Der Bürgermeister von Theben war ein altägyptischer Beamtentitel, der seit dem Neuen Reich belegt ist.

Bürgermeister von Theben in Hieroglyphen

Hati-a-en-Niut
Ḥ3.tj-ˁ-n-Njwt
Bürgermeister der Stadt (Theben)[2]

Hati-a-en-Niut-reset
Ḥ3.tj-ˁ-n-Njwt-rst
Bürgermeister der Südlichen Stadt (Theben)

Aufgaben Bearbeiten

Der Inhaber dieses Titels war in der 18. Dynastie der oberste Verwalter der Stadt Theben. Er trug dazu den Titel „Scheunenvorsteher des Amun“ und war somit auch für die Versorgung der thebanischen Tempel zuständig. Ab der 19. Dynastie verwaltete er nur noch die östliche Stadthälfte, da ein neues Amt mit dem Namen „Bürgermeister von Westtheben“ eingerichtet wurde, das jedoch dem östlichen Bürgermeisteramt untergeordnet war.[3]

Zu seinen Aufgaben zählten u. a. auch die eines Richters, da Bürgermeister im Neuen Reich mit den Priestern lokale Gerichtshöfe bildeten.[4] Er begleitete zudem den Wesir oder den Amunspriester auf Inspektionsgängen in die Nekropole auf dem Westufer.

Er war der Vorgesetzte der Stadtteilkommandanten, von denen es im Nord- und Südteil der Stadt jeweils zwei gab und die eher polizeiliche Aufgaben ausübten. Zu seinen Untergebenen zählten auch die Distriktschreiber („Schreiber (des Sprechers) des Stadtverwaltungsgebiets“), von denen es seit der Ramessidenzeit ebenfalls jeweils zwei pro Stadthälfte und dazu zwei für den westlichen Teil gab. Zudem existierte ein „Schreiber des Bürgermeisters“ und ein „Stellvertreter des Bürgermeisters“ mit weiteren Schreibern.[5]

Zu den bekanntesten Bürgermeistern zählten im Neuen Reich Ineni, Sennefer und Ptahmose, sowie in der Spätzeit Montuemhat.

Titelträger Bearbeiten

Neues Reich Bearbeiten

Name Datierung Bemerkungen
Tetiky Ahmose
Seni Amenophis I.Thutmosis II. Unter Thutmosis I. zum „Vizekönig von Kusch“ befördert.
Ineni Thutmosis I. – Hatschepsut
Sauser Thutmosis III.[6] Sauser wird nur einmal im thebanischen Grab A4 erwähnt, das einem Schreiber der südlichen Stadt, Wensu gehört.
Sennefer Amenophis II.
Kenamun Amenophis III. Er war der Schwiegersohn von Sennefer und ist im thebanischen Grab TT162 begraben worden.[7]
Ptahmose Amenophis III. Auch „Wesir“ und „Hoherpriester des Amun
Amenemhab Ende der 18. Dynastie.[8]
Roy 18. Dynastie
Paser Ramses II.
Hunefer Ramses II. – Merenptah
Amenemhet 19. Dynastie
May 19. Dynastie
Nefermenu 19. Dynastie
Nebneheh 20. Dynastie
Paser Ramses III.
Amenmose Ramses IV.
Paser Ramses IX.
Nesi Amenemope Ramses XI.

Spätzeit Bearbeiten

Name Datierung Bemerkungen
Karabasken 25. Dynastie
Nespath 25. Dynastie
Montuemhat Psammetich I.
Basa Psammetich I.
Pabasa Psammetich I. TT279
Padiamun Psammetich I.
Patjenefi Psammetich I. TT128
Nesptah Psammetich I. Sohn des Montuemhat
Reemmaacheru Psammetich I.
Ramose Psammetich I.
Chonsirdes Psammetich I. Pedubast
Padihorresnet Psammetich I. – Necho II.
Pedubast Necho II.

Siehe auch Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Wolfgang Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs (= Probleme der Ägyptologie. Band 3). Brill, Leiden 1958, S. 236–245.
  • Diana Alexandra Pressl: Beamte und Soldaten: Die Verwaltung in der 26. Dynastie in Ägypten (664 - 525 v. Chr.). Lang, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-631-32586-X, S. 75.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b W. Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs. Leiden 1958, S. 522–533.
  2. Rainer Hannig: Großes Handwörterbuch Ägyptisch-Deutsch. Die Sprache der Pharaonen (2800-950 v. Chr.) (= Kulturgeschichte der antiken Welt. Band 64/ Hannig-Lexica. Band 1). 3. unveränderte Auflage, von Zabern, Mainz 2001, S. 506.
  3. W. Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs. Leiden 1958, S. 237.
  4. W. Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs. Leiden 1958, S. 237–238.
  5. W. Helck: Zur Verwaltung des Mittleren und Neuen Reichs. Leiden 1958, S. 243–245.
  6. Lise Manniche: Lost Tombs, A Study of Certain Eighteenth Dynasty Monuments in the Theban Necropolis (= Studies in Egyptology.). Kegan Paul International (KPI), London/ New York 1988, ISBN 0-7103-0200-2, S. 85–87.
  7. Betsy Bryan: The 18th Dynasty before the Amarna Period. In: Ian Shaw (Hrsg.): The Oxford History of Ancient Egypt. Oxford university press, Oxford, New York 2000, ISBN 978-0-19-280458-7, S. 263.
  8. L. Manniche: Lost Tombs, A Study of Certain Eighteenth Dynasty Monuments in the Theban Necropolis. London/ New York 1988, S. 47–49.