche Variante des Basismodells BMW R 50 mit Zweizylinder-Boxermotor. 1960 erschien ebenfalls die R 69 S, die bis 1969 hergestellt wurde.

BMW R 69 S, Baujahr 1966
Motor der R 69 S mit „Beule“ für den Schwingungsdämpfer

Geschichte und Konstruktion Bearbeiten

Die R 50 S entsprach technisch weitgehend dem Standardmodell R 50 mit Doppelschleifenrohrrahmen, geschobener Schwinge vorn und einer Schwinge mit zwei Federbeinen hinten. Hinzu kam ein hydraulischer Lenkungsdämpfer anstelle des mechanischen der R 50.[1] Die Leistungssteigerung des 500-cm³-Motors von 26 PS auf 35 PS wurde im Wesentlichen durch eine höhere Verdichtung (9,2 : 1 statt 6,8 : 1), höhere Drehzahl (7650/min statt 5800/min) und Vergaser mit einem von 24 mm auf 26 mm vergrößerten Durchlass erreicht.[2]

1962 wurde die Kurbelgehäuseentlüftung verbessert, und Änderungen an den Vergasern verbesserten die Gemischbildung bei Kurvenfahrt.

1960 löste die 42 PS starke R 69 S die R 69 mit 35 PS ab. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h (liegend, aufrecht sitzend 160 km/h, Angaben nach Betriebsanleitung) gehörte diese 600er BMW zu den schnellsten Motorrädern ihrer Zeit. Bei vielen der ersten Fahrzeuge traten frühzeitig schwere Motorschäden mit abgerissenen Zylindern, defekten Kurbelwellen und zerstörten Motorgehäusen auf; eine wirksame Abhilfe brachte aber ab 1963 der auf den vorderen Kurbelwellenstumpf montierte Torsionsschwingungsdämpfer.[3] Dessen Platzbedarf erforderte einen geänderten vorderen Gehäusedeckel mit einer etwas ausgebauchten Unterhälfte – siehe „Beule“ im Bild – und eine geringfügig geänderte Vorderradschwinge mit Abflachung am unteren Schutzblechträger-Rohrbogen. Die Produktion der R 50 S wurde nach wenig mehr als einem Jahr eingestellt, eine Nachrüstung mit dem Schwingungsdämpfer wurde vom Werk auch für dieses Modell empfohlen.

Die Fahrwerke von R 50 S und R 69 S sind weitestgehend baugleich. Die R 69 S wurde allerdings – insbesondere in den USA – auch mit vorderer Teleskopgabel geliefert. Auf Wunsch war für die R 69 S ab Werk ein 24-Liter-Tank erhältlich, Zubehöranbieter (z. B. Heinrich und Hoske) boten weitere Tankgrößen für fast alle BMWs an. Die sogenannten Ochsenaugenblinker an den Lenkerenden gab es als Zubehör ab Werk für alle Modelle.

Als erstes BMW-Motorrad war die R 69 S auf Kundenwunsch in Elfenbein- statt schwarzer Lackierung ab Werk erhältlich.[4]

Erkennbar sind die Motoren der „S“-Modelle – wie auch die von R 68 und R 69 – an ihren breiteren Ventildeckeln mit nur zwei statt sechs Längsrippen der R 50/R 60.

Technische Daten Bearbeiten

 
Dover Weiß: BMW R 69 S in Madison, Wisconsin
 
BMW R 69 US, Bj. 1969, in Granada-Rot mit Telegabel
Modell: R 50 S R 69 S
Bauzeit 1960–1962 1960–1969
Motorbauart Zweizylinder-Boxer
Ventilsteuerung Zentrale Nockenwelle, OHV, 2 Ventile pro Zylinder
Hubraum 494 cm³ 595 cm³
Bohrung × Hub 68 × 68 mm 72 × 73 mm
Verdichtung 9,2 : 1 9,5 : 1
Leistung 26 kW (35 PS) bei 7650/min 31 kW (42 PS) bei 7000/min
Vergaser 2 Bing, 26 mm
Zündung Bosch-Magnetzündung
Getriebe 4 Gänge (Fußschaltung), Kardanantrieb
Rahmen Doppelschleifen-Rohrrahmen
Radstand 1415 mm
Reifen vorn und hinten 3.50–18
Bremsen vorn und hinten Trommel, Ø 200 mm
Leergewicht ca. 200 kg
Tankinhalt 17 l
Höchstgeschwindigkeit 160 km/h 175 km/h
Preis 3.535,00 DM 4.030,00 DM
Stückzahl 1.634 11.317

R 50 S und R 69 S im Motorsport Bearbeiten

Privatfahrer setzten sowohl die R 50 S als auch die R 69 S im Motorsport ein, allerdings vorwiegend mit Seitenwagen in Gespannrennen. Diese Maschinen mit Stoßstangenmotoren hatten nur wenig mit den wesentlich leichteren RS-Maschinen gemein, die sich durch Motoren mit obenliegenden Nockenwellen auszeichneten.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Zeyen, Jan Leek: BMW – Die Motorräder seit 1923. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02401-2.
  • Dorothea Briel: BMW – Die Motorräder. Paul Zsolnay Verlag, Wien 1993, ISBN 3-552-05084-1.
  • Hans-Joachim Mai: 1000 Tricks für schnelle BMWs. BMW-Zweizylinder-Motorräder ohne Geheimnisse. 10. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-87943-226-0.
  • Jan Leek: BMW: Motorräder seit 1945. 1. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03475-4, Seite 27–29 (Reihe Typenkompass)

Weblinks Bearbeiten

  • BMW R 50 S. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 24. November 2019 (Dossier im BMW Group Archiv).
  • BMW R 69 S. In: BMW Geschichte. BMW AG, abgerufen am 24. November 2019 (Dossier im BMW Group Archiv).
  • Handbuch Motorräder R 50, R 60, R 69 S, R 50 S. (PDF) In: BMW Geschichte. BMW AG, April 1961, abgerufen am 24. November 2019 (Betriebsanleitung mit Bildern, 99 Seiten).
  • BMW R 26, R 27, R 50, R 50 S, R 60, R 69 S. (PDF) Original BMW Ersatzteil. In: BMW Geschichte. BMW AG, März 1966, abgerufen am 24. November 2019 (Ersatzteilliste mit Bildern, 322 Seiten).

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Dorothea Briel: BMW – Die Motorräder. V.I.P. motor, Paul Zsolnay Verlag, Wien 1993, ISBN 3-552-05084-1.
  2. Jan Leek: Typenkompass BMW – Motorräder seit 1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-613-03475-4.
  3. Ein auf der Kurbelwelle sitzender Schwingungsdämpfer war bereits für den Pkw BMW 700 entwickelt worden; er reduziert die Kurbelwellenschwingungen auf weniger als ein Drittel. Quelle: Helmut Hütten: Schnelle Motoren – seziert und frisiert. Motorbuch-Verlag, Stuttgart, 10. Auflage 1994, ISBN 3-87943-974-5, dort Seite 312, Bild 11.3.
  4. Wolfgang Zeyen/Jan Leek: BMW – Motorräder seit 1923, Motorbuch Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-613-02401-2.